Castillo de Loarre – Europas besterhaltene romanische Burg

Auf halber Höhe des gleichnamigen Gebirgszuges, strategisch günstig auf 1071 m gelegen und die Zufahrtswege von La Sotonera nach Norden kontrollierend, erwartet uns das Castillo de Loarre, das als die wohl besterhaltene romanische Burg Europas gilt. Das Castillo Loarre – einer der Burgen von Sancho el Mayor* – wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaut und diente als Bollwerk gegen den Islam.
Die ehemaligen Befestigungsanlagen sind noch heute beeindruckend.

  • Sancho III. der Große (990 – 1035) war König von Navarra.

Das Castillo Loarre weist zwei Bergfriede auf, drei Kapellen, sowie Reste der Wohnbauten der ehemaligen Mönche. Das Besondere an dieser Burg ist, dass sie durch spätere Nachbauten nicht verändert wurde. Sie befindet sich also weitgehend im romanischen Ursprungszustand. Auch die Lage – einsam am Südhang der Pyrenäen auf einer rauen, etwa 1500m hohen Bergkette – macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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Die alte Romanische Kapelle

Eine steile Treppe führt hinauf in die Burg. Wendet man sich nach rechts, betritt man zuerst die alte Romanische Kapelle, die der Heiligen Quiteria gewidmet ist. Quiteria, die bei Verwirrung und Demenz angerufen wird, soll einen tollwütigen Hund geheilt haben, der nun als Symbol für die Heilkraft der Heiligen gilt.
Über dem Eingang zur Kapelle ein Chrismon – das graphische Symbol für die Anrufung Gottes. Das letzte Foto zeigt den Zugang zur Krypta.

Die Capilla Real – Die königliche Kapelle

Die herrliche Capilla Real ist San Pedro geweiht, also dem Heiligen Petrus. Sancho III. hat sie errichten lassen, als er Loarre zur Königsburg ausbauen ließ und seine Aragonesen erneut zur Reconquista aufrief (vermutlich ab dem Jahr 1070).

Capella “Primitiva”

Neben den beiden wichtigen Kapellen gibt es noch eine weitere Kapelle, “Primitiva” genannt. Sie ist klein, eher schlicht und vermutlich die älteste Kapelle auf der Burg.

Weitere Aussen- und Innenansichten der Burganlage

Ein letzter Blick von den östlichen Teilen der Burg hinauf auf das Peña-Gebirge, wo im Hochmittelalter die Tempelritter saßen, um z.B. in San Juan de la Peña das dortige Heiligtum zu schützen. Weil die Ritter sowohl in Aragon als auch in Katalonien starke Präsenz aufwiesen, könnten sie auch auf der Burg Loarre gewesen sein.

Vielen Dank für die Begleitung!

Offizielle Website der Burg: www.castillodeloarre.es

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Die Abtei Saint-André-de Soréde – und die Tiere aus der Hölle

Die Abtei Saint-André-de Soréde

Saint–André ist eine kleine französische Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien. Sie gehört zum Arrondissement Céret und zum Kanton La Côte Vermeille, liegt etwa 16 Kilometer von Perpignan und 11 Kilometer von Collioure entfernt.
Bereits gegen Ende des 8. Jh. gründete hier der spanische Abt Miron ein Kloster, das er dem Heiligen Andreas widmete. Schon im Jahr 823 erhielt Miron eine schriftliche Bestätigung von Ludwig dem Frommen (778-840), einem Sohn Karls des Großen, die das Recht beinhaltete, seine Äbte frei zu wählen. Im Jahr 1789, während der französischen Revolution mussten die letzten Mönche das Kloster verlassen. Alle Besitztümer, auch der Kreuzgang, wurden abgebrochen, verkauft und teilweise in anderen Abteien der Umgebung weiterverwendet. Der Kreuzgang von Saint-André hatte nicht das Glück einer späteren Rekonstruktion, wie etwa die Abteien von Saint-Génis-des-Fontaines und Saint-Michel-de-Cuxa.

Von der ehemaligen Abtei ist heute nur die gleichnamige Abteikirche erhalten. Sie hat ihre Wurzeln im Jahr 820 n. Chr., wurde jedoch bereits hundert Jahre später durch einen Neubau aus großen Flusskieseln in der “Fischgrat-Technik” ersetzt. (In der römischen Technik des Opus spicatum)
Bei einer erneuten Erweiterung im 11. Jahrhundert blieben lediglich der untere Teil der Mauern und die Absiden erhalten.


Ein schönes Beispiel, wie die Baumeister im 11. Jahrhundert einen alten Türrahmen in ein schönes Fenster verwandelten, kann man am Foto unten links sehen!

