Bobastro – die Felsenkirche des Rebellen Ibn Hafsun

Eine spannende Geschichte am Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung!

Ein gutes Beispiel für die mozarabisch-maurische Kultur in Andalusien ist die Felsenkirche von Bobastro, unweit des berühmt-berüchtigten Klettersteigs Caminito del Rey.
Diese in den Fels gehauene Kirche aus dem 9./10. Jh.,
in der Form einer Basilika, mit Hufeisenbogen und drei Kirchenschiffen ist einzigartig!
Sie wurde im Jahr 1869 entdeckt und im Jahr 1927 ausgegraben.
Die Felsenkirche gehörte zur gleichnamigen, seinerzeit uneinnehmbaren “Festung Bobastro”, einer Stadt auf der sog. Villaverde-Hochebene, von der heute nur noch einige wenige Ruinen und ein Steinbruch existieren.
Aufgrund der Lage und Einzigartigkeit wurde die Felsenkirche zum Kulturdenkmal erklärt.
Entworfen und erbauen ließ sie ein Mann, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, das damals mächtige Emirat von Córdoba zu Fall zu bringen.

Doch zuvor ein Blick auf einen bedeutsamen Zeitabschnitt in der über 800jährigen maurischen Besetzung Andalusiens:

Das Emirat von Córdoba (756 – 929)

Als “Emirat von Córdoba” wird das im Jahr 756 n. Chr. gegründete umayyadische Exilreich von Abd ar-Rahman I. auf der Iberischen Halbinsel bezeichnet – wobei Rahman I. nicht nur Córdoba, sondern auch die Städte Saragossa, Toledo und Mérida befestigte, um die Grenze gegen die christlichen Reiche in Nordspanien zu sichern.
Die Epoche der maurischen Besetzung trägt den arabischen Namen al-Andalus.
Die drei “Buchreligionen”, also die Juden, Christen und Muslime, arrangierten sich weitgehend; schon frühere Generationen hatten sich mit der Fremdherrschaft beispielsweise der Karthager, Römer oder Westgoten abfinden müssen.
Wissenschaft, Philosophie, Kunst und Handel blühten in dieser Zeit. Und von den Bewässerungskanälen, die die Mauren nach ihrer Ankunft anlegten, profitierten alle.

Ein kluger Schachzug der Emire von Córdoba (Abd ar-Rahman I., später Hischam, al-Hakam und Abd ar-Rahman III.) – war es zudem, Religionsfreiheit zuzusichern.
Juden und Christen durften ihre Kulte frei ausüben; niemand wurde zur Konversion gezwungen.

Der Knackpunkt war indes ein anderer:
Die Umayyaden waren stolz. Sehr stolz sogar. Denn sie stammten aus Mekka, aus einer Familie, zu der auch der Religionsführer Mohammed zählte; und sie betrachteten demzufolge ihre Untertanen als Bürger zweiter Klasse.
Selbst die Muslime aus dem Volk (Muladies genannt) oder aber die Berber aus Nordafrika – als Kämpfer schon immer unverzichtbar für die Umayyaden – alle zahlten hohe Abgaben, hatten keine Aufstiegsmöglichkeiten, keinen Zugriff auf lukrativere Ämter.
Kurz gesagt: Sie waren der Willkür oder der Gnade der jeweiligen Emire und Kalifen ausgesetzt.

Abd ar-Rahmans Wahlspruch lautete:
„Unsere Politik ist es, die Ämter von Rang den Kindern unserer Leute und denen vorzubehalten, die zu den Ersten gehörten, die uns dienten.“

Der Rebellenaufstand der Unzufriedenen
(Muslime und Christen)


Der Name des Mannes, der die Rebellion gegen die Umayyaden anführte, war
UMAR IBN HAFSUN.

Umar ibn Hafsun - Alchetron, The Free Social Encyclopedia

Umar Ibn Hafsun
(850 – 917 n. Chr.)
hatte zum Ziel, die Willkür-Herrschaft der Umayyaden durch einen Staat zu ersetzen,
in dem Muslime aller Herkunft – aber auch Christen – gleichberechtigt und friedlich zusammenleben konnten. 

Er selbst stammte aus der Familie eines begüterten westgotischen (christlichen) Grafen aus der Umgebung von Ronda, der irgendwann zum Islam übergetreten war.
Hafsuns eigene Vergangenheit und sein Werdegang waren ähnlich schillernd: In seiner Jugend hatte er aufgrund von privaten Streitigkeiten etliche Gesetzlose um sich geschart und mit ihnen die Gegend von Málaga unsicher gemacht.
Nach einem Totschlag im Jahr 879 geriet er in Gefangenschaft, flüchtete nach Marokko, wo er sich eine Zeitlang als Handwerker betätigte (entweder als Schneider und/oder als Steinmetz, darüber gibt es unterschiedliche Angaben).

Nach seiner Rückkehr nach al-Andalus, scharte er erneut unzufriedene Muslime aus der Gruppe der Muladies um sich, aber auch solche Berber aus Nordafrika, die noch nicht restlos zum Islam übergetreten und oft des Arabischen nicht mächtig waren.

Als dritte im Bunde zog er die große Gruppe der sog. Mozaraber* auf seine Seite: Christen, die sich in ihrer Lebensform zwar weitgehend den Arabern angepasst, ihren Glauben aber nie aufgegeben hatten.

Und obwohl die Unzufriedenen als Bauern, Handwerker, Händler und Kämpfer für das Emirat unverzichtbar waren, behandelte man sie noch immer als Angehörige eines minderen Status`.
Der Verdruss unter den bunt zusammengewürfelten Anhängern Ibn Hafsuns war groß, der Zorn auf die Umayyaden wuchs von Tag zu Tag.

*Mozaraber nannte man die christlichen Bewohner von al-Andalus, die von der Kultur des Islam geprägt wurden. Sie hatten sich den Bräuchen weitgehend angepasst, jedoch ihren Glauben bewahrt. Dabei entwickelten sie eine eigenständige Kultur, die zeitweise in hoher Blüte stand.
Und nicht wenige Mozaraber leisteten schließlich Widerstand gegen die Besatzer – s. a. Toledo – eine Stadt mit einer großen mozarabischen Bevölkerung.

“Mozarabisch”, das heißt, “unter den Arabern lebend …”
(Juan Miguel Ferrer Grenesche)

Hier nur am Rande:
Noch heute wird in der Kathedrale von Toledo die Heilige Messe und die Laudes nach dem uralten hispano-mozarabischen Ritus gefeiert.

