Miravet – die geheimnisvolle Templerfestung

In Spanien, in der Provinz Tarragona (Katalonien) stehen auf einem Hügel oberhalb des Flusses Ebro mächtige Festungsmauern, von deren Zinnen aus bereits die Iberer (im 2. Jh. v. Chr.) das Umland überwachten. Die starken Grundmauern der heute noch erhaltenen Burg gehen jedoch auf die Mauren* zurück, die sich hier verschanzten, um das von ihnen eroberte Land zu überwachen, das sie Al-Andalus** nannten. Die Burg Miravet war also jahrhundertelang eine der Grenzbefestigungen von Al-Andalus. Zahlreiche kleinere Burgen und Wehrtürme entlang der Grenze dienten ihnen zur Übermittlung von Nachrichten.
Im Jahr 1153 eroberte der Graf von Barcelona, Ramon Berenguer IV., die Burg Miravet zurück und überließ sie – zum Schutz der neuen Grenze – der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“ – den Tempelrittern.
Bis heute gilt Miravet als die beeindruckendste Templerfestung Kataloniens.
Als im Jahr 1312 die Auflösung des Ordens durch den französischen König Philipp IV. beschlossen wurde – er ließ an einem einzigen Tag in allen Städten gleichzeitig die Tempelritter festnehmen und ihre Güter konfiszieren – leisteten die Ritter auf Miravet und anderen Burgen in Katalonien und Aragón Widerstand. Sie kapitulierten erst nach einem Jahr, wurden nicht wie andere Brüder vor Gericht gestellt und dann getötet. Sie suchten vielmehr Unterschlupf in einem vom König von Aragón selbst gegründeten Ritterorden, dem ORDEN VON MONTESA, dem auch etliche Besitztümer des zerschlagenen Templerordens zugesprochen wurde.
Die Burg Miravet wurde jedoch den Johannitern übergeben, die dort bis zum 19. Jahrhundert wirkten.



*Im späteren Mittelalter, insbesondere seit der Zeit der Kreuzzüge, nannte man die Mauren vornehmlich Sarazenen.
**Dass der Name Al-Andaluz, der sich auf das gesamte maurische Spanien bezog, auf die südspanische Provinz Andalusien zurückgeht, ist heute umstritten.

  • Die Herrschaft der Mauren in Spanien dauerte von 711 bis 1492. Im Juli 1212 fand bei Navas de Tolosa die entscheidende Schlacht zur Rückeroberung zwischen Christen und Muslimen statt. Die Mauren wurden während der Reconquista jedoch nicht vollständig aus Spanien vertrieben. Nahmen sie den christlichen Glauben an, durften sie in Al-Andalus bleiben. Viele taten das, denn sie hatten sich längst assimiliert. Außerdem waren sie als fleißige Handwerker und Bauern geschätzt.

Al-Andalus um das Jahr 910 (Foto Wikipedia)

Der ORDEN VON MONTESA war ein spanischer Ritterorden. Er wurde 1316 von Jakob II. von Aragón (nach der Auflösung des Templerordens) im Kampf gegen die Mauren gegründet und mit den verbliebenen Gütern des Templerordens ausgestattet. Dieser Orden erhielt auch das Castillo von Peñíscola. Das Ordenskreuz ähnelt dem der Tempelritter (Tatzenkreuz). Die Montesa-Brüder trugen wie sie ein weißes Gewand, jedoch nur mit einem schlichten roten Kreuz.

Drei Hinweise für Wanderer und Burgenfreunde:

1. Der steinige Trampelpfad, der mitten durch das Dorf Miravet führt, ist nicht ungefährlich. Wer nicht gut zu Fuß ist (oder bei Regen) nimmt besser die Straße!
2. Die Burg ist Montags geschlossen!

3. Im schattigen Garten der Bar Amadeo (unten im Dorf, beim Fluss Ebro) kann man sich von den Strapazen des Aufstiegs sehr gut erholen.
Übrigens auch montags! 🙂

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Auf dem Rückweg über die Straße …

Danke für die Begleitung!

