Die schönen Damen von Astorga


Das Jesuskind trägt Kettchen! (Rosenkranz?)

Astorga liegt im nordwestlichen Zentral-Spanien in der Provinz León/Kastilien-León. Sie ist Bischofssitz des Bistums Astorga, eine der größten Diözesen Spaniens, was wohl der Grund für die herrlichen Madonnen und Heiligenfiguren ist, die sich in der Kathedrale von Astorga befinden.

Zur Geschichte Astorgas ist zu sagen, dass der Ort nach der Unterwerfung der Keltiberer durch die Römer im Jahr 17 v. Chr. zum Römischen Reich kam. Die Römer nannten ihn Asturica Augusta und stationierten hier eine Legion. Von hier aus beuteten sie die Goldvorkommen in den Bergen von León aus, womit nach und nach der Niedergang des römischen Asturica einsetze. Unter den arianisch-gläubigen Westgoten (die später katholisch wurden) trat die Bevölkerung zum Christentum über. Im 8. Jahrhundert wurde auch Astorga von den Mauren erobert, im Rahmen der Reconquista jedoch bereits im 753 wieder von den Christen eingenommen. Um 850 wurde ein Bischofssitz eingerichtet und Astorga blühte – auf wegen seiner Lage am Jakobsweg! – auf. Im 15. Jahrhundert entstand eine neue Kathedrale. (s. Foto oben)

Aber jetzt zu den schönen Damen von Astorga, unter denen sich Romanische Sitzmadonnen (11.-13. Jh), Gotische Madonnen (13.-14. Jh), zwei Heilige Barbaras/ mit Turm und eine Heilige Magdalena/ mit Buch befinden!
Nehmen Sie sich Zeit, die schönen Damen zu betrachten …

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Wenn Sie mehr über Romanische Madonnen und die sog. “Schwarzen Madonnen” erfahren möchten, klicken Sie bitte hier!

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Das Wunder von Rieux-Minervois:
Sainte-Marie – und die eigenartige Siebenzahl

Es waren mal wieder die Werke des Meisters von Cabestany, die mich im Juni 2017 auch in das kleine Dorf Rieux-Minervois, und dort in die Kirche Sainte-Marie geführt haben. Äußerlich auf den ersten Blick anspruchslos – ein siebeneckiger Mittelturm und nur wenige Fenster –, reißt man erstaunt die Augen auf, wenn man das Gebäude betritt. Ein in Südfrankreich einzigartiger Rundbau liegt vor einem, mittig der Altar. Sieben stolze Pfeiler tragen die Arkaden, die ihrerseits die Kuppel stützen: Das Wunder von Rieux-Minervois!

Die Lage von Rieux-Minervois

Rius de Menerbés, wie der Ort auf okzitanisch heißt, liegt zu Füßen der Montagne Noire am Argent-Double, einem Nebenfluss der Aude, mitten im Weinbaugebiet Minervois, etwa 25 Kilometer (Fahrtstrecke) nordöstlich von Carcassonne. Acht Kilometer weiter findet sich das Städtchen Caunes-Minervois.

Zur Historie

Obwohl bereits in gallorömischer Zeit besiedelt, entstand Rieux-Minervois erst um das Jahr 1000, als hier ein castrum, der Vorläufer der heutigen Burg, erbaut wurde. Im 12. Jh. gehörte das ganze Gebiet den Grafen von Minerve, die ihre Besitztümer jedoch während der Albigenserkreuzzüge (s. meine Historischen Romane “Alix” und “Sancha”) verloren, weil sie auf Seiten der Katharer standen.
Simon de Montfort, der militärische Anführer des Albigenserkreuzzuges, ließ im Hauptort Minerve, im Juni 1210, den ersten Scheiterhaufen errichten. 180 Parfaits brannten in der Cesse-Schlucht. Ein weiterer Grund für den Hass gerade auf Minerve lag aber auch, so lächerlich es klingt, an der herausragenden Qualität der dort angebauten Weine. Sie waren vor allem dem Bischof von Narbonne (geistlicher Anführer des Kreuzzugs) ein Dorn im Auge.
Das Minervois gilt als eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs.