Der Rebell wird zu einer ernsthaften Bedrohung für das Emirat Córdoba

Umar Ibn Hafsun verstand es geschickt, den Ärger über die erdrückende Steuerlast und die ungerechte Behandlung durch die Umayyaden-Familie am Köcheln zu halten. Es heißt, er habe das Volk beständig aufgestachelt und ihm versprochen, es vom “Sklavenjoch der Araber” zu befreien. Dabei soll er nach Art eines Robin Hood* verfahren sein, und wie dieser auch besonders ritterlich die Frauen beschützt zu haben. Selbst begüterte Damen konnten in den von ihm überwachten Ländereien furchtlos von einer Stadt in die andere reisen.
Umar Ibn Hafsun selbst sah sich im Kriegszustand mit dem Emirat von Córdoba – und wurde für dieses zu einer ernsthaften Bedrohung.

Kein Wunder, dass die Emire ihn und seine Rebellen als “Gesetzlose” und “Unruhestifter” bezeichneten.

*Georg Bossong, “Das Maurische Spanien”, S. 21 ff.

Bobastro – Ibn Hafsuns Festung – und sein Tod

Von seinem uneinnehmbaren Hauptquartier Bobastro aus, im Bergland nördlich von Málaga gelegen, das jahrzehntelang mehreren Belagerungen seitens der Umayyaden trotzte, kontrollierte Umar Ibn Hafsun bald den ganzen Süden von al-Andalus.
Dabei stand er zeitweilig in diplomatischer Verbindung mit dem Frankenreich und den Kalifen aus Nordafrika und Bagdad.
Seinen Untergebenen zollte er Respekt, die tapfersten und treuesten Kämpfer belohnte er mit goldenen Armreifen.

Es gibt Berichte, wonach er im Jahr 891 zum Christentum übergetreten und auf den Namen Samuel getauft worden sei. Auch hätte er ein christliches Bistum oder Kloster gegründet.

Sein Traum von der Vernichtung des arabischen Emirats und einer Regierung der einheimischen Muslime (Muladies), gemeinsam mit den christlichen Mozarabern, blieb hingegen unerfüllt.
Obwohl er nie in einer Schlacht besiegt wurde, handelte er, kriegsmüde, am Ende seines Lebens einen ehrenvollen Frieden für sich und seine Söhne aus.

“Der letzte christliche Graf von Ronda”, wie ihn die Mozaraber bezeichneten, starb im Jahr 917 – und er wurde wie selbstverständlich in der “Felsenkirche Bobastro” beigesetzt, die er selbst errichten ließ.

Nach seinem Tod zerfiel das Bündnis wieder; seine drei Söhne mussten sich geschlagen geben. Der letzte, Hafs mit Namen, gab die Festung Bobastro im Jahr 928 auf und soll später mit der Umayyaden-Armee in Galicien gekämpft haben.

*Bobastro – heute Provinz Málaga, Comarca de Antequera.
(Im Gegensatz zur Felsenkirche Bobastro existiert die Festung nicht mehr.)

Die mozarabische Felsenkirche von Bobastro heute … (Iglesia Rupreste)

Eine monolithische Kirche oder Felsenkirche ist eine Kirche, die aus einem einzigen Steinblock besteht.
Da freistehende Felsen von ausreichender Größe selten sind, werden solche Bauwerke normalerweise in den Boden oder in die Seite eines Hügels oder Berges gehauen.

Der Eintritt zum Felsheiligtum ist frei, allerdings nur zu bestimmten Zeiten möglich (Anmeldung und gutes Schuhwerk erforderlich).

Auf der Straße, die El Chorro (Ausgang Caminito del Rey) mit den Stauseen (Eingang Caminito del Rey) verbindet, stößt man auf die Ruinen, die von der Straße aus nicht zu sehen sind.

Unter dem Boden des Hauptschiffes, auf der östlichen Seite, befindet sich der Eingang zu einer Krypta, die unter die Kirche gegraben wurde.

Die “posthume Rache” des Kalifen

Im Jahr 912, also fünf Jahre vor Umar Ibn Hafsuns Tod, hatte Abd ar-Rahmann III. (genannt al-Nâsir, der Sieger) seine Herrschaft in Córdoba angetreten.
Als man ihn vom Tod des langjährigen Widersachers in Kenntnis setzte, der das Emirat fast 40 Jahre in Atem gehalten hatte, nahm er posthum Rache:
Er ließ sämtliche Mozaraber von Bobastro massakrieren, die Überreste des “letzten christlichen Grafen von Ronda” exhumieren und vor der Großen Moschee in Córdoba kreuzigen.
Zwischen einem Hund und einem Schwein” – wie damals mit Verrätern verfahren wurde.


(Hunde und Schweine galten bereits nach einer vorislamischen Tradition als unreine Tiere.) 


Im Jahr 929 n. Chr. ließ Abd ar-Rahman III. das Kalifat von Córdoba ausrufen – indem er von allen Kanzeln verkünden ließ, er sei hinfort als rechtmäßiger Kalif mit amir al-mu’minîn (Beherrscher der Gläubigen) anzusprechen.
Mit seinem Herrschaftsantritt und nach seiner erfolgreichen Niederschlagung der Rebellion von Umar Ibn Hafsun, begann die längste und glanzvollste Herrscherperiode in der Geschichte von al-Andalus.
Rahmann III. schaffte es, das Land zu befrieden und regierte (nach dem islamischen Mondkalender) volle fünfzig Jahre.

Zur großen Flotte des Kalifen von Córdoba, Abd ar-Rahman III., bitte hier weiterlesen: Almería – Afrika ganz nah!

Weitere interessante Orte in der Nähe:

Der Klettersteig Caminito del Rey
Antequera – Das Herz von Andalusien;
Antequera – Dolmen und Legenden;

Almería – Afrika ganz nah!
Caravaca de la Cruz
Fuentes del Marques
Córdoba – 4-tlg. Artikel

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“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

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GUADIX – mehr als ein Bahnhof für “Jäger von verlorenen Schätzen” …

GUADIX – der berühmte Bahnhof

Nach den andalusischen Filmdrehorten Monsul und Tabernas-Wüste darf natürlich auch ein Abstecher zum Bahnhof von GUADIX nicht fehlen. Hier wurden im Jahr 1988 mehrere Szenen mit Harrison Ford und Sean Connery gedreht. Obwohl man die Szenen aus dem fertigen “Indiana Jones”-Film wieder strich, ist der schöne Bahnhof noch immer ein Anziehungspunkt für Cineasten. Und wie man so hört, sollen sich einige Film-Fans hier sogar mit Fedora-Hüten und/oder Peitsche ablichten lassen! 🙂

Die anhaltende Filmbegeisterung nahm die Stadtverwaltung im Jahr 2018 zum Anlass, ein großes Fest zum 30-jährigen Gedenken an den legendären “Indy-Dreh” zu feiern – aber vielleicht auch, um an diesem Tag zu zeigen, dass die “tausendjährige Stadt GUADIX” mehr zu bieten hat, als einen Bahnhof für Film-Nostalgiker oder Jäger von verlorenen Schätzen

GUADIX – im Wandel der Zeiten

Die kleine Stadt vor den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevada liegt im Landesinneren der Provinz Granada und hat ungefähr 20 000 Einwohner. GUADIX blickt tatsächlich auf eine mehr als bewegte Geschichte zurück: Sie gilt als eine der ältesten menschlichen Siedlungen Spaniens, d.h. hier ließen sich seit prähistorischen Zeiten Menschen nieder, was zahlreiche archäologische Funde bestätigen.