Magische Orte in der Nähe: Das Templer-Castillo Peniscola, Castillo de Loarre, Castillo de Villalonso, Santuari del Far, Penalba, San Juan de la Pena, San Pere de Casseres, Sant Miguel del Fai

Peñíscola – Filmschauplatz in “Game of Thrones”

In Peniscola vor Anker zu gehen, hat er im Reiseführer gelesen, bedeutet, in die Vergangenheit zu reisen. Er genehmigt sich rasch noch einen Drink und setzt sich mit dem Glas in die Sonnenlounge im Achterdeck. Die Ruhepause hat er sich verdient, ganze zwei Stunden am Stück hat er heute gearbeitet. An seinem Lebenswerk …
Kurz nach Sonnenuntergang flammt im letzten Licht des Tages die gewaltige Burganlage noch einmal auf. Erbaut von Tempelrittern auf den Ruinen einer noch älteren maurischen Festung. Beeindruckend. Die Geschichte der Stadt, das hat er ebenfalls gelesen, reicht sogar noch weiter zurück: Peniscola wurde bereits von den Karthagern, den Phöniziern und den Griechen bewohnt.
Der Anblick nimmt ihn gefangen; er beschließt, lange sitzenzubleiben …

Aus: Hannah Miller, “Der Knotenstricker”, Roman (Helene L. Köppel)

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Peñíscola, eine kleine Stadt mit mediterraner Atmosphäre, weißen Häusern, Palmen, und gekrönt von einer mächtigen Burg, liegt im Norden der Region Valencia – im Gebiet des (historischen) Königreichs Aragonien – ungefähr 113 km von der Regionalhauptstadt Valencia entfernt, an der sogenannten “Orangenblütenküste”.

Von der Hand des Königs in die Hände der Tempelritter …

Die Siedlungsgeschichte dieser auf einer felsigen, von Mauern umringten Halbinsel reicht bis ins Jahr 1000 v. Chr. zurück. Viele Völker haben Peñíscola ihren Stempel aufgedrückt. Die Menschen vor Ort lebten überwiegend von Landwirtschaft und Fischerei. Im Jahr 718 n. Chr. geriet Peñíscola unter maurische Herrschaft. Die Mauren errichteten eine erste Zitadelle auf dem höchsten Punkt des Felsens.
Im Jahr 1233 fiel die Burg an den damaligen König von Aragon, Jaime I., den Eroberer. Während des Königreichs Jaimes II. übergab dieser die Burg dem Orden der Tempelritter – der hier seine letzte große Festung errichtete, aber auch in der gesamten Provinz seine Spuren hinterließ.
Im 16. Jahrhundert errichtete man auch um die Altstadt Mauern, um sie vor Angriffen zu schützen.
Drei Tore zeugen noch heute von dieser Befestigung.

Peñíscola – auf der Suche nach den Schätzen der Tempelritter?

Mit der Übergabe der alten Burg an die Tempelritter, im Jahr 1294, begann eine rege Bautätigkeit, die erst im Jahr 1307 zum Stillstand kam. Die Ritter verwandelten die ehemalige maurische Zitadelle in ein militärisches Bollwerk mit Waffenhof, Vorhalle, Wachenkorps und Reitställen – errichteten aber zugleich ein christliches Kloster mit Kirche, Sakristei und Sälen. Man weiß, dass sie auch das Eigentum von Päpsten, Fürsten und Königen verwalteten und enorme Reichtümer ansammelten.

