Versteckte Schätze: Sant Martí Sesserres (Katalonien)

Der kleine Weiler Sant Martí Sesserres (oder auch de les Muntanyes) liegt in Katalonien, im Gemeindegebiet von Cabanelles, am Fuße des Mont-Gebirges, am rechten Ufer des Manol (eines Nebenflusses der Muga) – und zugleich an der Straße nach Sant Jaume. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 872. Im Jahr 1116 wurde der Ort an die Kathedrale von Girona abgetreten.
Den fast zugewachsenen Turm der Kirche von Sant Martí Sesserres habe ich im Jahr 2014 eher zufällig beim Herumstrolchen in den herrlichen Bergen und Wäldern dieser Gegend entdeckt. Das Gotteshaus wird urkundlich erstmals im Jahr 1031 erwähnt, soll aber bereits im 9. Jahrhundert existiert und zur Grafschaft Besalú gehört haben.
Die heutige romanische Kirche mit ihrem einschiffigem Bau (12. Jh.) und dem viereckigen Glockenturm (18. Jh.) ragt tatsächlich halbversteckt von Bäumen und Sträuchern aus dem Dorf heraus.
Das Interessanteste an dem geheimnisvollen Gebäude ist das eiserne Tor mit rätselhafter Inschrift, sowie das Tympanon oberhalb des schlichten Türsturzes. Es weist das Santiagokreuz auf, das zu Ehren des Heiligen Jakobus hier angebracht wurde, weil einer der zahlreichen Jakobswege direkt davor vorbeiführt.
Flankiert wird das große Kreuz von zwei Tatzenkreuzen, die auf die Arme Ritterschaft Christi des Salomonischen Tempels hinweisen. Die Tempelritter also – die seinerzeit in Europa den Auftrag hatten, die Santiagopilger auf ihrem Weg nach Compostela zu schützen.

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Saint-Michel-de-Cuxa – ein kultureller Mittelpunkt des Roussillons

Die Abtei Saint-Michel-de-Cuxa liegt malerisch am Fuße des sagenumwobenen Canigou

Drei Klöster sind für die katalanische Romanik von großer Bedeutung: Die Abtei von Serrabone, Saint-Martin-du-Canigou und Saint-Michel-de-Cuxa, wobei die berühmte Abtei Cuxa am leichtesten erreichbar ist, weil sie im Tal liegt, direkt am Fuße des Canigou-Massivs.
Auch von ihrer Größe her, sticht sie hervor.
(Tipp: Von der Stadt Prades aus ist die Abtei Saint-Michel-de-Cuxa über die D 27 in fünf Minuten erreichbar. (Prades ist bekannt durch die Musikwochen, die Pablo Casals (Exil-Katalane und Franco-Gegner) dort alljährlich abzuhalten pflegte.)

Abt Oliba – der geistige Vater Kataloniens

Bereits vor Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts entwickelte sich Saint-Michel-de-Cuxa (katalanisch Sant Miquel de Cuixà) zu einem religiösen und damit geistigen Mittelpunkt des Roussillons, wie man die historische Provinz im Süden Frankreichs bezeichnete (heute Pyrénées Orientales).
Die ursprüngliche Abtei wurde im Jahr 840 an den Quellen von Thuès (in den Schluchten des Têt) erbaut, oberhalb von Villefranche-de-Conflent. Nach einem großen Unglück (Überschwemmung mit Erdrutsch) fanden die überlebenden 36 Mönche im Haus eines gewissen Protasius in Cuixà eine neue Unterkunft.
Im Jahr 878 errichteten die Mönche hier ein neues Kloster, in dem sie nach den Regeln des Heiligen Benedikts lebten.
Ihre Glanzzeit erlebte die neue Abtei unter dem berühmten Abt Oliba (s. a. Ripoll). Oliba (* 971 in Besalú, † 1046 hier in Cuxa) war Graf von Berga, Abt verschiedener Benediktinerklöster und Bischof von Vic. Er wird heute als geistiger Vater Kataloniens angesehen.

