TARRAGONA – Kreuzgang zum “Reich der Madonnen”

Der Kreuzgang der Kanoniker von Tarragona:
Mittelalter pur …

Der Bau des Kreuzgangs der Kathedrale von Tarragona begann Ende des 12. Jahrhunderts und wurde Anfang des 13. Jahrhunderts fertiggestellt.
Hier fanden die Prozessionen statt, und hier befanden sich die wichtigsten Räumlichkeiten der Kanoniker, d.h. der Schlafsaal, der
Kapitelsaal, das Refektorium (Speisesaal) und die Bibliothek … Noch heute ist es ein Ort zum Spaziergehen, zur Erholung und zum Meditieren.

Über einige Treppen erreicht man auch den ehemaligen Keller der Kanoniker.

Das Reich der Madonnen von Tarragona
(14. – 17. Jh)

Unter den zum Kreuzgang offenen gotischen Kapellen kommt dem Bild der Jungfrau Maria del Claustre (Jungfrau des Klosters), auch Virgen de la Leche (Jungfrau der Milch) und Virgen de los Sábados (Jungfrau der Samstage) aus dem 13. Jahrhundert besondere Verehrung zu. Es handelt sich um eine 91 x 44 cm große, polychrom bemalte Holzfigur aus der byzantinischen Schule des 11. – 12. Jahrhunderts, die in einer Kapelle im Westflügel der Kathedrale von Tarragona steht. Ihr Fest wird seit 1681 am zweiten Sonntag im November gefeiert.
Bemerkenswert ist das Lächeln der Madonna, das ihre Freude beim Stillen des Kindes zeigt.

Weitere Museumsstücke

Im “musealen Bereich” – hinter den mittelalterlichen Kapellen des Kreuzgangs von Tarragona und dem “Keller der Kanoniker”, betritt man die Welt weiterer Statuen …

Eine Besonderheit stellt auch die Virgen del Niño dar (Jungfrau mit Kind) aus dem XIV. Jahrhundert, denn sie trägt einen Ring am Mittelfinger. Das Kind hält einen Vogel in den Händen, was auf eine der zahlreichen “Wundergeschichten” zurückzuführen ist, in der Jesus Spatzen aus Lehm formt und sie anschließend zum Leben erweckt. (s. a. “Unterm silbernen Wasserfall” – Sant Miquel del Fai)

Das Diözesan-Museum von Tarragona

Das Diözesan-Museum von Tarragona wurde 1914 von Erzbischof Antolín López Peláez aus der Kunstsammlung der Erzdiözese und einigen bedeutenden Schenkungen von Prälaten und dem Domkapitel selbst gegründet. Die Sammlung des Museums umfasst mehr als 10.000 Werke, von denen dreihundert ausgestellt sind.
Die farbenfrohen Malereien im Diözesan-Museum der Kathedrale von Tarragona sind der Escaladei-Bibel* entnommen,
ein illuminiertes Manuskript aus dem 13. Jahrhundert, dessen Seiten voller kurioser Miniaturen sind …

*Escaladei: Kartäuserkloster aus dem 12. Jh, Provence

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Tarragona – auf den Ruinen des römischen Tempels

ST. MARIEN – die Kathedrale der Stadt Tarragona (Region Katalonien), befindet sich auf dem obersten Punkt des Hügels der Stadt, und zwar genau auf dem Platz, auf dem einst ein Tempel zu Ehren des 1. Römischen Kaisers stand:
Kaiser Augustus (deutsch: der Erhabene, Geburtsname Gaius Octavius, 63 v. Chr. – 14 n. Chr.), war nach seinem Tod als Gott verehrt worden.
(Analog zur Kathedrale Saint-Bertrand-de-Comminges).