Und weil der Landstrich Guadix y el Marquesado an einem “natürlichen Durchlass” liegt, der die spanische Ostküste mit dem Guadalquivir-Tal verbindet, ließen sich auch die PHÖNIZIER hier nieder.
Sie nannten ihre Siedlung Acci.

*Die Phönizier werden auch als Karthager oder Punier bezeichnet. Als ausgezeichnete Seefahrer kolonisierten sie bereits ab dem 10. Jh. v. Chr. den Mittelmeerraum von Zypern über Sizilien bis Spanien.
(s. auch Cádiz – in der Hand der Phönizier.)

Um das Jahr 45 v. Chr. wurde GUADIX unter den RÖMERN zu einer wohlhabenden Militärkolonie.
Sie übernahmen den alten Namen, nannten den Ort Colonia Julia Gemella Acci.

Im 1. Jh. n. Chr. machte sich vermutlich Torquatus von Acci auf den Weg nach GUADIX. Er soll der erste Bischof von Acci gewesen sein. Man feiert hier sein Hochfest. Dass er mit 6 weiteren Bischöfen von den Aposteln Petrus und Paulus auf die Iberische Halbinsel geschickt worden wäre und in Cádiz an Land ging, geht auf eine Legende aus dem 8. Jh. zurück.

Unter den WESTGOTEN (418 bis 711 (bzw. 725) wurde GUADIX zu einer Münzstätte und einem wichtigen Zentrum des Christentums.
Bischöfe von hier spielten eine Rolle auf den Konzilien von Toledo ab dem Jahr 400.

Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt jedoch erst nach der Besetzung durch die MAUREN, die im Jahr 711 in das christliche Reich der Westgoten eindrangen. (Guadix bedeutet auf arabisch: “Fluss des Lebens”).
Die Mauren beherrschten bis 1492 weite Teile der Iberischen Halbinsel. Unter ihrer Herrschaft blühte GUADIX abermals auf und wurde, wie auch die benachbarte (ca. 40 km entfernte) Stadt BAZA, zu einem Zentrum der Seidenherstellung* in Al-Andalus.

(*Maulbeerbäume sind bis zu 15 Meter hohe Bäume mit gräulichen Ästen, die Anfang Frühling zu blühen beginnen. Ihre Blätter dienen als Nahrung für Seidenraupen, aus deren Kokons Seide gewonnen wird.)

GUADIX ist auch für seine schönen Töpferwaren bekannt: Seit der Ankunft der Mauren in Granada erlebte die Keramik in ganz Spanien eine Blütezeit …

GUADIX – die Höhlenwohnungen

Der größte Schatz von GUADIX liegt hier wohl unter der Erde, nämlich im Süden der Altstadt – im Barrio de Santiago, dem Viertel der Kunsthandwerker: Es ist das Höhlenviertel.
Bis zu 10 000 Menschen sollen hier noch weit über 2000 Wohnhöhlen bewohnen, erkennbar an den zahlreichen, direkt aus der Erde zu kommen scheinenden weißen Kamine und Tuffkegel.
Die ersten, ab dem 8. Jh. n. Chr. künstlich angelegten troglodytischen Wohnräume gehen auf die Mauren zurück, die bei ihrer Ankunft den weichen Löss (Kalktuff) der umliegenden Hügel zu schätzen gewusst hatten.
Frostfreie Winter und trockene, relativ heiße Sommer begünstigen noch heute diese besondere Art des Wohnens.
Die Ausstattung der Höhlen ist teils ärmlich – teils aber recht komfortabel, wie man vor Ort hört.
(Besichtigungen sind möglich.)

GUADIX – und die Traditionen

Dass sich GUADIX noch heute zur maurischen Tradition hingezogen fühlt, beweisen nicht nur das Kunsthandwerk und/oder die Speisekarten in den Lokalen. Auch in einigen Straßen in der Altstadt (z.B. im Barrio de Santa Ana) ist der arabische Einfluss unübersehbar.

Aber auch das “christliche Mittelalter” hat hier Spuren hinterlassen: Eine davon spiegelt sich in der “berühmt-berüchtigten” FIESTA DE CASCAMORRAS wider.

Zur Vorgeschichte des dreitägigen Festes, das jedes Jahr Anfang September hier gefeiert wird:

Cascamorras, ein Bauer aus Guadix, entdeckte einst bei der Feldarbeit* die (vermutlich aus Holz geschnitzte) Abbildung einer weiblichen Figur, in der er die Virgen de la Piedad (Jungfrau der Barmherzigkeit) erkannte.
Auf dem Heimweg ins Dorf schnappte sich jedoch ein “von Neid entbrannter” Mann aus dem Ort Baza (das iberische Basti) die “heilige Figur” und nahm sie mit nach Hause.
Über den dreisten Diebstahl war es damals zu einem “handfesten Streit” zwischen den rivalisierenden Ortschaften gekommen – bei dem man sich zuletzt aber wieder versöhnte.

Um an dieses “rustikale” Ereignis aus dem Mittelalter zu erinnern, feiern die zwei Städte GUADIX und BAZA einmal im Jahr, vom 6. – 9. September, die Fiesta de Cascamorras.

*Immer wieder ist in alten Geschichten (auch in Frankreich) von derartigen “Madonnen-Figuren” zu lesen, die zufällig in einem Gebüsch, einem Baumloch oder beim Pflügen auf dem Feld entdeckt und ins Dorf gebracht gebracht wurden, wo sie jedoch über Nacht postwendend wieder an ihren Fundort zurückkehrten. Meist wurde dann an Ort und Stelle eine Kapelle für die Madonna errichtet.

Im Jahr 2013 wurde CASCAMORRAS zu einem Fest von internationalem touristischem Interesse in Spanien erklärt.

Und welches Spektakel wird in diesen 3 Tagen vor Ort aufgeführt?

