Schöne Feiertage und ein gutes Neues Jahr!

Pack die Beredsamkeit, dreh ihr den Hals um!

In vollem Eifer tust du gut daran,

den Reim ein wenig zur Vernunft zu bringen.

Passt man nicht auf, rennt er wer weiß wohin!

(Paul Verlaine, Art poétique – Dichtkunst)

Den Reim ein wenig zur Vernunft bringen, dafür eignen sich solche Feiertage wie sie uns ins Haus stehen. Nach langen Wochen des “Feilens und Korrigierens” am neuen Roman werde auch ich für ein paar Tage die Füße hoch legen.

Jedes Buch braucht seine Zeit: Im Januar ist es dann soweit, dass mein neuer Roman “SANCHA – Das Tor der Myrrhe” das Licht der Welt erblickt. Ein guter Monat für einen Neubeginn, finde ich.

🙂 🙂 🙂 Und wer weiß, wohin dieser Roman rennt!

Ein packendes Katharer-Epos vor dem Hintergrund großer Geschichte …

Der Schmerz wird nachlassen, Liebste“, sagte Miraval, „denn die Zeit kennt kein Ufer.“

Südfrankreich 1211: Der Kreuzzug gegen die Katharer bewegt sich auf Toulouse zu. Getrieben vom heißen Wunsch, sich Liebe und Anerkennung zu verschaffen, machen sich SANCHA, die junge Gräfin von Toulouse, der Troubadour Miraval, der deutsche Narr Falk von Hagelstein sowie zwei junge Novizen auf die Suche nach dem Tor der Myrrhe. Dort soll sich ein Gegenstand befinden, von dem es heißt, er würde sogar Päpste und Könige erschüttern. Kann Sancha mit dem Auffinden des Tores die Stadt vor dem Zugriff der Kreuzfahrer retten? Simon von Montfort, der charismatische Anführer der Kreuzfahrer, zwei hochrangige Prälaten und die Tempelritter sind ebenfalls hinter dem Geheimnis her. Jeder bespitzelt jeden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Allen Leserinnen und Lesern, lieben Freunden und guten Bekannten wünsche ich SCHÖNE FEIERTAGE – Zeit zum Füße hochlegen, für gute Gespräche oder ein spannendes, interessantes Buch – und für das Jahr 2013 viel  GESUNDHEIT, GLÜCK UND ERFOLG!

Herzlichst

Helene Luise Köppel

 

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WELTUNTERGANG am 21. Dezember?

Oder: DER GEHEIMNISVOLLE BERG BUGARACH

Wenn man den alten Maya-Kalender so interpretiert, wie das einige Leute tun, wird es (Anfang Dezember 2012) wohl langsam Zeit, den Weinkeller zu entstauben. Muss ja nicht gleich ein “Château Mouton Bestlage” sein, mit dem man sich über die letzte Stunde hinwegrettet, ein guter, bodenständiger Landwein tut’ s zur Not auch.

Ich selbst glaub natürlich nicht dran – an den Weltuntergang, meine ich. Iwo!

On va voir sagt der Franzose, man wird sehen! Faszinierend finde ich allerdings, dass gerade jener Berg von der Apokalypse verschont bleiben soll, der es mir seit langem angetan hat. Nein, ich meine jetzt nicht den Montségur – der von seiner Bedeutung her tatsächlich mit einer “Bestlage” verglichen werden kann -, ich meine den eher “bodenständigen” BUGARACH.

Aber ist er das wirklich? Bodenständig? On va voir …

(Foto HLK 2008, Bugarach + Wolken-Ufo)

Der Pic de Bugarach liegt In Südwestfrankreich, Departement Aude, Region Languedoc-Roussillon, genauer – im Bergland der wunderschönen Corbières. Mit seinen 1230 m ist er die höchste Erhebung dieses Landstrichs. Und – er hat tausend Gesichter! (s. nächstes Foto)

(Foto HLK Bugarach, 2009)

Stichtag “Weltuntergang”

Die am Fuß des Berges liegende gleichnamige Ortschaft Bugarach hat ungefähr 200 Einwohner. Und diese sind derzeit (Stand Dez. 2012) – verständlicherweise – not amused!
Sie rechnen – Zeitungsberichten zufolge – mit Zigtausenden Endzeitjüngern und Neugierigen, die dort pünktlich zum Stichtag “Weltuntergang” einfallen werden. Alle Zimmer sind ausgebucht und rund um den Berg haben die Sicherheitskräfte weiträumige Sperrungen angekündigt.