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Romanik pur in Saint-André

Mauerwerk und Dekoration in der Kirche Saint-André sind charakteristisch für die Frühromanik des 11. Jahrhunderts, wobei der marmorne Türsturzbalken über der Eingangstür große Ähnlichkeit mit dem prachtvollen Türstock der benachbarten Kirche Saint-Genis-des Fontaines aufweist. Dieser konnte durch seine Inschrift datiert werden: Er stammt aus dem Jahr 1019/1020 – und war damit wohl das Vorbild für den Türsturzbalken der Kirche in Saint-André. Beide Balken zeigen mittig einen thronenden Christus – mit segnender Hand und dem Buch des Lebens – in einer Mandorla. Es gibt jedoch etliche Abweichungen in der Ausführung der beiden Kunstwerke: Der Türsturz in Saint-Genis erscheint strenger, naiver in der Darstellung – aber zugleich fast “hoheitsvoll”. Der Türsturz in Saint-André (hier fehlt die Inschrift!) kommt plastischer herüber, irgendwie natürlicher, menschlicher. Die Anzahl der dargestellten Apostel und Seraphime unterscheidet sich ebenfalls, wie auch der florale Schmuck, Palmetten genannt.
Wer immer diese Steinmetze waren, wie immer es sich verhielt:
Die herrlichen Skulpturen und Kunstwerke von Saint-André – die man heute im MUSEE D`ART ROMAN besichtigen kann (direkt neben der Kirche) – versetzen jeden Interessierten jählings ins 12. Jahrhundert – dem Höhepunkt der romanischen Kunst.
Ich selbst erinnerte mich bei meinem Besuch im Jahr 2008 spontan an die Bildwerke in der Prieuré de Serrabone oder an die Arbeiten aus der Werkstatt des Meisters von Cabestany.

Romanischer Altartisch in Saint André – und alte Fresken

Der Altartisch aus Marmor ist rundum mit aneinander gereihten, halbkreisförmigen und schräg geschliffenen Reliefen geschmückt. Die Dekoration stammt vermutlich aus Spanien; sie könnte von Byzanz her liturgische Bedeutung gehabt haben. Vom 9. – 11. Jh. wurden derartige Altartische in Narbonner Werkstätten fast serienmäßig hergestellt. Eine karolingische Elfenbeinarbeit (Eigentum der Kathedrale von Narbonne), soll als Vorlage gedient haben.

Islamische Kunst in Saint André

Die historischen Provinzen Roussillon und Katalonien waren im 10. und 11. Jahrhundert in Kontakt mit den islamischen Gebieten Spaniens. Junge Katalanen standen damals nicht selten als Söldner im Dienst arabischer Prinzen, bevor diese als Unterworfene (während der Reconquista*) selbst Tribut zahlen mussten. Das war die Zeit, in der mitunter kostbare Stücke christlichen Kirchen zum Kauf angeboten wurden, die sie dann oft im sakralen Bereich einsetzten.
Beispiele hierfür: Der Hostienbehälter aus Elfenbein von Narbonne, das silbernes Tintenfass von Brouilla (in der Nähe von Saint–André) oder der Mantelstoff der Madonna von Thuit.
Absolut rätselhaft ist jedoch noch heute die Islamische Stele aus dem 13. Jahrhundert, die während einer Restauration im Mauerwerk von Saint-André entdeckt wurde. (Maria wird auch im Koran als jungfräuliche Mutter Jesu erwähnt).

*Die Reconquista dauerte vom Jahr 722 (Schlacht von Covadonga) bis zum Jahr 1492 (Eroberung Granadas) und bezeichnet die Zeit der Rückeroberung der von Mauren besetzten Gebiete auf der iberischen Halbinsel durch die Christen.

Die Simioten – “Tiere aus der Hölle”

Bei den im Außenbereich der Kirche von Saint André angebrachten Tiere (vergleichbar mit Exemplaren aus der Abtei von Arles-sur-Tech), handelt es sich um sog. Simioten – in der katalanischen und pyrenäischen Mythologie als “teuflische Kreaturen” bekannt, die Affen ähneln. Andere Quellen sprechen von “fressenden Löwen”.

Zum Vergleich die beiden Simiots, die ich 2015 in Arles-sur-Tech fotografiert habe:

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Magische Orte in der Umgebung von Saint André

Collioure, Elne, Santa Maria del Vilar, Saint-Genis-des-Fontaines, Abtei Fontfroide, Elne, Cabestany, Palau-del-Vidre

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Ávila – seine 80 Türme und 9 Tore

Ávila ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der spanischen Region Kastilien-Léon. Die prachtvolle Stadt mit fast 60 000 Einwohnern liegt in den Hügeln nordwestlich von Madrid. Sie beeindruckt bereits von weitem mit ihren 80 zinnenbewehrten, halbrunden Türmen und ihren 9 Toren. Die Stadtmauer ist auf weiten Abschnitten begehbar und wird nachts angestrahlt.
Im 16. Jahrhundert war Ávila die Wirkungsstätte der hl. Teresa.