Ein mittelalterlich bunt gekleideter Gaukler aus Guadix eilt am 6. September in den “verfeindeten” Ort Baza, um die heilige Statue zurückzuholen. Doch die Bewohner von Baza lassen dies nicht zu. Sie ergreifen ihn und “seifen” ihn gründlich ein. Mit leeren Händen, aber von Kopf bis Fuß mit Farbe und Dreck beschmiert, kehrt der arme Gaukler am 9. November zurück – wo ihn nun auch die enttäuschten Leute von Guadix kräftig “einseifen” – ja, sie “teeren und federn” ihn geradezu, denn bei diesem Spektakel ist an “Farbe” nahezu alles erlaubt – selbst Sägemehl, Eier, Wasser oder Schmieröl.! 🙂

GUADIX – die maurische Festung Alcazaba

Die Alcazaba, die maurische Festung von GUADIX, liegt auf einem Hügel im Zentrum der Stadt. Von den Türmen hat man eine phantastische Sicht auf das Tal und die Berge der Sierra Nevada. Die Festung, die heute unter Denkmalschutz steht, wurde im 10. und 11. Jh. auf den Ruinen einer früheren maurischen Burg (aus dem 8. Jh.) errichtet, deren Grundmauern wiederum auf einer Burg aus der Römerzeit stammten.
Die gesamte Zitadelle mit den vielen Zinnen ist aus gestampfter Erde erbaut worden, daher die orangerote Farbe.
Im Jahr 1489, nach der Reconquista (der christlichen Rückeroberung) übergaben die Mauren die Stadt und die Alcazaba an die Katholischen Könige, wie man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und König Ferdinand II. von Aragon (1452-1516) bezeichnet.
Die Moschee wurde in eine christliche Kirche umgewandelt.
Doch mit dem blühenden Leben in der Stadt war es mit dem Abzug der Mauren vorbei. GUADIX verlor an Bedeutung.
Im 16. Jahrhundert wurden alle Wohngebäude innerhalb der Alcazaba zerstört.

Die Burg kann derzeit besichtigt werden.

Auch die Stadt Baza besaß ein aus maurischer Zeit stammendes Castillo; dessen Ruinen 15 km nördlich von Baza liegen. Die Festung wurde durch ein Erdbeben weitgehend zerstört.
Weitere Ruinen der iberischen, später römischen und westgotischen Stadt Basti befinden sich knapp 8 km nordöstlich von Baza.

GUADIX – Die Kathedrale de la Encarnación (der Menschwerdung)

Nach der christlichen Rückeroberung fiel im Jahr 1489 auch GUADIX wieder in christliche Hand. Zahlreiche Kirchen wurden errichtet. Der Bau der Kathedrale im Zentrum der Altstadt wurde im Jahr 1510 an der Stelle der ehemaligen Moschee begonnen – jedoch erst im Jahr 1796 beendet. Die lange Bauzeit führte zu einem Stilmix von Gotik über Renaissance bis zu Barock.
Im Inneren beherbergt das Gotteshaus bedeutende Kostbarkeiten, etwa die Sakristei, die ein Werk des Meisters Diego de Siloé ist, oder den großartigen Barockchor von Ruiz del Peral.

GUADIX – Die Pietà

Die Pietà von GUADIX, aus weißem Carrara-Marmor, ist eine originalgetreue Replik der Pietà von Michelangelo, die in Rom, im Vatikan, aufbewahrt wird.
Sie wurde mithilfe eines besonderen Abdruckverfahrens direkt vom Original abgenommen und reproduziert. Das Kunstwerk wurde erstmals im Jahr 1930 auf dem Bologna Art Salon der Öffentlichkeit vorgestellt und dort mit dem ersten Preis für die Sparte Skulptur ausgezeichnet.
Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 – 1939) wurde es brutal zerstört und erst vor einigen Jahren von der Bildhauerin María Ángeles Lázaro Guil meisterhaft restauriert und wieder aufgebaut.

GUADIX – Die Hinterlassenschaften der Römer

Das letzte Wort hat die prachtvolle DAMA DE BAZA

Nachdem sich die Einwohner von GUADIX Jahr um Jahr mit den Leuten von BAZA eine “Schlammschlacht um eine Madonnenfigur” liefern, hat die Geschichte für BAZA im Jahr 1971 eine überraschende Wendung genommen: Archäologen haben hier eine wunderschöne Statue aus der alten Iberischen Kultur (4. Jh. v. Chr.) ausgegraben.
Die DAMA de BAZA muss eine sehr vornehme Dame gewesen sein, wie man sehen kann, reich gekleidet und mit Schmuck behängt.

Die Dame von Baza (4. Jahrhundert v. Chr.):
Am 20. Juli 1971 wurde die berühmte “Dame von Baza” in einer unterirdischen Kammer entdeckt, während die Ausgrabungen der iberischen Nekropole am Hügel des Heiligtums von Baza (Granada) stattfanden. Diese beeindruckende Statue ist aus einem einzigen Kalksteinblock gefertigt worden und prunkt mit einem Gipsüberzug, bemalt in den Farben Rot, Blau, Weiß und Schwarz.
Die Dame dient als Cinerarium (als antike Urne), da im rechten Bereich eine Vertiefung vorhanden ist, die Aschereste einer Frau enthielt, was ihre Bestimmung als Graburne beweist.
(Quelle Wikipedia)


Heute befindet sich DIE DAMA VON BAZA im Museo Arqueológico Nacional de España in Madrid – zusammen mit der Dama de Elche, der Dama del Cerro de los Santos und anderen etwa zeitgleichen Skulpturen.
Im Archäologischen Museum von Baza (im alten Rathaus) kann man jedoch eine Nachbildung betrachten.

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Cartagena – Das neue Karthago in Spanien


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Cartagena – “Das neue Karthago in Spanien”

Cartagena – in den Händen Hannibals

Es war Hasdrubal der Schöne, ein Verwandter Hannibals, der im Jahr 227 v. Chr. in Spanien ein “Neues Karthago” gründete und diese Stadt Qart Hadasht nannte, also “neue Stadt”. (Zuvor hatte sie den Namen Mastia de Tarsis getragen und war im Besitz der Iberer oder Tartesser gewesen.)
Unter Hannibal, dem größten Feldherrn der Antike, galt Qart Hadasht als das Neue Karthago. Aufgrund seiner Lage – Cartagena, umgeben von 5 Hügeln, liegt an einer tiefen Bucht an der Costa Cálida, der “warmen Küste” – und der Silberbergwerke galt diese Stadt seinerzeit als der zentrale Punkt des gesamten Karthagischen Reiches in Spanien.

Rückschau auf das “Karthagische Reich”

Karthago/Tunesien- Ausgrabungsstätte im Jahr 1969 (Foto HLK)

Karthago (heute Ort nahe Tunis/Tunesien) war in der Antike die Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht – ursprünglich jedoch nur eine Kolonie der Stadt Tyros im heutigen Libanon. Dido, eine Tochter des tyrischen Königs, soll die Gründerin Karthagos gewesen sein.

Als Tyros von den Persern erobert wurde (332 v. Chr.), machte sich Karthago unabhängig und gründete eigene Kolonien auf Sizilien, Sardinien, Korsika, den Balearen, an der Nordküste Afrikas (heute Tunesien) und im Süden Spaniens.
Die Einwohner Karthagos wurden von den Römern als “Punier” bezeichnet – abgeleitet von “Phönizier”.