Der Bau der Tarragona-Kathedrale auf den Ruinen des Augustus-Tempels begann Mitte des 12. Jahrhunderts – in einer Zeit vom Übergang der Romanik in die Frühgotik.
Schon ab dem Jahr 1215 wurden hier erste Gottesdienste gefeiert. Doch erst Im Jahr 1331 erfolgte die endgültige Einweihung. Die Pest hatte zuvor gewütet.
Im Jahr 1894 erhielt die Kathedrale von Tarragona durch Papst Leo XIII. den Titel einer Basilica Minor.
Im Jahr 1905 wurde sie zum Nationalmonument erklärt.
Heute ist sie die zentrale Kirche der Stadt.

Besonders hervorzuheben in der Kathedrale von Tarragona sind der gotische Altaraufsatz des Hochaltars (ein Werk aus farbigem Alabaster und Glaspaste), die schönen Rosettenfenster im gotischen Stil an der Hauptfassade, sowie die prächtige Renaissance-Orgel.

Zum Hochaltar:
Die Reliefe sind durch kleine Zinnen und Bögen voneinander getrennt. Sie stellen Märtyrerinnen dar: Caterina, Barbara, Lucia, Eulalia von Barcelona, Agatha, Anastasia, Cecilia und Agnes. In der Mitte des Altarbildes befindet sich das Bildnis der Muttergottes mit dem Kind, flankiert von den Figuren der Heiligen Tecla und Paul.

Baumeister und Tempelritter

Beim weiteren Gang durch die Kathedrale von Tarragona stößt man auf viel Vertrautes, z.B. Darstellungen, die man in ähnlicher oder gleicher Ausführung in zahlreichen Gotteshäusern aus dem Hochmittelalter schon mal gesehen hat.
Zu diesen zählen auch die Einritzungen von Buchstaben und Zeichen im Mauerwerk, wo sich die Baumeister “verewigt” haben.
Mit viel Glück stößt man mitunter sogar auf einen sog. “Gänsefuß der Baumeister”. (Cagoten)

Auch die roten Tatzenkreuze der Tempelritter fallen einem beim Besuch alter Kirchen mitunter ins Auge.
Tarragona spielte eine nicht unwichtige Rolle in der langen Geschichte dieses geistlichen Ritterordens – der gerne “begabte Baumeister” für sich arbeiten ließ:
Die Stadt war das Zentrum einer Familie Torroja, aus der der Großmeister Arnaud de Toroge stammte. 
Diese Familie besaß die Burg Torroja in der Provinz Tarragona; Arnaud trat später dem Orden bei und brachte es sogar zum Großmeister.

Ein gelber Löwe? Ein gelber Elefant?
Augen auf in der Kathedrale von Tarragona! 🙂

Was hat es mit dem Elefanten und dem Löwen in der Kathedrale von Tarragona auf sich?
Die Geschichte geht auf die Heilige Thekla zurück, die im Hauptaltar rechts neben der Muttergottes steht.
Thekla – eine vornehme Jungfrau aus Ikonium (der antike Name der Stadt Konya, der heutigen türkischen Provinzstadt) – zählte zum Gefolge des Apostels Paulus.
Über sie geht die Legende, dass sie, als Christin denunziert, bei ihrer Hinrichtung nur durch ein Wunder vor den wilden Tieren, die sie zerfleischen sollten, gerettet wurde.

Die Fiestas zu Ehren von Santa Tecla finden üblicherweise Mitte September statt und dauern zehn Tage.
Dabei handelt es sich um das größte Fest der Stadt Tarragona, bei dem natürlich allerlei schreckliche Tiere und große Ungeheuer aus Pappmaché durch die Straßen ziehen.
Fast alle Einwohner Tarragonas nehmen an diesem Spektakel teil.

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Tarragona – Rom kam nach Spanien, um zu bleiben …

Das Römische Imperium Hispania Tarraconensis

Der antike Name der Hafenstadt Tarragona im Nordosten Spaniens (Katalonien) lautete TARRACO.
In vorrömischer Zeit war das Stadtgebiet von Iberern besiedelt worden, die mit den an der Küste niedergelassenen Griechen und Phöniziern Handel trieben.

