LESEPROBE “Affäre Calas”

Klappentext

Wie der Hase läuft, ist ganz allein die Sache des Fuchses …

Die 33jährige Juristin Sandrine fährt nach Toulouse, um das Erbe Ihrer Tante anzutreten: Vergilbte Dokumente, die die Affäre Calas beleuchten, einen Justizskandal aus dem 18. Jahrhundert. Sandrine will den rätselhaften Fall aufklären, stößt in Toulouse aber nur auf Misstrauen und Ablehnung. Auch ihr Jugendfreund Henri, in den sie sich verliebt, benimmt sich zunehmend sonderbar. Als jemand versucht, sie zu ermorden, merkt sie, wie brisant die alte Affäre ist …

 

Kurze Leseprobe

Wachsbleich und sehr fremd lag Charlotte in ihrem Sarg aus Palisanderholz – helles Holz hatte sie immer gehasst -, die Hände mit den langen Fingern und den manikürten Nägeln gefaltet, das Haar wie einen halben Heiligenschein um ihren Kopf gebreitet, die schönen grauen Augen endgültig geschlossen. Mir zog es das Herz zusammen und ich zitterte vor Trauer und Kälte. Nie mehr würde ich beobachten können, wie sie sich die Lippen schminkte, fuhr es mir lächerlicherweise durch den Kopf (etwas, das mich vor allem als kleines Mädchen fasziniert hatte, weil meine Mutter nie einen Lippenstift benutzte); niemals mehr würde ich sie lachen hören, so silberhell und auf- und abhüpfend. Nun hieß es Abschied zu nehmen für immer.
Niedergedrückt, mit pochenden Kopfschmerzen und noch müder als zuvor, verließ ich nach einer Weile die eisige Halle, um die Formalitäten für die Beerdigung zu klären, bevor die Angestellten ihren wohlverdienten Feierabend antraten. Dann würde ich endlich in die Rue de la Dalbade fahren. Doch ich scheute mich vor der Leere dort und den traurigen Augen der alten Marie. Ich war erst wenige Schritte gegangen und überlegte gerade, wo sich ein Aspirin auftreiben ließe, als plötzlich das Handy klingelte. Rasch setzte ich meine Tasche ab, um die Hände freizuhaben, und drückte auf die Empfangstaste. „Ja, hallo?“
„Sandrine …“
„Ja? Bist du es, Sam?“
„Hm … Es tut mir leid, das mit Charlotte. Ich hab es gerade erst erfahren. Wo steckst du?“
„Ich bin bereits in Toulouse. Wieso hast du meine SMS erst jetzt gelesen?“
Sam atmete hörbar. Dann sagte er leise: „Ich … äh, das Handy war nicht aufgeladen.“
„Aha“, sagte ich, während ich mich blitzartig an ein ähnliches Telefongespräch erinnerte. Ich spürte, wie der Kloß in meinem Hals anfing zu wachsen. „Danke übrigens für die Rosen zum Geburtstag.“
„Schon gut … wenn ich demnächst wieder in Nürnberg bin, dann …“
„Das heißt, du fliegst nicht nach Toulouse, zur Bestattungsfeier?“
„Nein … Ich … ich hab zwei wichtige Konferenzen, Sandy, tut mir leid.“
Ich starrte auf das Handy in meiner Hand, das ich weit weg von mir hielt, als ob es ein Fremdkörper wäre und mir gar nicht gehörte. Dabei fiel mein Blick auf ein Blumenbeet: Rosenstöcke, die mit jetzt nadellosen Tannenreisern bedeckt waren, letzte Schneereste. Direkt vor dem Beet hatte ein Hund sein Geschäft hinterlassen. Ich hielt das Handy wieder an mein Ohr. „Konferenzen? Sag, dass das nicht wahr ist, was ich gerade denke“, flüsterte ich mit benommenem Kopf und angeekelt von dem Kothaufen. „Ist da wieder eine Frau?“
„Rede dir jetzt bloß nicht ein, dass es deine Schuld ist, Sandrine!“
„Wieso meine Schuld? Was meinst du damit?“
„Ach nichts“, sagte mein Mann. „Vergiss es …“, und dann beendete er das Gespräch. Seine Stimme … sie hatte genauso spröde geklungen wie damals, und er hatte keinen Versuch unternommen, mich zu beruhigen.
„Oh, mein Gott“, stieß ich hervor.