Also nicht traurig sein, liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie kein Zimmer mehr bekommen – ab in den häuslichen Weinkeller, Sie wissen schon … :-), dann noch ein spannendes Buch, und es kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?

Dennoch stellt sich die Frage, was treibt all diese Leute an, die gerade ihre Koffer und Rucksäcke zu packen? Die Angst? Der Herdentrieb? Die Gaudi? Die Hoffnung auf Erlösung? Auf ein besseres Leben in einer anderen Dimension? Ritterromantik? Teufel, Tod und Drachen?

Berg auf Berg ab
Berg auf und Berg ab und Tal aus und Tal ein,
Es reiten die Ritter. Ta! Ta!
Und bläuen sich Beulen und hacken sich klein.
Es fliegen die Splitter. Ta! Ta!
Ein Ritter, auf seiner Prinzessin Geheiß,
Beut Drachen und Teufeln den Krieg.
Dara ta!
Wir schonen das Blut und wir sparen den Schweiß,
Gewinne auf ander und andere Weis
Im Feld und der Liebe den Sieg.
Dara ta!

Johann Wolfgang von Goethe

Ta Ta! Dara ta!

Aber was hat der BUGARACH damit zu tun? 

Die Geschichten, die sich um diesen Berg ranken, sind wirklich SEHR ALT –  und mehr als “abgehoben”. Da fliegen in der Tat die Splitter! 🙂 🙂 🙂

Stairway to heaven Es heißt, der markante Bugarach mit seinen steilen Flanken ähnele vom Aussehen her dem biblischen Berg Sinai, auf dem Gott zu Moses hinabstieg, um den Menschen seine Gebote zu überreichen. Allerdings ist die genaue Lage des biblischen Sinai-Berges gar nicht bekannt. Dennoch: Zumindest ähnelt der Berg, den man heute für den Sinai-Berg hält, stark dem Bugarach.

Ufo-Station … Auf dem BUGARACH soll sich ein Stützpunkt außerirdischer Mächte befinden. Werden die Aliens tatsächlich rechtzeitig am 21. Dezember eintreffen, um ihre gläubigen Jünger vor dem Weltuntergang zu retten? Es soll in der Vergangenheit zahlreiche Ufo-Sichtungen gegeben haben – ich selbst kann mit dem unwiderlegbaren Beweis aufwarten, dass sie ihre Raumschiffe überaus raffiniert hinter Wolken verstecken – s. mein Foto von 2009, ein Schnappschuss, der mir von Rennes-le-Château aus gelang. 🙂 🙂 🙂

Tor in eine andere Dimension?  Sprung im Raum-Zeit-Gefüge? Feen und Wichte? Karneval der Müller? Magische Hutmacher?

Zahlreiche Legenden um den Bugarach berichten auch von Feen und äußerst tüchtigen Zwergen – worunter auch die Wichte Bug und Arach zählen, die man in dieser Gegend verehrt haben soll.  Dann gibt es noch die Story von den 13 (!) ehemaligen Tempelrittern, die angeblich auf dem Bugarach spurlos verschwanden … vermutlich in eine andere Dimension – mit dem Gral im Reisegepäck!

L’Affaire de Bettex:  Angeblich spurlos verschwunden ist bis heute ein Schweizer namens Bettex, der Ende des 20. Jahrhunderts in den Ruinen des alten Châteaus von Bugarach eine Inschrift entdeckte. Der Mann nahm Verbindung zu dem berühmten Katharerforscher Deodat Roché auf und machte sich anschließend, im verzweigten Höhlensystem des Bugarachs, auf die Suche nach der verschollenen Bundeslade.

Überliefert sind auch sonderbare Karnevalsbräuche – Los Fecos genannt –, die von den Müllern der Gegend ausgingen und den Hutmachern von Bugarach  – die auf schwarze Melonenhüte spezialisiert waren. Die Müller und Hutmacher galten als die Hüter einer sehr alten Tradition. Noch heute wird der Fasching drei ganze Monate lang gefeiert. Die alten Rituale wurden jedoch von der Kirche verboten.

Die Sache mit dem Karneval hat mich immer interessiert, doch über die Gründe des Verbots hüllt man sich vor Ort in Schweigen. Bei Emmanuel Le Roy Ladurie wurde ich schließlich fündig. In seinem Buch Karneval in Romans heißt es unter dem Stichwort “Limoux” (dieser Ort liegt ganz in der Nähe vom Buchgarach):

 

“Vom 16. bis 20. Jh. hat der Karneval des Languedoc (Montpellier, Limoux), ganz wie der römische, in völligem Einklang mit dem damaligen Katholizismus, die unglücklichen Juden oder Marranen der Gegend verspottet .