Das Convento de Santa Teresa in Ávila (Foto oben) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es wurde auf den Ruinen des Geburtshauses der Heiligen Teresa von Jesus errichtet.

Die Kathedrale von Ávila – Catedral del Salvador

Die Kathedrale von Ávila (Baubeginn Mitte 12. Jh.) ist die erste gotische Kathedrale Spaniens, weist aber noch romanische Spuren auf. Auftraggeber war König Alfons VIII. Das Langhaus wurde erst im 14. Jh. in Anlehnung an das der Kathedrale von Toledo fertiggestellt. Im 18. Jahrhundert mussten jedoch die Vierungspfeiler verstärkt und Stützbogen hinzugefügt werden. Die Kathedrale, von der Teile (Apsis und Chorpartien) in den Mauergürtel der Stadt integriert wurden, erweckt noch immer den Eindruck einer gewaltigen Festung.

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Die Romanischen und Gotischen Madonnen von Ávila

Maria Magdalena von Ávila – mit Salbgefäß und Erinnerungs-Halskettchen (Kreuz/Kruzifix)

Weitere magische Orte in der Region Kastilien-Léon

Astorga, Ségovia, Toledo, Salamanca, Ciudad-Rodrigo, Léon …
Verracos …

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Das einstige Jupiter-Heiligtum von Sant Ferriol

Sant Ferriol ist ein kleines Dorf in der Provinz Girona und der Autonomiegemeinschaft von Katalonien, Spanien.
Ich hatte gelesen, dass es hier, auf einem der umliegenden Berge (sieben Kilometer bergauf in engen Serpentinen!), nicht nur eine verwunschene alte Einsiedelei, sondern auch einen alten römischen Kultplatz geben soll.
(Das Santuario de Sant Ferriol wurde später zu einem der Schauplätze in meinem Roman Salamandra.)

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Der Heilige Ferriol

In der kleinen Wallfahrtskirche wird der Heilige Ferriol verehrt, der mit seinem Schwert und seiner Bekleidung einen römisch-martialischen Eindruck macht – und die Spenden seiner Besucher auch gleich selbst einsammelt.
Bei diesem Heiligen handelt es sich um Ferreolus von Uzès (520 – 581 n. Chr.). Ferreolus war von 553 bis 581 Bischof von Uzèz*. Als Bischof gründete er das Kloster Ferréolac und unternahm den Versuch, die Juden seiner Diözese zum Christentum zu bekehren. Das gute Verhältnis, das er zu den Juden Septimaniens** pflegte, führte jedoch zu seiner zwischenzeitlichen Absetzung durch Childebert I.*** Nach seiner Rückkehr ins Bischofsamt setzte Ferriol seine Bemühungen um die Christianisierung der Juden fort. Widerspenstige verwies er jedoch der Stadt.
Die Eltern des Heiligen stammten übrigens aus dem Umkreis der Merowinger, seine Mutter soll eine Tochter des Frankenkönigs Chlotar I. gewesen sein. Seine Schwester Tarsitia wird ebenfalls als Heilige verehrt.

*Uzès liegt ungefähr 40 km von Avignon entfernt (wo die Römerspuren noch allgegenwärtig sind).
** Septimanien war das einzige Gebiet in Gallien, das der fränkischen Eroberung nach der Schlacht bei Vouillé (507) standhielt.
*** Childebert I. war der viertälteste Sohn des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig I., der dritte aus dessen Ehe mit Chrodechild. Bei der Reichsteilung von 511 erhielt er das Teilreich mit dem Königssitz Paris und regierte bis zu seinem Tod. (Quelle Wiki)

Die Suche nach dem ehemaligen Kultplatz der Römer

war leichter als befürchtet, denn der Platz, an dem einst ein Tempel des obersten römischen Gottes Jupiter stand, befand sich an der höchsten Stelle des Berges. Jupiter (deutsch seltener Jovis) ist der Name der obersten Gottheit der römischen Religion, der mit seinen Blitzen entweder strafte oder aber (der Feuerwagen des Phaeton) die Welt vor Unheil bewahrte.
Jupiter entspricht dem griechischen „Himmelsvater“ Zeus.

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Die versteckte Einsiedelei Sant Ferriol wurde bei meinem Besuch im Jahr 2014 von einer netten jungen Familie bewohnt und bewacht, nebst einigen schwarzen Eseln. Im Sommer ein Paradies, im Winter – oder bei schlechtem Wetter – schwer erreichbar, aufgrund der extrem steilen und unbefestigten Straße.


Abschließend noch eine Aufnahme von der herrlichen Umgebung, in der sich das hochgelegene Heiligtum befindet …

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Toulouse – “von allen Städten die Blume und die Rose”

LA VILLE ROSE.