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Die Baugeschichte der Kirche Saint-Marie

liegt weitgehend im Dunkeln. Zwar existiert eine Urkunde aus dem Jahr 1079, doch passt dieses Datum nicht zum vorhandenen Gebäude, das in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert wird – in die Zeit der “Großen Ketzerei” – wie man die Häresie der Katharer nannte. Es war aber auch die Zeit, als die Marienverehrung auf ihren Höhepunkt zusteuerte.

 

Hatten die Tempelritter ihre Hände im Spiel?

Man weiß bis heute nicht, wer die außergewöhnliche Heptagon-Kirche von Rieux-Minervois einst in Auftrag gab. Bei oktogonalen oder runden Kirchenbauten (Vorbild die Grabeskirche in Jerusalem) denkt man oft an den Orden der Tempelritter. Es existieren in diesem Fall jedoch keine entsprechenden schriftlichen Dokumente. Noch immer ist alles offen …

Die besondere Architektur

Das Heptagon (Siebeneck) im Innern der Kirche wird umgrenzt von vier mächtigen gemauerten Pfeilern und drei Säulen, die einander abwechseln, wobei zwei Pfeiler unmittelbar nebeneinander stehen. Der Innenraum schließt nach oben ab mit einer erhöhten Kuppel, die sich allmählich aus dem – nicht ganz exakt gemauerten – Siebeneck entwickelt. Der Umgang hat ein rundum verlaufendes Gewölbe, das die seitlichen Schubkräfte der zentralen Kuppelkonstruktion abfängt.
Der Grundriss eines solchen Gebäudes –  außen 14-seitig, innen 7-seitig – sei, so heißt es, recht schwierig zu berechnen. Einfacher wären ein Oktogon (z.B. Aachener Dom) oder ein Sechzehneck (Tomar). Bei der runden Temple Church in London, die, wie Tomar, tatsächlich von den Templern in Auftrag gegeben wurde, endet der Rundbau des Erdgeschosses im Inneren z.B. in einem sechseckigen Obergeschoss.

Eine weitere Besonderheit in Rieux-Minervois besteht darin, dass das Gebäude ursprünglich im Äußeren wie im Inneren quasi “richtungslos” war, auch keine geostete Apsis besaß, so dass man meinen möchte, der Bauherr spielte hier mit dem Thema der “Unendlichkeit”.

 

 

Was steckt denn nun hinter der eigenartigen Siebenzahl?

Mit Zahlen hat man früher nicht nur gerechnet, man maß ihnen auch eine symbolische Bedeutung zu. Die Kirche von Rieux-Minervois liegt zudem auf dem Jakobsweg – und ist zugleich eine Marienkirche. Handelt es sich hier vielleicht um einen alten Initiationsort der Baumeister – wie in der Kirche Santa Maria de Eunate, die ebenfalls auf dem Jakobsweg liegt, jedoch einen achteckigen Grundriss aufweist?
Diese These gefällt mir, zumal der Umgang (Wandelgang) im Inneren darauf hinweist, dass man ihn früher entweder kontemplativ durchschritt oder ihn sogar tanzend durchmaß. 

Wir könnten es hier aber auch mit den “Sieben Säulen der Weisheit” zu tun haben, deren Verkörperung die Jungfrau Maria ist: Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen! (Spr. Salomo 9,1).

Fest steht:
Weisheit zu erlangen ist wohl genauso schwer wie das Errichten eines solchen Gebäudes!

Die Siebenzahl spielt aber nicht zuletzt auch eine Rolle in der Apokalypse des Johannes.

 

 

Der rote Marmor aus dem Minervois

Das Minervois (hier besonders Caunes-Minervois) ist berühmt für seinen “roten Marmor”, der jedoch unterschiedliche Färbungen aufweist: blassrosa, braunrosa und blutrot. Dieser Marmor wurde z.B. auch am Hof des Sonnenkönigs (Ludwig XIV) für die Ausschmückung von Versailles verwendet und man findet ihn noch heute in vielen sakralen Bauten in Südfrankreich. Bis zum 19. Jh. stellte der Abbau, die Bearbeitung und der Verkauf von Marmor für das Minervois-Gebiet einen wichtigen Wirtschaftszweig dar.

Aber nun zu einigen Werken des Meisters von Cabestany

Dem Meister selbst zugeschrieben wird die “Maria in der Mandorla” von Rieux-Minervois, wie sie, von Engeln begleitet, mit geschlossenen Augen himmelwärts fährt. Eine ähnliche Mandorlen-Abbildung findet sich auch auf dem berühmten Tympanon in der Pfarrkirche in Cabestany. Mit Mandorla (ital. für “Mandel”) wird eine Glorie oder Aura rund um eine ganze Figur bezeichnet. Mandorlen sind einzig Christus und Maria vorbehalten.