Im Jahre 218 v. Chr. – im Laufe der punischen Kriege* – schlug hier der römische Konsul Gnaeus Cornelius Escipión ein erstes Truppenlager auf – worauf sich in der Folge das Römische Imperium Hispania Tarraconensis entwickelte.
Rom war nach Spanien gekommen, um zu bleiben

*Die Punischen Kriege waren drei Kriege zwischen der Römischen Republik und Karthago, einer antiken Stadt im heutigen Tunesien. Sie fanden zwischen 264 v. Chr. und 146 v. Chr. statt und waren ein entscheidender Konflikt in der antiken Mittelmeerwelt. 

Das Provinz Forum von Tarragona

Tarragona wurde unter den Römern bald zum zentralen Verwaltungszentrum für die Region. Hier wurden wichtige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungen getroffen.
Das große “Provinz Forum” war der zentrale Platz der Stadt, mit Geschäften und öffentlichen Gebäuden.
Er maß 318 x 175 Meter und war an drei Seiten von Säulen, Statuen und Sockeln mit Inschriften versehen.

Tarragona als Hauptstadt des neuen römischen Imperiums

In der Römischen Kaiserzeit war Tarragona sogar die Hauptstadt des neuen Imperiums.
Von hier aus lenkte Kaiser Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) – der Begründer des Römischen Kaiserreichs – die Geschicke seines Reiches.
Und von hier aus sollte sich in den nächsten zweihundert Jahren die römische Zivilisation über ganz Spanien verbreiten.

Die vollständige Bezeichnung der von Rom eroberten Gebiete lautete schließlich:
Colonia Iulia Urbs Triumphalis Tarraco.

Heute hat Tarragona
ungefähr 130 000 Einwohner.

Unter dem Schutz von Minerva – der Göttin der Weisheit

Ein römischer Zenturio namens Manius Vibio, der bei der Errichtung der großen Stadtmauer von Tarragona die Soldaten kommandierte, erbat offenbar auf eigene Faust den Segen der Göttin Minerva für Tarragona:
Der Schutzspruch, den er mit Hilfe seines Dolches in einen der Türme ritzte (Minerva-Turm), sollte später als die älteste lateinische Inschrift in Spanien bekannt werden.

Tarragonas Blütezeit – unter Kaiser Augustus

Der Schriftsteller Pomponius Mela beschrieb die Stadt wie folgt: „Tarraco ist die reichste Hafenstadt an dieser Küste“(Tarraco urbs est in his oris maritimarum opulentissima).
Dass unter Kaiser Augustus Tarragona aufblühte, bestätigen auch die archäologischen Untersuchungen und Artefakte, nicht zuletzt die Münzfunde mit Darstellungen des Kaiserkultes.
(In Tarragona prägte man unter Augustus und Tiberius eigene Münzen).

Nach Augustus` Tod im Jahr 14 n. Chr. wurde er offiziell zum Gott erklärt, und man weihte ihm einen eigenen Tempel in Tarragona. Ein Ereignis, das in den Annalen von Tacitus nachzulesen ist.
Auf den Ruinen des “Augustus-Tempels” wurde ab dem 13. Jh. (nach einer Nutzung als Moschee während der Besatzung durch die Mauren) – die heutige Kathedrale St. Marien errichtet.
(Die Ausgrabungen reichten bis zu einer Tiefe von 4 Metern.)

Der reiche Bestand an gut erhaltenen Steindenkmälern ermöglichte eine sichere Rekonstruktion dieser antiken Metropole.
Aufgrund ihrer besonderen historischen Bedeutung wurden die Monumente der Römerstadt im Jahr 2000 als Archäologisches Ensemble von Tarraco zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 

Seeluft im Amphitheater von Tarragona

Das Amphitheater am Abhang südöstlich der via Augusta (Bauzeit Anfang des 2. Jh.), liegt direkt am Meer. Es besaß einen Umfang von ca. 130 x 102 Metern und war für ca. 15 000 Zuschauer ausgelegt. Es diente als Schauplatz für verschiedene öffentliche Veranstaltungen, darunter Gladiatorenkämpfe, Tierkämpfe und öffentliche Hinrichtungen. 
In dem zum Meer hin gelegenen Teil haben sich die Sitzreihen weitestgehend erhalten, im gegenüberliegenden Teil waren sie jedoch stark erodiert, aber durch ihre Einlassung in den Hang noch immer erkennbar.