Um das Leben und Wirken der Tempelritter, aber auch um ihren angeblichen Reichtum, ranken sich noch heute viele Legenden. Als am 13. Oktober 1307 auf Veranlassung von König Philipp IV, dem Schönen, die Verhaftungswelle gegen die Tempelritter einsetzte, soll der damalige Großmeister des Ordens in Paris, den Befehl erteilt haben, ein Boot auf der Seine mit Gold und Edelsteinen zu beladen und diese Schätze (zusammen mit einer wertvollen Niederschrift aus der Feder von König Salomo!), in Sicherheit zu bringen. Das Ziel des Bootes war die Burg in Peñíscola.
Es heißt, das Boot müsse die Küste von Peñíscola erreicht haben, denn im Temple von Paris wäre nicht die allerkleinste Münze mehr gefunden worden!
Verbirgt sich der Schatz der Tempelritter am Ende noch immer irgendwo hier im alten Gemäuer? 🙂
Nach der Auflösung des Templerordens gründete man im Jahr 1317 (in Spanien) den Orden von Montesa, und man vertraute die Burg von Peñíscola (sowie alle anderen Besitztümer des Tempels in der Region) diesem neuen Orden an.
Vielleicht brachte man einen Teil der Schätze aber auch auf die geheimnisvolle Templerfestung Miravet. Wer weiß …

Peñíscola – die Festung des “Papa Luna” (Gegenpapst)

Im Jahr 1411 wandelte Benedikt XIII. (genannt “Papa Luna” oder “Mondpapst”), die Burg in einen päpstlichen Sitz um. Es war die Zeit des abendländischen Schismas, weswegen sich dieser Papst – im Kampf um seine rechtliche Anerkennung – hinter den starken Mauern von Peñíscola in in die Isolation begab.
Pedro de Luna, 1328 in Spanien geboren, entstammte der Grafenfamilie de Luna, war mit den Königshäusern von Aragon und Navarra verwandt, und sorgte als Legat dafür, dass Papst Clemens VII. sich in Spanien durchsetzte. 1394 wurde Luna als Benedikt XIII. zu Clemens’ Nachfolger gewählt. Frankreich entzog ihm daraufhin die Unterstützung. De Luna hielt sich jedoch bis zuletzt für den einzig rechtmäßigen Papst, da er noch vor dem Schisma zum Kardinal ernannt worden war. Er soll, wie es heißt, “starrsinnig wie ein Feudalherrscher” gewesen sein, aber auch eine “große Persönlichkeit” mit “modernen Ansichten”, durchaus fähig, die Kirche zu reformieren.
Von seinen Feinden wurde Luna wiederholt beschuldigt, er sei Priester eines vorchristlichen Sonnenkultes und/oder einer noch älteren Sonnenreligion. Auch das Konzil von Pisa erhob verschiedene Beschuldigungen gegen ihn: “Er zeige eine seltsame Duldsamkeit gegenüber Ketzern; er habe fortdauernden Umgang mit Geistern; er habe, einer Zeugenaussage zufolge, immer zwei Dämonen in einem Beutel bei sich”.
Fakt ist: In seinen Schränken auf der Burg verwahrte er verschiedene Bücher über Medizin und Astrologie. Auch nahm er gewissenhaft seine päpstlichen Aufgaben wahr, stellte Bullen aus, schrieb Abhandlungen, stritt sich mit den anderen Päpsten. Nach seinem Tod im Jahr 1423, hier auf Peñíscola, hinterließ er “Das Buch der Tröstungen des menschlichen Lebens”, sein bestes Werk, wie man sagt.

Peñiscola – Filmschauplatz für “Game of Thrones”

Als begeisterte Anhängerin von “Game of Thrones” muss ich dies zum Schluss meines Artikel natürlich loswerden:
Aus Peñíscola wurde Meereen – die nördlichste der drei großen Städte der Sklavenbucht. 

 Öffnungszeiten Castillo de Peñíscola: Täglich von 10:30 bis 17:30 Uhr

WebsiteGPS-Standort GPS: 40.35882, 0.40802

Danke für Ihr Interesse!

