“Einst war Italica berühmt …”

COLONIA AELIA AUGUSTA ITALICA

“Einst war Italica berühmt …” (Un Tiempo fue Itálica famosa) – so heißt ein Stück für Solo-Gitarre, mit dem der spanische Komponist Joaquin Rodrigo im Jahr 1980 an Italica erinnert – die erste römische Stadt in Spanien (benannt nach “Italien”): COLONIA AELIA AUGUSTA ITALICA.
Spätestens seit Gaius Iulius Caesar besaß Italica den Status eines Municipiums – einer Stadt mit römischem Bürgerrecht, aber eigenen Gesetzen.

Heute handelt es sich um eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens!

Ungefähr 7 km nördlich der Stadt Sevilla (direkt hinter dem Ort Santiponce) erstreckt sich eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens: ITALICA. Die römische Verwaltungsstadt war zugleich die erste römische Stadt in Spanien. Errichtet wurde sie im Anschluss an den 2. Punischen Krieg (um das Jahr 200 v. Chr.) zuerst als Militärposten und Lager für verwundete römische Soldaten. Die kleine Siedlung entwickelte sich jedoch – dank Gaius Iulius Caesar – bald zu einer bedeutenden Stadt: Colonia Aelia Augusta Itálica beherbergte rund 8000 Menschen.
Alle Einwohner erhielten das Recht, Römer zu werden. Die Bedeutung von Italica lässt sich auch daran ermessen, dass die Familien der römischen Kaiser Trajan und Hadrian hier lebten; sie selbst wurden hier geboren.

Das gut erhaltene Amphitheater (mit einer Länge von 160 m) fasste einst 25 000 Besucher und war damit eine der größten Anlagen im gesamten römischen Imperium.

(Interessant am Rande: Im Amphitheater wurde eine Szene aus der 7. Staffel von Games of Thrones gedreht.)

Das Schicksal schlägt zu – und entscheidet sich für Sevilla:

Kein Römer hatte wohl damit gerechnet, dass sich bald nach der Fertigstellung des Amphitheaters der Flusslauf des Guadalquivier verändern könnte – mit dem Ergebnis, dass die Wasserversorgung für Italica gefährdet war.
Vom neuen Flusslauf profitierte hingegen die nahegelegene Stadt Sevilla, die dadurch bereits in der Antike zu einem wichtigen Ort wurde.

Italica – heute eine der größten archäologischen Ausgrabungsstätten Spaniens

Itálica – die hier verehrten Gottheiten

Zuvorderst war die Muttergöttin Kybele (mit der obligatorischen “Mauerkrone” auf dem Kopf) ein wichtiger Bestandteil des römischen Staatskultes. Man brachte der Kybele Opfergaben und weihte ihr einmal im Jahr – Anfang April – Spiele. (Ludi Megalenses).
Die römischen Frauen Italicas verehrten aber auch die dreigestaltige Göttin Hekate (Hekate, Luna + Diana). Von ihr hat man in Italica ein Wandgemälde entdeckt und rekonstruiert.
Im Heiligtum der Göttin Celestis und in der Kapelle der Göttin Nemeses entdeckte man hingegen besondere Fußabdrücke in Marmorplatten, die diesen beiden Göttinnen zugeschrieben wurden.

Fast alle römischen Ruinen, Aquädukte, Tempel, Thermalbäder und Häuser des großzügig angelegten Areals sind relativ gut erhalten – vor allem aber die wunderbaren Mosaiken, die sich in der sog. “Neustadt” befinden.

Die prachtvollen Mosaikfußböden in den Wohnhäusern der römischen Elite
– eine Reminiszenz an die Motivwelt der Antike

Verfall und Niedergang der Stadt Italica

Der Verfall von Italica begann bereits unter den Westgoten, die die Stadt zuerst als Festung nutzten, später auch als Bischofssitz. Das Westgotenreich unterlag ab 711 den muslimischen Mauren, worauf sich der Niedergang der Stadt weiter fortsetzte. Danach diente die Stadt Jahrhunderte lang als Steinbruch. Erst im 18. Jahrhundert begann man mit den Ausgrabungen; im 19. Jahrhundert hat man Italica erstmals in einen archäologischen Park umgewandelt.
Heute ist nur das unter Kaiser Hadrian angelegte Viertel erschlossen und zu besichtigen. Die weitaus größeren Teile der einst rund 50 Hektar großen Stadt schlummern friedlich unter dem Ortskern der heutigen Stadt Santiponce.
Die Ausgrabungen werden jedoch fortgesetzt …