Das  Kartagische Reich (hauptsächlich in Nordafrika aber auch in Spanien herrschend) stand in den drei Punischen Kriegen (264 – 146 v. Chr.) dem Römischen Reich gegenüber.
Nach der Zerstörung durch die Römer wurde das Karthagische Reich im Jahr 146 v. Chr. aufgelöst und ging im römischen Reich auf.

Cartagena – unter römischer, westgotischer und maurischer Herrschaft

Im Jahr 209 v. Chr., während des 2. Punischen Krieges, eroberte der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus die Stadt Cartagena.
Carthago Nova, wie auch die Römer sie nannten, entwickelte sich unter ihnen (der Hafen, die Silberlagerstätten!) zu einer der reichsten und bedeutendsten Städte Spaniens; im Jahr 45 v. Chr. erhob Gaius Iulius Caesar die Stadt zu einer römischen Kolonie.

Kaiser Augustus modernisierte schließlich das “Neue Karthago” und ließ hier ein Forum und ein prächtiges Theater errichten – das TEATRO ROMANO, das Platz für bis zu 7000 Menschen bot und damit zu den größten auf der iberischen Halbinsel zählt.
Nach der Aufteilung der Provinz Tarraconensis in drei Provinzen unter Kaiser Diokletian im Jahr 298 n. Chr. bildete sich schließlich die römische Provinz Carthaginensis heraus – mit Cartagena als Hauptstadt.

Im Jahr 425 wurde Cartagena durch die VANDALEN (germanischer Volksstamm) zerstört.

Im Jahr 475 besetzten die WESTGOTEN* die Stadt, bis Cartagena im Jahr 554 unter dem Namen Carthago Spartaria die Hauptstadt der oströmischen Provinz Spania wurde.
Im Jahr 625 fiel Cartagena abermals in die Hände der Westgoten.

Ab dem Jahr 711, nach dem Untergang des Westgotenreichs, kam Cartagena zum Reich TODMIR (maurische Herrschaft) – und im Jahr 756 wurde die Stadt, wie fast die gesamte Iberische Halbinsel, Teil des Emirats von Córdoba.

*Das Reich der Westgoten (418 – 711, bzw. 725 n. Chr.) hatte seinen Schwerpunkt zunächst in Südwestgallien und später auf der Iberischen Halbinsel.

Cartagena – in Spanischer Hand

Nach der Eroberung im Jahr 1269 durch König Jakob I., im Zuge der christlichen Reconquista, zählte Cartagena zum Königreich Aragon.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhob Philipp II*., König von Spanien, Cartagena zu neuem Glanz und machte es zu einem bedeutenden Marinestützpunkt.

Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) war Cartagena der Hauptstützpunkt der spanischen republikanischen Marine und eine der Hochburgen der republikanischen Regierung.
Cartagena behauptete sich länger als jede andere spanische Großstadt gegen die Truppen General Francos, die Cartagena erst am 31. März 1939 einnahmen.

*Zum Habsburger Phillip II., König von Spanien (geb. 1527 – gest. 1598):
Philipps Reich erstreckte sich über die spanischen Kerngebiete sowie über die Niederlande und Burgund. In Italien standen Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien unter seiner Herrschaft. Durch die enorme Expansion der Kolonialgebiete in Amerika und Asien wuchs auch der außereuropäische Machtbereich Philipps. Die 1564/65 in das spanische Kolonialreich eingegliederte Inselgruppe im Pazifischen Ozean wurde ihm zu Ehren Philippinen genannt. 1580 wurde auch noch Portugal mitsamt seinen überseeischen Kolonien Teil der spanischen Monarchie.

Die Überreste der “Alten Kathedrale Santa María”

Die alte Kathedrale Santa María beim Römischen Theater war der Sitz der Diözese Cartagena, bis diese im 13. Jh. in die Stadt Murcia verlegt wurde. Das Bauwerk wurde im spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) verwüstet. In Dokumenten aus dem Mittelalter und der Renaissance erscheint diese Kirche unter der Bezeichnung „Iglesia Mayor“ und wurde erst ab dem  18. Jahrhundert „Alte Kathedrale“ genannt.

Um 1270 gründete König Alfons X. der Weise den Militärorden der Heiligen Maria von Spanien. Er stellte ihn unter die Schirmherrschaft einer Romanischen Madonna, der Virgen del Rosell, richtete seinen Hauptsitz in einem Zisterzienserkloster in Cartagena ein, bei dem es sich vermutlich um die “Alte Kathedrale” gehandelt hat.

Die Virgen del Rosell ist heute die Schutzpatronin von Cartagena. Sie ist auch als Heilige Maria von Spanien, Jungfrau des Rosenkranzes oder Jungfrau des Sterns bekannt.

Das Museum im Römischen Theater von Cartagena

Mit dem Eingang, der sich gegenüber dem Rathauspalast von Cartagena befindet, ist das Museum des Römischen Theaters in zwei separate Gebäude unterteilt.
Durch einen unterirdischen Gang gelangt man nach der Besichtigung der Ausstellungsstücke direkt in das Innere des Römischen Theaters.

Cartagena – heute

Heute ist Cartagena die zweitgrößte Stadt in der Region Murcia mit über 200 000 Einwohnern, eine quirlige, junge und moderne Metropole.
Sie besitzt den bedeutendsten Handelshafen Spaniens und die größte spanische Marinebasis am Mittelmeer. Die Stadt ist zudem Sitz des Parlaments der Region sowie Bischofssitz. Es besteht eine Eisenbahnverbindung in die Stadt Murcia.
Auch was die Architektur betrifft, kann sich Cartagena sehen lassen: Zu den herausragenden Gebäuden zählen das Rathaus, das Casino, das Gran Hotel, der Aguirre-Palast, Casa Cervantes und Casa Maestre, letzteres von Gaudí selbst inspiriert – und die prachtvolle Fußgängerzone.

Das Castillo de la Concepción im malerischen Torres-Park

Um sich einen Überblick über die Lage der Stadt zu verschaffen, ohne selbst die Hügel hinaufsteigen zu müssen, hat man einen Panoramaaufzug errichtet, in dem man in wenigen Minuten einen 45 m hohen Aussichtspunkt über dem Meer erreicht. Von hier aus hat man die beste Rundumsicht auf Cartagena, das Römische Forum, den Hafen und das Meer.

Auf dem Platz der alten Burg de la Conception, die sich hier oben befindet, soll einst ein römischer Tempel gestanden haben, dem Gott der Heilkunst Äskulap geweiht.
Später diente das Castillo den Mauren als Festung; und im Bürgerkrieg warnte eine dort installierte Sirene die Bevölkerung von Cartagena.

Hier oben lässt es sich gut aushalten; und hat man irgendwann alle Aufnahmen im Kasten – den Leuchtturm aus der Maurenzeit bitte nicht vergessen! 🙂 – besichtigt man vielleicht das kleine Castillo-Museum (Filmvorführung) oder man unternimmt einen gemütlichen Spaziergang durch den malerischen Parque Torres, in dem heute nur noch freilaufende Pfaue und andere schillernde Vögel ein herrschaftliches Leben führen.