Leserstimme

“Liest sich wie ein guter französischer Film, bei dem Alfred Hitchcock der Co-Regisseur war!”
(Klara Bellis, 12.10.2014)

(533 Seiten, E-book und Taschenbuch)

Am 1. Februar 2016 erreichte mich über meinen Verlag in Berlin das Schreiben einer Dame aus Frankfurt, das ich hier auszugsweise veröffentlichen möchte:

“… leider erhielt ich ihr Buch nicht in einer Buchhandlung. Zum Glück aber in der Frankfurter Universitätsbibliothek, und zwar über die Fernleihe. Als ich Ihr Buch schließlich abholen konnte und zu lesen anfing, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Ich bewundere sehr, wie Sie Voltaires Schriften, die schwierigen religiösen Zusammenhänge und die so spannende Geschichte verbinden. Ihre Personen leben regelrecht … Falls ich doch noch nach Toulouse in die rue des Filatiers komme, werde ich an Sie denken …”

Darüber habe ich mich sehr gefreut! 🙂

LESEPROBE “Marie – die Erbin des Grals”

Klappentext

Jedes Geheimnis hat seinen Ort: In der verfallenden Dorfkirche von Rennes-le-Château fand Abbé Saunière 1886 einen Topf mit Goldmünzen, vergilbte Pergamente und unter einer Gruft sogar einen funkelnden Schatz. Die Entzifferung der Pergamente offenbarte nicht nur, dass es sich um den sagenhaften Gral handelte, sondern ließ hinter dessen Geheimnis ein noch gewaltigeres aufscheinen.
Saunières zunehmende Besessenheit, die Lösung des Rätsels zu finden, ging einher mit einem äußerst luxuriösen Leben, das er aus dem Erlös des Schatzes finanzierte. Doch wie gefährlich seine Entdeckungen waren, zeigten mysteriöse Todesfälle unter den wenigen Eingeweihten.
Unter der Last ihres Mitwissens begann Marie Dénarnaud, Haushälterin und Geliebte des Priesters, heimlich niederzuschreiben, was er als Geheimnis hütete.
Das faszinierendste an diesem erregenden Roman ist sein authentischer Hintergrund (19. Jh.)

Marie Dénarnaud, Haushälterin und Geliebte eines südfranzösischen Landpfarrers, erzählt ihre Lebensgeschichte und deckt dabei eines der gefährlichsten Geheimnisse des Abendlandes auf.

Kurze Leseprobe

„Als ich Bérenger Saunière kennenlernte, den Mann, der mich reich und selig machen würde, der mich zur Mitwisserin eines unbegreiflichen Geheimnisses werden lassen und in Sünde verstricken sollte, war ich gerade achtzehn Jahre alt. Es war der erste schöne Frühlingstag im März des Jahres 1886, als ich freudigen und zugleich bangen Herzens die holprige, gewundene Straße hinaufstieg, die zum Dorf Rennes-le-Château führt …

Die rote Erde rechts und links des Weges dampfte. Ein gutes Omen, dachte ich bei mir, den Korb mit meinen Habseligkeiten, der mir zunehmend schwerer geworden war, ein wenig zurechtrückend. Am ersten schönen Frühlingstag eine neue Stellung anzutreten, das musste ganz einfach gelingen …

Schon konnte ich die Umrisse der alten Burganlage von Rennes-le-Château erkennen. Die mächtigen Eichen, die vor den halb zerfallenen, teilweise mit Moos und Efeu bewachsenen Gemäuern und Türmen stehen, fingen gerade an, vorsichtig auszutreiben. Man könne nicht wissen, ob die Bäume die alte Burg beschützten oder umgekehrt, meinte Bérenger Saunière später einmal über sie auf einer unserer heimlichen Unternehmungen.