 

Logisch, dass da keiner drüber reden will.

(Fotos HLK, Limoux)

Natürlich darf auch Jules Vernes in dieser kuriosen Aufzählung nicht vergessen werden: Der berühmte französische Schriftsteller (1828-1905) gab dem Protagonisten seines 1896 erschienenen Romans “Clovis Dardentor” den Namen “Käpt`n Bugarach”.

Aber nun zu den FAKTEN
– und die haben tatsächlich mit dem Mittelalter (s. Goethe) und hier vor allem mit den KATHARERN zu tun!

BUGARACH und der Sentier Cathar: Einer der berühmten Katharer-Wege führte am Bugarach vorbei. Noch Ende des 13. Jahrhunderts, also lange nach dem Albigenserkreuzzug, gab es in dieser einsamen Gegend Katharer.

BUGARACH – Bougres: Bougres war einer der Schimpfnamen für die Katharer. (Die Katharer in Südfrankreich haben sich 1176 glaubensmäßig an die bulgarischen Bogomilen (Bougres) angeschlossen, s. auch meine Ausführungen unter Katharer.

BUGARACH – Nid d`Aigle: Die Katharer nannten den Bugarach Nid d`Aigle – Adlernest. Bis heute unvergessen ist der freche Ausspruch des berühmt-berüchtigten Katharer-Perfekten Pierre Authié: Der Leib Christi müsse längst von den (katholischen) Priestern aufgegessen sein – und wäre er so hoch wie der Nid d`Aigle!”

BUGARACH und der Montségur: Nach einer unbestätigten Quelle soll der Montségur (der heilige Berg der Katharer) auf den BUGARACH ausgerichtet gewesen sein; d.h. am Tag der Sommersonnenwende hätte – vom Montségur aus gesehen – das erste Sonnenlicht den Gipfel des Bugarach gestreift, bevor es in eine bestimmte Schießscharte des Donjons auf dem Montségur fiel.

(Foto HLK, Montségur)

BUGARACH und Saint-Polycarpe: Im 9. Jh gehörte der Ort Bugarach zur nahegelegenen Abtei Saint-Polycarpe. Hier soll es ein altes Oppidum aus vorrömischer Zeit gegeben haben. Ein römisches Aquädukt existiert noch heute. (s. nächstes Foto)

(Foto HLK, 2008) Saint-Polycarpe und das römische Aquädukt)

MIREPOIX – die Stadt der Belisama

Hinter dem Wort Mirepoix verbirgt sich nicht nur eine Art “Röstgemüse (s. Ende des Beitrags)”, sondern vor allem eine kleine pittoreske Stadt in Südwestfrankreich, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.  (Departement Ariège, Region Midi-Pyrénées, ca. 3000 Einwohner).

Mittelalter pur. Betritt man die Altstadt, ziehen die malerischen, oft vorkragenden Fachwerkhäuser, aber vor allem die Holzarkaden und Lauben sofort alle Blicke auf sich. Rings um den Place Géneral Leclerc kann man es sich unter ihrem Schatten gutgehen lassen, einen Café trinken, ein Glas Rosé oder Blanquette aus Limoux … Mirepoix ist ein Wohlfühlort, aber es gibt dort auch einiges zu entdecken.

Wenn Sie Lust auf eine Reise in die Vergangenheit haben, dann folgen Sie mir bitte:

Mirepoix (Mirapiscem = Sieh den Fisch) trägt einen goldenen Fisch im Wappen, darüber drei geheimnisvolle Sterne, die auf vorchristliche Traditionen zurückgehen, in der Mirepoix von den Römern “Stadt des Lichts” genannt wurde.

Im Hochmittelalter beherbergte Mirepoix viele Katharer, darunter zwei der berühmt-berüchtigten Belissensöhne, nämlich Peire-Roger von Mirepoix (der Ältere und sein gleichnamiger Sohn, der Jüngere).  Sie waren die Herren der Stadt und bewohnten eine Burg, die – Der Turm – hieß. Auf ihrem Wappen befanden sich Fisch, Turm und Mondsichel.

Was hat es nun mit den Sternen und der Mondsichel auf sich?  Eine Hommage an die Mondgöttin Belissena (die keltiberische Astarte), als deren Abkömmlinge sich die Belissensöhne angeblich sahen?