“Die Stadt, die die Franzosen ihrer vielen alten Backsteinhäuser wegen La ville rose nennen, war an diesem Tag in ein eher malvenfarbenes Licht getaucht …”, erzählt Sandrine Feuerbach, als sie in Toulouse eintrifft, um ihre Tante zu beerdigen (Die Affäre Calas, Roman).
Das Farbenmeer hatte mit dem obligatorischen Veilchenfest zu tun – das auf Napoleonische Soldaten zurückgeht, die das Parmaveilchen aus Italien mitgebracht hatten. Seitdem ist diese Blume der ganze Stolz der Toulouser Blumenhändler mit ihren Gewächshäusern im Norden der Stadt, der Parfumhersteller sowie der Pâttisserien, die in dieser Zeit von kandierten Veilchenblüten geradezu überquellen.
Eine Vorliebe für Veilchen besaß Toulouse aber schon im 14. Jahrhundert, als hier erstmals die berühmten Jeux floraux* abgehalten wurden, die sog. Blumenspiele. Es handelte sich um einen Dichterwettbewerb, der sich auf die Fahne geschrieben hatte, die provenzalische Troubadourdichtung zu erhalten. Das Fest stand unter dem Schutz der damaligen Capitouls (Ratsherren). An jedem dritten Mai wurden seitdem durch die Académie de Jeux Floraux** die besten Gedichte in französischer und okzitanischer Sprache prämiert: Es winkten fünf goldene oder silberne Blumen: das Veilchen, die Heckenrose, die Ringelblume, der Amaranth und die Lilie.
Wer drei dieser Blumen erhielt, wurde zum “Meister der Dichterspiele” ernannt.

*Die Jeux floraux gehen auf die römischen Blumenspiele zurück, die zu Ehren der Göttin Flora gefeiert wurden.
**Die Académie des Jeux Floraux (okzitanisch, Acadèmia dels Jòcs Florals) ist eine literarische Gesellschaft, die 1694 von Ludwig XIV. als königliche Akademie anerkannt wurde und das 1323 in Toulouse von sieben Troubadouren gegründete Consistori del Gay Saber ablöste, das unter dem Schutz des Capitouls stand.

Der Brunnen auf dem Place Wilson wurde dem provenzalischen Dichter Pierre Godolin (17. Jh.) gewidmet.

Godolins Meisterwerk ist Ramelet Moundi, was mit “Der Strauß von Toulouse übersetzt werden kann, aber ein Titel mit mehreren Bedeutungen ist: Ramelet bedeutet auch “der Zweig”, und “Moundi” ist ein Wortspiel mit Moundi = Raymond, dem Vornamen der Grafen von Toulouse, aber auch “die Welt”, sogar “mein Gott”, und auch “mon dire” = “das, was ich sage”.
Die Veröffentlichung dieser Sammlung in okzitanischer Sprache erfolgte zwischen 1617 und 1648.

Ein kleiner Spaziergang durch die Altstadt von Toulouse

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Die berühmten “Raymonds” – die Grafen von Toulouse

“Das Glockenspiel von St. Sernin schlug gerade elf, als wir an der Mauernische mit den steinernen Sarkophagen der vier berühmten Raymonds, der Grafen von Toulouse, vorbeischlenderten. Ein Gitter versperrte uns beinahe die Sicht, der Gehsteig davor war aufgerissen, es wurden Leitungen verlegt, und wir mussten auf die Straße ausweichen …

Der bekannteste Toulouser Graf, Raymond VI., war einer der ruhm- und einflussreichsten Fürsten Frankreichs, ein Freund der Katharer wie auch sein Sohn, Raymond VII., und Toulouse zu jener Zeit – im 13. Jahrhundert – eine der größten Städte des Abendlandes …”

aus “Die Affäre Calas”, S. 181 ff

Toulouse – Luft- und Raumfahrtmetropole

Die alte Metropole Okzitaniens, einst Sitz der großen und mächtigen Grafschaft Toulouse, hat sich längst der Zukunft verschrieben: Heute ist Toulouse (mehr als 400 000 Einwohner) nicht nur die Hauptstadt der Verwaltungsregion Okzitanien sowie Verwaltungssitz des Départements Haute-Garonne – Die Stadt gilt u.a. auch als Luft- und Raumfahrtmetropole. (Fertigung der Concorde und Airbus-Flugzeuge, Trägerrakete Ariane, Raumgleiter Hermès usw.)
Unvergessen in der Bevölkerung ist die schreckliche Chemiekatastrophe in der Stadt, die sich im Jahr 2001 ereignete, eine Explosion größten Ausmaßes in der Düngemittelfabrik Azote, die zu TotalFinaElf gehörte. Sie beschädigte große Teile der Stadt, forderte 31 Todesopfer und tausende Verletzte. Bis heute ist das Unglück nicht restlos aufgeklärt. Im Jahr 2006 entschieden die Untersuchungsrichter jedoch, die Akte zu schließen; ein Jahr später lehnte das Berufungsgericht alle neuen Nachforschungsanträge ab.