Für immer verloren gegangen …

Von der einst kostbaren Ausstattung aus Olibas Zeit ist leider nur wenig erhalten geblieben. Einige Bruchstücke vom Skulpturenschmuck der Empore (die noch großartiger als die von Serrabone gewesen sein soll!) existieren jedoch noch. Ihre Reste finden sich heute im Haupteingang der Kirche der Abtei Cuxa.
Der Altartisch aus Marmor wurde irgendwann in einem alten Haus in der Nachbarschaft der Abtei entdeckt, wo er zweckentfremdet als Boden des Balkons diente.
Für immer verloren gegangen ist leider auch ein Großteil des Kreuzgangs aus dem 12. Jahrhundert. Er wurde nach Amerika verkauft. Heute kann man ihn im New Yorker Cloisters Museum bewundern. Zwei der abtransportierten Arkadengänge konnten wieder rekonstruiert werden, wobei man sich an den Kapitellen der Abtei von Serrabone orientierte, weil es sich bei beiden Klöstern und die gleiche Werkstatt gehandelt hat.

Zusammen mit Sant-Pere-de Rodes (Spanien/Katalonien),
ist Saint-Michel-de-Cuxa einer der leuchtenden Beispiele der vorromanischen Baukunst.

Maurisch-mozarabische Anklänge

Im Kircheninneren fehlt es nicht an maurisch-mozarabischen Mauerdurchbrüchen, wie man unschwer an den charakteristischen Hufeisenbögen erkennen kann.

Die vorromanische Krypta mit der Kapelle der Heiligen Jungfrau der Krippe…

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Magische Orte in der Umgebung: Boule d’Amont, Belpuig, Ille-sur-Têt, Prieuré de Serrabone, Taurinya


Palau-del-Vidre – eine Madonna geht auf Reisen!

Palau-del-Vidre ist eine kleine französische Gemeinde in der Region Okzitanien, ungefähr 15 Kilometer über die D 914 von Collioure entfernt. Der Ort liegt im Tal des Flusses Tech.
Bekannt ist Palau-del-Vidre für seine Glasbläser, die hier (traditionell seit dem Mittelalter) ihre Kunst zeigen. Alljährlich im August findet in Palau-del-Vidre das internationale Festival “Les Arts du Verre” statt, zu dem Glasbläser aus ganz Europa anreisen.
Zu einiger Berühmtheit hat es auch die Kirche Saint Marie de L’Assomption (12. Jahrhundert) gebracht. Nicht zuletzt wegen einer außergewöhnlichen Madonnenstatue – die (unter meiner Mitwirkung) im Jahr 2017 auf Reisen ging, um in Österreich ausgestellt zu werden.

Aber dazu später mehr …

Palau-del-Vidre hatte ich schon vor zwanzig Jahren kennengelernt, doch bis ich die Kirche Sainte Marie de l’ Assomption betreten und die von mir seit langem gesuchte Madonna zu Gesicht bekam, war Geduld angesagt.
Viel Geduld …

Im Mai 2009 dann – nach einer sieben Jahre langen, aufwändigen Restaurierung der Kirche, des Vorplatzes und des halben Ortes, für die eine kleine Gruppe passionierter Bürger gesorgt hatte – hoffte ich erneut auf mein Glück, doch vergebens.
Immerhin entdeckte ich nun ein neues Schild mit neuen Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 17 – 18 Uhr, Freitag 11 – 12 Uhr.
Ein Blick auf meine Uhr: Es war zwar Freitag, und bereits 12.30 Uhr!
Am Montag stand ich um 17 Uhr erneut auf der Matte – mit demselben Ergebnis: Kirche zu und weit und breit niemand in Sicht!
Ich wartete. (Schließlich ticken die Uhren in Frankreich mitunter etwas anders …) Ich wartete … Nach einiger Zeit wurde ein Mann auf mich aufmerksam, den ich bereits vom Sehen kannte (er restauriert in seiner Garage alte Stühle!).
Nun warf auch er einen irritierten Blick auf das Schild und die geschlossene Tür, dann schickte er mich kurzerhand in die Mairie, also ins Rathaus.