Was man sonst noch wissen muss, wenn man Italica besucht:

Die Original-Statuen der römischen Kaiser und der Gottheiten befinden sich im Archäologischen Museum von Sevilla, vor Ort sind nur Kopien.
Beste Besuchszeit: früh morgens!
Eintritt: wie fast überall in Spanien für EU-Bürger frei!
(Andere Reisende 1,50 Euro)

Weitere magische Orte in Spanien:
(alphabetische Reihenfolge)

Acinipo, Arcos de la Frontera,
AstorgaÁvila,Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc,Catalayud,Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de VillalonsoCiudad RodrigoCuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Gibraltar, Santuari del Far, Jerez de la Frontera, Léon, Madrid,  Medina Sidonia, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Ronda, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, Ronda, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/Dolmen, TarifaToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Die Ruinen von Acinipo – wie aus der Welt gefallen!

Acinipo – eine antike römische Stadt im südlichen Spanien

Acinipo –
das “Alte Ronda”?

In der Nähe von Ronda, auf einem einsam gelegenen Hochplateau auf tausend Meter Höhe, befindet sich ein mit Steinhaufen übersäter Hang, auf dem die Ruinen der ehemaligen Römerstadt Acinipa liegen.
Ein von aller Welt verlassener Ort, könnte man meinen – zumal sich am Tag meines Besuches, im September 2022, nur wenige Touristen hierher verirrt hatten. Aber dieser Eindruck täuschte: Gefühlte tausend Wespen schienen mich erwartet zu haben – und offenbar nur mich! (Lag es an meinem Deo?) Eine verirrte sich sogleich im weiten Ärmel meines Shirts, fühlte sich dort offenbar bedroht (obwohl ich die Luft anhielt und mich nicht wehrte) – und stach zu. Es war nicht allzu schmerzhaft, zum Glück reagiere ich auf Insektenstiche nicht allergisch; es war mir nur ein Rätsel, woher die vielen Wespen kamen. Weit und breit gab es nur trockene Disteln und/oder magere Tamarisken. Erst auf dem Rückweg entdeckte ich ihr Versteck: Aus einem breitausladenden alten Feigenbaum (mit ganz winzigen Früchten!) summte und surrte es wie aus Tausenden von “Wespenkehlen”! 🙂

Doch zurück zum Kernpunkt meines Besuches, den Ruinen von Acinipo: Sie befinden sich rund 20 Kilometer nordwestlich von Ronda in der Provinz Málaga (Andalusien), nahe der Stadt Montecorto. Man vermutet heute, dass hinter dem römischen Acinipo das Alte Ronda steckt (Vieja Ronda), das sich hier einst terrassenartig am Südhang des Massivs Las Mesas erstreckte. Die günstige strategische Lage von Acinipo erschließt sich spätestens, wenn man von ganz oben hinunter ins Tal blickt.
Acinipo, das einst ein fruchtbares Areal von 57 Hektar bedeckte (vorzugsweise Ackerbau), lag zudem an einer bedeutenden Handelsroute.

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Theateraufführungen in Acinipo –
nicht nur für Schafe!

Das große Amphitheater der Römer, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, wird noch heute für Theateraufführungen genutzt. Am Tag meines Besuches hielten auf der halbkreisähnlichen Tribüne jedoch nur einige Schafe ihre Mittagsruhe ab – ganz unbeeindruckt von mir und meinem Fotoapparat – aber auch von den Wespen.

Acinipo – eine frühere keltische Besiedlung?

In Acinipo wurden u.a. 4000 Jahre alte Zeichen prähistorischer Besiedlung aus der Kupfer- und Bronzezeit entdeckt, und einige Quellen weisen auf eine frühe keltische Besiedlung hin (erwähnt bei Plinius und Ptolemäus.

Acinipo – am Ort einer Römerschlacht?

Andere Wissenschaftler glauben, Acinipo verdanke seine Gründung erst der “Römerschlacht von Munda” im Jahr 45 v. Chr. (Munda = antike Bezeichnung für Ronda?)
Es handelte sich um die letzte Schlacht im Bürgerkrieg zwischen Gaius Julius Caesar und den Republikanern. Fakt ist jedenfalls, dass sich hier vorzugsweise pensionierte Veteranen der Legionen von Julius Caesar niederließen, um ihren Lebensabend zu genießen. Bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. begann der Verfall und im 6. Jahrhundert zerstörten die Westgoten die Stadt. Danach sprach niemand mehr von Acinipo.