Astarte mit der Mondsichel gilt als Vorläuferin von Maria, der Mutter Gottes. Als Stella Maris wird Maria ebenfalls mit Sternen abgebildet und balanciert oft auf der Mondsichel (nächstes Foto, Notre Dame, Paris). Im Gegensatz zu Astarte jedoch, die sich mit dem Mond krönt, tritt Maria die Mondsichel  – das Heidentum! – mit den Füßen und dokumentiert damit den Sieg über Astarte!

Dass sich hinter Belissena/Astarte die keltische Göttin Belisama verbirgt, liegt schon aufgrund der Namensähnlichkeit nahe. Belisama, die Gefährtin des Gottes Belenus (Abellio/der strahlende Apoll!), nannte man “die Strahlendeste, Leuchtendste”. Sie wurde mit der römischen Minerva gleichgesetzt und sowohl mit Licht  und Feuer, aber auch mit Seen und Flüssen (der Fisch!) in Verbindung gebracht.

Zu Belisama gibt es eine heiße Spur: Im Departement Ariège (wo auch Mirepoix liegt) entdeckte man eine lateinische Inschrift folgenden Inhalts:

Minervae Belisamae sacrum Q(uintus) Valeriu[s] Montan[us e]x v(oto) [s(uscepto)]

Keltischer Abellion:

Tatsächlich sind nicht wenige Orte in der Umgebung nach Belisama/Belenus benannt: Belesmes, Blesmes und Blismes; und man weiß heute auch, dass sich auf dem Gipfel des Pic du Saint-Barthélemy (der Tabor der Pyrenäen, in der Nähe des Montségur gelegen) ein Abeillo-Heiligtum befand, zu dem die alte Katharer-Straße führte.

Mirepoix und die Katharer …

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts waren die Herren von Mirepoix und die meisten ihrer 36 Mitherren entweder selbst Katharer oder Anhänger bzw. Beschützer dieser Häresie. In der Stadt Mirepoix existierten nachweislich 50 Katharer-Häuser, in denen Diakone und Parfaits ausgebildet wurden. Ein Diakon namens Mercier “hielt Hof”; ein anderer bat im Jahr 1204 den Burgherrn inständig darum, die Festung Montségur wiederherstellen zu lassen – was bemerkenswert ist, weil es um diese Zeit überhaupt noch keine gewaltsamen Übergriffe auf die Katharer gab. (Allerdings zogen bereits päpstliche Legaten durch die Lande, die kräftig Stimmung gegen die Katharer machten.) Unterstützung fand der Diakon bei Esclarmonde, der Vizegräfin von Foix, die 1204 das katharische Consolamentum erhielt, also in die Reihen der Perfekten aufgenommen worden war.  Zwei Jahre später – 1206 – sprach sich Esclarmonde auf einem Katharerkonzil, das in Mirepoix stattfand, erneut für den Ausbau der Burg Montségur aus.

(Foto Olaf Jacobskötter, Katharertaube)

(Foto HLK 2009, Rathaus von Mirepoix)

Belissensohn – ein Ehrentitel?

Noch einmal zurück zu den Belissensöhnen, die noch heute ein Mysterium umgibt. Es heißt, sie stammten ursprünglich – wie Esclarmonde – aus dem (benachbarten) Grafengeschlecht Foix. Doch der Herr von Saissac, Erz-Katharer, Onkel und Vormund des Vizegrafen Trencavel von Carcassonne, galt ebenfalls als Belissensohn …

Nach einer zusammenhängenden, verifizierten Genealogie der Belissen-Adelslinie suche ich seit langem. Sie ist entweder verlorengegangen oder es scheint sie nie gegeben zu haben. Daher ist die Frage erlaubt, ob der Adelstitel “Belissensohn” nicht nur eine Art Auszeichnung war. Ein Ehrentitel für mutige Faidits wie Pierre-Roger von Mirepoix? Vielleicht dreht es sich aber auch nur schlicht darum, dass die Belissen-Familie die alte Manichäer-Lehre vom Licht in der Dunkelheit (Dualismus) bis in ihre Zeit hinein bewahrt hat.

Kein Wunder, dass sich die Esoteriker aller Länder seit langem leidenschaftlich mit den Belissen beschäftigen, ihnen allerlei Geheimbündeleien andichten und sie in den obersten Gralshimmel versetzen.

