Rennes-les-Bains (Aude) – die Römer und der merkwürdige Abbè Boudet

“Wie im Einschnitt einer unreifen Frucht lag das langgezogene, etwas düstere Rennes-les-Bains unter ihnen, als sie nach einer guten Stunde Fahrt dort ankamen …”

(Aus “Talmi” v. H. L. Köppel, S. 307 ff)

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Romanschauplatz Rennes-les-Bains

Rennes-les-Bains liegt im Aude-Gebiet, im Tal des Flusses Sals, 48 km südlich von Carcassonne und 20 km von Limoux entfernt. Der malerische Ort, keltisch-römischen Ursprungs, lag im Mittelalter im Herzen des Katharerlandes. Er ist berühmt geworden als “Badeort der Römer”*, aber auch als “Schwesterstadt” des 3 km entfernten Bergnestes Rennes-le-Château – und nicht zuletzt aufgrund des rätselhaften Buches seines früheren Pfarrers Henri Boudet (1837-1915): “Die wahre Sprache der Kelten und der Kromleck von Rennes-les-Bains”. Ein Buch, das nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1886 von der Fachwelt als “unseriöse und urkomische Schrift” bezeichnet wurde. Zwischen den Zeilen jedoch blitzt das “Geheimnis einer lokalen Geschichte” auf.
Ich selbst kenne Rennes-les-Bains seit mehr als zwanzig Jahren. Der Ort ist zum Schauplatz in meinem Historischen Roman “Marie – die Erbin des Grals”** geworden und fand auch Eingang in meinen Thriller “Talmi”.

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* Im Jahr 121 v. Chr. besetzten die Römer dieses Gebiet, das den Namen “Gallia Togata” oder “Gallia Narbonnensis” erhielt.
** Die Geschichte der Marie Denarnaud, Haushälterin und Geliebte des benachbarten Priesters von Rennes-le-Château; Einfluss von Boudet auf Saunière etc.

Rennes-les-Bains und die Region “Rhedesium”

Die Region des sogenannten “Rhedesiums” (später Razès genannt) ist sehr alt: Iberer, Kelten, Griechen, Römer, Westgoten und Karolinger haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Der Name “Rennes” wurde sowohl von Rennes-le-Château als auch von Rennes-les-Bains übernommen, um an den Aufenthalt einer Königin (fr: reine) zu erinnern. Um welche es sich gehandelt hat, weiß man nicht mehr: Zur Auswahl stehen Blanche de Castile und Blanche de Bourbon, die unglückliche Frau von Peter dem Grausamen. Vermutlich war es letztere, die auf ihrem Weg nach Puilaurens, zu ihrer Hochzeit, hier noch einmal badete.
Bis zum 18. Jahrhundert war Rennes-les-Bains unter dem Namen “Les Bains de Monferan” (Die Bäder von Monferan/Montferrand) bekannt. Montferrand ist ein Dorf auf einem Hügel im Nordwesten. Ausgrabungen haben dort eine gallorömische Fundstätte ans Tageslicht gebracht. Doch Rennes-les-Bains hat Montferrand den Rang abgelaufen. (Antike Dokumente beziehen sich aber immer auf Monferan/Montferrand.)

Der Kopf der keltischen Quellgöttin Damona?

Ein besonderes Überbleibsel vermutlich aus Keltischer Zeit befand sich noch im Jahr 1992 (oder 1972?) an der Ostwand des Pfarrhauses. Abbé Boudet hat den Kopf dort anbringen lassen, nachdem er ihn östlich von Rennes-les-Bains entdeckt, wohl mit der Spitzhacke vom Sockel geschlagen und mitgenommen hatte. Der Fundort, ein uraltes Quellheiligtum, war unter dem Namen “Pla de las Brugos” bekannt: “Hexenplatz”. Hier wurde früher vielleicht die keltische Göttin Damona verehrt. Die Ähnlichkeit (Frisur) mit Abbildungen dieser Göttin ist frappant.
Dass Boudet den steinernen Kopf kurzerhand in “Tête de l’homme” umbenannte – “Kopf eines Mannes” – sollte Jahrzehnte später den Gerüchtetopf in halb Europa zum Aufwallen bringen: Die einen mutmaßten, es handle sich um die Abbildung von Jesus Christus, der hier irgendwo begraben sei, andere sahen in ihm den Kopf des Merowingerkönigs Dagobert II.

Für einige Zeit befand sich der halbverwitterte Kopf noch – neben vielen Fundstücken aus der Römerzeit – im örtlichen Museum. Doch dieses existiert heute leider nicht mehr. Schade eigentlich!

Rennes-les-Bains und die Römer

Unzählige Münzen und archäologische Funde, darunter auch antikes Glas, beweisen, dass das Heilbad Rennes-les-Bains bei der römischen Kolonie COLONIA NARBO MARTIUS** äußerst beliebt war. Ein ehemaliger Priester (Antoine Delmas) hat im Jahr 1709 einen Bericht über Rennes-les-Bains verfast, in dem er die Ruinen der römischen Thermalbäder beschreibt (heute verschwunden) und auch auf die Funde näher eingeht. Er berichtet von Münzen aus Gold, Silber und Bronze, u.a. von Domitianus, Justitian, Gordianus, Tiberius, Julius Caesar, Claudius, Gratianus etc. Auch Statuetten von römischen Kaisern und den Göttern Jupiter und Mercurius wurden gefunden, sowie römische Lampen, Mosaikböden, alte Instrumente, gallo-römische Amphoren und Fragmente von Statuen. Ein weiterer Pfarrer und Archäologe, der Rennes-les-Bains in dieser Zeit besuchte, berichtete über mehr als 400 Gold- und Silbermünzen aus der Römerzeit, die er in der Gegend gefunden haben will. Es wurde hier also schon früher fleißig gesucht und gegraben. Sogar ganz offiziell: So erhielt ein gewisser Henri-Paul Elie im Jahr 1857 die Silbermedaille der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Toulouse) für seine Entdeckungen in Rennes-les-Bains: Zwei Räder und diverse Fragmente eines bronzenen Streitwagens, die auf dem Gebiet der Gemeinde entdeckt wurden.
Mit seinen neun Quellen und unterschiedlichen Wassertemperaturen lag Rennes-les-Bains in einer der ersten Provinzen, die überhaupt von den Römern besetzt wurden. Das Teilstück einer ihrer Straßen ist noch auffindbar. Von Montferrand aus führt der Weg, der mit großen Quaderpflastern belegt ist, rechts in den Wald. Vermutlich handelt es sich um einen Abschnitt einer einst großen Straße, die Carcassonne mit der katalanischen Küste verband und über den Col Saint Louis, wie der Passübergang heute heißt, führte.