Magische Orte in der Umgebung: Castillo Miravet, Castillo de Loarre, Castillo de Villalonso, Santuari del Far, PenalbaSan Juan de la Pena, San Pere de CasseresSant Miguel del Fai

Die Abtei von Poblet und ihre 12 Königlichen Türme

“Folgt man dem Flusslauf des Francolí, so trifft man in der Nähe seiner Quelle in einer lieblichen, etwa gleich weit von Tarragona und Lleida entfernten Landschaft auf die ehrwürdigen Gemäuer des Klosters Santa Maria de Poblet …”

EDITORIAL FISA ESCUDO DE ORO (ISBN 8437826179)

Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Santa Maria de Poblet
liegt am Rande der Berge von Prades – nahe der Autobahn AP-2 (Barcelona-Zaragoza) – in der Provinz Tarragona, vier Kilometer vom Ort Vimbodí entfernt. Das Zisterzienser-Kloster gehört neben dem Kloster Monserrat zu den wichtigsten Klöstern in Katalonien.
Im Jahr 1991 wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Zwölf Königlichen Türme von Poblet

Die zwei Meter dicke Mauer um den Komplex (s. Eingangsbild) ist 600 Meter lang und 11 Meter hoch. Sie ist mit einem Wehrgang, Zinnen und Pechnasen versehen. Die 12 Königlichen Türme der Mauer haben Namen, die mich an die Namensgebung einiger Türme von Carcassonne und damit ans Mittelalter erinnern: Sie heißen Priorsturm, Ölturm, Badturm, Turm der Neuen Häuser, Waffenturm, Stephansturm, Narrenturm, Kardinalsturm, Friedhofsturm und Turm des Schuhmachers …

Zur Entstehungsgeschichte der Abtei von Poblet

Der Reiseführer über dieses Kloster, den ich mir im Mai 2017 in einer Buchhandlung in Tarragona gekauft hatte, erzählt weiter, dass die Gründung des Klosters von Poblet auf eine großzügige Landschenkung des Grafen von Barcelona Raimund Berenguer IV. an die Zisterziensermönche der französischen Abtei Fontfroide zurückgehe. Und Fontfroide packte die Sache damals sofort an:
Im Jahr 1151 – nach der Vertreibung der Mauren aus den Gebirgszügen von Prades und Siurana – machte sich eine Gruppe von zwölf weißgekleideten Mönchen unter Führung ihres Abts Gerard auf den Weg über die Pyrenäen. Und danach auch gleich an die Arbeit … Die Abtei Poblet entstand, und fast sieben Jahrhunderte lang wurde hier “gebetet, studiert und gearbeitet”, wie es heißt.
Als sich die Gemeinschaft im Jahr 1835 gezwungenermaßen auflöste, wurde das Kloster geplündert und entweiht. Erst im Jahr 1930 machte man sich daran, die alten Gemäuer wieder herzurichten. Zehn Jahre später hielt hier erneut eine kleine Gruppe Zisterzienser Einzug.

Dies zur alten Geschichte dieser Abtei …

Die Hauptkirche und die Königsgräber

Die Hauptkirche von Poblet besitzt einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes und ist, nach alter Tradition, mit der Apsis nach Osten ausgerichtet. Sie ist dreischiffig. In der Vierung der KIrche erheben sich sich die Bogen, die die Grabmale der Monarchen der aragonesischen Krone tragen. Im Sarkophag unmittelbar neben dem Presbyterium, wurde Jakob I., der Eroberer bestattet, im zweiten Peter IV., der Zeremoniöse, auch genannt der “Dolchkönig”***, sowie seine drei Frauen Maria von Evreux, Eleonore von Portugal und Eleonore von Sizilien. Der letzte Sarkophag gehört Ferdinand von Antequera.

Peter IV. der Zeremoniöse … war von größter politischer Klugheit, Förderer der  Wissenschaften und Künste, gründete 1354 die Universität von Huesca. Er war arbeitsam, führte strenge und gepflegte Hofsitten ein, woher sein Beinamen rührt, betrieb selbst Astrologie und Alchimie und war damit auch für Aberglauben offen. Er folgte 1336 seinem Vater als König von Aragon und setzte sich nach jahrelangen Streitigkeiten mit den Brüdern, der Stiefmutter und dem Adel durch. 1347 wurde er nach der verlorenen Schlacht bei Jativa zeitweilig inhaftiert, siegte 1348 bei Epila und annullierte weitgehend das Unionsprivileg von 1283 und stellte wieder eine starke Königsmacht her. Er zerstückelte die Adelsurkunden mit seinem Dolch, daher auch “Dolchkönig” genannt, ermordete den Bruder, verjagte die Halbbrüder und die Stiefmutter, eroberte vom Schwager das Königreich Mallorca mit Roussillon/Cerdagne und behauptete es gegen den Neffen, nahm kaum an der Reconquista teil, da er sich ständig mit Kastilien stritt, wobei er sogar die Hilfe Granadas und Marokkos in Anspruch nahm …”