Heute harren noch weite Teile der antiken Stadt, die einst den gesamten Hügel bedeckte, ihrer Entdeckung.

Reisetipps für Acinipo

Das Gelände der ehemaligen Römerstadt ist ganzjährig zu besuchen. Tja, und eine gute Salbe gegen Insektenstiche sollte man auf Reisen sowieso immer in der Tasche haben – vor allem, wenn man sich an Orte begibt, die irgendwie “aus der Zeit gefallen” sind! 🙂

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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Ronda La Vieja – das alte Ronda

Altersruhesitz für Legionäre

Versteckte Schätze: Taurinya – ein Abstecher zum (Mino-)Taurus”?

Nach meiner Besichtigung der Abtei Saint-Michel-de-Cuxa (im Jahr 2013) entschloss ich mich, mich vor der Rückfahrt nach Prades noch rasch im benachbarten Weiler Taurinya umzusehen (Département Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien, 5 km südlich von Prades).
Es war allein der Ortsname “Taurinya”, der mich neugierig machte. Ich fragte mich, ob dieser Ort eventuell in irgendeiner Beziehung zu einem Stier steht. (Taurus – Minotaurus*)
Mein erster Weg führte mich zur Kirche: Saint-Fructueux de Taurinya, die jedoch leider abgeschlossen war. Weit und breit niemand in Sicht.
Beim Umrunden der Kirche jedoch, bei dem ich (unbefugterweise, sorry!) kurz den Garten betrat, um wenigstens den Glockenturm ablichten zu können, stutzte ich. Da war doch was Auffälliges auf dem Kapitell zwischen den Zwillingsfenstern! Ich zoomte das Bild heran und entdeckte darauf – zu meiner freudigen Überraschung – tatsächlich jenen Stier, der diesem Ort seinen Namen gab!
Wenig später entdeckte ich auch noch am Ortsbrunnen einen prachtvollen Stierkopf, der allerdings sichtlich neueren Datums war.

* Der Minotauros (auch Minotaurus) ist eine Gestalt der griechischen Mythologie: ein Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf.

Fotos bitte anklicken zum Vergrößern!

Wieder daheim, machte ich mich im Netz auf die Suche nach Taurinya und die Kirche mit dem seltsamen Namen “Saint-Fructueux”: Ich fand heraus, dass dieses Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert stammt, später jedoch mehrmals umgebaut wurde. (Verlängerung des Hauptschiffes + 2 schmale Seitenschiffe). Der quadratische Turm wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Er ist 18 Meter hoch. Auf der zweiten und dritten Etage gibt es, wie man sehen kann, offene Fensterdurchbrüche. Die Kapitelle sind mit Pflanzen- und zoomorphischen- (tierähnlichen) Motiven) versehen – einschließlich jenes Stierkopfes, der auf den Namen des Ortes verweist. Voilà!
Benannt ist die Kirche nach dem Heiligen Fructueux von Tarragona, ( + 259 n. Chr.). Der ehemalige Bischof von Tarragona* gilt heute als einer der ältesten dokumentierten Märtyrer auf der Iberischen Halbinsel. Mit ihm wurden, auf Befehl von Kaiser Valerian (253-260 n. Chr.), auch seine beiden Diakone gefangen genommen und zur Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Die Vollstreckung erfolgte übrigens im Amphitheater von Tarragona (s. Foto unten). Es heißt, die drei Märtyrer seien nach ihrem Tod – gekrönt und in liturgischen Gewändern! – der dortigen christlichen Gemeinde und auch ihren Henkern erschienen, um ihnen Anweisungen für ihre Beerdigung zu geben. Gruselige Vorstellung!

* Tarragona ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden der spanischen autonomen Region Katalonien.