** – ein Gebiet, das dem heutigen Languedoc und der Provence entspricht.

Die römischen Bauwerke in Rennes-les-Bains (ohne Gewähr!)

“Der Pfarrer Boudet hütet ein Geheimnis,
das die größten Umstürze verursachen könnte!”

Das Tor des Geldes, das Tor des Goldes und das Tor der Myrrhe” – Zugänge zu einem unterirdischen Heiligtum?

Bereits antike Autoren wie Strabo, Prokopios von Caesarea oder Pomponius Mela (der in der Nähe des Bugarachs eine alte Goldmine verortete) zeigten ein auffälliges Interesse an der Umgebung der beiden Rennes. Und fast immer ging es um Gold und wertvolle Schätze. Oder um ein Geheimnis. Der Autor Labouisse-Rochefort (1778-1852) schreibt z.B. in seinem Buch Voyage à Rennes-les-Bains (Reise nach Rennes-les-Bains) von einem vom Teufel bewachten Schatz in der Nähe des Château de Blanchefort*. (Ruine Blanchefort s. Foto oben). Und folgt man einer alten örtlichen Legende, so geht es um drei Tore: Das Tor des Geldes, das Tor des Goldes und das Tor der Myrrhe, drei geheime Zugänge zu einem unterirdischen Heiligtum.
Gefunden hat sie bislang niemand.

Es war aber Abbè Henri Boudet (1837-1915), der wohl berühmteste Priester von Rennes-les-Bains, der – gemeinsam mit seinem Kollegen Bérenger Saunière – die Schatzsuche kräftig anheizte. Dass bereits ein Zeitgenosse, der Priester R. P. Vannier, über ihn sagte: “Der Pfarrer Boudet hütet ein Geheimnis, das die größten Umstürze verursachen könnte”, lässt die Menschen bis heute aufhorchen, nachdenken und spekulieren. Manchmal schreiben. Und manchmal graben, in alten Büchern oder vor Ort.
In Boudets Buch “La Vraie langue celtique: et le cromleck de Rennes-les-Bains”, das im Jahr 1886 veröffentlicht wurde, spielt u.a. der benachbarte Berg Serbairou eine Rolle. Dort fand er vermutlich nicht die gesuchten drei Tore, auch nicht “das Grab Christi”, wie manche Autoren es ihm unterstellen, sondern einen riesigen “Kromleck”. (Mit Cromlech bezeichnet man im Kreis angeordnete aufrecht stehende Steine, also Menhire.)
Entdeckte der passionierte Wanderer ein keltisches Quellheiligtum auf dem Berg? Einen Platz, an dem sich die Druiden versammelten – “die gelehrten Mitglieder des Neimheid”, wie Boudet selbst schreibt? Ausgeschlossen ist dies nicht. Vielleicht hat es sich ursprünglich um eine auf natürliche Weise entstandene Felsformation gehandelt, der die Kelten für ihre Zeremonien weitere Menhire beigesellten. Überall um Rennes-les-Bains gibt es ja diese auffälligen Steine, aber eben auch zahlreiche Schluchten, Höhlen, Grotten und Stollen, wo man Schätze vermutet. Selbst aufgelassene Minen hat man entdeckt, in denen z.B. Gagat abgebaut wurde (für Jett-Schmuck).
Immerhin was Glänzendes! 🙂

Boudet, der bereits von seinen Zeitgenossen als Gelehrter betrachtet wurde, beschäftigte sich jedoch nicht nur mit keltischen Monumenten und uraltem Wissen, sondern auch mit alten Sprachen, d.h. er suchte nach Ähnlichkeiten des Südfranzösischen mit der keltischen Sprache. Leider hat er sein Buch in einer “codierten Sprache” ** verfasst, d.h. er bediente sich eines gewissen Jargons, der einem als Laien das Lesen und Verstehen erschwert. Aber gerade das scheint die Fantasie vieler Menschen bis heute anzuregen. Es ist ein seltsames Buch, in dem Boudet aber ganz offen den Zweck der Aufwendungen ankündigt: “Durch die Interpretation eines in einer fremden Sprache gebildeten Namens in das Geheimnis einer lokalen Geschichte eindringen …”
Nun, es darf fröhlich weiter gerätselt werden!
In seinem Buch gibt Boudet aber auch wertvolle Hinweise auf sehenswerte Kirchen in der Umgebung, wie z.B. Notre-Dame-de-Marceille und Notre-Dame-du-Cros.
Beide Kirchen besitzen ebenfalls heilkräftige Quellen, sind reich an Mythen und Legenden und einen Besuch wert!

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*Herkunftsort eines gleichnamigen Templer-Großmeisters, s. Foto oben
**Boudets “codierte Sprache” weist Ähnlichkeit mit der vom Schriftsteller Jonathan Swift entwickelten “punischen Sprache” auf. Die punische Verschlüsselung ist einem Wortspiel ähnlich.