Foto rechts: © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0, Text-Auszug über Peter IV aus: //www.manfred-hiebl.de/mittelalter-genealogie/mittelalter/koenige/aragon/peter_4_koenig_von_aragon_1387.html

Der herrliche Altaraufsatz von Damilà Forment – ein Meisterwerk katalanischer Renaissance – wurde in Alabaster geschlagen.

Der Künstler (1480 – 1540) lernte auf einer Reise durch Italien die Renaissance kennen und schuf mit diesem Altaraufsatz eines der ersten Werke dieser Stilrichtung in Katalonien.

Leider waren am Tag meines Besuches in Poblet einige Bereiche im Kloster nicht zugänglich (u.a. die Klosterräume, Kapitelsaal und die Bibliothek)
Aber vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal nach Poblet, wer weiß …

Die nachstehenden weiteren Fotos aus Poblet können teilweise durch Anklicken vergrößert werden!

Tempelritter in Zusammenarbeit mit der Abtei von Poblet

Historisch belegt sind nicht nur diverse Schenkungen und Zuwendungen der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem an das Ordenshaus der Zisterzienser in Poblet.
Quelle hierzu: Peter Schickl “Hilfstruppen” der Templer? Laienbrüder und Donaten im 12. und 13. Jahrhundert ; das spanische Beispiel, Seite 68,

Die Ordensbrüder beider Gemeinschaften besaßen natürlich auch ein Faible für guten Wein … (In vino veritas!)

Wie in vielen anderen spanischen Anbaugebieten lässt sich der Weinbau bis in die mittelalterliche Klosterkultur zurückverfolgen. Hier war das Kloster Sta. Maria de Poblet in der Region um Montblanc ein Zentrum der Weinkultur. Montblanc war damals die drittgrößte Stadt Kataloniens. Im 12. Jh. kümmerten sich sowohl die Tempelritter als auch die Zisterziensermönche von Poblet um den Weinbau und die Kellerwirtschaft. Wie und wo sie ihren Wein erzeugten, können Besucher heute noch im Kloster Poblet erfahren.

//www.fast-alles-ueber-wein.de/weinregion.php?ID=15

Zum Abschluss noch zwei besonders schöne Baumeisterzeichen, die ich in der Kirche von Poblet entdeckt habe.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Neugierig auf die französische Mutter-Abtei von Poblet – das Kloster Fontfroide ?

Castillo de Loarre – Europas besterhaltene romanische Burg

Auf halber Höhe des gleichnamigen Gebirgszuges, strategisch günstig auf 1071 m gelegen und die Zufahrtswege von La Sotonera nach Norden kontrollierend, erwartet uns das Castillo de Loarre, das als die wohl besterhaltene romanische Burg Europas gilt. Das Castillo Loarre – einer der Burgen von Sancho el Mayor* – wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaut und diente als Bollwerk gegen den Islam.
Die ehemaligen Befestigungsanlagen sind noch heute beeindruckend.

  • Sancho III. der Große (990 – 1035) war König von Navarra.

Das Castillo Loarre weist zwei Bergfriede auf, drei Kapellen, sowie Reste der Wohnbauten der ehemaligen Mönche. Das Besondere an dieser Burg ist, dass sie durch spätere Nachbauten nicht verändert wurde. Sie befindet sich also weitgehend im romanischen Ursprungszustand. Auch die Lage – einsam am Südhang der Pyrenäen auf einer rauen, etwa 1500m hohen Bergkette – macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!