Netter Empfang im Bürgermeisteramt. Eifriges Nicken einer jungen Sekretärin: “Pas de problème, Madame, selbstverständlich können Sie die Kirche besichtigen!”
Vorfreudig nahm ich im Vorzimmer Platz. Wartete. Es folgten zwei, drei Telefonate in meiner Angelegenheit, und irgendwann wurde eine weitere Sekretärin herbeigerufen, die sich “tout de suite” der Sache annahm und ebenfalls zum Telefon griff.

Nun ja, ich kürze an dieser Stelle ab: Malheureusement, Madame, la clé a disparu!” Tja, wenn der Kirchenschlüssel verschwunden war! 🙂
“Ce n’est pas grave!”, sagte ich lächelnd. “Höhere Gewalt!”.
Schließlich vereinbarten wir einen festen Termin für Mittwoch.
Ich freute mich, ungelogen!

Am Mittwoch stiefelte ich direkt ins Rathaus, wo mir die kleine Tochter des Bürgermeisters mit einigen lustigen “Turnübungen” die obligatorische französische Wartezeit vertrieb. 🙂
Endlich war es soweit: Mit strahlendem Lächeln präsentierten mir die beiden Sekretärinnen des Bürgermeisters den wiederaufgefundenen Schlüssel.
“Unsere Kirche beherbergt viele Schätze”, erzählten sie mir unterwegs, “zwei gotische Altarbilder aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, ein Altarbild aus der Renaissance, einen berühmten Tabernakel, seltene Gegenstände – darunter eine geheimnisvolle, sich öffnende Jungfrau.”
Ich war gespannt wie selten zuvor, denn der Autor Ean Begg, von dem ich den Tipp mit der geheimnisvollen Madonna hatte, beschrieb diese Figur folgendermaßen:

Eine Schwarze Madonna in der Pfarrkirche, in einer Mauernische in etwa 4 Meter Höhe. Einzigartige “Vièrge Ouvrante”, Madonna, die sich öffnet, um eine bärtige Figur in ihrem Inneren zu enthüllen. Das Kind sitzt auf ihrer linken Schulter.”

Zuerst ein Blick auf das weitere interessante Interieur in dieser Kirche …

Bitte anklicken zum Vergrößern!

„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ 🙂
(Katharina von Siena):

Die Madonna von Palau-del-Vidre


Wie vom Autor Begg beschrieben, stand das Ziel meiner “Begierde” – nach der jahrelangen Restaurierung der Kirche – wieder in ihrer angestammten Mauernische, gute vier Meter hoch über dem Altar.
Die Autorin Chr. Mulack (“Maria, die Geheime Göttin”, s. 64), beschreibt diese seltenen Figuren folgendermaßen:

“Die Vièrge-ouvrante-Figuren entstanden zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Im geschlossenen Zustand stellen sie die jungfräuliche Gottesmutter mit dem Kind auf dem Arm dar, geöffnet enthüllen sie Gott-Vater, Sohn und Heiligen Geist im Leib der Jungfrau.
Die Vorstellung, dass die männliche Dreifaltigkeit in der Jungfrau enthalten ist, weist in vorchristliche Jahrhunderte zurück, die ebenfalls die jungfräuliche Gottesmutter als Urheberin männlicher Gottheiten kennt.“

Ihre Zerstörung wurde von den Priestern von Palau del Vidre geschickt vereitelt …

” … Madonnen dieses Typs, die auch die Trinität einbeziehen, sind sehr selten. Weltweit gibt es nur noch dreizehn Exemplare.
Das hat seinen Grund: Die römisch-katholische “Mutterkirche” – trotz ihres Namens von Männern dominiert – hatte diese Art von Darstellung auf ihrem Konzil von Trient (1545-1563) verboten und sogar die Zerstörung der angeblich häretischen Figuren angeordnet. 
Die Priester von Palau-del-Vidre wussten “ihre” Madonna jedoch gut zu verstecken. Im Jahr 1648 wurde sie wiederentdeckt, in einer Nische über dem Retable des Heiligen Sebastian. 