Die neun Quellen von Rennes-les-Bains

Schon seit Jahrtausenden geniesen die Menschen heißes Quellwasser. Die alten Römerthermen von Rennes-les-Bains sowie das alte Thermalgebäude wurden aufgegeben, aber die 9 Quellen, 5 warme (von 37-40°) und 4 kalte, sprudeln hier noch immer.
Es gibt inzwischen ein neues Thermalschwimmbad, das eine natürliche Temperatur von 33 ° hat, und auch ein Jacuzzi und einen Hammam anbietet.
Unten am Fluss kann man sich jederzeit gratis unter die warme Dusche legen.
Kleiner Hinweis: Um an dieser exponierten Stelle zu baden, steht man auch gerne mal in der Sals Schlange! 🙂



“Les Bains Doux” – eine der warmen Quellen ( 37° ) entspringt beim ehemaligen Thermalgebäude

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Die Gärten der Königin, elegante Kurgäste und eine “Liebesquelle”

In den “Gärten der Königin” (Foto unten links) entspringt eine warme Quelle direkt im Fluss Sals.
Das mittlere Foto nimmt uns mit in eine Zeit, in der die eleganten Kurgäste aus aller Welt in Rennes-les-Bains weilten. Es gab ein Grand Hôtel!
Rechts unten werfen wir einen Blick auf die romantische “Fontaine des Amours”, eine weitere (allerdings kalte) Quelle mit Kaskaden, die etwas außerhalb von Rennes-les-Bains liegt, in Richtung Bugarach.

(Eine bestimmte Szene in meinem Roman “Talmi” spielt an der “Fontaine des Amours.)

Rennes-les-Bains hat viele Gesichter, zuviele?


Zuviel geht eigentlich gar nicht, wenn man in Südfrankreich auf Reisen ist!
Mal ist Rennes-les-Bains ein verrücktes südfranzösisches Nest, in dem sich neben sympathischen Alt-Hippies auch allerlei Forscher und Schriftsteller treffen, die sich mit vielfältigen Themen befassen, darunter, wie ich, auch mit der Geschichte der Katharer.
Die “Rennologen-Gemeinde” findet man zuverlässig auf dem schattigen Platanenplatz, meist vor dem Lokal “Chez Willi” sitzend, wo es – pst! – die besten Pizzen Frankreichs gibt … Wasserfreunde und Kinder hingegen lieben die Sals, die im Sommer auch zum Angeln und Fischen einlädt. Für Wellness sind die Quellen und Bäder da. Höhlenforscher, Wanderer und Kletterer – oder aber Schatzsucher! – zieht es in die umliegenden Berge und Wälder, z.B. zu den “Schwankenden Steinen” (Foto oben) und anderen Naturschönheiten. Auch Kunstfreunde kommen hier auf ihre Kosten, die Klöster und Kirchen in der Umgebung sind sehenswert. Und mitunter schreien hier des Abends die Pfaue, die oben auf den Hängen gehalten werden. Aber daran gewöhnt man sich schnell.
Noch was: Donnerstags und Samstags ist Markttag (auch regionale Produkte). Und in der Saison finden auf dem Marktplatz manchmal Konzerte statt.
Und dann steppt hier der Bär! 🙂

Das stille Gesicht von Rennes-les-Bains

Ein Gesicht von Rennes-le-Bains ist still. Sehr still.
Man entdeckt es am frühen Morgen, wenn die Katzen umherstreunen und nur das Rauschen der Sals zu hören ist. Dann bin ich oft auf den Beinen und streife mit meiner Kamera durch die menschenleeren Gassen …

Rennes-les-Bains – ganz, ganz still

Auf dem Friedhof hinter der Kirche liegen – einträchtig nebeneinander – die alten Familiengräber der “üblichen Verdächtigen in der Causa Rennes-le-Château & Rennes-les-Bains”. Mögen sie in Frieden ruhen!

Henri Boudet selbst liegt im benachbarten Ort Axat begraben, neben seinem Bruder Edmond.
Auf seiner Grabplatte, die einige unleserliche Inschriften aufweist, hat der Steinmetz das geheimnisvolle Buch des Priesters verewigt, für dessen Druck Boudet aus eigener Tasche mehr als 5000 Goldfranc aufgewendet haben soll. Der Erfolg blieb aus, einige hundert Bücher wurden als Geschenke an interessierte Priester verteilt, zwei gingen nach England (Oxford University und an Königin Viktoria), die Restauflage hat man auf Drängen des damaligen Bischofs vernichtet.
Die steinerne Ausgabe trägt die Aufschrift: “IXOYS” (= Ichthys), also die bekannten Anfangsbuchstaben der fünf griechischen Wörter für: Jesus Christos Gottes Sohn Erlöser.
Das einzig Seltsame dabei ist, dass der Steinmetz anstelle des Buchstaben (Y)psilon ein (I)ota verwendet hat – was natürlich ein allerletztes Rätsel aufwirft! 🙂

Vielen Dank für Ihre Begleitung durch die aufregenden Zeiten von Rennes-le-Bains!

NEU im Jahr 2024:
Im Jahr 2024 hat Helene L. Köppel die damaligen Vorgänge in Rennes-le-Château noch einmal aus einem anderen Blickwinkel unter die Lupe genommen
und nach ihrem Roman “Marie – die Erbin des Grals” ein Sequel geschrieben – also eine Fortsetzung, die im Jahr 1920 spielt:
“Adieu, Marie! Die Briefe”.
Die erstmals ins Deutsche übersetzten privaten Briefe des Priesters (ergänzt durch weitere Dokumente)
gewähren interessante neue Einblicke in die historisch verbürgten Ereignisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Rennes-le-Château.