Die alte Romanische Kapelle

Eine steile Treppe führt hinauf in die Burg. Wendet man sich nach rechts, betritt man zuerst die alte Romanische Kapelle, die der Heiligen Quiteria gewidmet ist. Quiteria, die bei Verwirrung und Demenz angerufen wird, soll einen tollwütigen Hund geheilt haben, der nun als Symbol für die Heilkraft der Heiligen gilt.
Über dem Eingang zur Kapelle ein Chrismon – das graphische Symbol für die Anrufung Gottes. Das letzte Foto zeigt den Zugang zur Krypta.

Die Capilla Real – Die königliche Kapelle

Die herrliche Capilla Real ist San Pedro geweiht, also dem Heiligen Petrus. Sancho III. hat sie errichten lassen, als er Loarre zur Königsburg ausbauen ließ und seine Aragonesen erneut zur Reconquista aufrief (vermutlich ab dem Jahr 1070).

Capella “Primitiva”

Neben den beiden wichtigen Kapellen gibt es noch eine weitere Kapelle, “Primitiva” genannt. Sie ist klein, eher schlicht und vermutlich die älteste Kapelle auf der Burg.

Weitere Aussen- und Innenansichten der Burganlage

Ein letzter Blick von den östlichen Teilen der Burg hinauf auf das Peña-Gebirge, wo im Hochmittelalter die Tempelritter saßen, um z.B. in San Juan de la Peña das dortige Heiligtum zu schützen. Weil die Ritter sowohl in Aragon als auch in Katalonien starke Präsenz aufwiesen, könnten sie auch auf der Burg Loarre gewesen sein.

Vielen Dank für die Begleitung!

Offizielle Website der Burg: www.castillodeloarre.es

Ávila – seine 80 Türme und 9 Tore

Ávila ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der spanischen Region Kastilien-Léon. Die prachtvolle Stadt mit fast 60 000 Einwohnern liegt in den Hügeln nordwestlich von Madrid. Sie beeindruckt bereits von weitem mit ihren 80 zinnenbewehrten, halbrunden Türmen und ihren 9 Toren. Die Stadtmauer ist auf weiten Abschnitten begehbar und wird nachts angestrahlt.
Im 16. Jahrhundert war Ávila die Wirkungsstätte der hl. Teresa.

Das Convento de Santa Teresa in Ávila (Foto oben) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es wurde auf den Ruinen des Geburtshauses der Heiligen Teresa von Jesus errichtet.

Die Kathedrale von Ávila – Catedral del Salvador

Die Kathedrale von Ávila (Baubeginn Mitte 12. Jh.) ist die erste gotische Kathedrale Spaniens, weist aber noch romanische Spuren auf. Auftraggeber war König Alfons VIII. Das Langhaus wurde erst im 14. Jh. in Anlehnung an das der Kathedrale von Toledo fertiggestellt. Im 18. Jahrhundert mussten jedoch die Vierungspfeiler verstärkt und Stützbogen hinzugefügt werden. Die Kathedrale, von der Teile (Apsis und Chorpartien) in den Mauergürtel der Stadt integriert wurden, erweckt noch immer den Eindruck einer gewaltigen Festung.

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Die Romanischen und Gotischen Madonnen von Ávila

Maria Magdalena von Ávila – mit Salbgefäß und Erinnerungs-Halskettchen (Kreuz/Kruzifix)

Weitere magische Orte in der Region Kastilien-Léon

Astorga, Ségovia, Toledo, Salamanca, Ciudad-Rodrigo, Léon …
Verracos …

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!