Näheres zum rätselhaften Meister von Cabestany und seiner Werkstatt: hier klicken!

(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Zwei Tipps am Rande (später mehr)!

Falls es Sie einmal ins Minervois verschlägt, kosten Sie nicht nur den exzellenten Wein, der dort angebaut wird, machen Sie sich auch auf die Suche nach dem “Dolmen des Fados”.
(Ein kleiner Hinweis: Sollten Sie ihn nicht sofort entdecken, achten Sie bitte auf das ohrenbetäubende “Geschrei” der Zikaden, die sich im Gelände rings um den Dolmen befinden! )

Eine weitere interessante Entdeckung!

Die Allée couverte von Saint-Eugène (auch die Allée Couverte von Laure Minervois genannt) ist die drittgrößte Megalithanlage in Südfrankreich. Sie stammt aus der Zeit des Übergangs von der Kupfer- zur Bronzezeit und wurde um 1920 ausgegraben. Sie liegt in der Gemeinde Laure-Minervois in einem Hain aus Aleppo-Kiefern.

Aus dem Wiki-Netz: Innerhalb eines 1992 restaurierten niedrigen Cairns von 25 m Durchmesser, der aus Platten und Trockenmauerwerk besteht, liegt die über 14 Meter lange, in drei Abschnitte unterteilte Kammer des Galeriegrabes. Der Zugang ist weniger als zwei Meter breit, während die durch zwei seitlich aufgestellte Platten zweigeteilte Kammer zwischen drei und vier Metern breit ist. Die Kammer besteht aus 8, vollständig die Höhe erreichende und einigen niedrigeren Platten. Die plattenlosen Bereiche, besonders auf der Westseite, sind aus Zwischenmauerwerk. Die Decksteine sind nicht erhalten und auch der Zugang ist weitgehend zerstört. Der restaurierte Tumulus besteht aus Bruchsteinen. Dieses Galeriegrab ist seit 1931 als Monument historique klassifiziert.

Viel Vergnügen – und Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Helene Köppel

Alet-les-Bains:
Unter dem Vorsitz einer Leiche …

Unter dem Vorsitz einer Leiche …
(Une histoire macabre!)

Der kleine südfranzösische Ort (einst Kurort) Alet-les-Bains liegt im Aude-Gebiet, fünf Kilometer südlich von Limoux und ungefähr 25 Kilometer von Carcassonne entfernt. Es ist noch heute von einer geheimnisvollen Atmosphäre umgeben – nicht zuletzt, weil es sich hierbei (nach Sabina Marineo) um das alte “Electa” der Römer handelte, die hier ihre Thermalbäder genossen (ähnlich wie im nahegelegenen Rennes-les-Bains). Unter den eindrucksvollen Ruinen der Kirche Notre-Dame-d`Alet (s. Eingangsfotos) befand sich einst ein Tempel der Göttin Diana. Dieser hatte vermutlich einen runden oder achteckigen Grundriss. Im Jahr 1096 begab sich Papst Urban II. nach dem Konzil von Clermont nach Alet, um die Abtei Sainte-Marie zu besichtigen. Abbé Lasserre, der französische Gelehrte, der im 19. Jh ein Buch über Alet verfasste, bemerkt in diesem Zusammenhang: “Die alte Stadt von Alet musste schon sehr wichtig sein, da sie durch einen Besuch des Papstes geehrt wurde …” 

Zu besichtigen sind heute vor allem die Ruinen der ehemaligen Kirche Saint-Marie, die vermutlich auf das 8. Jh. zurückgehen. Es handelte sich um eine Basilika mit drei Schiffen, diversen Seitenkapellen und einem Querschiff. Das Mittelschiff wurde von den Seitenschiffen durch elegante Säulen mit Rundbögen getrennt. Erbaut wurde die Basilika aus dem gelben Quarzsandstein von Alet, der in der Sonne einen leuchtenden Goldton annimmt.
Im 12. Jh. gewann Alet-les-Bains, obwohl es im Katharerland lag (sogar mitten im Gebiet der “Erzketzer”), an Einfluss und Macht. Der in Glaubensfragen eher tolerante Abt von Alet-les-Bains, Pons Amiel (1167-1197) befestigte daraufhin den Ort mit einer Mauer und vier Stadttoren. Über diesen Pons Amiel und seinen Nachfolger gibt es eine makabre Geschichte, die mit den Katharern zu tun hat.
Ich zitiere aus meinem Roman “Alix: Das Schicksalsrad”:

“Nach dem Tod eines bis dahin duldsamen Abtes hatte das Kapitel plötzlich einen unerbittlichen Katharerfeind gewählt. In ihrer Verzweiflung riefen die Leute Bertrand von Saissac zu Hilfe. Der Oheim des Trencavel, damals noch jung, drang unerschrocken in die Abtei ein und warf den neu gewählten Abt in den Kerker. Er ließ den Leichnam des Vorgängers ausgraben, kleidete ihn ein und band ihn, damit er nicht in sich zusammenrutschte, auf seinem Thronsessel fest. Unter dem wahrlich nicht alltäglichen Vorsitz eines priesterlichen Leichnams, wählte das Kapitel rasch einen anderen Abt, einen Mann, der den Katharern wohlgesonnener war. Im ganzen Land hatte man daraufhin Saissacs Schläue gepriesen …”

(Fotos bitte anklicken zum Vergrößern)

Ein feiner Kirchenschatz

Im Inneren der im 19. Jh. restaurierten Pfarrkirche Saint-André, die sich in unmittelbarer Nähe der alten Abtei befindet, entdeckt man alte Fresken, prachtvolle Buntglasfenster in Form des Siegels Salomons (mit Darstellungen der 4 Evangelisten) – sowie andere wertvolle Gegenstände, darunter auch eine goldene Madonnen-Figurine aus dem 16. Jh., mit Kind:

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Abschließend der Link zu meinem o.g. Historischen Roman “Alix”, der explizit auf das Schicksal der Städte Béziers und Carcassonne eingeht, die im Visier der anrückenden Kreuzfahrer stehen (Albigenserkreuzzug 1209).

Sainte-Marie d’Alet aus dem 12. Jahrhundert

Die freundlich lächelnde Schutzpatronin von Alet, die im Hochmittelalter im Chor der Basilika stand und wahre Pilgerscharen anzog, befindet sich heute, gut gesichert, in der Schatzkammer der Pfarrkirche Saint-Andrè. Sie ist etwas Besonderes, hält vermutlich einen Pilz (?*) in der Hand, während das Jesuskind einen roten Apfel (Erbsünde?) an sich drückt. Außergewöhnlich fand ich auch das schlangenförmige Tuch auf dem Knie und die Kopfbedeckung des Kleinen, die spontan an einen Raumfahrerhelm erinnert.
Brandaktuell: Die Vermutung mit dem Pilz scheint zu stimmen. In Marienfels (Hessen, Nassau) befindet sich eine Madonna, die ebenfalls einen Pilz in der Hand hält – als Zeichen der Fruchtbarkeit! Vielen Dank in die Niederlande für den Hinweis!

Die Templer von Campagne-sur-Aude

Im Mittelalter war Campagne-sur-Aude eine Niederlassung der Tempelritter …

Campagne-sur-Aude liegt in Südfrankreich, in der Region Okzitanien, ungefähr 35 km von Carcassonne entfernt (der Hauptstadt des Départements Aude). Der kleine Ort liegt inmitten von ausgedehnten Weinbergen und Weingärten, am schattigen Ufer des Flusses Aude.

Das Besondere an Campagne-sur-Aude ist eine kreisrunde Befestigung im Zentrum des Ortes:
Früher eine Festung im Dorf – heute ein Dorf im Dorf – das aber noch immer “le Fort” genannt wird.

Die ehemalige Templerburg, die eine Kirche beherbergt, diente den Rittern als Wohnsitz. Der Donjon (Wohnturm) ist der heutige Glockenturm.
Das Ensemble war einst von tiefen Gräben umgeben.

Im 14. Jh. wurde der Orden der Tempelritter aufgelöst und sein Besitz ging an die Hospitaliter über.
Doch erst vierhundert Jahre später riss man die ehemalige Festung ab. Die Dorfbewohner übernahmen das Terrain und bauten auf den Resten ihre Häuser. Aus den Gräben wurden Straßen.

