Melkart – der Herkules von Cádiz

Hervorgehoben

Cádiz, April 2025:
Von den Stränden der in der Nähe von Cádiz gelegenen Stadt Chiclana de la Frontera aus, kann man einen Blick auf die kleine Insel Sancti Petri werfen, wo sich die Ruinen eines alten Castillo befinden.
Die ehemalige Verteidigungsanlage stammt aus dem 13. Jahrhundert, war im maurischen Stil erbaut und Teil einer Reihe von Festungen, die die Bucht Caño de Sancti Petri schützten.
In der Antike befand sich auf jenem Eiland jedoch ein bedeutender Tempel, der dem Hauptgott der phönizischen Stadt Tyros gewidmet war: MELKART.
Errichtet hatte ihn das Handel treibende Seefahrervolk der Phönizier* (oder Punier), die um das Jahr 700 v. Chr. auch Andalusien – darunter Cádiz (Gades) – zu ihrem Kulturraum gemacht hatten.

*Die einflussreichsten phönizischen Stadtstaaten, wo man MELKART als als Ba‘l Ṣūr (Gott von Tyros) verehrte, waren im 1. Jahrtausend v. Chr. Akko, Byblos, Beirut, Sidon und Tyros. 
Das ausgedehnte phönizische Siedlungsgebiet wechselte im Verlauf der Zeiten. Im Kern befand es sich im heutigen Libanon, Syrien und Nord-Israel, in Teilen reichte es bis in die Region Palästina und nach Süden bis Gaza.
Und weil die Natur der Phönizier eben der Handel war, zählten später auch weite Teile Siziliens, Spaniens und Nordafrikas zum phönizischen Kulturraum.

MELKART, der auch in Karthago verehrt wurde, galt als Schutzgott der Schifffahrt, der Kolonisation, der Zähmung der “wilden Stämme an fernen Küsten” sowie als Gründer der phönizischen Tochterstädte. Ihm wurde die Einführung von Ordnung und Gesetz unter den Menschen zugeschrieben.
In römischer Zeit wurde er mit HERKULES gleichgesetzt – dem griechischen “Gotthelden HERAKLES”.

Der einstige Tempel auf Sancti Petri wird heute mit Herkules’ Reise und jenen Säulen verbunden, die er der Sage nach zu beiden Seiten der Straße von Gibraltar errichtete, als er das Mittelmeer mit dem Atlantik verband – s.a. Tarifa – Die Qual der Wahl: Atlantik oder Mittelmeer?

Eine Silbermünze (Phönizischer Shekel) aus dem Jahr 34/35 n. Chr. zeigt den Kopf des Melkart mit Lorbeerkranz;
auf der Rückseite Adler mit Palmzweig

Mehr über die Phönizier rund um Cádiz: Cádiz im Wandel der Zeiten, Teil I.

MELKART: Ein Gott – viele Namen und Gesichter:

MELKART – der “Herkules von Cádiz” (griechisch: der “Tyrische Herakles”) – wurde auch mit dem ägyptischen Osiris gleichgesetzt: Er teilte sich mit ihm die Farbe “Grün” und die Krone.
Und weil Phönizien und Ägypten lange Zeit enge Kontakte pflegten (u.a. wurde die Herstellung von Glas aus dem Alten Ägypten übernommen), ist im Museum von Cádiz u.a. auch eine antike MELKART-Statuette zu sehen, in der er als Gott BAAL die Krone Oberägpytens trägt.

Der Titel BAAL (auch Baʿal) konnte allerdings im Altertum auf jeden x-beliebigen Gott angewendet werden; der Name bedeutet schlicht “Herr” oder “Besitzer”; z.B. Ba‘l Ṣūr (Herr und/oder Gott von Tyros).

Später soll Melkart als “Sonnengott” verehrt worden sein. (Auf der Wiki-Liste der “Sonnengottheiten” ist er unter “Phönizische Götter” aufgeführt).

Der ehemalige Tempel des Melkart auf Sancti Petri – und die “wahren Säulen” des Herakles

Der Tempel des “HERKULES VON CÁDIZ”, auf der Insel Sancti Petri, wurde im 12. Jh. v. Chr. erbaut. Nach Aussage von Tiberius Catius Asconius Silius Italicus (25 – 100 n. Chr.), der die sog. Punica verfasste (ein Epos über den Zweiten Punischen Krieg), waren auf der Fassade dieses Tempels die 12 Taten des Helden in Bronze dargestellt. Ein ewiges Feuer brannte vor den Toren des Tempels.
Der griechische Historiker Strabon beschrieb, dass die Seefahrer dort ihre Opfer dargebracht und um eine gute Reise gebeten hätten.
Laut dem römischen Historiker Pomponius Mela ist Herkules in diesem Tempel begraben.

Das Gebäude selbst soll aus weißem Stein und schwarzem Marmor erbaut worden sein. Es beherbergte vier Gebets- und Kulträume sowie eine Schatzkammer.
Im Zentrum dieser Schatzkammer stand – der Beschreibung nach – eine prächtige Herkules-Statue aus Gold, geschmückt mit wertvollen Edelsteinen.
Von römischen Schriftstellern wurde weiter festgehalten, dass sich zwei gewaltige Bronzesäulen vor dem Tempel befanden und, dass diese die “Wahren Säulen des Herakles” darstellten.

Das Orakel von Sancti Petri

Der einsam gelegene Kultort (Melkart-Tempel) war bekannt für sein ORAKEL, das sich auf “Traumdeutung” spezialisiert hatte.
So berichtet der römische Historiker Titus Livius, dass General Hannibal auf die Insel kam, um ein Gelübde abzulegen, bevor er mit der Eroberung Italiens begann. Auch Hannibals Bruder Hasdrubal soll die Insel aufgesucht haben.
Und kein Geringerer als Julius Cäsar selbst, soll bei seinem Besuch auf Sancti Petri im Heiligtum des MELKART einen Traum gehabt haben, in dem ihm die Weltherrschaft vorhergesagt wurde.
Kaiser Hadrian, der den phönizischen Gott unter dem Namen Herakles-Gaditanus (Herakles von Cádiz) besonders verehrte, verbreitete den Kult in Rom. Auch Kaiser Trajan förderte den phönizischen Kult: Er ließ Münzen prägen, die ihn selbst auf der Vorderseite und MELKART auf der Rückseite zeigten.