Das Hôtel Clary in der Rue de la Dalbade

Unter den zahlreichen Kirchen in Toulose, (z.B. Saint-Sernin – die größte erhaltene romanische Kirche Frankreichs, an deren Außenseite die Sarkophage der Grafen stehen, Fotos oben), ist die alte Basilica minor Notre-Dame-la Daurade erwähnenswert. Sie liegt im Herzen des Stadtteils Carmes, in Flussnähe.
Auf dem Weg dorthin, durch die Rue de la Dalbade, sollte man unbedingt noch einmal innehalten, denn hier stehen die prachtvollsten Bürgerhäuser von Toulouse aus Stein, nicht wie üblich aus Ziegeln. Sehenswert ist vor allem die Fassade der Hausnummer 25 – des sog. “Hôtel Clary”. Dieses imposante Privatgebäude ist eines der Schmuckstücke der zivilen Architektur in Toulouse. Es wurde im 16. Jahrhundert für die Familie Clary von dem berühmten Architekten Nicolas Bachelier erbaut.

Die Basilica Notre Dame de Daurade und ihre Legenden

Der Name “Daurade” bezieht sich auf die Basilica Notre Dame de la Daurade. An diesem Ort stand in römischer Zeit ein Apollontempel. Die im 6. Jahrhundert erbaute Kirche Notre Dame de la Daurade wurde nach einem Brand am Ende des 15. Jahrhunderts vollständig neu errichtet. Ursprünglich war das Äußere mit Kalk bedeckt, was ihm ein makelloses Weiß verlieh. Äußerlich ist das Weiß heute nur noch im Inneren der Kirche zu finden. Bestechend hingegen das “farbenfrohe” Renaissance-Portal aus dem Jahr 1878, ein Werk von Gaston Virebent, einem berühmten Keramiker, inspiriert von der “Marienkrönung” von Fra Angelico. (Foto Mitte).
Der Turm der Kirche war mit 91 Metern lange Zeit der höchste der Stadt, stürzte aber 1926 plötzlich ein.

Der Überlieferung nach (Quelle Ean Begg) soll die Schwarze Madonna von Toulouse, die sich in der Daurade-Kirche befindet, ursprünglich eine Statue von Pallas Athene gewesen sein, der griechischen Anath, wie es heißt, die mit der Legende um die “schwimmfüßige Königin des Südens, La Reine Pédauque” verbunden wird. Der Name “La Reine Pédauque” (Königin Gänsefuß) soll auch der (dunklen) Königin von Saba zugeschrieben worden sein.

Die Daurade-Madonna hat aber noch in einer weiteren Geschichte ihre Hände im Spiel …

Der Delphi-Schatz, ein merkwürdiger Fisch und das verfluchte “Gold von Toulouse

“Daurade” (Dorade) ist bekanntlich eine Art Fisch. Doch weshalb nannte man eine christliche Madonna “La Daurade”?

Die Bezeichnung könnte auf den römischen Konsul Servilius Caepio zurückgehen, der im Jahr 106 v. Chr. nach Toulouse kam, um hier die Herrschaft Roms wiederherzustellen. Er plünderte und zerstörte die gallischen Heiligtümer (Toulouse war damals die Hauptstadt der Tektosagen) und ließ dabei an der Stelle der heutigen Daurade-Kirche auch einen See trockenlegen, weil er darin das gesuchte “Gold von Toulouse” vermutete, das die Tektosagen angeblich aus Delphi* gestohlen hatten. Doch statt des Delphi-Schatzes schwamm die Statue einer “dunklen Mutter” in der abgelassenen stinkenden Brühe des “heiligen Sees”.
Diese Statue wurde tatsächlich bis in das 5. Jh. hinein als Pallas Athene verehrt. Nach dem Verbot aller heidnischen Kulte, im Jahr 415, beschloss man, dass die “Braune”, wie sie im Volksmund genannt wurde, in Wirklichkeit Maria, die Mutter Gottes sei.
Die alte Statue wurde im 14. Jh. gestohlen und später durch eine “Schwarze Madonna” ersetzt.
*Nach Posidonius (griech. Geschichtsschreiber um 50 v. Chr.) soll es sich beim Delphi-Raub um fünfzehntausend Talenten in Gold gehandelt haben –
darunter aber auch der berühmte Omphalos, der Nabelstein von Delphi, sowie andere heilige Gegenstände.