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“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

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Mérida – vormals Emerita Augusta


Mérida, die Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura im Südwesten Spaniens, war im Römischen Reich unter dem Namen Emerita Augusta Hauptstadt der Provinz Lusitana. Sie wurde im Jahr 25 v. Chr. von Kaiser Augustus als Kolonie für Veteranen der römischen Legionen gegründet. Bis zum Untergang des Römischen Reiches war Mérida ein bedeutendes militärisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum.

Im Mittelalter machten die Westgoten Mérida zur Hauptstadt ihres Königreichs. Von hier aus wurde im 6. und 7. Jh ein Gebiet, das fast das gesamte heutige Spanien und Portugal umfasste, regiert.

Im Jahr 713 fielen die Mauren unter Musa ibn Nusair in Mérida ein und verwüsteten die Stadt. Die Rückeroberung erfolgte im Jahr 1230 unter Alfons IX. von León.


Der Tempel der Diana – wurde zwischen dem 1. und 2. Jh. n. Chr. gebaut. Er hat einen rechteckigen Grundriss und sechs Frontsäulen. Die Kapitelle sind korinthisch. Man huldigte hier dem “Gottgleichen” Kaiser Augustus.


Alle Fotos können durch Anlicken vergrößert werden!

Das Amphitheater – wurde im Jahr 8 v. Chr. eingeweiht. Es bot bis zu 20 000 Zuschauern Platz. Hier fanden sowohl Kämpfe mit wilden Tieren als auch Gladiatorenkämpfe statt.

Kleiner Hinweis am Schluss:
In den Monaten Juli und August findet im Amphitheater das Internationale Festival für klassisches Theater statt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Verracos – Keltiberische Skulpturen

Eber, Stiere, Wildschweine, Bären … Mehr als 400 steinerne Tierfiguren aus der vorrömischen Zeit (7.-2. Jh. v. Chr.) wurden im Laufe der Jahre bei Ausgrabungen in Westspanien und Nordportugal entdeckt. Viele dieser Figuren kann man noch heute in den spanischen Provinzen Ávila, Cáceres, Salamanca, Zamora, Segovia und Toledo entdecken. Manche sind kopflos und man kann oft nur aufgrund des Körperbaus erahnen, um welches Tier es sich einst gehandelt hat. Beeindruckend sind sie durchwegs alle.
Zusammengefasst wurden diese megalithischen Skulpturen unter dem Begriff Verraco = Eber.

Toros de Guisando

Was hat die Keltiberer seinerzeit bewogen, riesige Steinblöcke heranzuschaffen und sie zu behauen? Handelte es sich um Grabbeigaben? Um einen vergessenen Totenkult?
Oder hat man die Verracos, wie einige Wissenschaftler meinen, am Rande der Weiden aufgestellt, zum Schutz für’s eigene Vieh?
Man kann nur spekulieren …

(Die kleinen Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern!)

Der Stier von Salamanca

Mindestens eine dieser keltiberischen Tierskulpturen hat es zu einiger Berühmtheit gebracht: “Der Stier von Salamanca” – dem allerdings der Kopf fehlt.
Die Figur steht vor Ort direkt neben der römischen Brücke, die über den Fluss Tormes führt, und wurde im Roman “El Lazarillo de Tormes” * verewigt.

Worum geht es in diesem Roman?

*Lazarillo de Tormes ist ein im 16. Jh. anonym verfasster spanischer Roman, der als Vorläufer des Schelmenromans der europäischen Literaturgeschichte gilt und das Leben des “kleinen Lazarus von Tormes und seinen Geschicken und Widrigkeiten” erzählt. Der “Lazarillo” verkörperte den Typus des “Antihelden”, ein bis in die Gegenwart bedeutendes Gestaltungselement in der Litaratur. Das Wort “Lazarillo” selbst ist noch heute als Bezeichnung für einen Blindenhund üblich.

Eine Szene unten am Fluss Tormes

In drastischen Bildern schildert der kleine Lazarillo de Tormes, wie er einen Blinden hinunter zum Fluss führt, wo sich der steinerne Stier von Salamanca befindet. Der Alte macht ihm weis, man könne ein Knurren aus dem Magen des Tieres hören, wenn man nur sein Ohr nahe an den Stein halte:

Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so. Und wie er fühlte, dass ich den Kopf dicht am Stein hielt, machte er die Hand steif und schlug mir den Kürbis so heftig gegen den verdammten Stier, dass mir der Schmerz davon mehr als drei Tage nicht mehr verging. Darauf rief er mir zu: Dummkopf, mach dir klar, dass der Bursche des Blinden noch ein Stückchen schlauer sein muss als der Teufel. Und er lachte ausgiebig über seinen Streich.

Reclam universal-Bibliothek Nr. 18481

Salamanca – Hier Blick auf die Kathedrale





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Die Freundinnen der Frauen
“Schwarz bin ich, aber schön …”

Es sind meist Frauen, die es zu den “Schwarzen Madonnen” (Romanische Madonnen) hinzieht. Doch weshalb sind diese Madonnen schwarz? Und warum werden sie auch noch “schwarz” genannt, wenn sie es gar nicht sind?

Es gibt viele Erklärungsversuche. So spricht beispielsweise die von den Frauen hochverehrte Schwarze Madonna von Le Puy (Auvergne, s. Foto rechts) in einem aus dem Jahr 1518 stammenden Gedicht jenen berühmten Satz, der der Königin von Saba zugesprochen wird: Nigra sum, sed formosa – Schwarz bin ich, aber schön!
Er ist im Hohen Lied zu finden, in jenem einzigartigen Liebesgedicht, das Aufnahme in die Bibel fand: „Schwarz bin ich und schön, ihr Töchter Jerusalems, schwarz wie die Zelte Kedars, schön wie die Zeltdecken Salomons.
Die Königin von Saba stammte aus Äthiopien. Sie war schwarz und schön – und vermutlich auch klug. Doch was hat sie mit dem weltweiten Kult um die Schwarzen Madonnen zu schaffen?