Im Herzen des ehemaligen Amphitheaters:
Eine Basilika der Westgoten (aus dem 6. Jh.) und
die spätere Kirche Santa Maria del Miracle (12. Jh.)

Die Westgotenbasilika:
Die Arena des Amphitheaters wurde ab dem 3. Jahrhundert zu einem heiligen Ort für Christen, da dort im Jahr 259 der Bischof Fructuós und seine Diakone Auguri und Eulogi den Märtyrertod starben.
Um die im 6. Jahrhundert erbaute westgotische Basilika herum entstand ein Friedhofsgebiet mit Gräbern unterschiedlicher Art.
Diese Nutzung wurde im Mittelalter beibehalten, wobei die romanische Kirche als Begräbnisstätte diente. Ein Anbau diente als Baptisterium, als Taufkapelle.

Die Westgotenbasilika war bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts in Gebrauch. Erst mit der muslimischen Eroberung Spaniens wurde sie als Kirche aufgegeben.
Erhalten geblieben sind die Fundamente, Teile des Bodenbelags, die Sockel der Säulen, die die drei Kirchenschiffe abgrenzten, und der Triumphbogen, der die Apsis umrahmte.

Die spätere Kirche Santa Maria del Miracle:
Mit der Eingliederung Tarragonas in die katalanischen Grafschaften wurde im 12. Jahrhundert, auf den Grundmauern der Westgotenbasilika, eine neue Kirche erbaut, die der Heiligen Maria geweiht war.
(Seit 1154 urkundlich erwähnt.)
Es handelte sich aber nur um ein einziges Schiff mit lateinischem Kreuzgrundriss und flachem Chor.

Zwischen 1576 und 1780 beherbergte dieses Kirchengebäude ein Kloster der Trinitarier, und bis zum Jahr 1908 diente es als Gefängnis. (Nach der Auflösung des Gefängnisses wurde es zugemauert.)

Die Ausgrabung und Restaurierung der beiden Kirchen, seit Mitte des 20. Jahrhunderts, erfolgte gleichzeitig mit der des Amphitheaters.


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Antequera: Kirche San Pedro – “vorm Hauptaltar, unterm Baldachin”

Unter zahlreichen interessanten Exponaten befindet sich in der Kirche San Pedro in Antequera eine Skulptur des “Cristo de las Penas” (Christus der Schmerzen).
Dieses Kunstwerk aus dem 17. Jahrhundert, bei dem die Arme des Gekreuzigten fast vertikal gearbeitet sind, ist einzigartig.

Cristo de las Penas – vorm Hauptaltar, unterm Baldachin!

Dass der Künstler die Arme der Christusfigur fast senkrecht stehend dargestellt hat, weist auf den Einfluss der sog. Jansenisten hin, die diese Darstellung bevorzugten.
Wer waren die Jansenisten?
Der nach ihnen benannte “Jansenismus” war im 17. und 18. Jahrhundert eine vor allem in Frankreich verbreitete Bewegung in der katholischen Kirche, die sich auf die ursprüngliche christliche Lehre bezog, die der Heilige Augustinus von Hippo vertrat – die sog. “Gnadenlehre”.
Diese betont, dass der Mensch aufgrund der Erbsünde seine Neigung zum Sündigen nicht selbst überwinden kann und daher auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist.
Die Jansenisten forderten überdies ein an der Urgemeinde orientiertes einfaches, zurückgezogenes Leben.

Das dunkle Altarbild der Hauptkapelle (hinter dem Baldachin) besteht aus vielfarbigem Stuck und stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert. Es enthält ganze dreizehn Gemälde mit dem Thema der Ankunft des Heiligen Geistes.