Nicht belegt ist indes die Legende, dass der Heilige Jakobus das Melkart-Herkules-Heiligtum aufgesucht hätte, um den heidnischen Kult auszumerzen und die Insel fortan dem Heiligen Petrus zu weihen: Sancti Petri.

Die Tempelanlage auf Sancti Petri wurde schließlich im Jahr 1146 vom seinerzeitigen almoravidischen* Stadthalter zerstört.
Es heißt, er sei auf der Suche nach einem sagenhaften Schatz gewesen.

*Almoraviden – muslimische Berberdynastie in Al-Andalus ab dem Jahr 1090.

Die Existenz des MELKART-Tempels wird aber auch durch archäologische Funde und verschiedene arabische Texte bestätigt.
Die auf Sancti Petri entdeckten Fundgegenstände befinden sich heute im Museum von Cádiz, dessen Besuch fast ein Muss ist – wie neuerdings auch die Besichtigung der Ausstellung “FENICIA GADIZ” (zur Erinnerung an die phönizische Epoche in Cádiz) – worunter sich auch interessante Darstellungen der damaligen Begräbnisriten sowie die beiden phönizischen anthropomorphen (menschenähnlichen) Marmor-Sarkophage aus dem 4. Jh. v. Chr. befinden (die aber im Museum selbst im Original besichtigt werden können).

Herkules-Melkart – als Gründer und Herrscher der Stadt Cádiz

Zur Gründung von Cádiz – einer der ältesten Städte Westeuropas:

Die wohl berühmteste mythologische Geschichtsschreibung schreibt die Gründung von Cádiz tatsächlich dem Gott Herkules zu.
Der Sohn von Zeus und Alkmene soll auf seiner Heldenreise (während einer seiner Zwölf Arbeiten) hierher gekommen sein.
Die Figur des “tapferen Gotthelden” schmückt daher heute den dreieckigen Giebel des Rathauses und auch das Stadtwappen selbst, das Herkules vor den zwei Säulen zeigt, flankiert von zwei Löwen.
(Herkules’ 1. Aufgabe war bekanntlich die Tötung des Nemeischen Löwen.)
Im goldenen Rand des Feldes steht die schwarze Inschrift HERCULES FUNDATOR GADIUM DOMINATORQUE (= Herkules, Gründer und Herrscher von Cádiz).

Dass die Stadt Cádiz ihrem tapferen “Gründervater” auch ein angemessenes Denkmal errichtet hat – Ehrensache!
Dass man ihn aber sogar während der jährlichen Semana Santa, mindestens auf einem der kunstvoll gestalteten silbernen Altäre (Pasos), feierlich durch die Straßen trägt – nun, das ist eben Cádiz! 🙂

Eine allerletzte Herkulesaufgabe?

Wissenschaftler von der Universität Sevilla stießen offenbar im Jahr 2021 zwischen den Stränden Sancti Petri (zu Chiclana-de la Frontera gehörend) und Camposoto (zu San Fernando) auf archäologische Überreste unter Wasser. Es heißt, die dort entdeckten Strukturen – darunter Hafenanlagen, Wellenbrecher, aber auch Gebäudefragmente – , könnten dem phönizisch-punischen Tempel zu Ehren Melkarts entsprechen, der später in griechisch-römischer Zeit Herakles / Herkules gewidmet wurde.

Nun, vielleicht steht den findigen Archäologen ja irgendwann eine weitere, hoffentlich lösbare “Herkulesaufgabe” bevor!
Man darf gespannt sein! 🙂

Die beeindruckenden Melkart-Statuen (geschaffen von Antonio Aparicio Mota) wurden auf einer
“Route zur Entdeckung des phönizischen Erbes”,
von der Stadt Chiclana de la Frontera in Sichtweite der Insel Sancti Petri aufgestellt.

Das könnte Sie vielleicht auch interessieren:
Columella – ein römischer Schriftsteller aus Cádiz

Links zu den Cádiz-Artikeln aus dem Jahr 2022:

TEIL I – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE PHÖNIZIER
TEIL II – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, IN DER HAND DER RÖMER
TEIL III – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, HEUTE – EIN HAUCH VON AFRIKA
TEIL IV – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE KATHEDRALEN

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“Auf nach Cordoba!”: Ein Streifzug durch die Medina

Córdoba, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden Spaniens (ca. 300 000 Einwohner) wurde im Jahr 1994 zum “Patrimonio de la Humanidad” – zum Kulturgut der Menschheit erklärt.
Nach den unabdinglichen Pflichtbesuchen (Mezquita-Moschee, Mezquita-Kathedrale, Alcázar de los Reyes Cristianos mit seinen malerischen Gärten) nun ein kleiner Streifzug durch die Medina, die Altstadt – wobei die Judería, Cordobas altes Judenviertel mit seinen schmalen Gassen, bis heute das Herzstück des historischen Zentrums bildet.

Einer der Ausgangspunkte für einen solchen Streifzug (jenseits der bunten Touristenläden, Cafés und Restaurants) könnte die Puente Romano sein, die alte Römerbrücke, direkt unten am Rio Guadalquivir, unterhalb der berühmten Mezquita.

Die Römerbrücke von Córdoba wurde im Jahr 45 v. Chr. errichtet, weist 16 Bögen auf und war einst Bestandteil der Via Augusta, die Girona (Katalonien) mit der alten spanischen Hafenstadt Cádiz verband.
Im 10. Jahrhundert wurde die Brücke von den damals in Córdoba ansässigen maurischen Kalifen vollständig erneuert; und auch nach der Reconquista* wurde sie mehrfach renoviert.
Hier unten am Fluss befinden sich heute die Überreste der einstigen römischen Flussmühlen, nebst einem alten Wasserrad.
Diese Mühlen dienten auch noch den Mauren zum Befördern von Wasser für ihre prachtvollen Gärten.