Die katholische Kirche spielt das Phänomen herunter und behauptet, viele Romanische Madonnen (11. – 13. Jh.) seien aufgrund äußerlicher Einflüsse rein zufällig schwarz geworden. Aber das stimmt nur in den seltensten Fällen.

Mataria – Mata-Meri – Mari

Um das Jahr 80 v. Chr. hatten die Römer mit wahrer Begeisterung den alten Isis-Kult angenommen. Isis, deren ägyptischer Name lange Zeit “Mataria” war, “Mata-Meri” oder auch “Mari”, wurde zu einer der beliebtesten Göttinnen und geriet nie ganz in Vergessenheit, zumal zu Beginn des Christentums das Interesse der christuszentrierten Kirche an Maria nur gering war. Aus diesem Grund wurden auch noch im Mittelalter überall in Europa auch die alten weiblichen Gottheiten verehrt – darunter Freya, die den Feudaltitel “Frau, Herrin” trug.  Erst als im 12. Jh. auch die Jungfrau Maria diesen Titel erhielt (Notre Dame), trat eine Veränderung ein: Isis, Artemis (die Schwarze Diana!), Demeter, Freya und all die anderen Göttinnen gerieten sukzessive in Vergessenheit. Man kann sich daher ausmalen, wie groß die Verblüffung einiger christlicher Kreuzfahrer war, als sie im Heiligen Land auf Isis-Abbildungen stießen: Da saß eine junge Frau mit Kind auf einem Thron, die nicht nur einen ähnlichen Namen wie Maria trug, sondern auch vergleichbare Ehrentitel: “Himmelskönigin, Gnadenspenderin, Meereskönigin, Sancta Regina …”!

Ein Pariser Kardinal greift durch

… und lässt im Jahr 1514 in der  Abteikirche von Saint Germain-des-Prés eine Isis-Statue zerstören, die von den Frauen ganz besonders verehrt wurde.

Steckt die alte Göttin ISIS dahinter – eine Urgöttin mit tausend Namen?

Zweifelsohne verbergen sich hinter einigen Romanischen Madonnen  außerchristliche Jungfrauen – wie die ägyptische Isis: Der Thron, die Krone, die Körperhaltung beweisen das. Fromme Kreuzfahrer haben diese Figuren von ihren Reisen mitgebracht, in der fälschlichen Annahme, es handele sich um die Jungfrau Maria.

(*Die romanische Architektur beginnt etwa um das Jahr 1000 n. Chr. und tritt in ganz Europa auf: Romanische Kirchen werden gebaut, Romanische Sitzmadonnen halten darin Einzug.)

(Eine der schönsten Romanischen Madonnen
steht in der Basilika von Orcival, Auvergne)

(Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!

Die Blauschwarze Madonna von Thuret

ist eine echte Vièrge des Croisades, die von Kreuzfahrern im Orient entdeckt und mit nach Hause genommen wurde. Sie ist ca. 70 cm hoch und befindet sich seit dem 13. Jh. in der Kirche von Thuret, in der Auvergne – der eigentlichen Heimat dieser Sitzfiguren aus romanischer und vorromanischer Zeit. So beherbergt die Hauptstadt Clermont-Ferrand noch fünf weitere Schwarze Madonnen. Im Fall der Thuret-Madonna spricht man  ganz offen von einer alten Isis.
“Für mich ist die blauschwarze Haut eine Reminiszenz an die Nacht der Zeiten und das Mysterium des Lebens.” (aus “TALMI”, Psychothriller)

Ein ganz besonderer Marien-Pilgerort ist das Fels-Heiligtum Rocamadour

Der Autor Ean Begg berichtet, die Schwarze Madonna von Rocamadour sei dem Hl. Lukas zugeschrieben. Dieses Standbild soll bereits im 8. Jahrhundert “die Ungläubigen überall” in die Flucht geschlagen haben. Im Jahr 1212 hat die Jungfrau von Rocamadour angeblich den Heeren von Aragon, Kastilien und Navarra zum Sieg von Navas de Tolosa verholfen.
Auch Simon von Montfort, der Heerführer der Franzosen im grausamen Albigenserkreuzzug, hat diese Madonna aufgesucht und um Beistand gebeten (thematisiert in: “Sancha: Das Tor der Myrrhe”)
Das zweite Foto unten, am Ende des Artikels, zeigt die Rocamadour-Madonna im Gewand.

(Rocamadour ist eine französische Gemeinde mit 644 Einwohnern im Département Lot in der Region Okzitanien und ein Wallfahrtsort der römisch-katholischen Kirche; Foto durch Anklicken vergrößern!)

Wie die Großen Göttinnen miteinander verschmolzen –
oder wie aus Sophia MARIA wurde …

Der Kult um die Schwarzen Madonnen geht jedoch vermutlich auf eine noch wesentlich ältere Epoche zurück – eine Zeit, in der die Menschheit “Sophia, die Göttin der Weisheit und des Anfangs” verehrte: Sophia, so heißt es, soll bereits vor der Schöpfung existiert haben und zwar “in der Finsternis des Chaos, das schwarz ist”. So erklärt es ein christliches Traktat aus dem 3. Jahrhundert mit dem Titel “Vom Ursprung der Welt”.
Sophia galt somit den Urchristen als die Repräsentation des Heiligen Geistes, der “auf dem Wasser schwebte” und Licht in die Welt brachte, als es “finster auf der Tiefe” war (Genesis, 1,1).

Das Fresko links unten zeigt “Die Heilige Geistin” von Urschalling (Chiemsee), es wurde im Jahr 1923 entdeckt. Die Zeitschrift “efi” schrieb 2007 darüber: “Es ist eine Einladung zur Meditation über das weibliche Göttliche, Assoziationen zur göttlichen Weisheit – Sophia – liegen nahe.”