Magische Orte in der Umgebung: Boule d’Amont, Belpuig, Ille-sur-TêtPrieuré de Serrabone, Saint-Michel-de-Cuxa,

Hymnus an die Sonne von Arles

“Hymnus an die Sonne”

… ist ein Gedicht von Frédéric Mistral (1830 – 1914), worin er die “Goldene Sonne der Provence” rühmt. Der französische Dichter und Linguist schrieb seine Werke auf Provenzalisch und erhielt dafür im Jahr 1904 den Nobelpreis für Literatur. Das damit verbundene Preisgeld verwendete Mistral für den Ausbau der von ihm im Jahr 1896 gegründeten ethnographischen Sammlung im Museum Ariaten in Arles.
Mit dem letzten Vers dieses schönen Gedichtes möchte ich nun Sie einstimmen, mit mir einen Gang durch das im Sommer meist sonnendurchflutete Arles zu unternehmen:

Lass dein goldnes Feuer glühen,
Dass die Sorg’, die Schatten fliehen.
Glüh in deines Glanzes Wonne,
Lächle uns, o schöne Sonne!

Frédéric Mistral, aus “Hymnus an die Sonne”

Arles in der Antike

Nachdem mich bei meinem Aufenthalt im Jahr 2009 das südfranzösische Arles (Département Bouches-du-Rhône, ca. 50 000 Einwohner) zu meinem zweiten Thriller Blut.Rote.Rosen inspiriert hat, kommt man bei dieser alten Stadt, deren Wurzeln bis ins 10. Jh. v. Chr. zurückreichen, um ein Stück Geschichte nicht herum. Offiziell gegründet wurde Arles von den Griechen (den Phokäern aus Kleinasien) – ursprünglich ging diese Stadt aber aus der keltoligurischen* Handelssiedlung Ar Laith hervor.
Der antike Name von Arles lautete Arelate – (die Stadt in den Sümpfen).
Im Jahr 123 v. Chr. kam Arles unter römische Herrschaft (Provinz Gallia Narbonensis). Kein Geringerer als Gaius Julilus Caesar machte sie im Jahr 46 v. Chr. zur römischen Militärkolonie Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum. Mehr oder weniger gut erhalten aus dieser Zeit sind das Amphitheater (Arena) und die Reste der ehemaligen Thermen – beide ein Anziehungspunkt für Touristen. Vom römischen Forum, das sich im Stadtzentrum befand, existieren nur noch Spuren an einer Hauswand. Der ägyptische Obelisk aus dem Circus (der ehemaligen Rennbahn) schmückt heute, stolz und schlank, den Platz vor dem Rathaus, bzw. vor der Kathedrale Saint-Trôphime.

Arles war in der Antike aufgrund seiner Lage (am Ostufer der Rhône) eine wohlhabende Stadt: Die wichtigsten Handelsstraßen waren erreichbar: Hier kreuzte sich die Via Agrippa nach Lugdunum (Lyon) und weiter nach Augusta Treverorum (heute Trier) bis zur Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heute Köln) mit der Via Aurelia, die Massilia (Marseille) mit Rom verband.

* vorrömische Bevölkerung im Rhônegebiet

Die Arena (Amphitheater) – das Highlight von Arles

“Das kleine Rom von Gallien” – so nannte man früher die Stadt Arles. Das Amphitheater aus dem 1. Jh. n. Chr. (aus der Epoche des Augustus*) gilt als beachtliches Beispiel römischer Ingenieurskunst. Es fasste über 20 000 Zuschauer und ist älter und größer als die Arena von Nîmes. Die Sitzplätze sind um das riesige Oval angeordnet. Es existieren dreißig Sitzreihen bis zu den Oberseiten der Eingangsbögen. Im Mittelalter hatte man diese Bögen mit Steinen blockiert und die Arena als befestigte Stadt benutzt. Dabei wurden die (damals kleinen) Häuser eng an eng in das zentrale Oval gepfercht. Erst zu Beginn den 19. Jh. erfolgte die Entfernung des Häusergewirrs im Inneren der Arena. Fortan benutzte man das Amphitheater für Stierkämpfe, kulturelle und folkloristische Veranstaltungen.
Hier, in der Arena, entdeckte man die berühmte Venus d’Arles, die sich heute im Louvre befindet, sowie andere Skulpturen.

* Augustus (Oktavian), 1. römischer Kaiser von 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.; Alleinherrscher des Römischen Reiches.