Eine weitere Wort-Erklärung: “Daurade könnte auf “Deaurata” zurückgehen (“von Gold bedeckt”), und sich auf die prachtvollen Mosaike der ersten Kirche beziehen.
Aber auch der Fisch ist noch nicht vom Tisch: Die Daurade (Dorade) ist schließlich als “Goldbrasse” bekannt. 🙂


Das verfluchte Gold von Toulouse

Beim “verfluchten Gold von Toulouse” handelt sich um eine von vielen antiken Autoren (darunter Strabo) erzählte Geschichte, in der sich Historie und Legende vermischen.
Ob der von dem römischen Konsul Caepio gesuchte Schatz tatsächlich mit der Plünderung des Apollon-Heiligtums von Delphi (anlässlich der Großen Keltenexpedition im Jahr 279 v. Chr.) zusammenhing, weiß man nicht. Gesichert ist wohl, dass der Konsul im Jahr 106 v. Chr. etwa siebzig Tonnen Gold, wie die Autoren berichten, sowie hunderttausend Pfund in Silberbarren erbeutete – und auf den Weg nach Rom schickte, wo jedoch dummerweise nur das Silber ankam.
“Apollos Rache”? Oder was war passiert?
Caepios Karawane war zwischen Toulouse und Marseille unter die Räuber gefallen. Die gesamte Eskorte wurde massakriert und die siebzig Tonnen Gold verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Die römische Welt stand Kopf: Caepio wurde beschuldigt, den Überfall erfunden zu haben, um das Gold für sich zu behalten. Man klagte ihn der Veruntreuung an und beschlagnahmte seinen Besitz. Einmal im Unglück, bezichtigte man ihn ferner (105 v. Chr.) die vernichtende Niederlage der Römer in Orange (Arausio) herbeigeführt zu haben, bei der 80 000 römische Soldaten von den Kimbern und Teutonen erschlagen wurden.

Kein Wunder, dass das “Gold von Toulouse” seitdem als verflucht gilt. Man sucht es übrigens noch heute – wie auch die drei Tore, von denen wiederum andere örtliche Legenden erzählen: “Das Tor des Geldes, das Tor des Goldes und das Tor der Myrrhe.
“Das verfluchte Gold” und Caepios Schicksal blieb in den Köpfen der Menschen hängen: Mit “Es un cépiou!” bezeichneten die Okzitanier noch im Mittelalter einen gierigen oder unehrlichen Menschen.

“Quintus Servilius Caepio raubt das Gold von Toulouse …”

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Musée des Augustins – Das ehemalige Augustiner-Kloster

Einer der Gründe, weshalb ich im Jahr 2004 nach Toulouse fuhr, waren die Recherchen für meinen Roman “Die Affäre Calas”. Für einen Besuch im ehemaligen Augustiner-Kloster (seit 1793 Musée des Beaux-arts, heute größtes europäisches Museum für Romanische Kunst) hatte ich mich telefonisch angemeldet. Der dortige Kurator für Gemälde, Axel Hémery, bot mir am Ruhetag des Museums eine Privatführung an und machte mich nicht nur auf die Symbolsprache des Malers Nicolas Tournier (+1639 in Toulouse) aufmerksam, sondern beantwortete mir auch geduldig meine Fragen nach den Büßern von Toulouse im 18. Jahrhundert.
Bei der späteren Auswertung bzw. Vergrößerung meiner Fotos entdeckte ich auf dem Portalwappen der Schwarzen Büßer (letztes Zeugnis dieser Bruderschaft!) merkwürdige Buchstaben, die mit bloßem Auge nicht zu sehen waren: Die Inschrift links unten lautet NIGRA SUM SED FORMOSA – Schwarz bin ich, aber schön …
– womit sich für mich im Nachhinein der Kreis zur Schwarzen Daurade-Madonna schloss.

Südländisches Treiben in Toulouse

Toulouse bietet nicht nur Flaniermeilen mit exklusiven Modeboutiquen und Schuhläden, zahlreiche Kirchen, Museen und Ausstellungen, gemütliche Straßencafés und kulinarische Köstlichkeiten (in der Markthalle oder den Restaurants mit regionaler oder internationaler Küche). Ein Hightech-Themenpark im Südosten der Stadt gehört dazu, wie auch eine Bootsfahrt auf – oder einfach nur der herrliche Sonnenuntergang an der Garonne.
Toulouse ist eine Stadt besonders für junge Leute, eine StudentInnenstadt. Schon im 12. Jh. gab es hier Universitäten, an denen mehrere Sprachen gelehrt wurden, u. a. auch Hebräisch – während zur selben Zeit im Norden Frankreichs viele Adelige nicht einmal ihren eigenen Namen schreiben konnten. Heute zählt Toulouse, nach Paris und Lyon, die meisten Studierenden in Frankreich.

Anerkannte Street art-Künstler haben sich in Toulouse einen Namen gemacht und die multikulturelle Kulturszene steht den Millionenstädten Marseille und Lyon in nichts nach. Dass tatsächlich auch südländisches “Treiben” in Toulouse herrscht, spürt man abends. Hier tanzt man in den Diskotheken schon mal nach afrikanischen oder karibischen Rhythmen – manchmal sogar draußen, mitten auf der Straße, was aber selbst von den Autofahrern lächelnd goutiert wird.