(HLK Mirepoix 2009, Sparrenköpfe am Haus des Konsuls)

(letztes Foto – in der Mitte der Heilige Mauritius)

Auf Seite 2 geht es weiter …

Saint-Genis-des-Fontaines

Der beschauliche Ort Saint Genis des Fontaines (2800 Einwohner) liegt ca. 17 Kilometer von Spanien entfernt, am Fuße der Albères-Berge –  also zwischen Pyrenäenausläufern und Meer (Côte Vermeille).

Die Kirche mit ihrem lombardischen Turm, ist absolut sehenswert. Sie gehört zu einer vor dem Jahr 819 gegründeten ehemaligen Benediktinerabtei. Der Neubau wurde im Jahr 1153 eingeweiht.

Mir kam es bei meinem ersten Besuch – bei dem es nicht blieb! – auf den berühmten “Türsturz” an, von dem ich gelesen hatte, und von dem es hieß, er sei der erste seiner Art in ganz Frankreich. Dieses Basrelief stellt tatsächlich die früheste plastische Darstellung romanischer Kunst dar. Es ist aus  Marmor, 2,40 m breit  und 0,75 m hoch.

Zum genaueren Betrachten des Türsturzes von Saint-Genis-des-Fontaines  eine  weitere Abbildung, die ich eingescannt habe (aus  Les Symboles, mémo gisserot, Editions Jean-Paul Gisserot, 2008):

In der Mitte (in einer Mandorla) ein segnender Christus – Majestas Domini -, flankiert vom griechischen Alpha und Omega und getragen von zwei Engeln. Seitlich je drei Apostel. Die Umrahmung: mozarabische Palmettenornamentik.

Im Juni 2013 hatte ich dann eine bessere Kamera dabei und versuchte selbst mein Glück:

Die Werkstatt dieses Türsturzes soll im spanischen Teil der Pyrenäen gelegen haben. Ähnliche, wenngleich jüngere Werke finden sich nämlich im benachbarten St. André, in Arles-sur-Tech und im ehemaligen Kloster zu Roda. (Beiträge zu St. André und Arles-sur-Tech folgen)

Die nachträglich (um das Jahr 1020) eingefügte Inschrift des Basreliefs lautet: ANNO VIDESIMO QUARTO REGNANTE ROTBERTO REGE WILLELMUS GRATIA DEI ABBA ISTA OPERA FIERI IUSSIT IN ONORE SCI GENESII CENOBII QUE VOCANT FONTANAS.

Übersetzt: “Im vierundzwanzigsten Jahr der Regentschaft des Königs Robert befahl Guillaume, Abt von Gottes Gnaden, dass dieses Werk geschaffen werde zu Ehren des heiligen Genis (Genesius), genannt “von den Quellen”.

(Gemeint ist der Kapetingerkönig Robert der Fromme; ein Gemälde, das ihn zeigt, hängt in der Bibliothèque nationale de Paris):

Die Epitaphe mit Inschriften neben dem Eingang zur Abteikirche Saint Genis …

Links vom Eingang zwei Epitaphe, zum einen zur Erinnerung an den verstorbenen Klosterbruder Berenguer (+ 1307) und seiner Schwester Mathia; zum anderen an einen gewissen Dulce de Mont-Roig (+1271)

Rechts zwei weitere Epitaphe, die an den Klosterbruder Miguel Mesner (+1307) erinnern und an Ramon de Pollestres.

Der heutige Kreuzgang stimmt mit dem, der im 13. Jahrhundert neu erbaut wurde, nur weitgehend überein, wie man gleich hören wird …

Im Jahr 1507 wurde das Kloster Saint-Genis dem Kloster Montserrat angeschlossen. Die letzten Mönche verließen es jedoch erst im 18. Jahrhundert, in den Jahren der französischen Revolution, worauf die ursprüngliche Abteikirche 1846 zur Gemeindekirche Saint-Michel wurde.

Jetzt zum Schicksal des Kreuzgangs:

Bis zum Jahr 1913 blieb der mittelalterliche Kreuzgang weitgehend erhalten, obwohl er unter zwei bis drei Besitzern aufgeteilt war, die darin Wohnungen eingerichtet hatten und Landwirtschaft betrieben. Dann jedoch begab er sich unfreiwillig auf Wanderschaft:

DIE dreiteilige ODYSEE des Kreuzgangs von Saint-Genis-des-Fontaines  

Teil I – auf hoher See

Erste Auflösungserscheinungen zeigten sich ab dem Jahr 1913: Das Brunnenbecken, das den Hof des Kreuzgangs zierte, wurde verkauft. Lange Zeit wusste man nicht, wohin, bis man es wiederentdeckte – und zwar im Kreuzgang von Saint-Michel de Cuxa, der – wie übrigens auch der Kreuzgang von Collioure – nach Amerika verkauft und dorthin verschifft worden war.