´Wohnt der Abbé Saunière in der Hütte des alten Pons, die sich Pfarrhaus nennt?`, fragte ich Émilie Maury – so hieß die alte Frau, die meine erste Freundin in Rennes-le-Château werden sollte. ´Ja, er hat sich dort notdürftig ein Zimmer eingerichtet.` Sie tätschelte tröstend meine Hand. ´Das vernünftigste wäre es, wenn du dich bei mir einquartierst. Bis du ein eigenes Zimmer im Pfarrhaus beziehen kannst, wird es noch eine Weile dauern.` Als ich nachts aber allein in der fremden Kammer lag, war nicht nur das kalte, helle Mondlicht daran schuld, dass ich nicht einschlafen konnte …

„Ein Jahr darauf, als wir längst vom Pfarrhaus in die Villa Béthania umgezogen waren – natürlich mit all dem, was sich gut versteckt im Keller des alten Hauses befand – kamen die Tiere für Bérengers privaten Zoo, der zur Komplettierung seines Paradieses unbedingt erforderlich war. So hielten bei uns sprechende Aras Einzug, bunte Finken, Pfauen und obendrein ein Affe. Bérenger rief ihn Mela. Die Leute sperrten die Mäuler auf, wann immer sie ihn zu Gesicht bekamen, er war gewissermaßen ein lebendes Pendant zu Asmodi, dem Teufel, der Jahre später die Kirche zieren sollte.“

Leserstimmen

Georg Hirschelmann – Mitteldeutsche Zeitung, 20. 3. 2004: … Haben Sie etwas gelernt? Vielleicht etwas vorgeführt bekommen: Wie man verbürgte Geschichte flott und sauber mit eigenem Erleben (Köppel hat einige Zeit in Südfrankreich recherchiert) und einiger Spekulation mixt und daraus ein spannendes Buch macht …

Lectures pour Tous – Lesezeit, La Voix, Luxemburger Wort, 26. 11. 2003 :… wer aber nach der Lektüre der virtuos erzählten Geschichte von der Erbin des Grals Freude daran hat, die Originalschauplätze zu besuchen – sie haben die Stürme der Zeiten bis zum heutigen Tag überstanden …

Nürnberger Nachrichten, 18./19.10.2003: Geschichtslehrer liegen voll daneben, wenn sie uns immer nur mit Daten, Namen und Ereignissen aus der Vergangenheit füttern. Romane müssen sie schreiben, Geschichten, die uns Geschichte miterleben lassen! Auch wenn es Tausende solcher Schmöker gibt, alte Zeiten ziehen immer. Eine schöne bunte Geschichte aus dem 19. Jahrhundert erzählt der Roman „Die Erbin des Grals“.

 

(E-book; Printausgaben: “Die Erbin des Grals”, Rütten & Loenig, Berlin 2003, Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2005, 459 Seiten)

LESEPROBE “Esclarmonde – Die Ketzerin vom Montségur”

Klappentext

Es lebe der Gott der Liebe! Im Jahr 1244 schreibt Bertrand von Blanchefort, den sicheren Tod vor Augen, ein Testament, in dem er seine Geschichte erzählt – ein Leben im Zeichen grausamster Verfolgung von Christen durch Christen und der verbotenen Liebe zu einer Ketzerin.

Inhalt:
Ein Kreuzritterheer zieht im 13. Jahrhundert im Namen des Papstes seine blutige Spur durch Südfrankreich. In dieser grausamen Zeit begegnen sich die Katharerin Esclarmonde und der Tempelritter Bertrand. Ihre Liebe steht unter einem schlechten Stern, denn beide sind durch ein Keuschheitsgelübde gebunden.
Als Bertrand Jahre später unter Einsatz seines Lebens den legendären Schatz des Salomon in Sicherheit bringen soll, trifft er Esclarmonde auf der Festung Montségur wieder, und sie erleben eine Liebe, die über jeden Zweifel erhaben ist.