Das charakteristische Erscheinungsbild der “runden” Templerfestung blieb bis heute erhalten!

Ein alter Brunnen, geheimnisvolle Zeichen und der letzte Tempelritter von Campagne-sur-Aude …
(die Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)

Links – ein wenig versteckt! – der Eingang zum alten Brunnen,
oben der Eingang zur Kirche.

(Das achtspitzige Kreuz der Hospitaliter am Brunnen (s. Foto unten) – unterscheidet sich vom Tatzenkreuz der Templer!)

Impasse des Chevaliers – Die Sackgasse der Ritter

Heute ist Campagne-sur-Aude ein Dorf mit gut 600 Einwohnern, man verkauft u.a. Bio-Fleisch (Lamm und Kalb) und baut die begehrte Champagner-Traube namens “Blanquette” an, mit der sich schon die benachbarte Stadt Limoux einen ausgezeichneten Ruf erworben hat.
Das wohl beliebteste Ausflugsziel in der Nähe ist Rennes-le-Chateau.

Wer die Geschichte des “verrückten” Pfarrers von Rennes-le-Chateau noch nicht kennt, dem empfehle ich wärmstens meinen Roman
“Marie: Die Erbin des Grals”
.

Aber dies nur ganz am Rande …

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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Die Maurenburg von Catalayud

Aragón ist das Burgund Spaniens …
schrieb ich eingangs in meinem Beitrag zu Spanien. Und tatsächlich stieß ich nicht nur in Zaragoza, sondern auch in Catalayud auf buntglasierte Kirchtürme. Aber auch die Schwarzen Jungfrauen sind hier vertreten. Eine von ihnen – La Morena genannt – befindet sich in der Kollegialkirche Colegiata Virgen de la Peña von Catalayud. Sie gilt als Patronin der Stadt.

Blick auf Catalayud

Catalayud – ehemalige Maurensiedlung unterhalb der Burg

Keltiberer – Römer – Westgoten

Die ersten Einwohner der Gegend um Catalayud waren Keltiberer (die Lusones), die mit den Römern zusammenarbeiteten.
Unter Augustus erhielt die Ansiedlung den Rang eines Municipium, genannt Augusta Bilbilis. Unter Tiberius wurden öffentliche Bauten wie Tempel und Forum errichtet. Später wurde die römische Stadt wieder verlassen. In der westgotischen Epoche gab es nur noch kleine Ansiedlungen in der Nähe der alten Römerstadt.

Dann kamen die Mauren

Im 8. Jahrhundert errichteten die Mauren in der Nähe des römischen Bilbilis eine große Festung. Man nannte sie Burg des Ajub, benannt nach einem hochrangigen Adligen. Sie gibt Catalayud noch heute ihren Namen.
Die Stadt gehörte bis zum Jahr 929 zur Obermark des Emirats, bzw. Kalifats von Córdoba.
Bemerkenswert: Auf der Iberischen Halbinsel existierten wie selbstverständlich Christen, Muslime und Juden nebeneinander. So gab es auch in Catalayud eine Moreria (Maurenviertel) und eine Judéria (Judenviertel).

Das Castillo Mayor o de Ayub

wurde vom 9. bis 10. Jahrhundert erbaut.
Zu dieser Zeit war Catalayud eine der wichtigsten Städte im muslimischen Spanien und während der Taifa Ära wurde es für kurze Zeit die Hauptstadt.

(Fotos anklicken u. vergrößern!)

Interessanter Hufeisenbogen des Kalifattyps

Bereits 1031 war Calatayud eine der wichtigsten Städte des Taifa-Königreichs von Zaragoza, eine Epoche von großer wirtschaftlicher und kultureller Pracht, die bis etwa 1110 andauern sollte.

Die Reconquista – die Rückeroberung
Im Verlauf des 9. bis 11. Jahrhunderts erlangten die christlichen Königreiche allmählich wieder die Herrschaft über weite Teile der Iberischen Halbinsel. Im Jahr 1110 versuchten die Almoraviden den Vormarsch der Rückeroberung einzudämmen …

Aber es gelang ihnen nicht. Im Jahr 1120 – zwei Jahre nach der Einnahme von Zaragoza – ergab sich auch das unter maurischer Herrschaft stehende Catalayud.