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Der römische Obelisk und das Forum

Im ehemaligen Circus der römischen Stadt (Rennbahn) entdeckte man einen 15 m hohen ägyptischen Granit-Obelisken, der nun seit dem Jahr 1676 an der Place de la République steht, direkt vor dem Rathaus (Foto links).
Das sogenannte Forum war in den Städten des römischen Reiches ein zentraler Platz, der das politische, juristische, ökonomische und religiöse Zentrum des Orts bildete. Es entsprach dabei weitgehend der griechischen Agora.
Die Reste des ehemaligen Forums von Arles befinden sich an der noch heute stark frequentierten Place du Forum (Foto Mitte), wo sich auch eine Statue des Dichters Frédéric Mistral befindet.

Die Thermen des Konstantin

In der Antike stand Arles, was die Bedeutung betraf, mit Marseille (Massilia) im Wettstreit. Ihre Blütezeit erreichte die Stadt unter dem römischen Kaiser Konstantin*, der sie ausbaute und ihr den Beinamen Constantina gab. Durch seine Besuche “adelte” der Kaiser gewissermaßen die Stadt, die daraufhin – nach der Gründung von Konstantinopel – die Rolle einer zweiten Hauptstadt spielte.
Im Jahr 395 n. Chr. wurde Arles die Hauptstadt des römischen Galliens und wenige Jahre später sogar, anstelle von Trier, Regierungssitz des römischen Westreichs.  

* Kaiser Konstantin der Große war von 306 – 337 römischer Kaiser; ab dem Jahr 334 Alleinherrscher

Unten an der Rhône befinden sich die Überreste des antiken Badehauses, das auf Veranlassung von Kaiser Konstantin erbaut wurde. Diese Bäder, die es in allen römischen Städten gab (s. auch Rennes-les-Bains), wurden zur Körperpflege, zum Trainieren und für soziale Kontakte benutzt. Sie waren sowohl für Männer als auch für Frauen und teilweise sogar für Kinder zugänglich. Die Technik war aufwendig, das Wasser kam aus den römischen Aquädukten und die Temperatur wurde durch Holzöfen geregelt. Verziert waren die Badehäuser mit farbigem Marmor und Fresken. Der Eintritt war frei oder zumindest sehr billig.

(nachstehendes Foto: Nordapsis der Thermen)

Arles und die antike Totenallee (Alyscamps)

Das bereits in der Antike angelegte Gräberfeld, genannt Alyscamps, das schon Dante, van Gogh und Gauguin faszinierte, liegt an der ehemaligen Römerstraße Via Aurelia, am südöstlichen Rand der Altstadt. Zwischen den mehr oder weniger gut erhaltenen Resten zweier alter Kirchen reihen sich auf beiden Seiten einer fünfhundert Meter langen Platanen-Allee antike Steinsarkophage aneinander. Der Name Alyscamps kommt von Campi elissi (elysische Gefilde).

Das gallorömische Theater

Das gallorömische* Theater von Arles befindet sich ebenfalls in der Altstadt. Es war eine Art Open-Air-Theater, das ungefähr 10 000 Menschen fasste. Die im Halbrund angelegten Sitzplätze umgaben eine große Bühne mit mehreren Steinsäulen/Bögen. Ging es in der Antike um griechische Tragödien und Komödien (ludi Graeci), die man ins Lateinische übersetzte und dem jeweiligen römischen Publikumsgeschmack anpasste (ludi Romani), werden heute dort vorzugsweise Sommerkonzerte veranstaltet.

* Gallische und römische Kultur verbanden sich ab Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus zur gallorömischen Kultur.


Arles und die Kryptoportique

Den sog. Kryptoportikus (Cryptoportique) von Arles erreicht man über das Rathaus. Dort erhält man die Eintrittskarten für die Führungen, wobei auch Einzelerkundigungen möglich sind. Hier unten, tief im Bauch der Stadt, bewegt man sich gewissermaßen noch immer auf “römischem Grund und Boden”. Das riesige Gewölbe mit seinen Säulen, Kammern und Bögen erstreckt sich über zwei Ebenen. Es wurde seinerzeit zur Stabilisierung des damaligen Forums errichtet. Hier unten befanden sich aber auch die Unterkünfte der Sklaven. Die Kammern sind feucht und dunkel. Ungemütlich. Gruselig. Also der ideale Schauplatz für einen Thriller! 🙂

Kurzer Romanauszug:

Als ich feststellte, dass der Fremdenführer bei jedem einzelnen Säulenfragment innehielt und lang und breit die Stile und Ornamente erklärte, stahl ich mich davon und machte mich tapfer auf den Weg zu den Pforten des Hades. Bald verstummten die Stimmen hinter mir. Einzig das stetige Platschen der Wassertropfen begleitete mich. Ich hätte schwören können, dass die Werkstattlampen – nannte man sie nicht auch Krötenlampen? – heute noch düsterer brannten als gestern. Einige flackerten sogar nervös. Ich hoffte, sie hielten durch. Ich musste das auch. Plitsch. Platsch … Peinlich genau hielt ich mich an die Mitte des breiten Ganges, wenn mich nicht gerade eine Pfütze oder ein größeres Rinnsal daran hinderte. Mehrmals drehte ich mich um. Einmal weil ich einen kleinen Hund kläffen hörte. Ein andermal – mein Herzschlag beschleunigte sich – weil ich den Eindruck hatte, es folgte mir wer. Als ich ungefähr Zweidrittel des Weges hinter mich gebracht hatte, entdeckte ich die ersten Kreidemarkierungen. Mein Herz hämmerte. Ich öffnete meine Umhängetasche und tastete nach der Pistole und der Taschenlampe. Dann blieb ich stehen. Lauschte auf das stete Tropfen des Wassers und mein Atemgeräusch. Ich knipste die Taschenlampe an, doch sie zitterte so sehr in meiner Hand, dass die Schatten an den Wänden den reinsten Totentanz aufführten …

“Blut.Rote.Rosen”, von Helene Köppel, S. 218 ff

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Arles im Christentum – die Kathedrale Saint-Trophime

Bereits im 3. Jahrhundert wurde Arles Bischofssitz. Hier fand das erste Bischofskonzil Galliens statt und hier wurde der hl. Trophimus (der Legende nach ein Schüler des Apostels Petrus) zum ersten Bischof der Stadt geweiht. Er christianisierte die Provence. (Die Gebeine des Heiligen ruhen heute in der Kirche.) Hundert Jahre später bekam Arles ein Erzbistum.
Obwohl von Normannen, Westgoten und Sarazenen mehrmals erobert und zerstört, behauptete sich Arles; und als die Stadt ab dem Jahr 536 zum Frankenreich zählte, erkor man sie (im Jahr 879) zur Hauptstadt des Königreichs Burgund. Im Jahr 1033 kam Arles schließlich zum Heiligen Römischen Reich.
Ende des 11. Jahrhunderts war Arles mit 15.000 bis 20.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in der Provence. Als “Königreich Arelat” war die Stadt unabhängig und zog viele religiöse Orden an. Weitere Kirchen wurden gebaut.
Im Jahr 1178 krönte man in der Kathedrale Saint-Trophime Friedrich Barbarossa (Rotbart) zum König von Burgund.
Im 13. Jahrhundert unterwarf sich Arles König Karl von Anjou, bis die Stadt im Jahr 1481 schließlich an Frankreich fiel.

Der romanische Teil der von der Antike beeinflussten Kathedrale (und ehemaligen Benediktiner-Abteikirche) Saint-Trophime wurde zwischen 1100 und 1150 erbaut. Bei ihrem Bau verwendete man Steine aus dem antiken Theater. Mitte des 15. Jahrhundert entstanden der Gotische Chor und weitere Umbauten. In Saint-Trophime versammelten sich früher die Wallfahrer, um gemeinsam von Arles aus nach Santiago de Compostela zu pilgern. Das prächtige Eingangsportal (Tympanon: Christus als Weltenrichter) stellt neben der etwas früher entstandenen Fassade der Abtei Saint-Gilles eine der schönsten Skulpturen in der Provence dar. Der Kreuzgang soll ebenfalls zu einem der schönsten der Provence zählen, halb romanisch, halb gotisch.

Das Rathaus, die Straßen und Gassen von Arles

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Arles und die Maler van Gogh und Picasso

Nahezu unzertrennlich sind zwei Namen für immer verbunden: Arles und Vincent van Gogh. Hier, unter der besonderen Sonne von Arles, hat der niederländische Maler innerhalb von fünfzehn Monaten (und ungeachtet seiner psychischen Probleme!) mehr als dreihundert Bilder gemalt. Die Terrasse des Cafés La Nuit, wo er sich oft aufhielt, malte er im September 1888. Das Gemälde ist mit Ölfarben auf Leintuch gemalt. Das “Gelbe Haus an der Place Lamartine”, in dem er damals wohnte, wurde im Zweiten Weltkrieg leider zerstört, aber er hat es ebenfalls gemalt.
Eine ähnliche Leidenschaft für die Sonne von Arles entwickelte Pablo Picasso. Neben dem Malen frönte er hier auch seiner Leidenschaft für Stierkämpfe, die damals in der Arena stattfanden. Eine erste Ausstellung seiner Bilder fand bereits im Jahr 1957 im Réattu Museum in Arles statt. Zu diesem Anlass schenkte Picasso 57 seiner Zeichnungen der Stadt.