Kurze Leseprobe

Als ich, langsam und in düstere Gedanken verloren, zu unserer Burg zurückritt, schallten mir schon von weitem Musik und Gesang entgegen. Der Tross der Gaukler, die den Troubadour begleiteten, war wohl endlich angekommen, und meine Stimmung hellte sich wieder auf. So wie am frühen Morgen der Wind die letzten Wolkenfetzen der verregneten Tage verjagt hatte, so würde die bunte Schar, dieses lustige Völkchen, mir sicher die Trübsal vertreiben.
Vor der letzten Biegung zügelte ich Omar. Ich stieg erneut vom Pferd, um mein selbstauferlegtes Versprechen wahr zu machen und Marinette am Wegesrand einige Thymianzweiglein zu pflücken. Als ich mich wieder aufrichtete, blickte ich ein weiteres Mal hinunter ins Tal. Irgendetwas hatte sich seit dem Morgen verändert. Die fahle Sichel des Mondes stand am Firmament und – zwei kleine Nebelschwaden zogen aus dem Wald am Saum des Berges Bugarach. Nebel? Bei diesem herrlichen Wetter? Das Feuer eines Köhlers vielleicht – oder gar ein Waldbrand?
Rasch kletterte ich auf einen großen Felsbrocken, um eine bessere Sicht zu haben. Da stob eine Kette Rebhühner aus einem Wacholderstrauch hervor und flog mit Getöse über meinen Kopf hinweg, so dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte und in die Tiefe gestürzt wäre. Auch Omar war erschrocken und schnaubte aufgeregt. Ich verfolgte ein Stück den Gleitflug der goldgelben Vögel, bis erneut mein Blick an der Stelle rechts neben dem Bugarach hängenblieb. Nein, da war nichts mehr zu sehen. Kein Nebel, kein Rauch. Ich musste mich getäuscht haben. Dennoch war ich beunruhigt und beobachtete noch eine Zeitlang den undurchdringlichen dunklen Wald und seine Umgebung. Als ich mir ganz sicher war, dass nichts Ernstes hinter meiner Wahrnehmung steckte, sprang ich erleichtert hinunter zu Omar, der sogleich dachte, die Kräuter seien für ihn bestimmt. Ich lachte über sein Ansinnen, saß auf, kraulte mein Pferd beim Widerrist – und vergaß dabei die ganze Angelegenheit.
Nachdem ich Omar dem Stallknecht übergeben und den Thymianstrauß ans Backhaus gehängt hatte, ging ich der aufreizenden Weise einer Schalmei nach und fand bald einen schmächtigen Narren vor, der meinen Schwestern zum Schlängelreigen aufspielte. Sein grün-schwarz kariertes Wams stand in Kontrast zu seinen feuerroten Haaren. Ein zweiter Gaukler, das Haupt mit einer schwarzen Samtkappe bedeckt, von der ihm ein Seidentuch auf die linke Schulter fiel, schlug ein Tamburin, und ein weiterer entlockte einer Doppelflöte geradezu fremdartige Töne. Ich musste lachen, als ich bemerkte, dass sogar unsere Ziegen neugierig durch die Ritzen ihres Pferches lugten.

Leserstimme

Sehr gut recherchierte Geschichte mit Liebe zum Detail

(357 Seiten, E-book)

LESEPROBE “Rixende – Die Geheimen Worte”

Kurzinhalt:

Südfrankreich am Ausgang des 13. Jahrhunderts
 
Fünfzig Jahre nach dem Fall der Bergfeste Montségur flammt die Ketzerei wieder auf. Katharische Missionare bringen es fertig, dass sich ganze Pyrenäendörfer erneut bekehren, darunter das berüchtigte Montaillou. In den reichen Städten Albi und Carcassonne dulden gutsituierte Bürger (Gelehrte, Händler, Handwerker und Zunftmeister) sowie gewählte städtische Konsuln großmütig den „häretischen Glauben“, dem vor allem das Gesinde anhängt.
Es kommt zu tumultartigen Szenen und Zusammenstößen mit dem „sanctum officium“, der unbarmherzigen Inquisition in Gestalt der Dominikaner. Die im bürgerlichen und kanonischen Recht äußerst bewanderten Mönche beabsichtigen mit der Verleumdung und Verhaftung der Honoratioren nicht zuletzt, an ihr Vermögen zu kommen. Die mit den Dominikanern rivalisierenden Franziskaner stellen sich in diesem Kampf überraschenderweise hinter die Bürger, die alles daransetzen, ihre schwer erkämpften kommunalen Rechte und Freiheiten zu bewahren.