Cartagena – Romanschauplatz in meinem Thriller “Knotenstricker”

“Auf See: Cartagena, Mittwoch, 1. August 2012
Als er im Yachthafen von Cartagena am Pier Alfonso XII an Land geht, bringt er sogleich den Müll von Bord und sucht anschließend eine Lavanderia auf, um seine Klamotten waschen zu lassen. Schließlich geht er zu Fuß in Richtung historische Altstadt. Sie interessiert ihn, nicht zuletzt, weil sie die Namensgeberin von Cartagena de India ist, einer Stadt in Kolumbien, an der Karibikküste gelegen, wo er sich vor vier Jahren, nach einer verlorenen Bataille, für einige Zeit niedergelassen hat. Kolumbien ist eine Zäsur gewesen in seinem Leben. Eine Herausforderung. Einmal hat man sogar auf ihn geschossen!
Er wirft einen Blick aufs stolze Castillo, das wie die kolumbianische Anlage zwei Forts besitzt … besichtigt die Überreste eines römischen Amphitheaters, kauft sich den billigsten Stadtführer, der zu haben ist, setzt sich am Plaza Ayuntamiento in eine Bar unter einen weißen Sonnenschirm.

Er liebt weiße Sonnenschirme. In all seinen Geschichten sitzen die Figuren im Sommer unter weißen Sonnenschirmen. Mit Fransen oder ohne.

(aus Kapitel 33, Der Freibeuter)

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“Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

“Córdoba. Fern und allein. Schwarzes Pferd und großer Mond, Satteltasche voll Oliven. Wenn ich auch die Wege kenn, komm ich nie nach Córdoba …”

so lautet der Anfang des Gedichts “Reiterlied” von Federico Garcia Lorca*.
Der einsame Reiter, der dieses Lied singt, befürchtet, der Tod könne ihn ereilen, noch bevor er die Türme der heiß ersehnten Stadt erblickt.
Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf, ob Lorca, der in Granada lebte, beim Verfassen seines Gedichtes nicht seinen eigenen Tod vor Augen hatte: Der weltbekannte Lyriker und Dramatiker wurde im August 1936, im Alter von 38 Jahren, von einem Franquisten, einem Anhänger des Diktators Franco, erschossen – und anschließend am Straßenrand verscharrt.
Unter einem Olivenbaum, wie es heißt …
“Córdoba. Fern und allein …”

*Federico Garcia Lorca (1898 – 1936), spanischer Lyriker und Dramatiker, der meistgelesene spanische Schriftsteller aller Zeiten.

Córdobas wechselvolle Geschichte: Römer, Westgoten und das Kalifat von Córdoba

Noch heute zeugen überall auf der Iberischen Halbinsel unzählige Tempel, Brücken, Amphitheater, Aquädukte, Villen, Statuen und Mosaiken von der hier mehr als 600 Jahre andauernden römischen Herrschaft.

Das den Römern nachfolgende “christliche Reich der Westgoten” währte in Spanien lediglich 300 Jahre (von 418 – 711/724 n. Chr.).

Mehr als 700 Jahre ließen sich anschließend die Mauren und Araber aus Nordafrika in Spanien nieder (von 711 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492).
Dabei brachten sie auch Córdoba unter ihre Herrschaft – jedoch keineswegs zum Schaden der Stadt und ihrer Bewohner!
Nach der Ausrufung von al-Andalus zum Kalifat von Córdoba (929 – 1031 n. Chr.) entwickelte sich dieses zu einem der reichsten und kultiviertesten Länder seiner Zeit, wobei Córdoba mit damals fast 500 000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden Kulturzentrum im Mittelmeerraum aufstieg.
Es war eine friedliche Zeitspanne, in der sich Muslime, Juden und Christen gegenseitig tolerierten und respektierten.

Das wohl berühmteste Bauwerk aus der Epoche der Kalifen steht noch heute in Córdoba: Es ist die Mezquita, die damalige Moschee, mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle. Heute beherbergt sie eine römisch-katholische Kathedrale unter ihrem Dach. Doch dazu später mehr – denn es gibt noch andere Orte in Córdoba zu entdecken, zum Beispiel den nicht weniger berühmten Alcázar-Palast mit seinen traumhaften Gärten …

Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Der mächtige Alcázar de los Reyes Cristianos (die Burg der Christlichen Könige von Córdoba) wurde im Jahr 1328 unter König Alfonso XI. erbaut. Er befindet sich auf dem Grund und Boden der ehemaligen Kalifenburg:
Das aus dem Arabischen stammende Wort Alcázar geht auf den Begriff Al-Qasr zurück, der Palast bedeutet.

Kleine Fotos können zum Vergrößern angeklickt werden!

Die “Christlichen Könige” Isabella I. v. Kastilien und Ferdinand II. v. Aragón

Als Katholische oder Christliche Könige bezeichnet man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452-1516), die in Córdoba, in ihrer königlichen Residenz Alcázar acht Jahre lang residierten. Im Jahr 1486 empfingen sie hier Christoph Kolumbus, der sie um finanzielle Unterstützung für seine Reise nach Indien bat – wonach er schlussendlich Amerika entdeckte. 
(Nach Kolumbus’ Rückkehr übertrug Papst Alexander VI. den “Christlichen Königen” die alleinige Oberherrschaft über die neu entdeckten Länder.)

An der Fassade der Universität von Salamanca, Spanien, sieht man die Büsten von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien. (Imago / Ken Welsh)

Die Schätze im Alcázar

Im Inneren des über 4000 qm umfassenden Alcázar-Palastes finden sich überall römische, westgotische und maurische Spuren. Ein besonderes Augenmerk verdienen jedoch die römischen Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die man bei archäologischen Ausgrabungen in der Medina von Córdoba, also in der historischen Altstadt entdeckt hat.
Auch der prachtvolle römische Sarkophag, der im Alcázar zu bewundern ist, stammt aus dieser Epoche.

Zum Vergrößern bitte anklicken!

Der römische Sarkophag (3. Jh. n.Chr.)

Der an drei von vier Seiten beschnittene Marmorblock wurde hier in Córdoba im Huerta de San Rafael (im Garten des Heiligen Raphael) gefunden. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und ist ein Werk von großer Schönheit und Qualität.
Das Hauptmotiv (Vorderseite Mitte) stellt die Tore der Unterwelt oder des Jenseits dar. Sie sind mit Widder- und Löwenköpfen verziert, die Stärke und Energie symbolisieren.