Zur Kirche San Pedro

Die ursprüngliche Kirche San Pedro wurde im Jahr 1522 vom Priester Esteban de Villalón gegründet und am 30. Juni desselben Jahres geweiht.
Doch schon fünfzig Jahre später erwies sich das Gotteshaus als zu klein.
Der Neubau, der im Jahr 1574 begann, dauerte allerdings seine Zeit. Das Projekt war zu ehrgeizig angelegt und die Mittel waren zu knapp.
Erst im Jahr 1731 konnte das neue Gebäude unter dem Episkopat von Fray Francisco de San José fertiggestellt und eingeweiht werden.

San Pedro gehört heute zu der sogenannten Gruppe der Kirchen mit Renaissancesäulen. Nichtsdestotrotz weist diese Kirche auch gotische Kreuzrippengewölbe auf.
Die Mehrheit der Kunstgegenstände in San Pedro ist indes dem Barock zuzurechnen.

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Antequera: San Juan de Dios – andalusischer Barock pur

San Juan de Dios, der Heilige Johannes von Gott (1495 – 1550), auch Juan der Portugiese genannt, – wird vor allem in Spanien verehrt.
In seinem bewegten Leben war er Buchhändler; er gilt daher als Schutzpatron aller Buchhändler und Buchdrucker, wie auch (zum Teil) der Stadt Granada.
(Augenzwinkernd: Schriftsteller werden in diesem Zusammenhang nicht erwähnt, tja! 🙂 )


Als Stifter des Ordens der Barmherzigen Brüder von San Juan de Dios ist dieser Heilige aber auch zugleich Schutzpatron der Krankenhäuser, der Krankenpfleger und der Kranken.
Und auch hierzu gibt es eine Vorgeschichte:

Am 20. Januar 1539 hörte Johannes den berühmten Prediger Juan von Avila.
Tief bewegt, verschenkte er nach dieser Ansprache all sein Hab und Gut an die Armen.
Tragischerweise hielt man ihn deshalb für verrückt und brachte ihn in das Königliche Hospital, wo er die Not der Kranken, insbesondere die der Geisteskranken kennenlernte.
Nach seiner Entlassung unternahm Johannes eine Wallfahrt nach Guadalupe zur dort verehrten “Schwarzen Madonna” (s. Foto unten), und er begann nach seiner Rückkehr selbst Kranke zu pflegen, arme Menschen, die er auf der Straße auflas.
Er kümmerte sich auch um Prostituierte und verarmte Witwen.
Sein Wahlspruch lautete fortan: “Das Herz befehle.”

Die Kirche San Juan de Dios in Antequera –
andalusischer Barock pur

Die Bauarbeiten für diese Kirche im Herzen Andalusiens begannen, als der Orden des Heiligen Johannes von Gott in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Antequera kam, und dauerten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Fassade der Kirche besteht aus einem Rechteck mit zwei großen toskanischen Pilastern und einem Gebälk, das den Glockenturm trägt.
Die bedeutendsten Elemente befinden sich im Inneren der Kirche – “einem Schatz des andalusischen Barocks”, wie es heißt –, aufgrund der Dekorationen aus weißem Stuck, teilweise mit blauem Rand versehen und/oder bemalt. Die Hauptmotive der Ornamentik sind Pflanzen, Tiere, aber auch Engel und Grotesken.


Der Hochaltaraufsatz weist eine schöne Skulptur der Unbefleckten Empfängnis auf, mit den Bildern des Heiligen Joachim und der Heiligen Anna.
Auch figürliche Darstellungen des Heiligen Johannes von Gott, sowie Gemälde, die ihn zeigen, sind zu finden.

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Bobastro – die Felsenkirche des Rebellen Ibn Hafsun

Eine spannende Geschichte am Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung!