*Reconquista: Die Rückeroberung des muslimischen Spaniens durch die Christen. (722 – 1492 n. Chr.)

“Auf nach Córdoba!”

Nach dem Schlendern über die Römerbrücke (nicht selten von Straßenkünstlern musikalisch begleitet) erreicht man zuerst die Puerta del Puente, das historische Brückentor, das geradezu einlädt, die geschichtsträchtige schöne Stadt mit ihren engen Gassen, weißgekalkten Häusern und schmiedeeisernen Toren zu besuchen.

Die Puerta del Puente

Kleine Fotos bitte zum Vergrößern anklicken!

Die Medina von Córdoba

Die Reiseführer und Tourguides haben recht: Córdoba – der Geburtsort großer Philosophen wie Seneca oder Averroes – zieht Jahr für Jahr Tausende von fröhlichen Reisenden hierher, die entweder eine geführte Tour buchen oder auf eigene Faust durch die Medina (die Altstadt) mit ihren verwunschenen Ecken und Winkeln flanieren.
Man kann sich aber auch schlicht in eine der Pferdekutschen setzen und gemütlich spazieren fahren lassen.

Drei auf einen Streich: Weltkulturerbe!

Mit ihren blumengeschmückten grünen Patios (Innenhöfen) verfügt die Medina von Córdoba über eine der schönsten Altstädte in ganz Andalusien, wobei selbst die Höfe zum Unesco-Weltkulturerbe zählen – was Córdoba übrigens den Ruf eintrug, die spanische Stadt mit den meisten Weltkulturerbe-Stätten zu sein:
(Mezquita im Jahr 1984, Judería im Jahr 1994, und Patios im Jahr 2012).

Zum Vergrößern anklicken!

Die Judería – mit der alten Synagoge

Besonders anziehend ist die Judería, das alte Judenviertel mit der kleinen, bescheidenen Synagoge aus dem Jahr 1315 – in einzigartiges Zeugnis des sog. Mudejar-Stils, der durch das Zusammenleben von Juden, Mauren und Christen entstand: Geometrische und florale Muster sowie Zitate aus der Thora, die ringsum die Wände schmücken.

Dieses Gebäude gilt als eines der am besten erhaltenen Synagogen aus dem Mittelalter in ganz Spanien.
Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 (das Alhambra-Edikt*) wurde es als Krankenhaus, Kapelle und als Schule genutzt.
Erst Ende des 19. Jh entdeckte man dort die Reste hebräischer Inschriften.
Das obere Galerie war für die jüdischen Frauen vorgesehen.

“Alhambra-Edikt: Das Edikt ordnete die Vertreibung der Juden aus allen Territorien der Krone von Kastilien und der Krone von Aragón zum 31. Juli des Jahres an, sofern sie bis dahin nicht zum Christentum übergetreten sind.

Die Kapelle des Heiligen Bartholomäus – einer der schönsten Orte in Córdoba

Ein weiteres Beispiel der weltweit einzigartigen Mudéjar-Architektur in Córdoba (der Hof ist durch einen Spitzbogen erreichbar) ist die in der Judería gelegene Kapelle San Bartolomé.
Sie wurde zwischen dem 14. und 15. Jh., nach der Erstürmung des hiesigen Judenviertels und den damit einhergehenden Enteignungen, erbaut.
Zeitgleich entstand ein neuer Pfarrbezirk: San Bartolomé.

Heute gehört die kleine Capilla de San Bartolomé zur geisteswissenschaftlichen Fakultät, die im Bereich des ehemaligen Krankenhauses Kardinal Salazar liegt.
Das Kopfteil der Kapelle weist Reste einer Wandmalerei aus dem Spätmittelalter auf. Der ursprüngliche Bodenbelag aus dem 15. Jh., mit glasiertem Steingut und Zierfliesen, ist erhalten geblieben.
Die bedeutendsten Umbauten dieser Kapelle fanden jedoch im 19. Jh statt.

Der Zoco de Artesanos

Das spanische Wort zoco leitet sich vom arabischen Wort suq ab, was Markt bedeutet. Der Zoco de Artesanos von Córdoba ist ein Kunsthandwerksmarkt, der sich im Herzen des jüdischen Viertels, ganz in der Nähe der Synagoge befindet. Das zweistöckige Gebäude mit seinen Säulen und Rundbögen ist in einem alten Mudéjar-Palast untergebracht.

Hier kann man sich ungestört in allen Ecken umsehen, den Kunsthandwerkern (Silberschmiede, Keramiker, Gerber) bei der Arbeit zuschauen, ihre Werke käuflich erwerben oder einfach nur die Ruhe (am besten in der Vor- oder Nachsaison) im malerischen Innenhof genießen.

Denkmäler in Córdoba:
Seneca und
Ibn Hazm

Lucius Annaeus Seneca, besser bekannt als Seneca der Jüngere, war ein berühmter lateinischer Stoiker und Philosoph. Er wurde um das Jahr 4 v. Chr. hier in Córdoba geboren. Weil man ihn anklagte, an einer Verschwörung gegen Kaiser Nero beteiligt gewesen zu sein, zwang man Seneca im Jahr 65, ohne Gerichtsurteil, sich selbst zu töten. Sein Bronze-Denkmal steht am Stadttor Puerta de Almódovar; wo man sich in einem nach ihm benannten Café erfrischen kann. Auch ein Hotel trägt seinen Namen.

Zum Vergrößern bitte anklicken!