Das berühmte Château Narbonnaise, der Sitz der ruhmreichen Grafen Raymond, damals ebenfalls aus rosa Ziegelsteinen erbaut, existiert leider nicht mehr. Das ist ein echter Verlust. Vergessen haben die Toulouser (oder Tolosaner) ihre Vergangenheit jedoch nicht. Nicht die tausenden Katharer, die ihr Leben in den Albigenserkriegen verloren haben, und auch nicht den alten Tuchhändler und Hugenotten Jean Calas, der hier in den Religionskriegen (1762) auf dem Rad sein Leben lassen musste.
Überlassen wir das Schlusswort dem südfranzösischen Dichter und Geschichtsschreiber Wilhelm von Tudela (13. Jh.), der Toulouse kannte. Er beschreibt die alte Metropole Okzitaniens – die frühere Hauptstadt der Tektosagen, Galloromanen und Westgoten mit folgenden Worten:

Que de totas ciutatz es cela flors e rosa – von allen Städten ist sie die Blume und die Rose!

(s. “Sancha, Das Tor der Myrrhe”, S. 517)

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Den Kopf in den Kessel: Der Kult der Madonna von Nuría

Dass ich mich im September 2015 auf den Weg hinauf nach Nuría machte, lag mal wieder an Ean Begg. Das Sachbuch des englischen Autors “The Cult of the Black Virgin” steht seit Jahren wie festgetackert auf der Packliste für mein Handgepäck. Ean Beggs Studie über das Phänomen der Schwarzen Madonnen, die er im Jahr 1985 veröffentlichte, ging eine Fleißarbeit voraus: Mit einem von ihm entwickelten Fragebogen bereiste er diejenigen Kultplätze in Europa, die mit einer Darstellung der Schwarzen Madonna in Verbindung stehen – darunter Basiliken, Kathedralen und winzige Dorfkirchen. Er notierte alles auf, was er vor Ort erfuhr (heidnische Ursprünge in der Antike, keltische Naturreligionen, volkstümliche Überlieferungen usw.) Eine wahre Fundgrube an nützlichen Informationen, wenn man sich für alte Überlieferungen und Traditionen interessiert.

Hier ein Auszug aus seiner Beschreibung der Madonna von Nuría. Der Ort liegt in fast 2000 Meter Höhe im Norden von Katalonien (Provinz Gerona, nahe der Grenze zu Frankreich):

Der Kult der berühmten Schwarzen Madonna von Nuría (archaisch-rustikal, ohne Schleier) begann, der Legende zufolge, mit dem Einsiedler Gil und seinen Gefährten. Die Statue wurde während der maurischen Okkupation versteckt und war bis 1032 verschwunden. In diesem Jahr erhielt Amadeus, ein Verehrer der Jungfrau Maria, in Damaskus die Anweisung durch einen Engel, sich in die Pyrenäen zu begeben und dort einen Tempel an einem Ort zu errichten, wo ein weißer Stein zwischen zwei Flüssen stehe. Würde er dort graben, so fände er einen großen Schatz. Als er diesen Ort erreichte, konnten ihn die Hirten dort verstehen, obwohl er sie in syrischer Sprache anredete. Am Berghang sah man einen brüllenden Ochsen, der in der Erde grub. An dieser Stelle entdeckte man dann eine lichterfüllte Höhle, in deren Innern man eine Glocke, ein Kreuz, einen großen Tiegel und die Statue fand, die zur Heiligen Jungfrau von Nuria wurde …

Ean Begg, The Cult of the Black Virgin, S. 257 ff

Nuría und der Heilige Gil

Wie von Ean Begg geschildert, beginnt die Geschichte im 7. Jahrhundert nach Christus …
Ein frommer Kaufmann namens Gil* macht sich auf den weiten Weg von Athen in die Pyrenäen, um sich in die Einsamkeit der Berge zurückzuziehen. Sein einziger Kontakt sind fortan die Schäfer und Hirten, mit denen er seine kargen Mahlzeiten teilt. Für sie predigt er und er schnitzt ihnen aus dunklem Holz eine schlichte Madonna. Doch als die Mauren ihn bedrohen, muss er fliehen. Gil versteckt seine Schätze: die Madonna, ein Kruzifix, die Glocke, mit der er die Hirten zur Messe rief, sowie den Kessel, in dem er die Mahlzeiten zubereitete. Dann verschließt er seine Höhlenklause mit schweren Steinen.
Gils Schatz gerät in Vergessenheit …