Ein gutes Beispiel für die mozarabisch-maurische Kultur in Andalusien ist die Felsenkirche von Bobastro, unweit des berühmt-berüchtigten Klettersteigs Caminito del Rey.
Diese in den Fels gehauene Kirche aus dem 9./10. Jh.,
in der Form einer Basilika, mit Hufeisenbogen und drei Kirchenschiffen ist einzigartig!
Sie wurde im Jahr 1869 entdeckt und im Jahr 1927 ausgegraben.
Die Felsenkirche gehörte zur gleichnamigen, seinerzeit uneinnehmbaren “Festung Bobastro”, einer Stadt auf der sog. Villaverde-Hochebene, von der heute nur noch einige wenige Ruinen und ein Steinbruch existieren.
Aufgrund der Lage und Einzigartigkeit wurde die Felsenkirche zum Kulturdenkmal erklärt.
Entworfen und erbauen ließ sie ein Mann, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, das damals mächtige Emirat von Córdoba zu Fall zu bringen.

Doch zuvor ein Blick auf einen bedeutsamen Zeitabschnitt in der über 800jährigen maurischen Besetzung Andalusiens:

Das Emirat von Córdoba (756 – 929)

Als “Emirat von Córdoba” wird das im Jahr 756 n. Chr. gegründete umayyadische Exilreich von Abd ar-Rahman I. auf der Iberischen Halbinsel bezeichnet – wobei Rahman I. nicht nur Córdoba, sondern auch die Städte Saragossa, Toledo und Mérida befestigte, um die Grenze gegen die christlichen Reiche in Nordspanien zu sichern.
Die Epoche der maurischen Besetzung trägt den arabischen Namen al-Andalus.
Die drei “Buchreligionen”, also die Juden, Christen und Muslime, arrangierten sich weitgehend; schon frühere Generationen hatten sich mit der Fremdherrschaft beispielsweise der Karthager, Römer oder Westgoten abfinden müssen.
Wissenschaft, Philosophie, Kunst und Handel blühten in dieser Zeit. Und von den Bewässerungskanälen, die die Mauren nach ihrer Ankunft anlegten, profitierten alle.

Ein kluger Schachzug der Emire von Córdoba (Abd ar-Rahman I., später Hischam, al-Hakam und Abd ar-Rahman III.) – war es zudem, Religionsfreiheit zuzusichern.
Juden und Christen durften ihre Kulte frei ausüben; niemand wurde zur Konversion gezwungen.

Der Knackpunkt war indes ein anderer:
Die Umayyaden waren stolz. Sehr stolz sogar. Denn sie stammten aus Mekka, aus einer Familie, zu der auch der Religionsführer Mohammed zählte; und sie betrachteten demzufolge ihre Untertanen als Bürger zweiter Klasse.
Selbst die Muslime aus dem Volk (Muladies genannt) oder aber die Berber aus Nordafrika – als Kämpfer schon immer unverzichtbar für die Umayyaden – alle zahlten hohe Abgaben, hatten keine Aufstiegsmöglichkeiten, keinen Zugriff auf lukrativere Ämter.
Kurz gesagt: Sie waren der Willkür oder der Gnade der jeweiligen Emire und Kalifen ausgesetzt.

Abd ar-Rahmans Wahlspruch lautete:
„Unsere Politik ist es, die Ämter von Rang den Kindern unserer Leute und denen vorzubehalten, die zu den Ersten gehörten, die uns dienten.“

Der Rebellenaufstand der Unzufriedenen
(Muslime und Christen)


Der Name des Mannes, der die Rebellion gegen die Umayyaden anführte, war
UMAR IBN HAFSUN.

Umar ibn Hafsun - Alchetron, The Free Social Encyclopedia

Umar Ibn Hafsun
(850 – 917 n. Chr.)
hatte zum Ziel, die Willkür-Herrschaft der Umayyaden durch einen Staat zu ersetzen,
in dem Muslime aller Herkunft – aber auch Christen – gleichberechtigt und friedlich zusammenleben konnten. 