(aus: H.L.Köppel, Ausstellungskatalog d. Jüd. Museums, Hohenems)

Acht Jahre später verlässt die “Geheime Göttin” Südfrankreich und geht auf Reisen …

Die Vorgeschichte zu dieser Reise:

Im Oktober 2016 erreichte mich das Schreiben einer Kuratorin aus Wien, die auf einen anderen Artikel auf meiner Website aufmerksam geworden war, der sich mit den nicht weniger rätselhaften “Schwarzen Madonnen” beschäftigt:

Sehr geehrte Frau Köppel,
ich arbeite gerade an einer Ausstellung über die weibliche Seite Gottes. Unsere Ausstellung wird zwar in erster Linie dem Judentum gewidmet sein, möchte jedoch auch das Christentum und den Islam einschließen.
Ich bin bei der Recherche auf Beiträge von Ihnen gestoßen …

Ich schrieb zurück und machte die Dame auf die Vièrge Ouvrante (und das freundliche Bürgermeisteramt) in Palau-del-Vidre aufmerksam.
Im Januar 2017 kam die Erfolgsmeldung aus Wien:

Dank Ihres netten Emails sind wir jetzt tatsächlich in Kontakt mit der Gemeinde von Palau-del Vidre und haben bereits informelle Zusagen, dass wir die wunderbare Jungfrau für unsere Ausstellung ausborgen können …”

Über die bevorstehende Reise der Madonna habe ich mich natürlich sehr gefreut – aber auch über die Bitte, die man nun an mich herantrug, eine Objektbeschreibung für den Ausstellungskatalog beizusteuern. Nachstehend das Ergebnis:

Bitte anklicken zum Lesen!

Und hier – voilà – die weitgereiste Madonna aus Palau-del-Vidre, hinter Glas stehend, in der Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems (30. April bis 8. Oktober 2017)

An dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank an Sabrina und Catherine, die netten Sekretärinnen des Bürgermeisters!

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Magische Orte in der Umgebung:

Collioure, Santa Maria del Vilar, Kloster Fontfroide, Saint-André de Sorède, Boule d’ Amont, Cabestany, Canal-du-Midi, Elne, Ille-sur-Têt, Marcevol, Saint-Michel-de-Cuxa, Taurinya,

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Miravet – die geheimnisvolle Templerfestung

In Spanien, in der Provinz Tarragona (Katalonien) stehen auf einem Hügel oberhalb des Flusses Ebro mächtige Festungsmauern, von deren Zinnen aus bereits die Iberer (im 2. Jh. v. Chr.) das Umland überwachten. Die starken Grundmauern der heute noch erhaltenen Burg gehen jedoch auf die Mauren* zurück, die sich hier verschanzten, um das von ihnen eroberte Land zu überwachen, das sie Al-Andalus** nannten. Die Burg Miravet war also jahrhundertelang eine der Grenzbefestigungen von Al-Andalus. Zahlreiche kleinere Burgen und Wehrtürme entlang der Grenze dienten ihnen zur Übermittlung von Nachrichten.
Im Jahr 1153 eroberte der Graf von Barcelona, Ramon Berenguer IV., die Burg Miravet zurück und überließ sie – zum Schutz der neuen Grenze – der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“ – den Tempelrittern.
Bis heute gilt Miravet als die beeindruckendste Templerfestung Kataloniens.
Als im Jahr 1312 die Auflösung des Ordens durch den französischen König Philipp IV. beschlossen wurde – er ließ an einem einzigen Tag in allen Städten gleichzeitig die Tempelritter festnehmen und ihre Güter konfiszieren – leisteten die Ritter auf Miravet und anderen Burgen in Katalonien und Aragón Widerstand. Sie kapitulierten erst nach einem Jahr, wurden nicht wie andere Brüder vor Gericht gestellt und dann getötet. Sie suchten vielmehr Unterschlupf in einem vom König von Aragón selbst gegründeten Ritterorden, dem ORDEN VON MONTESA, dem auch etliche Besitztümer des zerschlagenen Templerordens zugesprochen wurde.
Die Burg Miravet wurde jedoch den Johannitern übergeben, die dort bis zum 19. Jahrhundert wirkten.



*Im späteren Mittelalter, insbesondere seit der Zeit der Kreuzzüge, nannte man die Mauren vornehmlich Sarazenen.
**Dass der Name Al-Andaluz, der sich auf das gesamte maurische Spanien bezog, auf die südspanische Provinz Andalusien zurückgeht, ist heute umstritten.