Dass beide Maler auch von den Frauen der Stadt angetan waren, den schönen Arlesierinnen, beweisen zwei Gemälde, die sich in der Umsetzung des Motivs jedoch stark voneinander unterscheiden.

Arles – die Dächer

In Arles sind viele Epochen zu Hause. Die Stadt hat es jedoch geschickt verstanden, ihr antikes Erbe mit der südfranzösischen Leichtigkeit in Einklang zu bringen. Nach der bunten Fülle von Eindrücken und Bildern bezaubert selbst noch der Blick auf das hügelige Hinterland, die Rhône und die schlichten roten Dächer …

Arles bei Nacht

Merci beaucoup!

Museen in Arles

Das Museum Arlaten, im Palais de Laval-Castellane (16. Jahrhundert) gilt als die bedeutendste Sammlung zur provenzalischen Volkskunde. Es wurde von dem provencalischen Dichter Fréderic Mistral gegründet.
Das Museum Réattu zeigt u.a. Werke des Malers Jacques Réattu – sowie Bilder von Picasso und anderen berühmten Malern.
Das Antikenmuseum von Arles (Musée départemental Arles) behandelt die Geschichte der Besiedlung von der Frühgeschichte bis zum Ende der Römerzeit.

Traditionelle Feste in Arles

1. Mai – “Fest der Gardians”, der Hirten der Camargue. Sie ziehen auf Pferden durch die Stadt; Wahl des neuen Hochmeisters der Brüderschaft der Gardians. Alle drei Jahre findet an diesem Tag die Wahl der neuen “Königin von Arles” statt. Der Tag endet mit einem Spektakel in der Arena, wo die Gardians ihre Reiterkünste zeigen.

23. Juni, Johannisfest: Fackeln werden vom Canigou-Berg gebracht; volkstümliche Tänze; Laternenumzug mit “Farandole” in der Arena, Blockflöten, Querpfeifen, Trachten, Folkloretänze.

Ende Juni bis Anfang Juli: diverse Festumzüge und Vorführungen in der Arena; Wettrennen der Stierhüter der Camargue auf ungesattelten Pferden: “La course de Satin”.

Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung:

Abtei Montmajour ( 5 km nordöstlich), 10. Jh.; die Stadt Béziers, das keltische Oppidum Enserune oder Saint-Gilles du Gard.

Mérida – vormals Emerita Augusta


Mérida, die Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura im Südwesten Spaniens, war im Römischen Reich unter dem Namen Emerita Augusta Hauptstadt der Provinz Lusitana. Sie wurde im Jahr 25 v. Chr. von Kaiser Augustus als Kolonie für Veteranen der römischen Legionen gegründet. Bis zum Untergang des Römischen Reiches war Mérida ein bedeutendes militärisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum.

Im Mittelalter machten die Westgoten Mérida zur Hauptstadt ihres Königreichs. Von hier aus wurde im 6. und 7. Jh ein Gebiet, das fast das gesamte heutige Spanien und Portugal umfasste, regiert.

Im Jahr 713 fielen die Mauren unter Musa ibn Nusair in Mérida ein und verwüsteten die Stadt. Die Rückeroberung erfolgte im Jahr 1230 unter Alfons IX. von León.


Der Tempel der Diana – wurde zwischen dem 1. und 2. Jh. n. Chr. gebaut. Er hat einen rechteckigen Grundriss und sechs Frontsäulen. Die Kapitelle sind korinthisch. Man huldigte hier dem “Gottgleichen” Kaiser Augustus.


Alle Fotos können durch Anlicken vergrößert werden!

Das Amphitheater – wurde im Jahr 8 v. Chr. eingeweiht. Es bot bis zu 20 000 Zuschauern Platz. Hier fanden sowohl Kämpfe mit wilden Tieren als auch Gladiatorenkämpfe statt.

Kleiner Hinweis am Schluss:
In den Monaten Juli und August findet im Amphitheater das Internationale Festival für klassisches Theater statt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!