Ibn Hazm hingegen (Foto rechts) war ein arabischer Universalgelehrter im Kalifat von Córdoba. Er wurde im Jahr 994 in Córdoba geboren. Sein Vater hatte Zugang zu den höfischen Kreisen der Stadt. Aufgrund seiner umfassenden Ausbildung stieg Ibn Hazm zu einem bedeutenden Universalgelehrten auf, der in Theologie, Philosophie und Dichtung bewandert war. Weil er aber Anhänger einer bestimmten Rechtsschule war (Zahiriten), erhielt Ibn Hazm in der hiesigen Mezquita, der Großen Moschee, Lehrverbot. In Sevilla wurden seine Werke sogar verbrannt.

Zwei weitere Denkmäler in Córdoba:
Maimonides und Averroes

Moses Maimónides wurde im Jahr 1135 als Sohn einer angesehenen Rabbinerfamilie in Córdoba geboren. Sein Denkmal steht in der Judería von Córdoba. Er wirkte als Theologe, Rechtsgelehrter und Arzt. Seine Flucht vor den Almohaden (muslimisch-marokkanische Berberdynastie) führte ihn schließlich nach Ägypten, wo er lehrte und geistiges Oberhaupt Kairos wurde. Im Jahr 1204 verstarb er in Kairo.
Moses Maimonides (Mosche ben Maimon) galt für Jahrzehnte das geistige Haupt der Sephardin.*

*Sephardim ist die Bezeichnung für die Juden, deren Kultur und Sprache auf ihrer iberischen Geschichte beruhen – im Unterschied zu den mittel- und osteuropäisch geprägten Aschkenasim.

Ibn Ruschd, latinisiert Averroes, geboren im Jahr 1126 in Córdoba war ein andalusischer Philosoph, ein muslimischer Gelehrter, Jurist, Arzt und arabischsprachiger Schriftsteller.
Er war Hofarzt der Berberdynastie der Almohaden von Marokko.

Plaza de la Corredera – der Plaza Mayor von Córdoba

Dieser riesige Platz (im kastilischen Stil) mit seinen schattigen Säulengängen, liegt etwas versteckt einige Minuten vom Zentrum und der Mezquita-Moschee entfernt.
Er war früher Schauplatz großer Spektakel: Stierkämpfe, Hinrichtungen, Autodafés der Inquisition.
Im Jahr 1959, beim Abriss der alten Markthalle, die in der Mitte des Platzes stand, entdeckten die Arbeiter jene römischen Mosaiken, die seitdem im Alcázar de los Reyes Cristianos ausgestellt sind.
Heute ist der Platz mit seinen Geschäften, Bars, Tavernen und Cafés ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

Der Templo Romano

Der römische Tempel aus dem 1. Jh. n. Chr. kann nur von der heutigen Straße Claudio Marcelo aus besichtigt werden.
Die elf hohen weißen Säulen, die auf einer künstlichen Plattform stehen, kommen besonders nach Sonnenuntergang zur Geltung, wenn sie mit Flutlicht angestrahlt werden.
Der Tempel, der einst dem Kaiserkult gewidmet war, sollte ursprünglich Richtung Osten auf ein großes Amphitheater ausgerichtet werden (für Pferderennen und andere Spektakel).

Römerspuren, selbst noch in der Tiefgarage von Córdoba!

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” – Der Alcazar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee


Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Weitere Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien)

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Córdoba: “Catedral de Nuestra Señora de la Asunción” (Kathedrale von Mariä Aufnahme in den Himmel).

Die Christianisierung der Cordobeser Hauptmoschee

Die Christianisierung der Mezquita-Moschee in Córdoba begann ganze fünfhundert Jahre nach der Errichtung der Moschee und zwar im Jahr 1236 – nach der Rückeroberung Córdobas durch die kastilischen Heere.
Feierlich übergab der letzte islamische Herrscher der Stadt, der Almohade* Abu`l-Hasan, König Fernando III. (seit 1230 König der vereinigten Königreiche von Kastilien und Léon) die Schlüssel der Stadt.
Auf die Inbesitznahme der Stadt folgte sogleich die der einstigen Moschee:
Auf dem Minarett wurden ein Kreuz und das königliche Banner angebracht, um den Macht- und Religionswechsel für Bewohner und Reisende sichtbar zu dokumentieren.
Die Moschee selbst wurde schließlich der Mutter Gottes geweiht und dem katholischen Kult übergeben: “Catedral de Nuestra Señora de la Asunción” – Kathedrale von Mariä Aufnahme in den Himmel.

*Die Almohaden oder im Arabischen “al-muwahhidun”, was so viel wie „Bekenner der Einheit Gottes“ heißt, waren eine Berber-Dynastie im Maghreb und im spanischen Andalusien in der Zeit 1147–1269 n.Chr..

Das herrliche Kuppelgewölbe in der Kathedrale de Nuestra Señora de la Asunción.
Die sog. Vierungskuppel

Die Hauptachse der im 16. Jahrhundert in die ehemalige Gebetshalle hineingebauten Kathedrale liegt quer zu derjenigen der Moschee.
Entstanden ist eine Basilika in der Form eines lateinischen Kreuzes mit Vierungskuppel.
Der neue Kirchenbau erstreckt sich über zehn Schiffe und zwölf Joche des Moscheegewölbes, ist also etwa halb so lang, wie die Moschee breit, und ein Drittel so breit, wie die Gebetshalle lang ist.
Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos HLK 2024

Tatzenkreuze verweisen auf Tempelritter

Auch in Córdoba fand die Tempelgemeinschaft Zuflucht, und zwar sehr wahrscheinlich in der Torre de la Calahorra. Heute befindet sich genau hier ein modernes Begegnungszentrum zwischen den drei Religionen Judentum, Islam und Christentum, ganz im Geiste der synkretistischen Ideale* des Ordens der Tempelritter. (Quelle: Turespaña Düsseldorf / Spanisches Fremdenverkehrsamt, 15.05.2008)

*Synkretismus bezeichnet die Synthese von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild.

Alfons X., der Weise fordert Respekt; Todesstrafe für respektloses Verhalten

Bei der Einrichtung der christlichen Altäre und Kapellen in der ehemaligen Bethalle der Mauren wurde sorgsam darauf geachtet, die einstige Umaiyaden*-Moschee nicht zu entehren. König Alfonso X., auch Alfons der Weise* genannt, ein Förderer von Wissen und Kultur, ging in der zweiten Hälfte des 13. Jh sogar soweit, die “Erhaltung und den Schutz der Großen Moschee von Córdoba” anzuordnen.