Bemerkenswert die Türme

Die prachtvolle Maurenburg von Catalayud steht auf einer Mergel- und Gipsplattform. Das Herausragendste sind die hohen Mauern, die Zugangstreppen (früher befanden sich hier zwei Zugbrücken) und die Türme – vor allem der halboktogonale Turm besticht durch seine Höhe.

Atemberaubender Blick auf die umliegenden Berge

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Die alte Abtei von Sylvanès

Die alte Zisterzienserabtei von Sylvanès liegt in Frankreich in der Region Okzitanien, im Süd-Aveyron. Sie gehörte einst zu den Klöstern Mazan und Citeaux. Das noch heute bestehende Gebäude wurde im Jahr 1151 in geringer Entfernung vom früheren Standort errichtet.
Die einschiffige Kirche ist 48 m lang und – ohne die Seitenkapellen – 14 m breit. Das Querschiff misst fast 26 m.

Der Gründer der Abtei – ein ehemaliger Räuber!

Pons de Léras, der als Gründer der Abtei Sylvanès gilt (1120), wird in der Chronik des Mönches Hugues Francigena als ein Brigant beschrieben, ein Räuber und Gesetzloser, gewalttätig und gierig – bis er sich der Religion zuwandte und sühnte.
Er verkaufte seinen Besitz und leistete Wiedergutmachung. Zusammen mit sechs Begleitern verließ er sein Land und seine Familie und pilgerte nach Santiago de Compostela.
Auf dieser Reise besuchte er u.a. auch den Mont Saint-Michel, und das Kloster Saint-Guilhem-le-Désert.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat lud ihn Arnaud von Pont de Camarès ein, auf seinem Land eine religiöse Gemeinschaft zu gründen. Sie rodeten das Land und errichteten eine rudimentäre Kirche und einige Hütten (Cellae) rund um die Silvanium-Therme (lateinisch silva, Wald), die sie in Salvanium umbenannten.

(alle Fotos bitte zum Vergrößern anklicken!)

Eine Romanische Madonna

Pons de Léras und seine Gefährten lebten in Kontakt mit der Natur und in Armut. Sie fühlten sich als Teil einer neuen Religiosität, die zu Beginn des XII. Jahrhunderts ganz im Gegensatz stand zur Opulenz des Mönchtums von Clunis. Diese neue Spiritualität spiegelte sich auch in der Entscheidung wider, die Kapelle der Jungfrau Maria zu weihen, der Beschützerin der gesamten Menschheit.

Im Jahr 1591 (Religionskriege) erlitt Sylvanès schwere Zerstörungen; 1791 lebten noch ganze vier Mönche im Kloster. Später wurde die Kirche zur Pfarrkirche ernannt – die anderen Gebäude wurden verkauft.

(Notre Dame de Assomption – Himmelfahrt)
Romanische Madonna, 11. Jh., Original)

Das 20. Jahrhundert: die Wiederentdeckung der Abtei

Obwohl die Abtei 1834 von Prosper Mérimée unter Denkmalschutz gestellt wurde, behielt sie ihre landwirtschaftliche Funktion bis zum Jahr 1970, als die Gemeinde Sylvanès sie zurückkaufte. Anfang der 70er Jahre entdeckte der Dominikanermönch André Gouzes die Abtei mit ihrem Kirchenschiff und ihrer außergewöhnlichen Akustik wieder. Er gründete einen Verein und die Renovierungsarbeiten begannen. Neben ihren religiösen Funktionen entdeckt die Abtei eine neue Berufung: die eines internationalen Kulturzentrums.

Ein Schwerpunkt des Kulturtourismus im Süd-Aveyron

Der Dominikaner André Gouzes komponierte in Sylvanès zahlreiche auf der byzantinischen Musik beruhende Messen sowie Wechselgesänge zum Stundengebet: Insgesamt rund dreitausend Kompositionen, die in Frankreich häufig im Rahmen der katholischen Liturgie aufgeführt werden.
Im Juli und August findet in der Abtei das Festival international de musique sacrée de Sylvanès statt.

Am 27. Mai 2017 hatte ich die Ehre, einer der Gesangsproben beiwohnen zu dürfen. Eine wirklich beeindruckende Akustik!

Mit einem letzten Blick auf die außergewöhnlichen Fensterossetten der Abteikirche von Sylvanès bedanke ich mich herzlich für Ihr Interesse!