Noch immer ist Rom aber auch hinter dem Schatz der Katharer her, mit dem sich vier parfaits in einer der Nächte vor der Eroberung des Montségur von einer hohen Steilwand abgeseilt hatten. Die Gerüchte um den Schatz und sein Versteck wollen kein Ende nehmen. Besteht er aus Gold und Silber? Handelt es sich um den Gral, um seltsame Schriften, oder muss der Schatz als uraltes Geheimnis spirituell verstanden werden?
Die Inquisition von Carcassonne schöpft einen Verdacht. Aber der Hüter der „Geheimen Worte“ scheint unauffindbar.

Kurze Leseprobe

Von solchem Glanz bezwungen, wich mein Mut,
Und schier entrückt, mein Auge, schlug ich nieder …
Dante, Die Göttliche Komödie

 

Fulco von Saint-Georges verstand Nikolaus von Abbéville immer weniger, der auf ein baldiges Autodafé drängte und Bonifatius’ schriftliches Urteil nicht abwarten wollte.
»Wenn wir die Leute von Albi allesamt auf den Scheiterhaufen schicken«, sagte er ernst, »so bestätigen wir damit nur das Vorurteil der Katharer, dass diese Welt die Hölle sei und wir – die römische Kirche – die Synagoge Satans! Wir spielen ihnen geradezu in die Hände und erschaffen uns ständig unsere Ketzer selbst!«
»Schwätzerei! Bonifatius steht im Wort. Unser Delegierter hat ihm schließlich nicht nur unsere Sicht der Dinge überbracht, sondern zugleich gutes Geld«, antwortete ihm Abbéville mit wütend funkelnden Augen, und er untermalte seine zynischen Worte mit einer eindeutigen Handbewegung. »Ich habe mich überreden lassen, das ´Schöne Feuer` nicht vor dem Christfest anzuzünden, doch jetzt sind alle Feierlichkeiten vorüber. Weshalb also noch warten? Nach meiner Rückkehr von Toulouse müssen die Ketzer brennen. Glaubt Ihr wirklich, Bruder Fulco, dass sich der Papst auf die Seite Aimeric Fabris gestellt haben könnte, eines Laien? Da kann ich nur lachen!«
Nach einem erneuten Einwurf Saint-Georges’, dass es dennoch sicherer sei, das schriftliche Urteil in Händen zu haben, bevor man zur Tat schritt, und dass man sich zumindest den Fall Calveries nochmals genauer ansehen müsse, wurde Abbévilles Stimme ziemlich schrill.
»Ihr mit Eurem Calveries! Jetzt reicht es mir, Bruder! Früher war man nicht so zimperlich, da hat man einen, der von sich behauptete, er sei der Heilige Geist, einfach in einen mit Werg ausgestopften Weidenkorb gesteckt und noch in der gleichen Stunde auf dem Marktplatz angezündet. Nun kann der Verrückte ja nichts für seinen wirren Kopf, der Ketzer aber hat sein Schicksal selbst in der Hand. Wie steht bei Johannes geschrieben: Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie in das Feuer, und sie muss brennen. Ist nicht das Feuer eine besondere Freude Gottes und das geeignete Mittel, den Weizen von der Spreu zu reinigen?«
Da fasste sich Fulco von Saint-Georges ein Herz. Er stand auf, sah Abbéville fest ins Gesicht und sagte:
»Wir behaupten zwar, es sei Gottes Wille, all diese Leute auf den Scheiterhaufen zu schicken. Es stehe so geschrieben, sagen wir Kirchenleute im Brustton der Überzeugung. Doch ist es wirklich Sein Wille, auch Unschuldige zu verbrennen? Bruder Nikolaus, wir dienen längst nicht mehr Gott. Und ich wage das, was ich insgeheim befürchte, kaum auszusprechen: Missbrauchen wir vielleicht Seinen Namen, um unsere Interessen durchzusetzen?«
Saint-Georges war zu weit gegangen. Er wusste es im gleichen Augenblick, als er in Abbévilles Augen sah. Abbéville fixierte seinen Verweser lange und sagte dann leise und scharf:
»Euer Handwerk ist die Inquisition, Bruder Fulco, doch Euer Kopf scheint vollgestopft mit philosophischen Sentenzen, und Ihr tragt zudem äußerst gefährliche Gedanken mit Euch herum. Ihr beschmutzt mit durch nichts zu beweisende Vorwürfe Euer eigenes Nest. Eure Stellung gebietet Euch aber mit allen Mitteln – ich betone, mit allen Mitteln – die Reinheit des Glaubens aufrechtzuerhalten! Nichts weiter. Auch die Hoffart ist dem Herrn ein Gräuel. Sollte tatsächlich der eine oder der andere unserer Inhaftierten nicht der Ketzerei schuldig sein, so ist ihm dennoch der Vorwurf zu machen, dass er seine Pflicht vernachlässigt hat. Kein Band der Verwandtschaft, keine persönliche Freundschaft dient als Entschuldigung für die Verheimlichung der Ketzerei. Hört also endlich mit Euren Jeremiaden auf. Habt Ihr mich verstanden?«
Es hatte keinen Sinn, Abbéville verstand ihn nicht, wollte ihn nicht verstehen.