Zwei Säulen mit Kapitellen stützen den geschlossenen Giebel. Auf dem Giebel sind zwei Pfauen mit Gesichtern dargestellt, die die Ewigkeit symbolisieren.
Auf der rechten Seite befindet sich der Eigentümer oder das Familienoberhaupt. Er ist mit einer Toga bekleidet, trägt römische Sandalen an den Füßen und hält einen versiegelten Brief in der Hand, was darauf hindeutet, dass er ein Anwalt war. Er erscheint mit einem Philosophen, Lehrer oder Pädagogen, der als Mentor fungiert.
Die Frau des Anwalts auf der linken Seite, trägt ebenfalls eine Toga sowie eine kunstvolle Lockenfrisur. Zu ihren Füßen steht ein Arbeitskorb mit einer Taube darauf, wohl als Symbol für die Hingabe an ihr Zuhause und ihre Reinheit. In ihrer Hand hält sie ebenfalls einen versiegelten Brief, genau wie die weibliche Figur, die sie begleitet.

Die kannelierten Säulen mit Akanthus-Kapitellen rechts und links außen, gehen in die ebenfalls im Hochrelief gearbeiteten Seitenteile über. Beide Flächen zeigen Pegasus, ein geflügeltes Pferd aus der Mythologie, das aus dem Blut der Medusa geboren wurde, als diese von Perseus enthauptet wurde. Zu ihren Füßen befindet sich ein Panther in Laufbewegung: Dionysische Symbole für die Geschwindigkeit und Kraft, die eingesetzt werden sollten, um die Besitzer des luxuriösen Grabhauses ins Jenseits zu geleiten.
Es handelt sich um ein Werk von höchster Qualität und großer Schönheit, das erkennen lässt, dass die Person, die es geschaffen hat, ein brillanter Bildhauer war.

Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos: HLK 2024

Die Gärten der “Christlichen Könige– einst von den Mauren angelegt

Der Alcázar von Cordoba, in dem sich später das Inquisitionsgericht mit seinen Folterkammern breit machte (es wurde auch noch als Zivil- und Militärgefängnis benutzt), besitzt einen weitläufigen Wandelgarten, in dem man sich gut erholen kann, weil es überall blüht und grünt und duftet: Unzählige Zitrusbäume, Palmen, Sträucher und Hecken, dazwischen die Statuen der Herrscher, sowie andere Skulpturen.
Zur Entspannung tragen auch die schattigen Nischen und das ständige Plätschern des Wassers bei: Ausgehend vom ersten, oberen Terrassenbecken – und umgeben von den je nach Jahreszeiten unterschiedlich blühenden Beeten – ergießt sich das Wasser auf zwei weitere darunter liegende Becken. Die drei Teichbecken bilden gewissermaßen eine Achse. In der Mitte der Gärten befindet sich noch ein Brunnen.

“Córdoba
Fern und allein.”

(Federico Garcia Lorca)

Zum Weiterlesen bitte anklicken!

Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos – Sie sind gerade hier!


Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

Weitere Reise-Empfehlungen in der Umgebung von Córdoba (Andalusien)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

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“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
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Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei in Andalusien!

Oratorio Rupestre de Valdecanales

Unter einem Oratorium (deutsch: “Haus der Beter”) versteht man einen privaten oder halböffentlichen Versammlungsraum früher Christen.

Die Wegbeschreibung

Dieses weitgehend unbekannte Westgoten-Oratorium – ein sog. Hypogäum* – besteht aus drei in den Felsen gehauenen Höhlen. Es befindet sich in Spanien/Andalusien, in der Provinz Jaén, ungefähr 6 km von der Gemeinde Rus und dem gleichnamigen Bach entfernt, der in den Fluss Guadalimar mündet. Der von oben nicht sichtbare Höhlenkomplex liegt unterhalb des mit Olivenbäumen und Tamarisken bewachsenen Alcobilla-Hügels zwischen Zagahón und Los Escuderos.

Warnhinweis: Valdecanales war Ende April 2024 nur über einen ungesicherten, holprig-steilen Abhang erreichbar!

*Ein Hypogäum (lat. hypogeum, gr. hypógeion, von hypo „unter“ und gẽ „Erde“, „das unter der Erde Liegende“) ist ein unterirdischer, mit einem Gewölbe versehener Grabbau.

Beschreibung der alten Stätte

Die in den Hang gehauene Hauptfassade weist eine lange Blendarkade mit klassischen Hufeisenbögen auf (Westgoten-Bauweise!) – von denen drei mit einem palmetten- oder muschelförmigen Relief verziert sind. Diese Verzierungen ähneln den westgotischen Toren, die man im Archäologischen Museum von Mérida findet.
Tritt man in den Komplex ein, entdeckt man eine Kapelle mit drei Schiffen mit Tonnengewölben auf quadratischen Pilastern. Die zwei kleineren Höhlen, ebenfalls mit Tonnengewölben und Apsidiolen, wurden vermutlich als Baptisterium (Taufkapelle) und Refektorium (Speisesaal eines Klosters) genutzt. Die dritte Höhle ist größer. Sie liegt weiter von der Haupthöhle entfernt und war wohl der Wohnraum der Bewohner, die sich dort aufhielten. Sie weist einen rechteckigen und gewölbten Grundriss auf, und liegt der Wasserquelle am nächsten.
Der Ausbau geht auf das 6. und 7. Jahrhundert zurück.

Sein kultureller Wert wurde 1968 von Rafael Vañó Silvestre und dem Eigentümer des Landes, Cesáreo Pérez Díaz entdeckt.

Kurzer geschichtlicher Abriss über die Westgoten (418 n. Chr – 725 n Chr.)


Das Reich von Tolosa wird zum Reich von Toledo

Nach der Sesshaftwerdung der Goten in Gallien um das Jahr 418 n. Chr., begann ein neuer Abschnitt in ihrer langen, wechselhaften Geschichte:
Mit dem Tolosanischen Reich (Hauptstadt Tolosa / Toulouse) hatten die Westgoten das erste barbarische* Königreich innerhalb des Römischen Imperiums gegründet.
Nach ihrer vernichtenden Niederlage gegen die Franken, im Jahr 507 (Schlacht von Vouillé), verlagerte sich ihr Schwerpunkt auf die Iberische Halbinsel – mit einem ersten wichtigen Stützpunkt in Mérida (vormals das römische Emerita Augusta).
Ein neues Reich wurde ins Leben gerufen: Das Toledanische Reich, mit der neuen Hauptstadt Toledo.
Es hatte Bestand bis zur maurischen Eroberung im Jahr 711 n. Chr., bei der die letzten Goten in alle Winde zerstreut wurden – bis auf eine Ausnahme:
Im südgallischen Septimanien (heute Le midi, der Süden Frankreichs, der sich entlang der Mittelmeerküste etwa von der Rhonemündung bis zu den Pyrenäen erstreckt) hielten sich die Westgoten noch bis zum Jahr 725.


* “barbarisch” – alle fremdsprachlichen Völker waren für die Römer Barbaren.

Valdecanales – einst eine Eremiten-Klause?