Nach der Wiederentdeckung im 11. Jahrhundert (Amadeus, Pilger aus Damaskus) verbreitete sich schnell der Ruf, alles in Nuría müsse heilig sein: Die Menschen pulverisieren die Steine, um sie als Medizin zu verwenden. Das Wasser der Quelle neben der Höhle soll Augenkrankheiten heilen. Glocke und Kessel werden gar zum Fruchtbarkeitsritual, das sich ziemlich skurril anhört: Während der Mann die Glocke des Heiligen Gil läutet, steckt die Frau den Kopf in den Kessel und betet zur Schwarzen Madonna. (Doch Vorsicht: jedes Läuten führt angeblich zu einer Geburt! 🙂 ) Wird ein Mädchen geboren, nennt man es selbstverständlich Nuría, wird es ein Junge, heißt er Gil

Der Kult um Nostra Senyora de Nuría ist bis heute ungebrochen. Unzählige Menschen suchen Jahr für Jahr dieses hochgelegene Dorf auf, um hier Ruhe zu finden und Gebete an die alte Schutzheilige der Pyrenäenschäfer zu richten, die natürlich noch immer auch für den Kindersegen zuständig ist.
Man erzählt sich, es gäbe sehr viele Nurías in Katalonien! 🙂

*Hinter Gil steckt der Heilige Ägidius, der als Einsiedler in der Provence lebte, und um das Jahr 680, unterstützt vom Westgotenkönig Wamba, das Kloster Saint-Gilles gründete.

Sancta Maria de Nuría – heute geweißt!

In der nachgebildeten Eremitenhöhle thront die Madonna (eine Replik), um die Bittgesuche ihrer Besucherinnen und Besucher entgegenzunehmen.
Das Original befindet sich in der Kirche.

Im Netz, s. Foto oben links, existiert noch eine Abbildung der ursprünglichen schwarzen Nuría-Madonna. Diese soll bis ins 17. Jh. in der alten Einsiedelei gestanden haben.
Die heutige buntbemalte Figur mit dem netten Lächeln und den roten Wangen wird offiziell wie folgendermaßen beschrieben:

… In ihrem eigenen Heiligtum hoch in den Pyrenäen,
etwa eine Stunde von Barcelona entfernt,
7. bis 12. Jahrhundert,
56 cm, bemaltes Holz,
kürzlich bei der Restaurierung geweißt.

Nuría und der Templer-Eremit

Nachdem im Jahr 1162 eine Papstbulle den hiesigen Marienkult bestätigte, entstand hundert Jahre später (1271) eine erste Pilgerherberge oben auf dem Berg. Die Pilger wurden von einem Eremitenbruder des Templerordens bewacht und betreut. (In Katalonien gab es etliche Templerkommanderien; die u. a. auch zum Schutz der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela dienten. )
Zur Erinnerung an die Templerzeit schmücken in der Kirche von Nuría noch heute Tatzenkreuze selbst die Rücklehnen der Kirchenbänke.

Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) hat man die Nuría-Madonna aus Sicherheitsgründen in einem Bankschließfach in der Schweiz untergebracht.

Nuría – die Kirche

Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1911. Ein Vorgängerbau wurde 1883 auf den Grundmauern der ehemaligen Einsiedelei errichtet.
Am 1. September, am Ägidius Tag, findet alljährlich eine Wallfahrt von Hirten beiderseits der katalanisch-französischen Grenze nach Nuría statt.
Die Originalmadonna befindet sich oberhalb des Altars, gut gesichert hinter Glas. Im Jahr 1956 wurde sie zur Schutzpatronin der Diözöse von Urgel erklärt. 1967 hat man sie gekrönt, danach wurde sie offenbar, so Ean Begg, von einer “katholisch-nationalistischen Gruppe” kurzzeitig gestohlen.
Der Festtag von La Morenita (wie die Frauen ihre Schwarze Madonna liebevoll nennen) ist der 8. September. An diesem Tag feiern alle Frauen mit dem Namen Nuría ihren Namenstag, und die Jungfrau wird in einer Prozession von ihrem Thron in der Kirche zur Einsiedelei des Heiligen Gil getragen.

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Wie in Montserrat kann man auch in der Kirche von Nuría in einem Raum hinter dem Hauptaltar sitzen und meditieren!

Nuría – und die Cremallera, die Zahnradbahn

Das autofreie Gebirgsdorf Nuría ist nicht nur ein Ort der stillen Einkehr, es ist auch ein herrliches Wander- und Ski-Gebiet. Der sog. Camí Vell (der “alte Weg”) führt vorbei an Wasserfällen und tiefen Schluchten. Der Aufstieg (Höhenunterschied 730 Meter; trittsicheres Schuhwerk ist erforderlich) dauert etwa 2,5 – 3 Stunden.
Wem das zu beschwerlich ist, der nimmt die Zahnradbahn, die sog. Cremallera. Karten im Talort Ribes de Freser. Die Fahrt führt über Queralbs (Parkplatz) in das Hochtal. Oben in Nuría gibt es auch Hotelzimmer (Berghotel seit 1931) und Caféterias.

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