  • Die Herrschaft der Mauren in Spanien dauerte von 711 bis 1492. Im Juli 1212 fand bei Navas de Tolosa die entscheidende Schlacht zur Rückeroberung zwischen Christen und Muslimen statt. Die Mauren wurden während der Reconquista jedoch nicht vollständig aus Spanien vertrieben. Nahmen sie den christlichen Glauben an, durften sie in Al-Andalus bleiben. Viele taten das, denn sie hatten sich längst assimiliert. Außerdem waren sie als fleißige Handwerker und Bauern geschätzt.

Al-Andalus um das Jahr 910 (Foto Wikipedia)

Der ORDEN VON MONTESA war ein spanischer Ritterorden. Er wurde 1316 von Jakob II. von Aragón (nach der Auflösung des Templerordens) im Kampf gegen die Mauren gegründet und mit den verbliebenen Gütern des Templerordens ausgestattet. Dieser Orden erhielt auch das Castillo von Peñíscola. Das Ordenskreuz ähnelt dem der Tempelritter (Tatzenkreuz). Die Montesa-Brüder trugen wie sie ein weißes Gewand, jedoch nur mit einem schlichten roten Kreuz.

Drei Hinweise für Wanderer und Burgenfreunde:

1. Der steinige Trampelpfad, der mitten durch das Dorf Miravet führt, ist nicht ungefährlich. Wer nicht gut zu Fuß ist (oder bei Regen) nimmt besser die Straße!
2. Die Burg ist Montags geschlossen!

3. Im schattigen Garten der Bar Amadeo (unten im Dorf, beim Fluss Ebro) kann man sich von den Strapazen des Aufstiegs sehr gut erholen.
Übrigens auch montags! 🙂

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Auf dem Rückweg über die Straße …

Danke für die Begleitung!

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Peñíscola – Filmschauplatz in “Game of Thrones”

In Peniscola vor Anker zu gehen, hat er im Reiseführer gelesen, bedeutet, in die Vergangenheit zu reisen. Er genehmigt sich rasch noch einen Drink und setzt sich mit dem Glas in die Sonnenlounge im Achterdeck. Die Ruhepause hat er sich verdient, ganze zwei Stunden am Stück hat er heute gearbeitet. An seinem Lebenswerk …
Kurz nach Sonnenuntergang flammt im letzten Licht des Tages die gewaltige Burganlage noch einmal auf. Erbaut von Tempelrittern auf den Ruinen einer noch älteren maurischen Festung. Beeindruckend. Die Geschichte der Stadt, das hat er ebenfalls gelesen, reicht sogar noch weiter zurück: Peniscola wurde bereits von den Karthagern, den Phöniziern und den Griechen bewohnt.
Der Anblick nimmt ihn gefangen; er beschließt, lange sitzenzubleiben …

Aus: Hannah Miller, “Der Knotenstricker”, Roman (Helene L. Köppel)

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Peñíscola, eine kleine Stadt mit mediterraner Atmosphäre, weißen Häusern, Palmen, und gekrönt von einer mächtigen Burg, liegt im Norden der Region Valencia – im Gebiet des (historischen) Königreichs Aragonien – ungefähr 113 km von der Regionalhauptstadt Valencia entfernt, an der sogenannten “Orangenblütenküste”.

Von der Hand des Königs in die Hände der Tempelritter …

Die Siedlungsgeschichte dieser auf einer felsigen, von Mauern umringten Halbinsel reicht bis ins Jahr 1000 v. Chr. zurück. Viele Völker haben Peñíscola ihren Stempel aufgedrückt. Die Menschen vor Ort lebten überwiegend von Landwirtschaft und Fischerei. Im Jahr 718 n. Chr. geriet Peñíscola unter maurische Herrschaft. Die Mauren errichteten eine erste Zitadelle auf dem höchsten Punkt des Felsens.
Im Jahr 1233 fiel die Burg an den damaligen König von Aragon, Jaime I., den Eroberer. Während des Königreichs Jaimes II. übergab dieser die Burg dem Orden der Tempelritter – der hier seine letzte große Festung errichtete, aber auch in der gesamten Provinz seine Spuren hinterließ.
Im 16. Jahrhundert errichtete man auch um die Altstadt Mauern, um sie vor Angriffen zu schützen.
Drei Tore zeugen noch heute von dieser Befestigung.

