Versteckte Schätze: Sant Martí Sesserres (Katalonien)

Der kleine Weiler Sant Martí Sesserres (oder auch de les Muntanyes) liegt in Katalonien, im Gemeindegebiet von Cabanelles, am Fuße des Mont-Gebirges, am rechten Ufer des Manol (eines Nebenflusses der Muga) – und zugleich an der Straße nach Sant Jaume. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 872. Im Jahr 1116 wurde der Ort an die Kathedrale von Girona abgetreten.
Den fast zugewachsenen Turm der Kirche von Sant Martí Sesserres habe ich im Jahr 2014 eher zufällig beim Herumstrolchen in den herrlichen Bergen und Wäldern dieser Gegend entdeckt. Das Gotteshaus wird urkundlich erstmals im Jahr 1031 erwähnt, soll aber bereits im 9. Jahrhundert existiert und zur Grafschaft Besalú gehört haben.
Die heutige romanische Kirche mit ihrem einschiffigem Bau (12. Jh.) und dem viereckigen Glockenturm (18. Jh.) ragt tatsächlich halbversteckt von Bäumen und Sträuchern aus dem Dorf heraus.
Das Interessanteste an dem geheimnisvollen Gebäude ist das eiserne Tor mit rätselhafter Inschrift, sowie das Tympanon oberhalb des schlichten Türsturzes. Es weist das Santiagokreuz auf, das zu Ehren des Heiligen Jakobus hier angebracht wurde, weil einer der zahlreichen Jakobswege direkt davor vorbeiführt.
Flankiert wird das große Kreuz von zwei Tatzenkreuzen, die auf die Arme Ritterschaft Christi des Salomonischen Tempels hinweisen. Die Tempelritter also – die seinerzeit in Europa den Auftrag hatten, die Santiagopilger auf ihrem Weg nach Compostela zu schützen.

Die kleinen Bilder können angeklickt und vergrößert werden!

Magische Orte in der Umgebung: Sant-Ferriol, San Joan les Fonts, Castelfollit de la Roca,

Natur, Kultur und Kulinarisches:
Rupit i Pruit – bei den Katalanen

Der Dichter und Schriftsteller Josep Maria de Sagarra i de Castellarnau gilt als einer der bekanntesten katalanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er liebte “sein Katalonien” und schreibt über das Pyrenäendorf Rupit (Eingangsfoto) folgendes:

 

Rupit ist ein reizvolles Dörfchen und liegt inmitten der Buchenhaine des Tales Collsacabra. Es handelt sich dabei um einen jener versteckten Winkel, die in zwanzig Jahren vielleicht schon ihren ursprünglichen Charakter verloren haben werden. Heute jedoch ist das traditionelle Erscheinungsbild noch erhalten und entzückt den Besucher mit seinen malerischen Schindeldächern, den Holzbalkonen, den steilen Gassen und den verschlafenen alten Häusern. An einigen davon sind noch gotische Fenster zu sehen, die meisten Gebäude stammen jedoch aus der Barockzeit des siebzehnten Jahrhunderts, der Zeit der Verehrung der Heiligen, der tränenreichen Muttergottesfiguren, der Liebeslieder und der Wegelagerer, wie die berühmten Bandoleros l’Hereu Riera, d’En Serrallonga und Perot el Lladre, die hier ihr Unwesen trieben. Die katalanische Kultur des siebzehnten Jahrhunderts war von der Verehrung des Heldentums und von tiefer Empfindsamkeit geprägt, die sich in unseren Volksliedern und Legenden niedergeschlagen haben. Das Dorf Rupit repräsentiert all das. Es ist ein Stück lebendig gebliebene Geschichte, ein bescheidener versteckter Winkel aus dem katalanischen siebzehnten Jahrhundert …”

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Die Kapelle St. Magdalena stammt aus dem 17. Jh.;
sie steht auf einem Berg oberhalb der Krümmung des Wildbaches von Rupit.

Es war heiß am 2. Juni 2017, als ich mich um die Mittagszeit – von Rupit aus – auf den Weg hinauf zur Magdalenenkapelle machte. Der Aufstieg, der durch den schattigen Wald führte, war nicht anstrengend. Aber es gab jede Menge “Stolpersteine”, und weil ringsum aus allen Löchern und Ritzen Wasser gurgelte, waren die Steine bemoost und rutschig. Als ich dann endlich oben ankam, war ich enttäuscht: Das Eingangstor war zu. Schade!
Aber pst! Aufgeben ist nicht mein Ding. Ich hielt mal kurz meine Kamera ans Schlüsselloch:
(s. Foto unten)

Version 2

Beim Erkundungsgang durch Rupit i Pruit muss man die Augen unbedingt offenhalten, den hier gibt es viel Eigenartiges zu entdecken!
(Pruit besteht übrigens nur aus mehreren Bauernhäusern, die über das gesamte Gemeindegebiet verstreut sind. Unter diesen Bauernhäusern befindet sich auch die Kirche Sant Andreu, s. Foto Kirchturm unten.)

Kommen Sie mit mir auf Entdeckungsreise!
(Fotos bitte anklicken!)

Schöne Ein- und Ausblicke!

Malerische Treppengassen,
geheimnisvolle Inschriften,
Tatzenkreuze über den Türen,
Sonnenräder und
archaische Pyrenäen-Madonnen …

(Turm der Kirche St. André, Pruit)

(Die Schwarze Madonna von Pruit)

Ganz besonders spannend fand ich die Überquerung des Wildbachs mittels einer Hängebrücke, die den zweigeteilten Pyrenäenort Rupit verbindet!

Ein weiterer magischer Ort in der Nähe von Rupit!

In der Umgebung von Rupit i Pruit kann man viele interessante Zeugnisse der romanischen Kunst entdecken – wie etwa die ehemalige Eremitage Sant Joan de Fàbregues.
Ein Besuch ist absolut empfehlenswert!

(Sant Joan de Fàbregues  – ein magischer Ort!)

(Die Rückseite der Kapelle)

Sant Joan de Fàbregues, sehr einsam gelegen, aber mit einem herrlichen Ausblick auf das Gebirgsmassiv der Guilleries, war die ehemalige Pfarrkirche von Rupit, bis 1955 als San Juan bekannt, seit 968 als Eremitage dokumentiert.

Rupit i Pruit und San Joan de Fàbregues liegen in der sog. Garrotxa eine wilde Naturlandschaft mit tiefen Buchenwäldern. Dort stößt man nicht selten auf Vulkankegel und Lavahänge.
Das nachstehende Foto einer solchen Lavazunge entstand in der unmittelbaren Nähe von San Joan de Fàbregues.

Kulinarisches zum Schluss:
Lassen Sie es sich nicht entgehen, ein paar Leckerbissen mit nach Hause zu nehmen (oder auch vor Ort zu kosten): z.B. das Fladengebäck “Coca de Pa” oder den berühmten “Ratafia” (Kräuterlikör aus grünen Walnüssen und Gewürzen). Auch der besonders aromatische Bienenhonig aus den Pyrenäen ist zu empfehlen – und nicht zuletzt  die traditionellen Würste, “Bulls” genannt.

Vielen Dank für Ihr Interesse!