Leserstimmen

Atmosphärisch dicht geschriebener, spannend aufbereiteter Mittelalter-Roman, der einen ausgezeichneten Einblick in die damalige Zeit bietet. Hervorheben möchte ich – neben den fein gezeichneten Charakteren auch derjenigen Personen, die tatsächlich involviert waren -, den ausführlichen Anhang mit Erklärungen. Aufgrund seiner Authentizität und des angenehmen Schreibstils der Autorin war dieser Roman für mich ein außergewöhnlich schönes Leseerlebnis.

(494 Seiten, E-book)

LESEPROBE “Sancha – Das Tor der Myrrhe”

Klappentext

Der Hof von Toulouse – im 12. Jahrhundert eine der zivilisiertesten Stätten des Abendlandes – ist in Gefahr. Ein packendes Katharer-Epos vor dem Hintergrund verbürgter Geschichte.

Inhalt
„Der Schmerz wird nachlassen, Liebste“, sagte Miraval, „denn die Zeit kennt kein Ufer!“
Südfrankreich 1211: Der Albigenserkreuzzug bewegt sich auf Toulouse zu. Die Ketzerei soll getilgt und Südfrankreich annektiert werden. Getrieben vom heißen Wunsch, die bedrohte Stadt ihres blutjungen Gemahls zu retten, um sich Liebe und Anerkennung zu verschaffen, macht sich SANCHA von Toulouse mit einigen Getreuen auf die Suche nach dem Tor der Myrrhe. Dort soll sich ein Gegenstand befinden, von dem es heißt, er würde selbst Päpste und Könige erschüttern.
Simon von Montfort, der charismatische Anführer der Kreuzfahrer, zwei hochrangige Prälaten und die Tempelritter sind ebenfalls hinter dem Geheimnis her. Jeder bespitzelt jeden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Kann die Stadt Toulouse gerettet werden?

Kurze Leseprobe

Alle meine Gedanken gelten der Liebe  …
Ramon de Miraval, Troubadour
(12./13.Jh.)

Erstes Nachtgewölk erkämpfte sich den rosenrot gefärbten Himmel, als sie sich mit kleinem Gefolge und hoch zu Ross auf den Weg zur Kirche machten. Knechte hatten dafür gesorgt, dass die Gassen, durch die sie kamen, weitgehend von Unrat und Bettelvolk befreit worden waren. Einzig ein Bauernmädchen, das sich in der Rue de Filatiers aufhielt, schrie bei ihrem Anblick entsetzt: „Santa Katerina!“ und schlug im Laufen mit der Gerte auf ihre bockige Ziege ein.