Spätere Bischöfe ignorierten die Anordnung des Königs: Im 16. Jh ließen sie eine neue Hauptkapelle errichten – die Capilla Mayor – und zwar genau im Zentrum der großen Säulenhalle (und nicht wie zuvor in der “Ecke” der Moschee) – was jedoch sofort auf den Unmut der Bürger Córdobas stieß und den Rat der Stadt veranlasste, zeitweilig sogar die Todesstrafe für diejenigen Maurer, Steinmetze und Zimmerleute anzudrohen, die sich auch nur am teilweisen Abbruch der Moschee beteiligen sollten.
Erst als sich Kaiser Karl V. (1500 – 1558) auf die Seite der Bischöfe stellte, wurden der Umbau fortgesetzt.
Seitdem überragt die neue Hauptkapelle mit ihrem Kuppeldach die Dächer der einstigen Moschee, wohl auch, um für alle Zeiten an den damaligen Sieg der Christen über die Muslime zu erinnern.

*Alfons X., der Weise. König von Kastilien und León, Deutscher Kaiser (1257–73), * 23.11.1221 Toledo, † 4.4.1284 Sevilla.

*Umaiyaden – ein Familienclan des arabischen Stammes der Quraisch aus Mekka, des Stammes, dem auch der Religionsgründer Mohammed entstammte. Angehörige der Familie herrschten von circa 661 bis 750 n. 

Die Capilla Mayor – Die Hauptkapelle mit dem Tabernakel

Im Nachgang jedoch: Harsche Kritik von Kaiser Karl V.

Noch vor dem endgültigen Abschluss des Umbaus von der Moschee zur Kathedrale bereute es Kaiser Karl V., der zugleich König von Spanien war, den Forderungen der Bischöfe nachgekommen zu sein.
Er schäumte:
„Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte. Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt, dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war.“

*Karl V. war ein Angehöriger des Herrscherhauses Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und als Karl I. König von Spanien. 

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel – Sie sind gerade hier!

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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“Die Seele von Córdoba”: Die Mezquita-Moschee-Kathedrale

„Auf diesen Seiten nennen wir dieses Gebäude Moschee-Kathedrale […], weil es den doppelten Zustand des Gebäudes widerspiegelt: eine Moschee für die Archäologie und eine Kathedrale für ihre Nutzung“.
So beschreibt Gabriel Ruiz Cabrero, ein Architekt aus Madrid, die “Seele von Córdoba” – die Mezquita.

Die Fassade der Mezquita – mit maurischen Elementen

Die Mezquita liegt in der Medina, im historischen Zentrum Córdobas, und gilt als eines der schönsten Beispiele der arabischen Kunst in Spanien.
Sie steht auf dem Gelände eines Tempels aus der Römerzeit, der seinerseits von einer Kirche der Westgoten abgelöst wurde, die dem Heiligen Vincent von Saragossa (einem Märtyrer) gewidmet war.
Als die Mauren nach der Eroberung von Córdoba (im 8. Jh.) sämtliche Kirchen in der Stadt zerstörten, verschonten sie einzig die alte Westgotenkirche, deren Areal einvernehmlich zwischen den Muslimen und den Christen aufgeteilt wurde.
Erst als der Platz für die Muslime nicht mehr ausreichte, drängte der damalige Emir Abd al-Rahman I. die Christengemeinde zur Aufgabe ihres Gotteshauses. Er zahlte ihnen eine große Ablösesumme und erteilte ihnen die Erlaubnis, außerhalb der Stadt ihre Kirchen zu errichten.
Im Jahr 786 begann Abd al-Rahman I. schließlich mit der Überbauung der alten Gemäuer: Die Mezquita entstand.
Weitere Ausbauten wurden von seinen Nachfolgern vorgenommen.
So errichtete al-Rahmann III. im 10. Jh. z.B. ein neues Minarett.

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Das Säulenlabyrinth der Mezquita – die einstige Bethalle

Die Mezquita ist für Besucher geöffnet – wie auch der Glockenturm (54 m), der im 17. Jh. das alte Minarett ersetzt hat.
Er bietet einen schönen Rundumblick auf die Stadt und den Rio Quadalquivir.
(Es ist empfehlenswert, die Tickets im Vorfeld zu kaufen.)

Beim erstmaligen Betreten der maurischen Bethalle, also des Säulenlabyrinths, kann einem vor Überraschung die Luft wegbleiben:
Die Vielzahl der Hufeisenbögen mit ihren terrakottafarbenen und weißen Streifen ist schlicht überwältigend!
Die übereinander liegenden Bögen sind in 19 etwa gleich hohen Schiffen mit bis zu 36 Jochen aufgeteilt. Die über 800 Säulen aus Jaspis, Onyx, Marmor und Granit stammen teils aus dem ehemaligen römischen Tempel, der an dieser Stelle stand, sowie aus römischen Bauwerken in der Umgebung.
Insgesamt ist die Mezquita (also incl. der darin befindlichen Kathedrale) 179 m lang und 134 m breit. Sie bedeckt eine Grundfläche von mehr als 23.000 m² und ist damit einer der größten Sakralbauten der Erde. (Die reine Gebetshalle nimmt dabei knapp zwei Drittel der Fläche ein.)

Die Überreste der alten Westgotenkirche im Untergeschoß kann man ebenfalls besichtigen, allerdings nur mit einer gesonderten Führung. Es existieren noch Teile der alten Apsis und eine Art Wasserbecken/Taufbecken.

Der Mihrab –
Die eigentliche Seele der Mezquita

Nach der Erbauung des neuen Minaretts unter Abd ar Rhaman III. im 10. Jh., sorgten im gleichen Jahrhundert die Kalifen Al Hakam II. und III. (Förderer von Kunst und Kultur) für eine neuerliche Erweiterung der Mezquita.