Eine weitere “Heilige Geistin” (Foto rechts unten) habe ich im Jahr 2013 in Belpuig (Pyrenäen) entdeckt: Sie ist im Bunde die Dritte und stellt ebenfalls Sophia, die Heilige Geistin oder die Weisheit dar.

(Urschalling, Chiemsee)

(Belpuig, Pyrenäen)

 

Die Schwarze “weise” Sophia,

deren Symbol die Taube der Aphrodite war (später auch Symbol des Heiligen Geistes), soll an der Schöpfung beteiligt gewesen sein?
Dieses Denken – das allerdings sehr komplex ist! – fand bereitwillig Aufnahme im Gnostizismus/Dualismus. Der Kult der Sophia hat sich aber auch, wie die oben gezeigten Beispiele beweisen, in der christlichen Volksfrömmigkeit und Kunst niedergeschlagen. Vor allem von den östlichen Christen wurde Sophia hingebungsvoll verehrt. Ihr größtes Heiligtum wurde im 6. Jh. n. Chr. in Konstantinopel errichtet und galt als eines der Weltwunder: die Hagia Sophia, die Kirche der Heiligen Sophia. Die “Dame Weisheit” galt als Göttin der gnostischen Philosophen, die sagten “die Weltseele würde aus ihrem Lächeln geboren.”

Gnostizismus/Dualismus: Die Katharer waren Anhänger des sog. Dualismus, dessen Wurzeln tausend Jahre vor Christus zurückreichen. Der Dualismus ist – vereinfacht ausgedrückt – die Zweiteilung: Gut und Böse, Hell und Dunkel, Oben und Unten – oder, um beim Glauben zu bleiben: Gott und Welt. (H.L.Köppel)

Eine der seltenen “Vièrges ouvrantes”

Eine echte Rarität ist die Schwarze Madonna von Palau-del-Vidre (Roussillon), der ich mehrere Jahre “hinterherjagte”, um sie vor die Linse zu bekommen. Es handelt sich um eine sog. Vièrge ouvrante, also eine “Jungfrau zum Öffnen”. Sie ist die sprichwörtliche Sophia, der weibliche Aspekt Gottes.

“Die Vièrge-ouvrante-Figuren entstanden zwischem dem 13. und 15. Jahrhundert. Im geschlossenen Zustand stellen sie die jungfräuliche Gottesmutter mit dem Kind auf dem Arm dar, geöffnet enthüllen sie Gott-Vater, Sohn und Heiligen Geist im Leib der Jungfrau. Die Vorstellung, dass die männliche Dreifaltigkeit in der Jungfrau enthalten ist, weist in vorchristliche Jahrhunderte zurück, die ebenfalls die jungfräuliche Gottesmutter als Urheberin männlicher Gottheiten kennt.
(Ch. Mulack, “Maria, die Geheime Göttin”, S. 64)

Die Palau-Madonna inspirierte mich, ein bestimmtes Gedicht in meinen Roman “Die Affäre C.” einzubauen: 
“Ich bin das Haupt des Alls, die ich vor einem jeden da bin”
(aus “Die Dreigestaltige Protenoia, Nag-Hammadi-Kodex)

Rom ordnet die Zerstörung dieser Madonnen an

Madonnen dieses Typs, die auch die Trinität einbeziehen, sind sehr selten. Weltweit gibt es nur noch dreizehn Exemplare. Das hat seinen Grund: Die römisch-katholische “Mutterkirche” – trotz ihres Namens von Männern dominiert – hatte diese Art von Darstellung auf ihrem Konzil von Trient (1545-1563) verboten und sogar die Zerstörung der angeblich häretischen Figuren angeordnet. Die Priester von Palau-del-Vidre wussten “ihre” Madonna jedoch gut zu verstecken. Im Jahr 1648 wurde sie wiederentdeckt, in einer Nische über dem Retable des Heiligen Sebastian. (aus: H.L.Köppel, Ausstellungskatalog d. Jüd. Museums, Hohenems)

AKTUELL 2017:

Gefreut habe ich mich über die Bitte des Jüdischen Museums Hohenems/Österreich, am Ausstellungskatalog für das Jahr 2017 “Die weibliche Seite Gottes” mitzuwirken!
Das Museum war über meine Website auf mich aufmerksam geworden, interessierte sich vor allem für die Palau-del-Vidre – Madonna als temporäres Ausstellungsstück. Man bat mich um Vermittlung und, nachdem ein Kontakt mit Palau-del-Vidre zustande kam, um einen Beitrag für den Ausstellungskatalog.
Die wertvolle, weil sehr seltene Figurine war dann vom 30. April an bis 8. Oktober 2017 in Hohenems zu sehen.
(Mein Beitrag und meine Beschreibung der o.g. “Vièrge Ouvrante”, genannt La trinité),  ist auf den Katalogseiten 150 und 151 zu finden; s.a. die nachstehenden Fotos.)

(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Eine der ältesten Schwarzen Madonnen in Frankreich
wird in Dijon verehrt

Sie stammt aus dem 11. Jh., stand damals in der Chapelle du Marché (Marktkapelle), und hieß “Notre-Dame de l’Apport”. Später erhielt sie den Namen “Notre-Dame de Bon-Espoir”. Ursprünglich war das Gesicht der Madonna nicht schwarz, sondern braun. Es wurde jedoch im Laufe der Jahrhunderte immer dunkler, worauf man es im Jahr 1963 wieder aufhellte.
(Literatur dazu: s. “Talmi” von H. L. Köppel)

Eine noch gebärende Jungfrau
Unter dem zeltartigen Gewand der Dijon-Madonna (s. links) verbirgt sich wie man auf dieser Schwarz-Weiß-Aufnahme sieht, eine sog. Virgo paritura, also eine noch gebärende Jungfrau. Der Heilige Bernhard, gewissermaßen ein Sohn der Stadt Dijon, denn er wuchs in der Nähe auf, sah in dieser Figur – die auch in Gestalt einer weisen Eule verehrt worden war – die Mutter Gottes.