Vor der Kirche brandete Jubel auf. Ihr Besuch war angekündigt worden. „Tolosa! Tolosa!“, riefen die Leute begeistert, als Roç vom Pferd sprang und Sancha den Arm reichte. Ein leichter Wind lupfte ihren dünnen hellgelben Schleier, der, am schmalen Stirnreif befestigt, auf maurische Art nicht nur das Haar, sondern auch das halbe Gesicht verbarg. Es war ihr noch immer Ernst mit dem Schwur, erst an jenem Tag auf den Schleier zu verzichten, an dem Toulouse erkennen würde, dass sie statt Liebreiz und Schönheit, Mut und Verstand zu bieten hatte.

Als sie an der Seite ihres Gemahls und gefolgt von Petronilla, Miraval, den Pagen und Knappen, durch das Portal in das Dunkel der Kirche schritt, dachte sie im Stillen, dass sie sich eigentlich immer am wohlsten in der Umgebung von klugen Männern fühlte. Das war schon in Zaragoza so gewesen. Kemenatengeplänkel, das Lesen frommer Breviere oder gar feine Nadelarbeiten, wie Leonora sie schätzte, lagen ihr nicht. Wie hatten sie alle drei gelacht, Roç, Miraval und sie, bevor sie zum Kirchgang aufgebrochen waren: Magische Kreuze an den Wänden! Mene, mene Tekel!

Auch Miraval war der Meinung gewesen, dass Bischof Fulco eine neue Schurkerei angezettelt hatte, um das Volk auf seine Seite zu ziehen. Aber wer hatte das „Wunder“ für ihn eingefädelt und wie? Diese neue Bruderschaft der Weißen Büßer?

Leserstimmen

Helene Luise Köppel hat hier die Fortsetzung zu ihem Roman “Alix” geschrieben und auch hier ist ihr eine spannende Geschichte gelungen, eine gute Autorin, die auch sehr gut geschichtlich recheriert, fand ich toll, absolut lesenswert und von meiner Seite empfehlenswert.

(537 Seiten, E-book)

(Simon de Montfort – der Schlächter des Südens)

LESEPROBE “Alix – Das Schicksalsrad”

Klappentext:

Südfrankreich 1202: Im lebensfrohen, toleranten Okzitanien dreht sich das Rad des Schicksals. Päpstliche Legaten ziehen durchs Land. Sie predigen den Kreuzzug gegen die „Brutstätte der Häresie“, die Katharer.
In dieser unruhigen Zeit wird die blutjunge Alix von Montpellier von ihrer Mutter nach Cahors verschachert, an den Hof des für seine Grausamkeit berüchtigten Fürstbischofs Bartomeu. Ihre um ein Jahr jüngere Schwester Inés soll an ihrer Stelle den im Volk beliebten Trencavel heiraten, den Vizegrafen von Carcassonne und Béziers – einen jungen, blonden Mann, von dem es heißt, er lache mit seinen Rittern und Knechten und sei ihnen kaum wie ihr Gebieter.
Lange kämpft Alix gegen das ungerechte Schicksal und ihren geistlichen Widersacher an. Als sie vergilbte Pergamente findet und den wahren Grund für ihre Gefangenschaft entdeckt, bereitet sie ihre Flucht vor. Ihr Weg führt sie nach Carcassonne, das bereits im Visier der anrückenden Kreuzfahrer steht.
Neben all den verwirrenden Ereignissen, die in den folgenden Jahren auf die junge Frau einstürmen, muss sie auch mit ihren Gefühlen ins Reine kommen, denn Alix liebt ausgerechnet den Gemahl ihrer Schwester. Und ihr Todfeind, der Fürstbischof von Cahors – einer der Finanziers der Kreuzfahrer – sinnt auf Rache.