Er selbst stammte aus der Familie eines begüterten westgotischen (christlichen) Grafen aus der Umgebung von Ronda, der irgendwann zum Islam übergetreten war.
Hafsuns eigene Vergangenheit und sein Werdegang waren ähnlich schillernd: In seiner Jugend hatte er aufgrund von privaten Streitigkeiten etliche Gesetzlose um sich geschart und mit ihnen die Gegend von Málaga unsicher gemacht.
Nach einem Totschlag im Jahr 879 geriet er in Gefangenschaft, flüchtete nach Marokko, wo er sich eine Zeitlang als Handwerker betätigte (entweder als Schneider und/oder als Steinmetz, darüber gibt es unterschiedliche Angaben).

Nach seiner Rückkehr nach al-Andalus, scharte er erneut unzufriedene Muslime aus der Gruppe der Muladies um sich, aber auch solche Berber aus Nordafrika, die noch nicht restlos zum Islam übergetreten und oft des Arabischen nicht mächtig waren.

Als dritte im Bunde zog er die große Gruppe der sog. Mozaraber* auf seine Seite: Christen, die sich in ihrer Lebensform zwar weitgehend den Arabern angepasst, ihren Glauben aber nie aufgegeben hatten.

Und obwohl die Unzufriedenen als Bauern, Handwerker, Händler und Kämpfer für das Emirat unverzichtbar waren, behandelte man sie noch immer als Angehörige eines minderen Status`.
Der Verdruss unter den bunt zusammengewürfelten Anhängern Ibn Hafsuns war groß, der Zorn auf die Umayyaden wuchs von Tag zu Tag.

*Mozaraber nannte man die christlichen Bewohner von al-Andalus, die von der Kultur des Islam geprägt wurden. Sie hatten sich den Bräuchen weitgehend angepasst, jedoch ihren Glauben bewahrt. Dabei entwickelten sie eine eigenständige Kultur, die zeitweise in hoher Blüte stand.
Und nicht wenige Mozaraber leisteten schließlich Widerstand gegen die Besatzer – s. a. Toledo – eine Stadt mit einer großen mozarabischen Bevölkerung.

“Mozarabisch”, das heißt, “unter den Arabern lebend …”
(Juan Miguel Ferrer Grenesche)

Hier nur am Rande:
Noch heute wird in der Kathedrale von Toledo die Heilige Messe und die Laudes nach dem uralten hispano-mozarabischen Ritus gefeiert.

Der Rebell wird zu einer ernsthaften Bedrohung für das Emirat Córdoba

Umar Ibn Hafsun verstand es geschickt, den Ärger über die erdrückende Steuerlast und die ungerechte Behandlung durch die Umayyaden-Familie am Köcheln zu halten. Es heißt, er habe das Volk beständig aufgestachelt und ihm versprochen, es vom “Sklavenjoch der Araber” zu befreien. Dabei soll er nach Art eines Robin Hood* verfahren sein, und wie dieser auch besonders ritterlich die Frauen beschützt zu haben. Selbst begüterte Damen konnten in den von ihm überwachten Ländereien furchtlos von einer Stadt in die andere reisen.
Umar Ibn Hafsun selbst sah sich im Kriegszustand mit dem Emirat von Córdoba – und wurde für dieses zu einer ernsthaften Bedrohung.

Kein Wunder, dass die Emire ihn und seine Rebellen als “Gesetzlose” und “Unruhestifter” bezeichneten.

*Georg Bossong, “Das Maurische Spanien”, S. 21 ff.

Bobastro – Ibn Hafsuns Festung – und sein Tod

Von seinem uneinnehmbaren Hauptquartier Bobastro aus, im Bergland nördlich von Málaga gelegen, das jahrzehntelang mehreren Belagerungen seitens der Umayyaden trotzte, kontrollierte Umar Ibn Hafsun bald den ganzen Süden von al-Andalus.
Dabei stand er zeitweilig in diplomatischer Verbindung mit dem Frankenreich und den Kalifen aus Nordafrika und Bagdad.
Seinen Untergebenen zollte er Respekt, die tapfersten und treuesten Kämpfer belohnte er mit goldenen Armreifen.