Die Hände der Schwarzen Madonnen

 

Romanische Madonnen haben oft übergroße und mitunter weißbemalte Schutzhände, s. Eingangsfoto, Le Puy. Diese Hände werden Hände des Lichts genannt.

Die Romanische Madonna von Belpuig (Pyrenäen) hingegen (links im Bild) tanzt aus der Reihe: Ihre merkwürdige Fingerhaltung – ein aufmerksamer Leser hat mich verständigt –  entspricht wohl dem Hongsasya-Mudra der Buddhisten – was nicht so abwegig ist, wie es sich anhört:

 

Der Ursprung des Glaubens der christlichen Katharer (11.-13. Jh.) geht nämlich auf den persischen Propheten Mani zurück, der im 3. Jh. n. Chr. das Denken von Zoroaster, Buddha und Jesus zusammengefasst hat.

 

Im Jahr 2015 entdeckte ich eine weitere Madonna mit einer ähnlichen Finger- oder Handhaltung (Daumen berührt Zeigefinger) und zwar in Ainsa, einer sympathischen nordspanischen Kleinstadt in der Provinz Huesca/Aragón, umgeben von herrlichen Felsformationen: Der alte Ortskern mit seinem Hauptplatz (Plaza Mayor) wurde als Kulturgut eingestuft. Die Romanische Madonna steht in der 1183 geweihten ehemaligen Kollegiatskirche Santa Maria.

Foto links – die Mudra-Geste (wie bei einer tantrischen Tänzerin)

Die Freundinnen der Frauen

Es gäbe noch viel zu erzählen, über die Schwarzen Madonnen, die Freundinnen der Frauen, in deren Nähe meist eine wundertätige Quelle sprudelt, und bei deren Auffinden der Legende nach sowohl Tiere (Stiere, Kühe) als auch Bauern und Hirten ihre Hand im Spiel hatten. Im 16. Jh gab es in Frankreich fast 200 dieser Statuen, und bis heute wurden weltweit über 450 Figurinen entdeckt. Die Volksfrömmigkeit bezeichnet übrigens alle Romanischen Sitzfiguren als “Schwarze Madonnen”, gleich ob sie schwarz sind oder nicht. Nicht selten wurden sie bei einer späteren Restaurierung absichtlich “geweißt”.

„Schwarz bin ich und schön, ihr Töchter Jerusalems, schwarz wie die Zelte Kedars, schön wie die Zeltdecken Salomons.”

Zum Abschluss ein kleiner Reigen meiner interessantesten Madonnen-Entdeckungen der letzten Jahre, für die – teilweise  blau unterlegt, d.h. anklickbar – weitere Informationen zur Verfügung stehen.

Sachbücher zum Thema:
Christa Mulack, “Maria – Die Geheime Göttin im Christentum, Stuttgart 1985
Erich Neumann, “Die Große Mutter”, Freiburg i. Br., 1989
Franz Siepe, “Fragen der Marienverehrung”, Gräfelfing 2002
Ean Begg, “Das Rätsel der Schwarzen Madonna”, Bad Münstereifel 1989

Die Freundinnen der Frauen – Vic, Katalonien (Diözesanmuseum)

Und weiter geht es mit den “Schönen Damen von Astorga” – ganz besondere Madonnen aus Spanien – bitte klicken Sie hier!

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Helene L. Köppel

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LESEN hält wach, garantiert!
“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

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Le Puy-en-Velay
– einst ein bedeutendes Druidenzentrum

Die französische Stadt Le Puy-en-Velay ist seit dem Mittelalter einer der Ausgangspunkte zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Hier führte eine der wichtigsten französischen Nord-Süd-Verbindungen vorbei, die alte via regordana.
Le Puy (wie die Stadt früher genannt wurde) liegt im Département Haute-Loire, in der Region Auvergne-Rhone-Alpes, hat knapp 20 000 Einwohner – und war in grauer Zeit ein bedeutendes Druidenzentrum!

 

Links ND de France und rechts St. Michel d’Aiguille

Zwei beeindruckende Felsspitzen beherrschen die Stadt:
Der Rocher Corneille auf dem Mont Anis, wo sich die Kathedrale mit der darüber liegenden 16 m hohen Statue von ND de France erhebt – und St. Michel d’Aiguille, wo eine romanische Johanneskapelle an die Stelle des gallischen Merkur-Tempels getreten ist; am Fuße des Berges stand früher ein Tempel der Göttin Diana.

Die Kathedrale Notre Dame
Der Bau der romanischen Kathedrale von Le Puy (mozarabischer Einfluss) stammt aus dem 11./12. Jh. Eine alte Heilquelle hinter dem Hochaltar wurde in die Konstruktion einbezogen.
Und so fing alles an: Im Jahr 1095 hielt Papst Urban VII in Le Puy ein Konzil zur Vorbereitung des Ersten Kreuzzugs ab. Gut motiviert marschierten anschließend die Kreuzfahrer unter dem Salve Regina – der Hymne von Le Puy – aus der Stadt.
In den folgenden 70 Jahren besuchten 5 Päpste diese Kathedrale sowie 15 Könige  – darunter auch der Heilige Ludwig.

