Tarragona – Rom kam nach Spanien, um zu bleiben …

Das Römische Imperium Hispania Tarraconensis

Der antike Name der Hafenstadt Tarragona im Nordosten Spaniens (Katalonien) lautete TARRACO.
In vorrömischer Zeit war das Stadtgebiet von Iberern besiedelt worden, die mit den an der Küste niedergelassenen Griechen und Phöniziern Handel trieben.

Im Jahre 218 v. Chr. – im Laufe der punischen Kriege* – schlug hier der römische Konsul Gnaeus Cornelius Escipión ein erstes Truppenlager auf – worauf sich in der Folge das Römische Imperium Hispania Tarraconensis entwickelte.
Rom war nach Spanien gekommen, um zu bleiben

*Die Punischen Kriege waren drei Kriege zwischen der Römischen Republik und Karthago, einer antiken Stadt im heutigen Tunesien. Sie fanden zwischen 264 v. Chr. und 146 v. Chr. statt und waren ein entscheidender Konflikt in der antiken Mittelmeerwelt. 

Das Provinz Forum von Tarragona

Tarragona wurde unter den Römern bald zum zentralen Verwaltungszentrum für die Region. Hier wurden wichtige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungen getroffen.
Das große “Provinz Forum” war der zentrale Platz der Stadt, mit Geschäften und öffentlichen Gebäuden.
Er maß 318 x 175 Meter und war an drei Seiten von Säulen, Statuen und Sockeln mit Inschriften versehen.

Tarragona als Hauptstadt des neuen römischen Imperiums

In der Römischen Kaiserzeit war Tarragona sogar die Hauptstadt des neuen Imperiums.
Von hier aus lenkte Kaiser Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) – der Begründer des Römischen Kaiserreichs – die Geschicke seines Reiches.
Und von hier aus sollte sich in den nächsten zweihundert Jahren die römische Zivilisation über ganz Spanien verbreiten.

Die vollständige Bezeichnung der von Rom eroberten Gebiete lautete schließlich:
Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraco.

Heute hat Tarragona
ungefähr 130 000 Einwohner.

Unter dem Schutz von Minerva – der Göttin der Weisheit

Ein römischer Zenturio namens Manius Vibio, der bei der Errichtung der großen Stadtmauer von Tarragona die Soldaten kommandierte, erbat offenbar auf eigene Faust den Segen der Göttin Minerva für Tarragona:
Der Schutzspruch, den er mit Hilfe seines Dolches in einen der Türme ritzte (Minerva-Turm), sollte später als die älteste lateinische Inschrift in Spanien bekannt werden.

Tarragonas Blütezeit – unter Kaiser Augustus

Der Schriftsteller Pomponius Mela beschrieb die Stadt wie folgt: „Tarraco ist die reichste Hafenstadt an dieser Küste“(Tarraco urbs est in his oris maritimarum opulentissima).
Dass unter Kaiser Augustus Tarragona aufblühte, bestätigen auch die archäologischen Untersuchungen und Artefakte, nicht zuletzt die Münzfunde mit Darstellungen des Kaiserkultes.
(In Tarragona prägte man unter Augustus und Tiberius eigene Münzen).

Nach Augustus` Tod im Jahr 14 n. Chr. wurde er offiziell zum Gott erklärt, und man weihte ihm einen eigenen Tempel in Tarragona. Ein Ereignis, das in den Annalen von Tacitus nachzulesen ist.
Auf den Ruinen des “Augustus-Tempels” wurde ab dem 13. Jh. (nach einer Nutzung als Moschee während der Besatzung durch die Mauren) – die heutige Kathedrale St. Marien errichtet.
(Die Ausgrabungen reichten bis zu einer Tiefe von 4 Metern.)

Der reiche Bestand an gut erhaltenen Steindenkmälern ermöglichte eine sichere Rekonstruktion dieser antiken Metropole.
Aufgrund ihrer besonderen historischen Bedeutung wurden die Monumente der Römerstadt im Jahr 2000 als Archäologisches Ensemble von Tarraco zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 

Seeluft im Amphitheater von Tarragona

Das Amphitheater am Abhang südöstlich der via Augusta, liegt direkt am Meer. Es besaß einen Umfang von ca. 130 x 102 Metern und war für ca. 15 000 Zuschauer ausgelegt. Es diente als Schauplatz für verschiedene öffentliche Veranstaltungen, darunter Gladiatorenkämpfe, Tierkämpfe und öffentliche Hinrichtungen. 
In dem zum Meer hin gelegenen Teil haben sich die Sitzreihen weitestgehend erhalten, im gegenüberliegenden Teil waren sie jedoch stark erodiert, aber durch ihre Einlassung in den Hang noch immer erkennbar.

Im Herzen des ehemaligen Amphitheaters:
Eine Basilika der Westgoten (aus dem 6. Jh.) und
die spätere Kirche Santa Maria del Miracle (12. Jh.)

Die Westgotenbasilika:
Die Arena des Amphitheaters wurde ab dem 3. Jahrhundert zu einem heiligen Ort für Christen, da dort im Jahr 259 der Bischof Fructuós und seine Diakone Auguri und Eulogi den Märtyrertod starben.
Um die im 6. Jahrhundert erbaute westgotische Basilika herum entstand ein Friedhofsgebiet mit Gräbern unterschiedlicher Art.
Diese Nutzung wurde im Mittelalter beibehalten, wobei die romanische Kirche als Begräbnisstätte diente. Ein Anbau diente als Baptisterium, als Taufkapelle.

Die Westgotenbasilika war bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts in Gebrauch. Erst mit der muslimischen Eroberung Spaniens wurde sie als Kirche aufgegeben.
Erhalten geblieben sind die Fundamente, Teile des Bodenbelags, die Sockel der Säulen, die die drei Kirchenschiffe abgrenzten, und der Triumphbogen, der die Apsis umrahmte.

Die spätere Kirche Santa Maria del Miracle:
Mit der Eingliederung Tarragonas in die katalanischen Grafschaften wurde im 12. Jahrhundert, auf den Grundmauern der Westgotenbasilika, eine neue Kirche erbaut, die der Heiligen Maria geweiht war.
(Seit 1154 urkundlich erwähnt.)
Es handelte sich aber nur um ein einziges Schiff mit lateinischem Kreuzgrundriss und flachem Chor.

Zwischen 1576 und 1780 beherbergte dieses Kirchengebäude ein Kloster der Trinitarier, und bis zum Jahr 1908 diente es als Gefängnis. (Nach der Auflösung des Gefängnisses wurde es zugemauert.)

Die Ausgrabung und Restaurierung der beiden Kirchen, seit Mitte des 20. Jahrhunderts, erfolgte gleichzeitig mit der des Amphitheaters.


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Teil II: Tarragona – Die Kathedrale – auf den Ruinen des Römischen Tempels

Teil III: Tarragona – Kreuzgang zum Reich der Madonnen

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TEIL I – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE PHÖNIZIER
TEIL II – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, IN DER HAND DER RÖMER
TEIL III – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, HEUTE – EIN HAUCH VON AFRIKA
TEIL IV – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE KATHEDRALEN

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