Peñíscola – auf der Suche nach den Schätzen der Tempelritter?

Mit der Übergabe der alten Burg an die Tempelritter, im Jahr 1294, begann eine rege Bautätigkeit, die erst im Jahr 1307 zum Stillstand kam. Die Ritter verwandelten die ehemalige maurische Zitadelle in ein militärisches Bollwerk mit Waffenhof, Vorhalle, Wachenkorps und Reitställen – errichteten aber zugleich ein christliches Kloster mit Kirche, Sakristei und Sälen. Man weiß, dass sie auch das Eigentum von Päpsten, Fürsten und Königen verwalteten und enorme Reichtümer ansammelten.

Um das Leben und Wirken der Tempelritter, aber auch um ihren angeblichen Reichtum, ranken sich noch heute viele Legenden. Als am 13. Oktober 1307 auf Veranlassung von König Philipp IV, dem Schönen, die Verhaftungswelle gegen die Tempelritter einsetzte, soll der damalige Großmeister des Ordens in Paris, den Befehl erteilt haben, ein Boot auf der Seine mit Gold und Edelsteinen zu beladen und diese Schätze (zusammen mit einer wertvollen Niederschrift aus der Feder von König Salomo!), in Sicherheit zu bringen. Das Ziel des Bootes war die Burg in Peñíscola.
Es heißt, das Boot müsse die Küste von Peñíscola erreicht haben, denn im Temple von Paris wäre nicht die allerkleinste Münze mehr gefunden worden!
Verbirgt sich der Schatz der Tempelritter am Ende noch immer irgendwo hier im alten Gemäuer? 🙂
Nach der Auflösung des Templerordens gründete man im Jahr 1317 (in Spanien) den Orden von Montesa, und man vertraute die Burg von Peñíscola (sowie alle anderen Besitztümer des Tempels in der Region) diesem neuen Orden an.
Vielleicht brachte man einen Teil der Schätze aber auch auf die geheimnisvolle Templerfestung Miravet. Wer weiß …

Peñíscola – die Festung des “Papa Luna” (Gegenpapst)

Im Jahr 1411 wandelte Benedikt XIII. (genannt “Papa Luna” oder “Mondpapst”), die Burg in einen päpstlichen Sitz um. Es war die Zeit des abendländischen Schismas, weswegen sich dieser Papst – im Kampf um seine rechtliche Anerkennung – hinter den starken Mauern von Peñíscola in in die Isolation begab.
Pedro de Luna, 1328 in Spanien geboren, entstammte der Grafenfamilie de Luna, war mit den Königshäusern von Aragon und Navarra verwandt, und sorgte als Legat dafür, dass Papst Clemens VII. sich in Spanien durchsetzte. 1394 wurde Luna als Benedikt XIII. zu Clemens’ Nachfolger gewählt. Frankreich entzog ihm daraufhin die Unterstützung. De Luna hielt sich jedoch bis zuletzt für den einzig rechtmäßigen Papst, da er noch vor dem Schisma zum Kardinal ernannt worden war. Er soll, wie es heißt, “starrsinnig wie ein Feudalherrscher” gewesen sein, aber auch eine “große Persönlichkeit” mit “modernen Ansichten”, durchaus fähig, die Kirche zu reformieren.
Von seinen Feinden wurde Luna wiederholt beschuldigt, er sei Priester eines vorchristlichen Sonnenkultes und/oder einer noch älteren Sonnenreligion. Auch das Konzil von Pisa erhob verschiedene Beschuldigungen gegen ihn: “Er zeige eine seltsame Duldsamkeit gegenüber Ketzern; er habe fortdauernden Umgang mit Geistern; er habe, einer Zeugenaussage zufolge, immer zwei Dämonen in einem Beutel bei sich”.
Fakt ist: In seinen Schränken auf der Burg verwahrte er verschiedene Bücher über Medizin und Astrologie. Auch nahm er gewissenhaft seine päpstlichen Aufgaben wahr, stellte Bullen aus, schrieb Abhandlungen, stritt sich mit den anderen Päpsten. Nach seinem Tod im Jahr 1423, hier auf Peñíscola, hinterließ er “Das Buch der Tröstungen des menschlichen Lebens”, sein bestes Werk, wie man sagt.