Es gibt Berichte, wonach er im Jahr 891 zum Christentum übergetreten und auf den Namen Samuel getauft worden sei. Auch hätte er ein christliches Bistum oder Kloster gegründet.

Sein Traum von der Vernichtung des arabischen Emirats und einer Regierung der einheimischen Muslime (Muladies), gemeinsam mit den christlichen Mozarabern, blieb hingegen unerfüllt.
Obwohl er nie in einer Schlacht besiegt wurde, handelte er, kriegsmüde, am Ende seines Lebens einen ehrenvollen Frieden für sich und seine Söhne aus.

“Der letzte christliche Graf von Ronda”, wie ihn die Mozaraber bezeichneten, starb im Jahr 917 – und er wurde wie selbstverständlich in der “Felsenkirche Bobastro” beigesetzt, die er selbst errichten ließ.

Nach seinem Tod zerfiel das Bündnis wieder; seine drei Söhne mussten sich geschlagen geben. Der letzte, Hafs mit Namen, gab die Festung Bobastro im Jahr 928 auf und soll später mit der Umayyaden-Armee in Galicien gekämpft haben.

*Bobastro – heute Provinz Málaga, Comarca de Antequera.
(Im Gegensatz zur Felsenkirche Bobastro existiert die Festung nicht mehr.)

Die mozarabische Felsenkirche von Bobastro heute … (Iglesia Rupreste)

Eine monolithische Kirche oder Felsenkirche ist eine Kirche, die aus einem einzigen Steinblock besteht.
Da freistehende Felsen von ausreichender Größe selten sind, werden solche Bauwerke normalerweise in den Boden oder in die Seite eines Hügels oder Berges gehauen.

Der Eintritt zum Felsheiligtum ist frei, allerdings nur zu bestimmten Zeiten möglich (Anmeldung und gutes Schuhwerk erforderlich).

Auf der Straße, die El Chorro (Ausgang Caminito del Rey) mit den Stauseen (Eingang Caminito del Rey) verbindet, stößt man auf die Ruinen, die von der Straße aus nicht zu sehen sind.

Unter dem Boden des Hauptschiffes, auf der östlichen Seite, befindet sich der Eingang zu einer Krypta, die unter die Kirche gegraben wurde.

Die “posthume Rache” des Kalifen

Im Jahr 912, also fünf Jahre vor Umar Ibn Hafsuns Tod, hatte Abd ar-Rahmann III. (genannt al-Nâsir, der Sieger) seine Herrschaft in Córdoba angetreten.
Als man ihn vom Tod des langjährigen Widersachers in Kenntnis setzte, der das Emirat fast 40 Jahre in Atem gehalten hatte, nahm er posthum Rache:
Er ließ sämtliche Mozaraber von Bobastro massakrieren, die Überreste des “letzten christlichen Grafen von Ronda” exhumieren und vor der Großen Moschee in Córdoba kreuzigen.
Zwischen einem Hund und einem Schwein” – wie damals mit Verrätern verfahren wurde.


(Hunde und Schweine galten bereits nach einer vorislamischen Tradition als unreine Tiere.) 


Im Jahr 929 n. Chr. ließ Abd ar-Rahman III. das Kalifat von Córdoba ausrufen – indem er von allen Kanzeln verkünden ließ, er sei hinfort als rechtmäßiger Kalif mit amir al-mu’minîn (Beherrscher der Gläubigen) anzusprechen.
Mit seinem Herrschaftsantritt und nach seiner erfolgreichen Niederschlagung der Rebellion von Umar Ibn Hafsun, begann die längste und glanzvollste Herrscherperiode in der Geschichte von al-Andalus.
Rahmann III. schaffte es, das Land zu befrieden und regierte (nach dem islamischen Mondkalender) volle fünfzig Jahre.

Zur großen Flotte des Kalifen von Córdoba, Abd ar-Rahman III., bitte hier weiterlesen: Almería – Afrika ganz nah!

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