Sie waren es, die den Mirhab errichten ließen, die prachtvolle Gebetsnische, die in die Wand eingefügt wurde und nach Mekka ausgerichtet ist.
Es handelt sich dabei um einen kleinen achteckigen Raum, der von einer Muschelkuppe bedeckt ist. Die Fächer-Dekoration des Hufeisenbogens am Eingang knüpft an die byzantinische Tradition an (geometrische und pflanzliche Mosaike), die Inschriften enthalten Verse aus dem Koran.
Der Marmorsockel ist von einer Koran-Sure sowie von einer Inschrift umgeben, die auf die Schöpfer dieses kunstvollen Werkes hinweist.

Der Mihrab von Córdoba zählt heute zu den bedeutendsten seiner Art in der islamischen Welt und ist das wertvollste Stück der Mezquita.

(Die besagten zwei Kalifen sollen in Córdoba auch eine Bibliothek mit angeblich
100 000 Bänden aufgebaut haben.)

Die RECONQUISTA – oder
“wie die Mezquita zur römisch-katholischen Kathedrale wurde …”

Die Reconquista bezeichnet die Zeit der Rückeroberung der von den Mauren besetzten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel durch die Christen. Sie ist die längste zusammenhängende historische Periode in der Geschichte Spaniens. Sie dauerte vom Jahr 722 (Schlacht von Covadonga) bis zum Jahr 1492 (Eroberung Granadas), wobei die Umwandlung, also der Übergang von der Mezquita-Moschee von Córdoba zur Katholischen Kathedrale, eher fließend verlief.
Aber dazu mehr im 3. Teil des Artikels über Córdoba …


Zum Übergang ein Fresko aus dem Ende des 13. Jh.,
das die Taufe Jesu im Jordan darstellt

Zum Weiterlesen bitte anklicken!

Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee – Sie sind gerade hier!

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

Weitere Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

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“Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

“Córdoba. Fern und allein. Schwarzes Pferd und großer Mond, Satteltasche voll Oliven. Wenn ich auch die Wege kenn, komm ich nie nach Córdoba …”

so lautet der Anfang des Gedichts “Reiterlied” von Federico Garcia Lorca*.
Der einsame Reiter, der dieses Lied singt, befürchtet, der Tod könne ihn ereilen, noch bevor er die Türme der heiß ersehnten Stadt erblickt.
Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf, ob Lorca, der in Granada lebte, beim Verfassen seines Gedichtes nicht seinen eigenen Tod vor Augen hatte: Der weltbekannte Lyriker und Dramatiker wurde im August 1936, im Alter von 38 Jahren, von einem Franquisten, einem Anhänger des Diktators Franco, erschossen – und anschließend am Straßenrand verscharrt.
Unter einem Olivenbaum, wie es heißt …
“Córdoba. Fern und allein …”

*Federico Garcia Lorca (1898 – 1936), spanischer Lyriker und Dramatiker, der meistgelesene spanische Schriftsteller aller Zeiten.

Córdobas wechselvolle Geschichte: Römer, Westgoten und das Kalifat von Córdoba

Noch heute zeugen überall auf der Iberischen Halbinsel unzählige Tempel, Brücken, Amphitheater, Aquädukte, Villen, Statuen und Mosaiken von der hier mehr als 600 Jahre andauernden römischen Herrschaft.

Das den Römern nachfolgende “christliche Reich der Westgoten” währte in Spanien lediglich 300 Jahre (von 418 – 711/724 n. Chr.).

Mehr als 700 Jahre ließen sich anschließend die Mauren und Araber aus Nordafrika in Spanien nieder (von 711 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492).
Dabei brachten sie auch Córdoba unter ihre Herrschaft – jedoch keineswegs zum Schaden der Stadt und ihrer Bewohner!
Nach der Ausrufung von al-Andalus zum Kalifat von Córdoba (929 – 1031 n. Chr.) entwickelte sich dieses zu einem der reichsten und kultiviertesten Länder seiner Zeit, wobei Córdoba mit damals fast 500 000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden Kulturzentrum im Mittelmeerraum aufstieg.
Es war eine friedliche Zeitspanne, in der sich Muslime, Juden und Christen gegenseitig tolerierten und respektierten.

Das wohl berühmteste Bauwerk aus der Epoche der Kalifen steht noch heute in Córdoba: Es ist die Mezquita, die damalige Moschee, mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle. Heute beherbergt sie eine römisch-katholische Kathedrale unter ihrem Dach. Doch dazu später mehr – denn es gibt noch andere Orte in Córdoba zu entdecken, zum Beispiel den nicht weniger berühmten Alcázar-Palast mit seinen traumhaften Gärten …

Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Der mächtige Alcázar de los Reyes Cristianos (die Burg der Christlichen Könige von Córdoba) wurde im Jahr 1328 unter König Alfonso XI. erbaut. Er befindet sich auf dem Grund und Boden der ehemaligen Kalifenburg:
Das aus dem Arabischen stammende Wort Alcázar geht auf den Begriff Al-Qasr zurück, der Palast bedeutet.

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Die “Christlichen Könige” Isabella I. v. Kastilien und Ferdinand II. v. Aragón

Als Katholische oder Christliche Könige bezeichnet man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452-1516), die in Córdoba, in ihrer königlichen Residenz Alcázar acht Jahre lang residierten. Im Jahr 1486 empfingen sie hier Christoph Kolumbus, der sie um finanzielle Unterstützung für seine Reise nach Indien bat – wonach er schlussendlich Amerika entdeckte. 
(Nach Kolumbus’ Rückkehr übertrug Papst Alexander VI. den “Christlichen Königen” die alleinige Oberherrschaft über die neu entdeckten Länder.)