Heute ist die Kathedrale Bischofssitz des Bistums Le Puy-en-Velay und trägt den Titel einer Basilica minor – einer kleinen Basilika.
Kurioses am Rande: Die Treppe, die hinauf zur Kathedrale führt, setzt sich unter der Vorhalle fort. Sie endet mit einem Absatz, auf dem sich bis ins 18. Jh. die Goldene Pforte öffnete. Von da aus führten 18 Stufen in die Mitte des Schiffs – woraufhin das Geflügelte Wort entstand: “Man trete beim Nabel ein und gehe bei den Ohren wieder hinaus!”

Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Der Fieberstein

La Pierre des Fièvres: Beim sog. Fieberstein von Le Puy handelt es sich um den schwarzen Deckstein eines Dolmens, der sich einst auf dem Mont Anis befand.  Der Stein, der früher auf dem Hochaltar stand, soll im Jahr 430 n. Chr. eine Witwe von einem bösartigen Fieber geheilt haben. Heute hat er eine eigene Seitenkapelle links vom Altar.
Ich stöbere auch gern mal in alten Reiseführern und fand dort über den Fieberstein folgendes:

“Nach Meinung einiger Gelehrter handelt es sich bei diesem Stein um Reste eines alten Druidenaltars, der einer gallischen Göttin geweiht war, die jungfräulich gebären musste. Diese Auffassung besitzt einige Wahrscheinlichkeit dadurch, dass in Gallien tatsächlich an mehreren Orten die Verehrung einer jungfräulich gebärenden Göttin in vorchristlicher Zeit bekannt war …

Der wundertätige Stein von Le Puy war also schon seit frühester Zeit Anziehungspunkt für fromme Pilger. Andere Legenden besagen, dass das erste christliche Heiligtum auf dem Mont Anis von Engeln eingeweiht wurde – woher sich im Mittelalter die Bezeichnung CHAMBRE ANGELIQUE für den jeweils ältesten Teil der Kathedralen ableitet.

Die Schwarze Madonna von Le Puy

Die Schwarze Madonna von Le Puy-en-Velay
mit weißen Schutzhänden

Doch nun zur Schwarzen Madonna, die in Le Puy in vielerlei Gestalt verehrt wird: Nach der Überlieferung fand eine erste Madonnenerscheinung bereits im Jahr 46 n. Chr. statt, eine weitere im Jahr 420. Im Mittelalter betete man vor einem “Heiligen Bildnis”, vor dem auf Anordnung der Grafen von Toulouse (die später den Katharern nahestanden) ein ewiges Licht aufgestellt wurde.
Bei der  Madonna, die im Hochmittelalter verehrt wurde, handelte es sich vermutlich um eine Statue der Isis, die zu den Schätzen des Großsultans von Babylon gehörte, der sie dem Heiligen Ludwig schenkte. Sie ging während der französischen Revolution verloren; die heutige Madonna ist jedoch ein getreues Abbild. (Außergewöhnlich ist, dass auch das Kind weiße Schutzhände besitzt wie seine Mutter.)

Der Kreuzgang

Beeindruckend ist auch der Kreuzgang von Le Puy mit seinen herrlichen polychromen Fassaden. Er stammt ebenfalls aus dem 12. Jh., und man erkennt auch hier deutlich den spanisch-arabischen Einfluss.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Besançon – das römische “Vesontio”

Julius Cäsar berichtet in “De bello Gallico”, dass er die Stadt Besançon – damals noch Vesontio genannt – aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage im Jahr 58 v. Chr. zum Stützpunkt im Kampf gegen die Germanen machte.

 

Cum tridui viam processisset, nuntiatum est ei Ariovistum cum suis omnibus copiis ad occupandum Vesontionem, quod est oppidum maximum Sequanorum, contendere triduique viam a suis finibus processisse …

 

Heute ist die malerische Stadt – an einer Schleife des Doubs gelegen – Universitätsstadt und das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region Franche-Comté.

Quai Vauban und Doubs

Altstadt

Besançon verdankt sein heutiges Aussehen dem umtriebigen Festungsarchitekten Ludwigs XIV., Vauban. Seine raffinierte Befestigungstechnik – eine Zitadelle und drei aufeinanderfolgende Wehrgänge – ist noch zu sehen. Der Quai, mit Umwallung und einer schier endlosen Reihe mit Arkaden versehenen Gebäuden, trägt Vaubans Namen.

Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban (auch Marquis de Vauban) - 1633 - 1707 - war ein französischer General, Festungsbaumeister Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich.

Die sehenswerte Altstadt besitzt aber auch noch zahlreiche Zeugnisse aus der Römerzeit – wie die Säulen des Square Castan (s. erstes Foto) und – in der Nähe der Kathedrale – die Porta Nigra (auch Porte de Mars genannt), die mit ihren Skulpturen und dem zweigeschossigen Aufbau an einen prachtvollen Triumphbogen erinnert – und das zu Recht:

Die Porta Nigra – geschmückt mit Pflanzenornamenten, Mythologie- und Kampfszenen – wurde einst dem römischen Kaiser Marc Aurel gewidmet.

Marc Aurel oder Marcus Aurelius, war von 161 bis 180 römischer Kaiser und als Philosoph der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa.
Als Stoa (Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet.

In Besançon, einer Stadt der Künste, lebt das Andenken an zwei berühmte Namen fort, Männer, die hier geboren wurden:
Die Brüder Lumière (1862 und 1864) – die “Erfinder des Cinématographen” (s. Foto rechts)
und der berühmte Schriftsteller Victor Hugo (1802), der den Franzosen (nach Voltaire) als ihr größter Autor gilt. Hugo schrieb u.a. “Der Glöckner von Notre-Dame” und “Die Elenden” (Les Miserables).

rechts das Geburtshaus von Victor Hugo

Blick auf den Turm der Kathedrale Saint Jean (12. Jh.)

Mein Urteil:
Besançon hat wesentlich mehr zu bieten als nur ein Hotelzimmer für die Nacht vor der Weiterreise in den Süden!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!