KURZE LESEPROBE

Im Turm zu Montpellier, am Tag vor Alix` Abreise …

Nach der schicksalhaften Unterredung mit ihren zwei Töchtern hatte sich Doña Agnès in ihre Kemenate zurückgezogen, wo der Bischof auf sie wartete, auf ihrem Bett liegend, nackt, jedoch zugedeckt mit einem blütenbestickten Laken.
»Seid ohne Sorge«, hatte sie zu ihm gesagt, während sie den spanischen Schleier und das Obergewand ablegte. »Ihr könnt morgen reiten und Alix mit Euch nehmen. Inés wird den Trencavel heiraten und Marie stecke ich in ein Kloster. Doch zuvor erbitte ich noch einmal Euren Rat. Die Konsuln der Stadt setzen mich schon wieder unter Druck …« Sie öffnete eine hölzerne Kassette, nahm ein Pergament heraus, an dem noch die Siegel hingen, und las es ihm vor:
»Wir, die wir jeder von uns ebenso viel wert sind als Ihr, und die wir vereinigt mehr vermögen als Ihr, setzen Euch als unsere Herrin ein, doch nur unter der Bedingung, dass Ihr unsere Rechte und Freiheiten anerkennt.
Habt Ihr das gehört, Bartomeu? Bedingungen stellen sie. Mir, der Herrin von Montpellier! Mein guter Wilhelm würde sich im Grabe umdrehen, wenn …«
»Ihr wittert überall Intrigen, Agnès«, antwortete ihr der Bischof. »Lasst zwei oder drei Konsuln einkerkern, wie ich es Euch geraten habe, dann werden die anderen Ruhe geben. Das Volk braucht eine starke Hand. Und was Eure Stieftochter Marie angeht, die Ihr nun wieder am Halse habt … nun, ich würde sie nicht ins Kloster stecken. Sie wäre die Richtige für Pedro von Aragón.«
Agnès zuckte zusammen. »Für den König?« Sie legte den Brief beiseite.
»Warum nicht? Nachdem Ihr jetzt rechtmäßig über Montpellier herrscht, und nicht Marie, besteht keine Gefahr, dass sich Pedro hier einen weiteren Stützpunkt schafft. Alles gehört nun Euch, Agnès, ausgenommen die Teile der Stadt, die sich im Besitz des Heiligen Stuhls befinden. Montpellier gilt zudem als ketzerfrei, der Handel und die Wissenschaft blühen, und Ihr selbst steht unter der Obhut des Papstes.« Der Bischof breitete weit die Arme aus. »Und wem habt Ihr die Wahrung Eurer Interessen zu verdanken? Antwortet, meine Liebe!«
Doña Agnès drehte sich zu ihm um. »Euch natürlich, Bartomeu von Cahors«, sagte sie lakonisch. »Aber lasst mich noch einmal auf den König zurückkommen. Ohne Montpellier kann ihm Marie doch gar nichts wert sein! Außerdem hat er derzeit eine Geliebte.«
»Mare de Deu! Zwei ´Pferdchen` im Stall zu haben, ist doch keine Sünde. Pedro ist seit Jahren hinter jedem schönen Weib her. Lasst uns einen Pakt schließen, Agnès. Ich setze meinen neuen Zelter als Pfand dafür ein, dass Pedro von Aragón um Maries Hand anhält, und Ihr setzt die große graue Perle aus Eurer Schmucktruhe dagegen.«
Agnès schüttelte den Kopf. »Die Perle hat mir Wilhelm geschenkt. Sie ist von Wert.«
»So seid kein Hasenherz, Agnès!« Auffordernd hielt ihr Bartomeu die Hand entgegen.
Da gab sie sich einen Ruck und schlug ein.
Der Bischof lachte zufrieden. »Seht freilich zu, dass Marie in die Nähe von Pedro gelangt«, schärfte er ihr ein, »vielleicht auf dem Hochzeitsfest in Carcassonne.« Er spielte mit dem edelsteinbesetzten Kreuz auf seiner haarlosen Brust. »Den Rest lasst meine Sorge sein. Solange ihm nicht Eure schöne Alix über den Weg läuft, wird der König an Marie Gefallen finden …«

Leserstimmen

“Alix” ist wieder ein Volltreffer, wenn es um beste Recherchen der Geschehnisse der Zeiten in ihren Geschichten geht und was natürlich die Spannung betrifft. Herausragend ist ihr Schreibstil und die Wahl der Worte. Anspruchsvoller Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Zeile.

(478 Seiten, E-Book)

bezierscaritats