An der Fassade der Universität von Salamanca, Spanien, sieht man die Büsten von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien. (Imago / Ken Welsh)

Die Schätze im Alcázar

Im Inneren des über 4000 qm umfassenden Alcázar-Palastes finden sich überall römische, westgotische und maurische Spuren. Ein besonderes Augenmerk verdienen jedoch die römischen Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die man bei archäologischen Ausgrabungen in der Medina von Córdoba, also in der historischen Altstadt entdeckt hat.
Auch der prachtvolle römische Sarkophag, der im Alcázar zu bewundern ist, stammt aus dieser Epoche.

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Der römische Sarkophag (3. Jh. n.Chr.)

Der an drei von vier Seiten beschnittene Marmorblock wurde hier in Córdoba im Huerta de San Rafael (im Garten des Heiligen Raphael) gefunden. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und ist ein Werk von großer Schönheit und Qualität.
Das Hauptmotiv (Vorderseite Mitte) stellt die Tore der Unterwelt oder des Jenseits dar. Sie sind mit Widder- und Löwenköpfen verziert, die Stärke und Energie symbolisieren.

Zwei Säulen mit Kapitellen stützen den geschlossenen Giebel. Auf dem Giebel sind zwei Pfauen mit Gesichtern dargestellt, die die Ewigkeit symbolisieren.
Auf der rechten Seite befindet sich der Eigentümer oder das Familienoberhaupt. Er ist mit einer Toga bekleidet, trägt römische Sandalen an den Füßen und hält einen versiegelten Brief in der Hand, was darauf hindeutet, dass er ein Anwalt war. Er erscheint mit einem Philosophen, Lehrer oder Pädagogen, der als Mentor fungiert.
Die Frau des Anwalts auf der linken Seite, trägt ebenfalls eine Toga sowie eine kunstvolle Lockenfrisur. Zu ihren Füßen steht ein Arbeitskorb mit einer Taube darauf, wohl als Symbol für die Hingabe an ihr Zuhause und ihre Reinheit. In ihrer Hand hält sie ebenfalls einen versiegelten Brief, genau wie die weibliche Figur, die sie begleitet.

Die kannelierten Säulen mit Akanthus-Kapitellen rechts und links außen, gehen in die ebenfalls im Hochrelief gearbeiteten Seitenteile über. Beide Flächen zeigen Pegasus, ein geflügeltes Pferd aus der Mythologie, das aus dem Blut der Medusa geboren wurde, als diese von Perseus enthauptet wurde. Zu ihren Füßen befindet sich ein Panther in Laufbewegung: Dionysische Symbole für die Geschwindigkeit und Kraft, die eingesetzt werden sollten, um die Besitzer des luxuriösen Grabhauses ins Jenseits zu geleiten.
Es handelt sich um ein Werk von höchster Qualität und großer Schönheit, das erkennen lässt, dass die Person, die es geschaffen hat, ein brillanter Bildhauer war.

Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos: HLK 2024

Die Gärten der “Christlichen Könige– einst von den Mauren angelegt

Der Alcázar von Cordoba, in dem sich später das Inquisitionsgericht mit seinen Folterkammern breit machte (es wurde auch noch als Zivil- und Militärgefängnis benutzt), besitzt einen weitläufigen Wandelgarten, in dem man sich gut erholen kann, weil es überall blüht und grünt und duftet: Unzählige Zitrusbäume, Palmen, Sträucher und Hecken, dazwischen die Statuen der Herrscher, sowie andere Skulpturen.
Zur Entspannung tragen auch die schattigen Nischen und das ständige Plätschern des Wassers bei: Ausgehend vom ersten, oberen Terrassenbecken – und umgeben von den je nach Jahreszeiten unterschiedlich blühenden Beeten – ergießt sich das Wasser auf zwei weitere darunter liegende Becken. Die drei Teichbecken bilden gewissermaßen eine Achse. In der Mitte der Gärten befindet sich noch ein Brunnen.

“Córdoba
Fern und allein.”

(Federico Garcia Lorca)

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos – Sie sind gerade hier!


Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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Cástulo – im Streit zwischen Karthago und Rom – heute archäologische Ausgrabungsstätte

Panoramablick auf die Umgebung der Ausgrabungsstätte Cástulo –
im Hintergrund die Bergkette der Sierra Morena

Cástulo in der Antike und Frühgeschichte

Die Ausgrabungsstätte der ibero-romanischen Stadt Cástulo liegt am Oberlauf des Guadalquivir, nahe der Sierra Morena, ungefähr 7 km südlich der Industrie- und Handelsstadt Linares, in der Provinz Córdoba, Spanien.
Das weitläufige Areal blickt auf eine ununterbrochene Besiedlung seit dem Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. bis zum 15. Jahrhundert n. Chr., als die Stadt endgültig aufgegeben wurde.
Der Umfang des ummauerten Bezirks umfasste in der Hochblüte ganze 50 Hektar. Außerhalb der Mauern befanden sich die üblichen Nekropolen (Bestattungsorte), Vorstadtanlagen, Fabriken und Siedlungen, sowie ein Hafen am Fluss Guadalimar (Nebenfluss des Guadalquivir).

Imilke, eine Prinzessin aus Cástulo – die Ehefrau von Hannibal

Vor dem Zweiten Punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.), bei dem es um die Kontrolle über das westliche Mittelmeer ging, befand sich Cástulo unter der Herrschaft Karthagos. (Die Römer nannten die Karthager Poeni= Punier). Um diese für Karthago wichtige iberische Stadt noch enger an sich zu binden, kam es offenbar zu einer Einheirat in die hier ansässige Aristokratie: Hannibal, der große Heerführer der Karthager, nahm eine hiesige Prinzessin namens Imilke (Himilke) zur Frau – wobei sicherlich auch die begehrten Minen der Sierra Morena eine Rolle gespielt hatten, in denen Silber, Kupfer und Blei abgebaut wurden.
Aber auch den Römern stand der Sinn nach der Ausbeutung dieser Minen nahe Cástulo.

Mal hü, mal hott – Cástulo zwischen zwei Weltmächten:
Karthago oder Rom?