Peñiscola – Filmschauplatz für “Game of Thrones”

Als begeisterte Anhängerin von “Game of Thrones” muss ich dies zum Schluss meines Artikel natürlich loswerden:
Aus Peñíscola wurde Meereen – die nördlichste der drei großen Städte der Sklavenbucht. 

 Öffnungszeiten Castillo de Peñíscola: Täglich von 10:30 bis 17:30 Uhr

WebsiteGPS-Standort GPS: 40.35882, 0.40802

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Magische Orte in der Umgebung: Castillo Miravet, Castillo de Loarre, Castillo de Villalonso, Santuari del Far, PenalbaSan Juan de la Pena, San Pere de CasseresSant Miguel del Fai

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Die Abtei von Poblet und ihre 12 Königlichen Türme

“Folgt man dem Flusslauf des Francolí, so trifft man in der Nähe seiner Quelle in einer lieblichen, etwa gleich weit von Tarragona und Lleida entfernten Landschaft auf die ehrwürdigen Gemäuer des Klosters Santa Maria de Poblet …”

EDITORIAL FISA ESCUDO DE ORO (ISBN 8437826179)

Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Santa Maria de Poblet
liegt am Rande der Berge von Prades – nahe der Autobahn AP-2 (Barcelona-Zaragoza) – in der Provinz Tarragona, vier Kilometer vom Ort Vimbodí entfernt. Das Zisterzienser-Kloster gehört neben dem Kloster Monserrat zu den wichtigsten Klöstern in Katalonien.
Im Jahr 1991 wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Zwölf Königlichen Türme von Poblet

Die zwei Meter dicke Mauer um den Komplex (s. Eingangsbild) ist 600 Meter lang und 11 Meter hoch. Sie ist mit einem Wehrgang, Zinnen und Pechnasen versehen. Die 12 Königlichen Türme der Mauer haben Namen, die mich an die Namensgebung einiger Türme von Carcassonne und damit ans Mittelalter erinnern: Sie heißen Priorsturm, Ölturm, Badturm, Turm der Neuen Häuser, Waffenturm, Stephansturm, Narrenturm, Kardinalsturm, Friedhofsturm und Turm des Schuhmachers …

Zur Entstehungsgeschichte der Abtei von Poblet

Der Reiseführer über dieses Kloster, den ich mir im Mai 2017 in einer Buchhandlung in Tarragona gekauft hatte, erzählt weiter, dass die Gründung des Klosters von Poblet auf eine großzügige Landschenkung des Grafen von Barcelona Raimund Berenguer IV. an die Zisterziensermönche der französischen Abtei Fontfroide zurückgehe. Und Fontfroide packte die Sache damals sofort an:
Im Jahr 1151 – nach der Vertreibung der Mauren aus den Gebirgszügen von Prades und Siurana – machte sich eine Gruppe von zwölf weißgekleideten Mönchen unter Führung ihres Abts Gerard auf den Weg über die Pyrenäen. Und danach auch gleich an die Arbeit … Die Abtei Poblet entstand, und fast sieben Jahrhunderte lang wurde hier “gebetet, studiert und gearbeitet”, wie es heißt.
Als sich die Gemeinschaft im Jahr 1835 gezwungenermaßen auflöste, wurde das Kloster geplündert und entweiht. Erst im Jahr 1930 machte man sich daran, die alten Gemäuer wieder herzurichten. Zehn Jahre später hielt hier erneut eine kleine Gruppe Zisterzienser Einzug.