Den Kopf in den Kessel: Der Kult der Madonna von Nuría

Dass ich mich im September 2015 auf den Weg hinauf nach Nuría machte, lag mal wieder an Ean Begg. Das Sachbuch des englischen Autors “The Cult of the Black Virgin” steht seit Jahren wie festgetackert auf der Packliste für mein Handgepäck. Ean Beggs Studie über das Phänomen der Schwarzen Madonnen, die er im Jahr 1985 veröffentlichte, ging eine Fleißarbeit voraus: Mit einem von ihm entwickelten Fragebogen bereiste er diejenigen Kultplätze in Europa, die mit einer Darstellung der Schwarzen Madonna in Verbindung stehen – darunter Basiliken, Kathedralen und winzige Dorfkirchen. Er notierte alles auf, was er vor Ort erfuhr (heidnische Ursprünge in der Antike, keltische Naturreligionen, volkstümliche Überlieferungen usw.) Eine wahre Fundgrube an nützlichen Informationen, wenn man sich für alte Überlieferungen und Traditionen interessiert.

Hier ein Auszug aus seiner Beschreibung der Madonna von Nuría. Der Ort liegt in fast 2000 Meter Höhe im Norden von Katalonien (Provinz Gerona, nahe der Grenze zu Frankreich):

Der Kult der berühmten Schwarzen Madonna von Nuría (archaisch-rustikal, ohne Schleier) begann, der Legende zufolge, mit dem Einsiedler Gil und seinen Gefährten. Die Statue wurde während der maurischen Okkupation versteckt und war bis 1032 verschwunden. In diesem Jahr erhielt Amadeus, ein Verehrer der Jungfrau Maria, in Damaskus die Anweisung durch einen Engel, sich in die Pyrenäen zu begeben und dort einen Tempel an einem Ort zu errichten, wo ein weißer Stein zwischen zwei Flüssen stehe. Würde er dort graben, so fände er einen großen Schatz. Als er diesen Ort erreichte, konnten ihn die Hirten dort verstehen, obwohl er sie in syrischer Sprache anredete. Am Berghang sah man einen brüllenden Ochsen, der in der Erde grub. An dieser Stelle entdeckte man dann eine lichterfüllte Höhle, in deren Innern man eine Glocke, ein Kreuz, einen großen Tiegel und die Statue fand, die zur Heiligen Jungfrau von Nuria wurde …

Ean Begg, The Cult of the Black Virgin, S. 257 ff

Nuría und der Heilige Gil

Wie von Ean Begg geschildert, beginnt die Geschichte im 7. Jahrhundert nach Christus …
Ein frommer Kaufmann namens Gil* macht sich auf den weiten Weg von Athen in die Pyrenäen, um sich in die Einsamkeit der Berge zurückzuziehen. Sein einziger Kontakt sind fortan die Schäfer und Hirten, mit denen er seine kargen Mahlzeiten teilt. Für sie predigt er und er schnitzt ihnen aus dunklem Holz eine schlichte Madonna. Doch als die Mauren ihn bedrohen, muss er fliehen. Gil versteckt seine Schätze: die Madonna, ein Kruzifix, die Glocke, mit der er die Hirten zur Messe rief, sowie den Kessel, in dem er die Mahlzeiten zubereitete. Dann verschließt er seine Höhlenklause mit schweren Steinen.
Gils Schatz gerät in Vergessenheit …

Nach der Wiederentdeckung im 11. Jahrhundert (Amadeus, Pilger aus Damaskus) verbreitete sich schnell der Ruf, alles in Nuría müsse heilig sein: Die Menschen pulverisieren die Steine, um sie als Medizin zu verwenden. Das Wasser der Quelle neben der Höhle soll Augenkrankheiten heilen. Glocke und Kessel werden gar zum Fruchtbarkeitsritual, das sich ziemlich skurril anhört: Während der Mann die Glocke des Heiligen Gil läutet, steckt die Frau den Kopf in den Kessel und betet zur Schwarzen Madonna. (Doch Vorsicht: jedes Läuten führt angeblich zu einer Geburt! 🙂 ) Wird ein Mädchen geboren, nennt man es selbstverständlich Nuría, wird es ein Junge, heißt er Gil

Der Kult um Nostra Senyora de Nuría ist bis heute ungebrochen. Unzählige Menschen suchen Jahr für Jahr dieses hochgelegene Dorf auf, um hier Ruhe zu finden und Gebete an die alte Schutzheilige der Pyrenäenschäfer zu richten, die natürlich noch immer auch für den Kindersegen zuständig ist.
Man erzählt sich, es gäbe sehr viele Nurías in Katalonien! 🙂

*Hinter Gil steckt der Heilige Ägidius, der als Einsiedler in der Provence lebte, und um das Jahr 680, unterstützt vom Westgotenkönig Wamba, das Kloster Saint-Gilles gründete.