Im Jahr 214 v. Chr. schloss sich das karthagische Cástulo erstmals der römischen Republik an. Doch schon drei Jahre später kehrte man Rom wieder den Rücken und stellte sich erneut auf die Seite der Karthager.
Erst als es dem berühmten römischen Feldherrn Publius Cornelius Scipio Africanus gelang, die Karthager gänzlich aus Spanien zu vertreiben, kam es im Jahr 206 v. Chr. zu einem Pakt mit ihm, wodurch auch Cástulo fortan unter römischer Herrschaft stand.
Das Oppidum, also die befestigte Stadt von Cástulo, erhielt nun den Status eines römischen Municipiums.

Die “Verdammung eines Namens” – und was davon übrig blieb …

Im Zentrum der antiken Stadt (heute überdachter Bereich der Ausgrabungsstätte) hat man Mauerreste und Fragmente eines einst luxuriösen Gebäudes entdeckt, das im 1. Jh n. Chr. – noch im Bau befindlich! – wohl absichtlich wieder eingerissen wurde. Sämtliche wiederverwendbaren Materialen waren dabei entfernt worden.
Doch was steckte dahinter? Fragen über Fragen. War dem Abriss eine sog. “Damnatio Memoriae” (lateinisch für „Verdammung des Andenkens“) vorausgegangen, bei der eine bestimmte Person verflucht und sein Andenken getilgt worden war? Wenn ja, dann könnte es sich um den Kult des unbeliebten Domitian* gehandelt haben, der im Jahr 96 n. Chr. ermordet wurde.
Die Zerstörung dieser Villa in Cástulo hat sich zumindest für die Nachwelt ausgezahlt:
Der einzigartige, wie ein Teppich gestaltete Mosaik-Fußboden eines einst 70 qm großen Raums blieb erhalten: Mythologische Darstellungen aus der Natur- und Tierwelt, Rebhühner, Fasane, Hasen, Hirsche, Löwen, Kreislauf des Lebens – sowie Eros-Abbildungen.

  • Der römische Kaiser Domitian (51 – 96 n. Chr.) galt als Tyrann, weil er dem Senat nicht den gewünschten Respekt entgegenbrachte und Entscheidungen traf, ohne ihn zu konsultieren. Nach seinem Tod sollte seine Selbstdarstellung offiziell ausgelöscht werden.

FÜR DIE SCHÖNSTE!
καλλίστῃ (tḗ kallístē)

Im Mittelteil des Mosaik-Teppichs entdeckte man eine berühmte Episode aus der griechischen Mythologie, die schließlich
zum Trojanischen Krieg führte:
“Das Urteil des Paris”

Auf diesem einzigartigen Ausschnitt sind die drei Göttinnen zu sehen, um die es ging: Aphrodite, Hera und Athene –
darunter, rechts, der Götterbote Merkur, wie er dem jungen Prinzen Paris (oft als Schäfer mit phrygischer Mütze abgebildet) den “Apfel der Zwietracht” überreicht.

Zur Mythologie: Eris, die Göttin der Zwietracht und des Zankes, rächt sich, weil man sie nicht eingeladen hat. Hinterlistig wirft sie unter die Hochzeitsgäste einen Apfel, dessen Gravur besagt: καλλίστῃ! Für die Schönste!
Es kommt zum Streit zwischen den anwesenden Göttinnen Aphrodite, Hera und Athene:

Jede will die Schönste sein!
Da zitiert der Göttervater Zeus Merkur zu sich, den Götterboten. Er muss die drei Streitlustigen unverzüglich zum Sohn des Königs von Troja bringen: Der junge Paris soll das Urteil fällen!
Bei ihrer Ankunft beginnen die Göttinnen sofort den jungen Mann zu bestechen: Hera verspricht ihm Macht, Athene Ruhm – doch Paris entscheidet sich für Aphrodite, die ihm “die Hand der schönsten Frau auf Erden” verspricht:
Helena, die Tochter des Königs von Sparta – womit der goldene Apfel der streitlustigen Eris zum Auslöser des Trojanischen Krieges wird.

Eine Reisebeschreibung aus dem 18. Jahrhundert: Cástulo im Jahr 1782

Rechts vom Guadalimar-Fluss befindet sich eine Mühle namens Caldona. Von dieser Mühle aus beginnt sich ein mittelgroßer Hügel zu erheben , der sich etwa eine Kugelwurfweite entfernt in zwei Teile teilt, die etwa 100 Schritt voneinander entfernt sind, wobei in der Mitte ein kleiner Bach (San Ambrosio) zurückbleibt. Auf dem Hügel rechts steht ein großer Betonturm und um ihn herum gibt es zwei weitere Türme sowie Ruinen und Fundamente anderer, die darauf hinweisen, dass es dort einst eine Stadt oder Festung gab. Auf dem Hügel links befindet sich die Einsiedelei Santa Eufemia mit ihrem Atrium und einem kleinen Gasthaus. Die gesamte Einsiedelei innen und außen sowie das Atrium sind mit römischen Inschriften versehen, und rund um die Einsiedelei gibt es einen Dschungel aus Säulenstücken und Kapitellen, Girlanden und Schriftrollen unterschiedlicher Ordnung, glatt, geriffelt, in verschiedenen Büsten und Größen … Überreste einer antiken Pracht, die bis heute verschwunden sind.

Francisco Pérez Bayer

Ölkäfer, Ölkäfer, Ölkäfer …

Wir dachten, wir sind die einzigen Besucher der Ausgrabungsstätte an diesem Nachmittag, Ende April 2024. Doch weit gefehlt! Fette schwarze Ölkäfer mit dekorativen roten Streifen auf dem Rücken hatten das antike Cástulo in Besitz genommen:
Berberomeloe majalis ist mit seinen bis zu 7 cm Länge einer der größten Käfer Europas, und von ihnen wimmelte es hier nur so. (Achtung: Hautkontakt kann Blasen hervorrufen.)

Cástulo-Touri-Tipp:
Eintritt für Europäer frei, Montags immer geschlossen. An anderen Tagen unterschiedliche Öffnungszeiten (bitte im Internet informieren.)

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