Teil II – aus eins mach zwei

Elf Jahre später, im Jahr 1924, erwarb der geschäftstüchtige Antiquitätenhändler Paul Gouvert den (brunnenlosen) Kreuzgang von Saint-Genis, um damit das Heim eines vermögenden Schlossbesitzers zu verschönern. Dabei brachte er das Kunststück fertig, aus dem einen Kreuzgang zwei kleinere zu machen. Das zweite Objekt ging an das  Philadelphia Museum of Art. Am Schluss des lukrativen Deals überließ Gouvert großmütig (und sich vermutlich die Hände reibend) zwei Arkaden dem Louvre.

Teil III  – die glückliche Rückkehr

Erst als sich der private Eigentümer im Jahr 1982 einverstanden erklärte, “seinen” Kreuzgang an den Staat zu verkaufen, kam der “Stein” (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder ins Rollen. Bei den Demontagearbeiten entdeckte man auf den Steinen der Säulen bestimmte Setzvermerke, die die Echtheit des Kreuzgangs und seine Herkunft bestätigten. Ähnliche Vermerke befanden sich auch auf den beiden Arkaden im Louvre, die daraufhin ebenfalls demontiert und nach Saint-Genis zurückgebracht wurden. Kopiert wurden lediglich die in den USA befindlichen Teile. Die gesamte Restaurierung des Kreuzgangs von Saint Genis wurde erst 1994 abgeschlossen.

 Interessante Säulenkapitelle aus verschiedenfarbigem Marmor …

Der weiße Marmor kommt aus der Gegend von Ceret, der roséfarbene aus Villefranche de Conflent und der schwarze aus Baixas.

Nun einige Impressionen aus dem Inneren der Kirche:

  Eine der hochverehrten Monserrat-Madonnen:Wer sich hinter der nächsten Figur verbirgt, erschließ sich mir leider bis heute nicht …

Der Heilige Judas – in der Ecke stehend:

Mein Favorit in Saint-Genis ist eine mannshohe Schwarze Witwe (Nostra Senyora Dels Dolors – schmerzensreiche Jungfrau) – die schönste, die mir bislang in den Kirchen Südfrankreichs begegnete …

… thematisiert in “Die Affäre C.” (Thriller, E-book)

Auszug: “Sieh nur, Sandrine, die ersten Schwarzen Witwen”, raunte mir Henri unauffällig zu. Und tatsächlich: Wie von Zauberhand waren sie aufgetaucht, halbmannshohe Puppen in Trauer gekleidet, das Haupt verhüllt mit einer Spitzenmantille, sieben silberne Schwerter auf der Brust aufgenäht … “Nostra Senyora Dels Dolors. Unsere schmerzensreiche Frau … Vor einem Antiquitätengeschäft in der Rue St. Vincent stand eine besonders schöne Witwe, eingerahmt von zwei weißen Stehlampen und zusätzlich mit einem Spot in Szene gesetzt. Wir traten näher. Ein schmales, edles, sehr junges Gesicht unter der schwarzen Mantille, die Hände zum Gebet gefaltet, jedoch mit auffällig rot gefärbten Lippen. Vor ihr, auf einem schwarzen Polster liegend, der tote Jesus, ihr göttlicher Sohn. “Dass man die Muttergottes schminkt und als Witwe verkleidet, habe ich noch nirgends gesehen”, sagte ich. “Es handelt sich nicht um die Muttergottes, auch wenn man den Anschein erweckt.” Henri senkte seine Stimme. “In Wirklichkeit steht hier Maria Magdalena, die um ihren Gatten Jesus trauert. Der Tod eines Kindes macht schließlich keine Mutter zur Witwe!”

Hier eine Aufnahme vom Juni 2013:

Sie altert nicht, sie wird von Jahr zu Jahr schöner! 🙂

Um wen es sich bei der schönen Witwe von Saint-Genis mit den roten Lippen auch immer handelt – Maria Magdalena fand ich ganz in ihrer Nähe, und zwar auf einem Gemälde …

Und ein weiteres Mal auf einer Kreuzweg-Station:

Einer der Altäre – und nachstehend ein wunderschöner, alter Taufstein, natürlich romanisch, aus dem 12. Jahrhundert:


Noch eine letzte Anmerkung zu “Saint Genis” – es handelt sich um den Heiligen Genesius von Rom (um 305). Er war ein christlicher Märtyrer und galt als Patron der Schauspieler, Künstler, Tänzer und Spielleute. Deshalb wird er in der Kunst oft mit einem Saiteninstrument, mit einer Maske oder einem Taufstein dargestellt.