Sancta Maria de Nuría – heute geweißt!

In der nachgebildeten Eremitenhöhle thront die Madonna (eine Replik), um die Bittgesuche ihrer Besucherinnen und Besucher entgegenzunehmen.
Das Original befindet sich in der Kirche.

Im Netz, s. Foto oben links, existiert noch eine Abbildung der ursprünglichen schwarzen Nuría-Madonna. Diese soll bis ins 17. Jh. in der alten Einsiedelei gestanden haben.
Die heutige buntbemalte Figur mit dem netten Lächeln und den roten Wangen wird offiziell wie folgendermaßen beschrieben:

… In ihrem eigenen Heiligtum hoch in den Pyrenäen,
etwa eine Stunde von Barcelona entfernt,
7. bis 12. Jahrhundert,
56 cm, bemaltes Holz,
kürzlich bei der Restaurierung geweißt.

Nuría und der Templer-Eremit

Nachdem im Jahr 1162 eine Papstbulle den hiesigen Marienkult bestätigte, entstand hundert Jahre später (1271) eine erste Pilgerherberge oben auf dem Berg. Die Pilger wurden von einem Eremitenbruder des Templerordens bewacht und betreut. (In Katalonien gab es etliche Templerkommanderien; die u. a. auch zum Schutz der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela dienten. )
Zur Erinnerung an die Templerzeit schmücken in der Kirche von Nuría noch heute Tatzenkreuze selbst die Rücklehnen der Kirchenbänke.

Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) hat man die Nuría-Madonna aus Sicherheitsgründen in einem Bankschließfach in der Schweiz untergebracht.

Nuría – die Kirche

Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1911. Ein Vorgängerbau wurde 1883 auf den Grundmauern der ehemaligen Einsiedelei errichtet.
Am 1. September, am Ägidius Tag, findet alljährlich eine Wallfahrt von Hirten beiderseits der katalanisch-französischen Grenze nach Nuría statt.
Die Originalmadonna befindet sich oberhalb des Altars, gut gesichert hinter Glas. Im Jahr 1956 wurde sie zur Schutzpatronin der Diözöse von Urgel erklärt. 1967 hat man sie gekrönt, danach wurde sie offenbar, so Ean Begg, von einer “katholisch-nationalistischen Gruppe” kurzzeitig gestohlen.
Der Festtag von La Morenita (wie die Frauen ihre Schwarze Madonna liebevoll nennen) ist der 8. September. An diesem Tag feiern alle Frauen mit dem Namen Nuría ihren Namenstag, und die Jungfrau wird in einer Prozession von ihrem Thron in der Kirche zur Einsiedelei des Heiligen Gil getragen.

Die kleinen Bilder bitte anklicken!

Wie in Montserrat kann man auch in der Kirche von Nuría in einem Raum hinter dem Hauptaltar sitzen und meditieren!

Nuría – und die Cremallera, die Zahnradbahn

Das autofreie Gebirgsdorf Nuría ist nicht nur ein Ort der stillen Einkehr, es ist auch ein herrliches Wander- und Ski-Gebiet. Der sog. Camí Vell (der “alte Weg”) führt vorbei an Wasserfällen und tiefen Schluchten. Der Aufstieg (Höhenunterschied 730 Meter; trittsicheres Schuhwerk ist erforderlich) dauert etwa 2,5 – 3 Stunden.
Wem das zu beschwerlich ist, der nimmt die Zahnradbahn, die sog. Cremallera. Karten im Talort Ribes de Freser. Die Fahrt führt über Queralbs (Parkplatz) in das Hochtal. Oben in Nuría gibt es auch Hotelzimmer (Berghotel seit 1931) und Caféterias.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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