Unter der Herrschaft der Westgoten, vor allem im 6. und 7. Jahrhundert, entstanden erste kleine christliche Zufluchts- und Rückzugsorte. In der Regel handelte es sich um einsame Behausungen in abgelegenen Höhlen, die sich nach und nach zu Klöstern entwickelten.
Valdecanales war vermutlich eine sehr frühe Klause für einen Eremiten, seine Familie und/oder seine Anhänger.
Auch in Südfrankreich – im oben erwähnten Septimanien – gab es christliche Höhlen-Rückzugsorte der Westgoten, wie z.B. das alte Quellheiligtum Las Brugos/Rennes-les-Bains; s. mein Roman “Adieu, Marie! – Die Briefe”

Valdecanales – heute stark gefährdet!

Obwohl die Höhleneinsiedelei Valdecanales schon im Jahr 1970 zum historisch-künstlerischen Denkmal erklärt wurde, ist ihr Status nicht gesichert. Das Denkmal ist völlig ungeschützt und somit Witterungseinflüssen aber auch Vandalismus ausgesetzt (unzählige Einritzungen!). Die starke Erosion des Bodens am Fuße der herrlichen Hufeisenbögen hängt aber auch mit der Nutzung der drei Höhlen in den letzten Jahrhunderten zusammen: Sie dienten als Unterschlupf für Hirten, Jäger und Holzfäller, deren Viehbestand vermutlich zu dieser starken Abnutzung beigetragen hat.

Weitere interessante Orte in Andalusien:
Càstulo – im Streit zwischen Karthago und Rom

Córdoba – 4 tlg. Artikel
Munigua – Römische Stadt in Andalusien mit seltenem Terrassenheiligtum
Die Wüste von Tabernas
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“Einst war Italica berühmt …”

COLONIA AELIA AUGUSTA ITALICA

“Einst war Italica berühmt …” (Un Tiempo fue Itálica famosa) – so heißt ein Stück für Solo-Gitarre, mit dem der spanische Komponist Joaquin Rodrigo im Jahr 1980 an Italica erinnert – die erste römische Stadt in Spanien (benannt nach “Italien”): COLONIA AELIA AUGUSTA ITALICA.
Spätestens seit Gaius Iulius Caesar besaß Italica den Status eines Municipiums – einer Stadt mit römischem Bürgerrecht, aber eigenen Gesetzen.

Heute handelt es sich um eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens!

Ungefähr 7 km nördlich der Stadt Sevilla (direkt hinter dem Ort Santiponce) erstreckt sich eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens: ITALICA. Die römische Verwaltungsstadt war zugleich die erste römische Stadt in Spanien. Errichtet wurde sie im Anschluss an den 2. Punischen Krieg (um das Jahr 200 v. Chr.) zuerst als Militärposten und Lager für verwundete römische Soldaten. Die kleine Siedlung entwickelte sich jedoch – dank Gaius Iulius Caesar – bald zu einer bedeutenden Stadt: Colonia Aelia Augusta Itálica beherbergte rund 8000 Menschen.
Alle Einwohner erhielten das Recht, Römer zu werden. Die Bedeutung von Italica lässt sich auch daran ermessen, dass die Familien der römischen Kaiser Trajan und Hadrian hier lebten; sie selbst wurden hier geboren.

Das gut erhaltene Amphitheater (mit einer Länge von 160 m) fasste einst 25 000 Besucher und war damit eine der größten Anlagen im gesamten römischen Imperium.

(Interessant am Rande: Im Amphitheater wurde eine Szene aus der 7. Staffel von Games of Thrones gedreht.)

Das Schicksal schlägt zu – und entscheidet sich für Sevilla:

Kein Römer hatte wohl damit gerechnet, dass sich bald nach der Fertigstellung des Amphitheaters der Flusslauf des Guadalquivier verändern könnte – mit dem Ergebnis, dass die Wasserversorgung für Italica gefährdet war.
Vom neuen Flusslauf profitierte hingegen die nahegelegene Stadt Sevilla, die dadurch bereits in der Antike zu einem wichtigen Ort wurde.

Italica – heute eine der größten archäologischen Ausgrabungsstätten Spaniens

Itálica – die hier verehrten Gottheiten

Zuvorderst war die Muttergöttin Kybele (mit der obligatorischen “Mauerkrone” auf dem Kopf) ein wichtiger Bestandteil des römischen Staatskultes. Man brachte der Kybele Opfergaben und weihte ihr einmal im Jahr – Anfang April – Spiele. (Ludi Megalenses).
Die römischen Frauen Italicas verehrten aber auch die dreigestaltige Göttin Hekate (Hekate, Luna + Diana). Von ihr hat man in Italica ein Wandgemälde entdeckt und rekonstruiert.
Im Heiligtum der Göttin Celestis und in der Kapelle der Göttin Nemeses entdeckte man hingegen besondere Fußabdrücke in Marmorplatten, die diesen beiden Göttinnen zugeschrieben wurden.

Fast alle römischen Ruinen, Aquädukte, Tempel, Thermalbäder und Häuser des großzügig angelegten Areals sind relativ gut erhalten – vor allem aber die wunderbaren Mosaiken, die sich in der sog. “Neustadt” befinden.

Die prachtvollen Mosaikfußböden in den Wohnhäusern der römischen Elite
– eine Reminiszenz an die Motivwelt der Antike

Verfall und Niedergang der Stadt Italica

Der Verfall von Italica begann bereits unter den Westgoten, die die Stadt zuerst als Festung nutzten, später auch als Bischofssitz. Das Westgotenreich unterlag ab 711 den muslimischen Mauren, worauf sich der Niedergang der Stadt weiter fortsetzte. Danach diente die Stadt Jahrhunderte lang als Steinbruch. Erst im 18. Jahrhundert begann man mit den Ausgrabungen; im 19. Jahrhundert hat man Italica erstmals in einen archäologischen Park umgewandelt.
Heute ist nur das unter Kaiser Hadrian angelegte Viertel erschlossen und zu besichtigen. Die weitaus größeren Teile der einst rund 50 Hektar großen Stadt schlummern friedlich unter dem Ortskern der heutigen Stadt Santiponce.
Die Ausgrabungen werden jedoch fortgesetzt …

Was man sonst noch wissen muss, wenn man Italica besucht:

Die Original-Statuen der römischen Kaiser und der Gottheiten befinden sich im Archäologischen Museum von Sevilla, vor Ort sind nur Kopien.
Beste Besuchszeit: früh morgens!
Eintritt: wie fast überall in Spanien für EU-Bürger frei!
(Andere Reisende 1,50 Euro)

Weitere magische Orte in Spanien:
(alphabetische Reihenfolge)

Acinipo, Arcos de la Frontera,
AstorgaÁvila,Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc,Catalayud,Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de VillalonsoCiudad RodrigoCuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Gibraltar, Santuari del Far, Jerez de la Frontera, Léon, Madrid,  Medina Sidonia, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Ronda, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, Ronda, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/Dolmen, TarifaToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

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Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

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