“ALIX – Das Schicksalsrad”

D`Amors es tots mos cossiriers – All meine Gedanken gelten der Liebe …“

(Raimon de Miraval, Troubadour, okzitanisch)

(Foto priv. HLK, Tempradura, Châteaudun, 2012)

Der historische Roman “Alix …”      

ist ab sofort als Amazon/Kindle E-book im Rahmen meiner HLK Sonderedition KATHARER-romane erhältlich.

Klappentext:

Südfrankreich 1202: Im lebensfrohen, toleranten Okzitanien dreht sich das Rad des Schicksals. Päpstliche Legaten ziehen durchs Land. Sie predigen den Kreuzzug gegen die „Brutstätte der Häresie“ – die Katharer.

In dieser unruhigen Zeit wird die blutjunge Alix von Montpellier von ihrer Mutter nach Cahors verschachert, an den Hof des für seine Grausamkeit berüchtigten Fürstbischofs Bartomeu. Ihre um ein Jahr jüngere Schwester Inés soll an ihrer Stelle den im Volk beliebten Trencavel heiraten, den Vizegrafen von Carcassonne und Béziers, einen jungen, blonden Mann, von dem es heißt, er lache mit seinen Rittern und Knechten und sei ihnen kaum wie ihr Gebieter.

Lange kämpft Alix gegen das ungerechte Schicksal und ihren geistlichen Widersacher an. Als sie vergilbte Pergamente findet und darin den wahren Grund für ihre Gefangenschaft entdeckt, bereitet sie ihre Flucht vor. Ihr Weg führt sie nach Carcassonne, das bereits im Visier der anrückenden Kreuzfahrer steht. Neben all den verwirrenden Ereignissen, die auf die junge Frau einstürmen, muss sie auch mit ihren Gefühlen ins Reine kommen, denn Alix liebt ausgerechnet den Gemahl ihrer Schwester. Und ihr Todfeind, der Fürstbischof – einer der Finanziers des Kreuzzugs – sinnt auf Rache.

Die Mauern von Carcassonne … (Foto HLK, 2008)

(Printausgabe 2009 “Carcassonne. Das Schicksalsrad”, Spiel + Buch)

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Alix und ihrer Schwester Inés!

Herzlichst

Helene Köppel

 

 

Rennes-le-Château – Die Wahrheit hinter den vielen Legenden

Pressebericht Schweinfurter Tagblatt am 14. Juni 2012 (von Hannes Helferich)

SCHWEINFURT
Die Wahrheit hinter den vielen Legenden

Autoren lüften Südfrankreichs Geheimnisse – Helene Köppel dabei

  •  „Pommes bleues“-Treffen in Schweinfurt: Die Mitglieder aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Schweiz und Österreich beschäftigen sich seit Jahren mit den Geheimnissen Südfrankreichs. Hintere Reihe von links: Markus Menzendorff, Erik van Leenders, Stefan Köppel (Administrator), Olaf Jacobskötter, Erich Limmer, vorne von links: Hannes Stuber, Jürg Caluori, Helene Luise Köppel, Marion Boskemper und Thorsten Stute.
    Foto: Köppel
 
 Nach einem ersten Treffen im September 2005 und weiteren Konferenzen in Frankfurt, München und im französischen Rennes-les-Bains hat nun bei der Schweinfurter Autorin Helene Köppel ein zweites Arbeitstreffen der inzwischen auf fünfzehn Mitglieder angewachsenen Internet-Gruppe „Pommes bleues“ stattgefunden.

Die Mitglieder aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Schweiz und Österreich beschäftigen sich seit Jahren mit den Geheimnissen Südfrankreichs. Sie tauschen Erkenntnisse aus, stöbern in Archiven, analysieren alte Schriftstücke, „versuchen Irrtümer auszuräumen, um die Wahrheit hinter der Legende zu finden“, beschreibt die Oberndorfer Buchautorin das Tätigkeitsfeld der Gruppe.