Dies zur alten Geschichte dieser Abtei …

Die Hauptkirche und die Königsgräber

Die Hauptkirche von Poblet besitzt einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes und ist, nach alter Tradition, mit der Apsis nach Osten ausgerichtet. Sie ist dreischiffig. In der Vierung der KIrche erheben sich sich die Bogen, die die Grabmale der Monarchen der aragonesischen Krone tragen. Im Sarkophag unmittelbar neben dem Presbyterium, wurde Jakob I., der Eroberer bestattet, im zweiten Peter IV., der Zeremoniöse, auch genannt der “Dolchkönig”***, sowie seine drei Frauen Maria von Evreux, Eleonore von Portugal und Eleonore von Sizilien. Der letzte Sarkophag gehört Ferdinand von Antequera.

Peter IV. der Zeremoniöse … war von größter politischer Klugheit, Förderer der  Wissenschaften und Künste, gründete 1354 die Universität von Huesca. Er war arbeitsam, führte strenge und gepflegte Hofsitten ein, woher sein Beinamen rührt, betrieb selbst Astrologie und Alchimie und war damit auch für Aberglauben offen. Er folgte 1336 seinem Vater als König von Aragon und setzte sich nach jahrelangen Streitigkeiten mit den Brüdern, der Stiefmutter und dem Adel durch. 1347 wurde er nach der verlorenen Schlacht bei Jativa zeitweilig inhaftiert, siegte 1348 bei Epila und annullierte weitgehend das Unionsprivileg von 1283 und stellte wieder eine starke Königsmacht her. Er zerstückelte die Adelsurkunden mit seinem Dolch, daher auch “Dolchkönig” genannt, ermordete den Bruder, verjagte die Halbbrüder und die Stiefmutter, eroberte vom Schwager das Königreich Mallorca mit Roussillon/Cerdagne und behauptete es gegen den Neffen, nahm kaum an der Reconquista teil, da er sich ständig mit Kastilien stritt, wobei er sogar die Hilfe Granadas und Marokkos in Anspruch nahm …”

Foto rechts: © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0, Text-Auszug über Peter IV aus: //www.manfred-hiebl.de/mittelalter-genealogie/mittelalter/koenige/aragon/peter_4_koenig_von_aragon_1387.html

Der herrliche Altaraufsatz von Damilà Forment – ein Meisterwerk katalanischer Renaissance – wurde in Alabaster geschlagen.

Der Künstler (1480 – 1540) lernte auf einer Reise durch Italien die Renaissance kennen und schuf mit diesem Altaraufsatz eines der ersten Werke dieser Stilrichtung in Katalonien.

Leider waren am Tag meines Besuches in Poblet einige Bereiche im Kloster nicht zugänglich (u.a. die Klosterräume, Kapitelsaal und die Bibliothek)
Aber vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal nach Poblet, wer weiß …

Die nachstehenden weiteren Fotos aus Poblet können teilweise durch Anklicken vergrößert werden!

Tempelritter in Zusammenarbeit mit der Abtei von Poblet

Historisch belegt sind nicht nur diverse Schenkungen und Zuwendungen der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem an das Ordenshaus der Zisterzienser in Poblet.
Quelle hierzu: Peter Schickl “Hilfstruppen” der Templer? Laienbrüder und Donaten im 12. und 13. Jahrhundert ; das spanische Beispiel, Seite 68,

Die Ordensbrüder beider Gemeinschaften besaßen natürlich auch ein Faible für guten Wein … (In vino veritas!)

Wie in vielen anderen spanischen Anbaugebieten lässt sich der Weinbau bis in die mittelalterliche Klosterkultur zurückverfolgen. Hier war das Kloster Sta. Maria de Poblet in der Region um Montblanc ein Zentrum der Weinkultur. Montblanc war damals die drittgrößte Stadt Kataloniens. Im 12. Jh. kümmerten sich sowohl die Tempelritter als auch die Zisterziensermönche von Poblet um den Weinbau und die Kellerwirtschaft. Wie und wo sie ihren Wein erzeugten, können Besucher heute noch im Kloster Poblet erfahren.

//www.fast-alles-ueber-wein.de/weinregion.php?ID=15

Zum Abschluss noch zwei besonders schöne Baumeisterzeichen, die ich in der Kirche von Poblet entdeckt habe.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Neugierig auf die französische Mutter-Abtei von Poblet – das Kloster Fontfroide ?

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