Helene Köppel hat sich mit ihren Romanen über die Katharer einen Namen gemacht. Kürzlich legte sie einen Kriminalroman vor, ebenfalls in Südfrankreich angesiedelt. In „Die Affäre Calas“ geht es um eine Erbschaft, ein dunkles Familiengeheimnis und eine geheime Bruderschaft. Der Roman beruht zum Teil auf historischen Fakten, einem jeweils ungeklärten Justizfall Calas und Unglücksfall in einer Chemiefabrik, ebenfalls in Toulouse.

Beim aktuellen Treffen der internationalen Internet-Gruppe spielte der Ort Rennes-le-Château eine Hauptrolle. Das kleine Pyrenäennest, in dem sich auch schon François Mitterrand (1981) umgesehen habe, hat die Gruppe „gewissermaßen zusammengeführt“, erinnert Köppel. „Der Anfang des Mythos’, mit dem wir uns hauptsächlich beschäftigen, geht auf eine Geschichte aus dem 17. Jahrhundert zurück“, schildert die Schriftstellerin.

Im Jahr 1653 soll der Schafhirte Ignac Paris auf der Suche nach einem verlorenen Schaf eine Höhle entdeckt haben, in der ein Schatz lag. Er stopfte seine Taschen mit Goldstücken voll und präsentierte sie im Dorf. Der damalige Herr von Rennes-le-Château, Baron Blaise d’Hautpoul, zitierte ihn zu sich, wollte den Fundort wissen. Der Schäfer weigerte sich angeblich – und wurde zum Tod verurteilt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob er nicht doch vor seinem Tod gesprochen hat und als Mitwisser beseitigt wurde.

Heute verdanke Rennes-le-Château seine Bekanntheit alten Pergamenten und einem Schatz, der 1887 vom örtlichen Priester Bérenger Sauniere entdeckt wurde. Gleich, woher der Schatz stammte (Westgoten, Katharer, Tempelritter): Der Fund machte den Priester reich – und löste eine Lawine weiterer Entdeckungen, Enthüllungen und Veröffentlichungen aus.

Köppel schrieb darüber 2003 den Roman „Die Erbin des Grals“ (auch als Kindle E-book unter dem Titel „Marie …“ erhältlich ). Ihre Freunde Sabina Marineo, Udo Vits und Olaf Jacobskötter verfassten mehrere Sachbücher, weitere Autorenkollegen wichtige Abhandlungen davon. Sabina Marineo, die beim diesjährigen Treffen nicht teilnehmen konnte, schreibt zur Zeit über Rennes-le-Château in ihrem jüngsten Sachbuch: „Stück um Stück zeigt sich das Dorf als die Spitze eines inzwischen hohen Berges, der aus politischen Intrigen, historischen Tatsachen und mythologischen Erzählungen besteht.“

Für Köppel steht fest: Das Geheimnis ist wesentlich komplexer, als es beispielsweise in TV-Sendungen dargestellt werde. Es sei durchsetzt von Fälschungen, merkwürdigen Funden, Inschriften, sonderbaren Andeutungen – und natürlich auch von der Symbolik, mit der Bérenger Sauniere seine Kirche versehen hat. Aber auch ein altes Grabmal spielt im Geheimnis von Rennes-le-Château eine Rolle.

Gemeinsames Ziel der Autorengruppe ist laut Helene Köppel, „die Spreu vom Weizen zu trennen, herauszufinden, was hinter den Kulissen vorging, als gewisse klerikale Kreise aus dem Languedoc sowohl im 16. als auch im 19. Jahrhundert zu plötzlichem Reichtum kamen“. Die Mitglieder wollten herausfinden, wer die Fälschungen zu verantworten hat, die mit den ersten Büchern über das Geheimnis von Rennes-le-Château (1960er Jahre) zum Vorschein kamen. „Ob uns unsere Suche irgendwann zum Ziel führt, ist dabei unwesentlich“, sagt Köppel. Es mache einfach Spaß, „sich mit guten Freunden auf den Weg dorthin zu machen“.

Übrigens: Der harte Kern der frankophilen Forscher und Autoren kennt sich heuer seit zehn Jahren. Der runde Geburtstag wurde in Schweinfurt begossen – mit fränkischem Spätburgunder und französischem Blanquette aus Limoux.

 
Von unserem Redaktionsmitglied Hannes Helferich
 
 

   

Aktualisiert mit Fotos aus dem Jahr 2017, nach der Zerstörung des Asmodi, am Eingang der Kirche, und dem Attentat auf das Magdalenen-Bild unter dem Alter, am 23. April 2017: