Das keltische Oppidum Ensérune, die Via Domitia – und der Kanaltunnel von Malpas

Das alte Oppidum Ensérune – seine Geschichte und die Geschichte seiner Wiederentdeckung

Inmitten einer brettflachen Umgebung liegt auf einem langgestreckten und mit Zypressen reich bestückten Hügel das ehemalige Oppidum Ensérune – das im Altertum einige Bedeutung besaß.
Heute ist der Ort, westlich von Béziers gelegen – eine Art Freilandmuseum – eine historische Sehenswürdigkeit, denn Ensérune gilt als typisches Beispiel für die in der Eisenzeit begehrten Siedlungsstätten.

Von hier oben, auf 120 Meter Höhe, hatten die Kelten, die Ensérune ursprünglich besiedelten, einen ausgezeichneten Panoramablick über das umliegende Land. Ensérune beherrschte die Landenge zwischen dem Etang de Vendres und dem Etang von Capestang, lag also an einer wichtigen Verkehrsachse, auf der schon in grauer Zeit zahlreiche Völkerwanderungen stattfanden. So zogen hier auch die Volksstämme der sog. “Urnenfelderkulturen” vorüber. Später die Iberer und Kelten.

Kleiner Rundgang durch die Archäologische Stätte

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Herkules, Hannibal – und dann die Römer

Der Legende nach soll die ursprüngliche Straße, die an Ensérune vorbeiführt, der antike Weg gewesen sein, den Herkules bei seiner 10. Arbeit benutzte, als er das Vieh von Geryon aus Erytheia (Cadiz, Spanien) holte und zurück nach Mykene (Peloponnes, Griechenland) brachte.

Während des Zweiten Punischen Krieges*, um das Jahr 218 v. Chr., marschierte hier Hannibal vorüber, auf dem Weg über die Pyrenäen nach Italien. In seiner Begleitung fünfzigtausend Soldaten, neuntausend Reiter und siebenunddreißig Schlachtelefanten.

* Der Zweite Punische Krieg wurde von 218 v. Chr. bis 202 v. Chr. zwischen den Römern und den Karthagern (lateinisch Punier) ausgetragen.

Die “Via Domitia” – die erste Römerstraße in Gallien

Hundert Jahre nach Hannibal erschien der römische Prokonsul Domitius Ahenobarbus auf der Bildfläche, der Narbonne gründete.
Domitius baute die vorhandene alte Straße aus, die später seinen Namen erhielt: “Via Domitia”.
Danach war hier der Teufel los: Ob Eroberer, Händler oder Menschen auf der Flucht, alle nutzten diese Straße: Westgoten, Sarazenen, Franken und etappenweise auch Santiago-Pilger.
(Karte rechts: Wikipedia)

Irgendwann wurde Ensérune aufgegeben. Vermutlich nach und nach. Der Grund dafür ist nicht bekannt.
Um das Jahr 1248, also im Hochmittelalter, wurde schließlich auch der riesige Teich aufgegeben, der unterhalb des Hügels inmitten von Feldern und Weingärten lag. Das Areal, das heute ausschaut wie ein überdimensionaler Strahlenstern, senkt sich auffällig zur Mitte ab, was an den Abzugsgräben liegt, deren Wasser ein unterirdischer Kanal zum einstigen Etang von Capestang leitet. (Foto unten)

Ensérune – die Wiederentdeckung der verschwundenen Stadt im Jahr 1915


Dass Ensérune – ein Hügel mit nur 750 Meter Länge und 150 Meter Breite – eine alte Geschichte hat und ein “Vorposten Galliens” war, beweist auch der Reichtum der vielen ausgegrabenen Funde: Grabbeigaben aus der Eisenzeit, Eisenschwerter und andere Waffen, attische Vasen, römische Amphoren, medizinische Instrumente, Bronzestatuetten und -schmuck, Münzen
Gegraben wurde hier ab dem Jahr 1915, und zwar auf Veranlassung des damaligen Grundeigentümers, der eigentlich nach seltenen Pflanzen suchte – und plötzlich im Dickicht eine unter den Sedimenten verborgene Stadt entdeckte, die in ihrer Blütezeit acht- bis zehntausend Einwohner beherbergte.
(Foto links unten, das kleine Museum)

Ensérune und seine Vorratshaltung


Die ersten Menschen, die auf Ensérune siedelten, hausten wohl verstreut in einfachen Hütten. Erst in der zweiten Besiedlungszeit, die bis 220 v. Chr. dauerte, entstand eine richtige Siedlung mit engen Gassen und schlichten Steinhäusern – darunter aber auch Bauten nach griechisch-römischem Vorbild mit Säulengalerien. Ringsum zog sich ein Zyklopenmauerwerk. An den Hängen hat man Terrassengärten angelegt.
Doch je mehr Menschen sich hier niederließen, umso wichtiger wurde die Bevorratung. Auf dem markierten Rundweg durch die archäologische Stätte kann man noch die alten Silos für das Getreide sehen, zur Hälfte in den Boden eingegraben. Aufgrund der problematischen Wasserversorgung auf dem Hügel hatte man ein ganzes System an Zisternen angelegt. Über 40 Regenspeicher wurden bislang entdeckt, der größte 5 Meter tief.

Der Kanal-Tunnel von Malpas

Für den Fall, dass es auch Sie irgendwann nach Ensèrune verschlägt:

Grüßen Sie bitte den netten Esel von mir 🙂 – und besuchen Sie auch den in der Nähe gelegenen Kanaltunnel von Malpas am Canal-du-Midi!
Der Tunnel – eine der Meisterleistungen von Riquet* – führt unter dem Hügel von Ensérune hindurch. Er gilt als der erste gebaute Kanaltunnel weltweit.

* Pierre-Paul Riquet (1609-1680) war der Erbauer des 240 km langen Canal-du-Midi, der die Stadt Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet.

Ahoi, und Danke für Ihre Begleitung!

Rennes-les-Bains (Aude) – die Römer und der merkwürdige Abbè Boudet

“Wie im Einschnitt einer unreifen Frucht lag das langgezogene, etwas düstere Rennes-les-Bains unter ihnen, als sie nach einer guten Stunde Fahrt dort ankamen …”

(Aus “Talmi” v. H. L. Köppel, S. 307 ff)

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Romanschauplatz Rennes-les-Bains

Rennes-les-Bains liegt im Aude-Gebiet, im Tal des Flusses Sals, 48 km südlich von Carcassonne und 20 km von Limoux entfernt. Der malerische Ort, keltisch-römischen Ursprungs, lag im Mittelalter im Herzen des Katharerlandes. Er ist berühmt geworden als “Badeort der Römer”*, aber auch als “Schwesterstadt” des 3 km entfernten Bergnestes Rennes-le-Château – und nicht zuletzt aufgrund des rätselhaften Buches seines früheren Pfarrers Henri Boudet (1837-1915): “Die wahre Sprache der Kelten und der Kromleck von Rennes-les-Bains”. Ein Buch, das nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1886 von der Fachwelt als “unseriöse und urkomische Schrift” bezeichnet wurde. Zwischen den Zeilen jedoch blitzt das “Geheimnis einer lokalen Geschichte” auf.
Ich selbst kenne Rennes-les-Bains seit mehr als zwanzig Jahren. Der Ort ist zum Schauplatz in meinem Historischen Roman “Marie – die Erbin des Grals”** geworden und fand auch Eingang in meinen Thriller “Talmi”.

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* Im Jahr 121 v. Chr. besetzten die Römer dieses Gebiet, das den Namen “Gallia Togata” oder “Gallia Narbonnensis” erhielt.
** Die Geschichte der Marie Denarnaud, Haushälterin und Geliebte des benachbarten Priesters von Rennes-le-Château; Einfluss von Boudet auf Saunière etc.

Rennes-les-Bains und die Region “Rhedesium”

Die Region des sogenannten “Rhedesiums” (später Razès genannt) ist sehr alt: Iberer, Kelten, Griechen, Römer, Westgoten und Karolinger haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Der Name “Rennes” wurde sowohl von Rennes-le-Château als auch von Rennes-les-Bains übernommen, um an den Aufenthalt einer Königin (fr: reine) zu erinnern. Um welche es sich gehandelt hat, weiß man nicht mehr: Zur Auswahl stehen Blanche de Castile und Blanche de Bourbon, die unglückliche Frau von Peter dem Grausamen. Vermutlich war es letztere, die auf ihrem Weg nach Puilaurens, zu ihrer Hochzeit, hier noch einmal badete.
Bis zum 18. Jahrhundert war Rennes-les-Bains unter dem Namen “Les Bains de Monferan” (Die Bäder von Monferan/Montferrand) bekannt. Montferrand ist ein Dorf auf einem Hügel im Nordwesten. Ausgrabungen haben dort eine gallorömische Fundstätte ans Tageslicht gebracht. Doch Rennes-les-Bains hat Montferrand den Rang abgelaufen. (Antike Dokumente beziehen sich aber immer auf Monferan/Montferrand.)

Der Kopf der keltischen Quellgöttin Damona?

Ein besonderes Überbleibsel vermutlich aus Keltischer Zeit befand sich noch im Jahr 1992 (oder 1972?) an der Ostwand des Pfarrhauses. Abbé Boudet hat den Kopf dort anbringen lassen, nachdem er ihn östlich von Rennes-les-Bains entdeckt, wohl mit der Spitzhacke vom Sockel geschlagen und mitgenommen hatte. Der Fundort, ein uraltes Quellheiligtum, war unter dem Namen “Pla de las Brugos” bekannt: “Hexenplatz”. Hier wurde früher vielleicht die keltische Göttin Damona verehrt. Die Ähnlichkeit (Frisur) mit Abbildungen dieser Göttin ist frappant.
Dass Boudet den steinernen Kopf kurzerhand in “Tête de l’homme” umbenannte – “Kopf eines Mannes” – sollte Jahrzehnte später den Gerüchtetopf in halb Europa zum Aufwallen bringen: Die einen mutmaßten, es handle sich um die Abbildung von Jesus Christus, der hier irgendwo begraben sei, andere sahen in ihm den Kopf des Merowingerkönigs Dagobert II.

Für einige Zeit befand sich der halbverwitterte Kopf noch – neben vielen Fundstücken aus der Römerzeit – im örtlichen Museum. Doch dieses existiert heute leider nicht mehr. Schade eigentlich!

Rennes-les-Bains und die Römer

Unzählige Münzen und archäologische Funde, darunter auch antikes Glas, beweisen, dass das Heilbad Rennes-les-Bains bei der römischen Kolonie COLONIA NARBO MARTIUS** äußerst beliebt war. Ein ehemaliger Priester (Antoine Delmas) hat im Jahr 1709 einen Bericht über Rennes-les-Bains verfast, in dem er die Ruinen der römischen Thermalbäder beschreibt (heute verschwunden) und auch auf die Funde näher eingeht. Er berichtet von Münzen aus Gold, Silber und Bronze, u.a. von Domitianus, Justitian, Gordianus, Tiberius, Julius Caesar, Claudius, Gratianus etc. Auch Statuetten von römischen Kaisern und den Göttern Jupiter und Mercurius wurden gefunden, sowie römische Lampen, Mosaikböden, alte Instrumente, gallo-römische Amphoren und Fragmente von Statuen. Ein weiterer Pfarrer und Archäologe, der Rennes-les-Bains in dieser Zeit besuchte, berichtete über mehr als 400 Gold- und Silbermünzen aus der Römerzeit, die er in der Gegend gefunden haben will. Es wurde hier also schon früher fleißig gesucht und gegraben. Sogar ganz offiziell: So erhielt ein gewisser Henri-Paul Elie im Jahr 1857 die Silbermedaille der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Toulouse) für seine Entdeckungen in Rennes-les-Bains: Zwei Räder und diverse Fragmente eines bronzenen Streitwagens, die auf dem Gebiet der Gemeinde entdeckt wurden.
Mit seinen neun Quellen und unterschiedlichen Wassertemperaturen lag Rennes-les-Bains in einer der ersten Provinzen, die überhaupt von den Römern besetzt wurden. Das Teilstück einer ihrer Straßen ist noch auffindbar. Von Montferrand aus führt der Weg, der mit großen Quaderpflastern belegt ist, rechts in den Wald. Vermutlich handelt es sich um einen Abschnitt einer einst großen Straße, die Carcassonne mit der katalanischen Küste verband und über den Col Saint Louis, wie der Passübergang heute heißt, führte.

** – ein Gebiet, das dem heutigen Languedoc und der Provence entspricht.

Die römischen Bauwerke in Rennes-les-Bains (ohne Gewähr!)

“Der Pfarrer Boudet hütet ein Geheimnis,
das die größten Umstürze verursachen könnte!”

Das Tor des Geldes, das Tor des Goldes und das Tor der Myrrhe” – Zugänge zu einem unterirdischen Heiligtum?

Bereits antike Autoren wie Strabo, Prokopios von Caesarea oder Pomponius Mela (der in der Nähe des Bugarachs eine alte Goldmine verortete) zeigten ein auffälliges Interesse an der Umgebung der beiden Rennes. Und fast immer ging es um Gold und wertvolle Schätze. Oder um ein Geheimnis. Der Autor Labouisse-Rochefort (1778-1852) schreibt z.B. in seinem Buch Voyage à Rennes-les-Bains (Reise nach Rennes-les-Bains) von einem vom Teufel bewachten Schatz in der Nähe des Château de Blanchefort*. (Ruine Blanchefort s. Foto oben). Und folgt man einer alten örtlichen Legende, so geht es um drei Tore: Das Tor des Geldes, das Tor des Goldes und das Tor der Myrrhe, drei geheime Zugänge zu einem unterirdischen Heiligtum.
Gefunden hat sie bislang niemand.

Es war aber Abbè Henri Boudet (1837-1915), der wohl berühmteste Priester von Rennes-les-Bains, der – gemeinsam mit seinem Kollegen Bérenger Saunière – die Schatzsuche kräftig anheizte. Dass bereits ein Zeitgenosse, der Priester R. P. Vannier, über ihn sagte: “Der Pfarrer Boudet hütet ein Geheimnis, das die größten Umstürze verursachen könnte”, lässt die Menschen bis heute aufhorchen, nachdenken und spekulieren. Manchmal schreiben. Und manchmal graben, in alten Büchern oder vor Ort.
In Boudets Buch “La Vraie langue celtique: et le cromleck de Rennes-les-Bains”, das im Jahr 1886 veröffentlicht wurde, spielt u.a. der benachbarte Berg Serbairou eine Rolle. Dort fand er vermutlich nicht die gesuchten drei Tore, auch nicht “das Grab Christi”, wie manche Autoren es ihm unterstellen, sondern einen riesigen “Kromleck”. (Mit Cromlech bezeichnet man im Kreis angeordnete aufrecht stehende Steine, also Menhire.)
Entdeckte der passionierte Wanderer ein keltisches Quellheiligtum auf dem Berg? Einen Platz, an dem sich die Druiden versammelten – “die gelehrten Mitglieder des Neimheid”, wie Boudet selbst schreibt? Ausgeschlossen ist dies nicht. Vielleicht hat es sich ursprünglich um eine auf natürliche Weise entstandene Felsformation gehandelt, der die Kelten für ihre Zeremonien weitere Menhire beigesellten. Überall um Rennes-les-Bains gibt es ja diese auffälligen Steine, aber eben auch zahlreiche Schluchten, Höhlen, Grotten und Stollen, wo man Schätze vermutet. Selbst aufgelassene Minen hat man entdeckt, in denen z.B. Gagat abgebaut wurde (für Jett-Schmuck).
Immerhin was Glänzendes! 🙂

Boudet, der bereits von seinen Zeitgenossen als Gelehrter betrachtet wurde, beschäftigte sich jedoch nicht nur mit keltischen Monumenten und uraltem Wissen, sondern auch mit alten Sprachen, d.h. er suchte nach Ähnlichkeiten des Südfranzösischen mit der keltischen Sprache. Leider hat er sein Buch in einer “codierten Sprache” ** verfasst, d.h. er bediente sich eines gewissen Jargons, der einem als Laien das Lesen und Verstehen erschwert. Aber gerade das scheint die Fantasie vieler Menschen bis heute anzuregen. Es ist ein seltsames Buch, in dem Boudet aber ganz offen den Zweck der Aufwendungen ankündigt: “Durch die Interpretation eines in einer fremden Sprache gebildeten Namens in das Geheimnis einer lokalen Geschichte eindringen …”
Nun, es darf fröhlich weiter gerätselt werden!
In seinem Buch gibt Boudet aber auch wertvolle Hinweise auf sehenswerte Kirchen in der Umgebung, wie z.B. Notre-Dame-de-Marceille und Notre-Dame-du-Cros.
Beide Kirchen besitzen ebenfalls heilkräftige Quellen, sind reich an Mythen und Legenden und einen Besuch wert!

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*Herkunftsort eines gleichnamigen Templer-Großmeisters, s. Foto oben
**Boudets “codierte Sprache” weist Ähnlichkeit mit der vom Schriftsteller Jonathan Swift entwickelten “punischen Sprache” auf. Die punische Verschlüsselung ist einem Wortspiel ähnlich.

Die neun Quellen von Rennes-les-Bains

Schon seit Jahrtausenden geniesen die Menschen heißes Quellwasser. Die alten Römerthermen von Rennes-les-Bains sowie das alte Thermalgebäude wurden aufgegeben, aber die 9 Quellen, 5 warme (von 37-40°) und 4 kalte, sprudeln hier noch immer.
Es gibt inzwischen ein neues Thermalschwimmbad, das eine natürliche Temperatur von 33 ° hat, und auch ein Jacuzzi und einen Hammam anbietet.
Unten am Fluss kann man sich jederzeit gratis unter die warme Dusche legen.
Kleiner Hinweis: Um an dieser exponierten Stelle zu baden, steht man auch gerne mal in der Sals Schlange! 🙂



“Les Bains Doux” – eine der warmen Quellen ( 37° ) entspringt beim ehemaligen Thermalgebäude

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Die Gärten der Königin, elegante Kurgäste und eine “Liebesquelle”

In den “Gärten der Königin” (Foto unten links) entspringt eine warme Quelle direkt im Fluss Sals.
Das mittlere Foto nimmt uns mit in eine Zeit, in der die eleganten Kurgäste aus aller Welt in Rennes-les-Bains weilten. Es gab ein Grand Hôtel!
Rechts unten werfen wir einen Blick auf die romantische “Fontaine des Amours”, eine weitere (allerdings kalte) Quelle mit Kaskaden, die etwas außerhalb von Rennes-les-Bains liegt, in Richtung Bugarach.

(Eine bestimmte Szene in meinem Roman “Talmi” spielt an der “Fontaine des Amours.)

Rennes-les-Bains hat viele Gesichter, zuviele?


Zuviel geht eigentlich gar nicht, wenn man in Südfrankreich auf Reisen ist!
Mal ist Rennes-les-Bains ein verrücktes südfranzösisches Nest, in dem sich neben sympathischen Alt-Hippies auch allerlei Forscher und Schriftsteller treffen, die sich mit vielfältigen Themen befassen, darunter, wie ich, auch mit der Geschichte der Katharer.
Die “Rennologen-Gemeinde” findet man zuverlässig auf dem schattigen Platanenplatz, meist vor dem Lokal “Chez Willi” sitzend, wo es – pst! – die besten Pizzen Frankreichs gibt … Wasserfreunde und Kinder hingegen lieben die Sals, die im Sommer auch zum Angeln und Fischen einlädt. Für Wellness sind die Quellen und Bäder da. Höhlenforscher, Wanderer und Kletterer – oder aber Schatzsucher! – zieht es in die umliegenden Berge und Wälder, z.B. zu den “Schwankenden Steinen” (Foto oben) und anderen Naturschönheiten. Auch Kunstfreunde kommen hier auf ihre Kosten, die Klöster und Kirchen in der Umgebung sind sehenswert. Und mitunter schreien hier des Abends die Pfaue, die oben auf den Hängen gehalten werden. Aber daran gewöhnt man sich schnell.
Noch was: Donnerstags und Samstags ist Markttag (auch regionale Produkte). Und in der Saison finden auf dem Marktplatz manchmal Konzerte statt.
Und dann steppt hier der Bär! 🙂

Das stille Gesicht von Rennes-les-Bains

Ein Gesicht von Rennes-le-Bains ist still. Sehr still.
Man entdeckt es am frühen Morgen, wenn die Katzen umherstreunen und nur das Rauschen der Sals zu hören ist. Dann bin ich oft auf den Beinen und streife mit meiner Kamera durch die menschenleeren Gassen …

Rennes-les-Bains – ganz, ganz still

Auf dem Friedhof hinter der Kirche liegen – einträchtig nebeneinander – die alten Familiengräber der “üblichen Verdächtigen in der Causa Rennes-le-Château & Rennes-les-Bains”. Mögen sie in Frieden ruhen!

Henri Boudet selbst liegt im benachbarten Ort Axat begraben, neben seinem Bruder Edmond.
Auf seiner Grabplatte, die einige unleserliche Inschriften aufweist, hat der Steinmetz das geheimnisvolle Buch des Priesters verewigt, für dessen Druck Boudet aus eigener Tasche mehr als 5000 Goldfranc aufgewendet haben soll. Der Erfolg blieb aus, einige hundert Bücher wurden als Geschenke an interessierte Priester verteilt, zwei gingen nach England (Oxford University und an Königin Viktoria), die Restauflage hat man auf Drängen des damaligen Bischofs vernichtet.
Die steinerne Ausgabe trägt die Aufschrift: “IXOYS” (= Ichthys), also die bekannten Anfangsbuchstaben der fünf griechischen Wörter für: Jesus Christos Gottes Sohn Erlöser.
Das einzig Seltsame dabei ist, dass der Steinmetz anstelle des Buchstaben (Y)psilon ein (I)ota verwendet hat – was natürlich ein allerletztes Rätsel aufwirft! 🙂

Vielen Dank für Ihre Begleitung durch die aufregenden Zeiten von Rennes-le-Bains!

Weitere spannende Orte in Südfrankreich können Sie hier entdecken! Eintritt frei!

Alphabetisch geordnet:
Albi, Alet-les-BainsArles, Arques, Arreau/Cagoten, AvignonBéziersBoule d’Amont, Cabestany, Canal-du-MidiCarcassonne, Campagne sur Aude, Collioure,  Collioure-EremitageElneEnsérune, Fontfroide, Galamus-Schlucht, Ille-sur-Têt, Limoux1,  Limoux2, Limoux3Marcevol, Minervois: ND du Cros, Mirepoix, Montaillou, Montségur, ND de Marceille, Palau-del-Vidre, Pérouges, Prieuré de Serabonne, Puivert, Puy-en-Velay, Rennes-les-Bains, Rennes-le-ChâteauRennes-le-Château/Presse/FotosRieux-Minervois, Rocamadour, Saint-André, Saint-Genis-des-Fontaines, Saint-Gilles-du-Gard, Saint-Guilhem-le-Désert, Saint-Hilaire, Saint-PolycarpeSylvanès, Saissac, Santa-Maria del Vilar.  Serres, Taurinya, Toulouse, 


Ciudad Rodrigo – wo der Teufel manches Mal im Detail steckt …

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Ciudad Rodrigo liegt am Fluss Águeda im Westen Spaniens, in der Provinz Salamanca (Kastilien-León), ungefähr 20 km östlich der portugiesischen Grenze.
Die kleine Stadt hat ungefähr 12 000 Einwohner. Ihr ursprünglicher Name war Miróbriga.
Wer diese wirklich sehenswerte und auch freundliche Stadt besichtigen möchte, parkt am besten auf dem Parkplatz außerhalb der Stadtmauern und geht zu Fuß durch das Stadtor Puerta del Sol. Auf diesem Weg erreicht man rasch die historische Altstadt mit dem Plaza Mayor, wo man gemütlich sitzen und sich für weitere Erkundigungen stärken kann. Werfen Sie einen Blick auf die herrlichen Stadtpaläste, die Kathedrale und die Burg, die im Südwesten der Altstadt liegt. Sie wird datiert auf das Jahr 1372; der mächtige Turm entstand hundert Jahre später. Heute befindet sich in der Burg ein Hotel der staatlichen Parador-Kette.

Der alte Name “Miróbriga” geht auf die Keltiberer zurück, die im 6. Jh. v. Chr. die Stadt gegründet haben.

Ein Zeugnis dieser vorrömischen Zeit ist „El Verraco“, ein Eber aus Granit, den die Keltiberer hinterlassen haben.
Nach der Eroberung durch die Römer wurde die Stadt in Augustóbriga umbenannt. Die älteste Urkunde, die den noch heute aktuellen Namen bezeugt – Civitatem de Rodric – stammt aus dem Jahr 1136.

Die Kathedrale de Santa Maria

Mit dem Bau der Kathedrale von Ciudad Rodrigo wurde im 12. Jahrhundert begonnen, nachdem König Ferdinand II. und Papst Alexander III. die Stadt zur Suffragandiözese* von Santiago de Compostela ernannt hatten. Geweiht wurde das Gotteshaus im Jahr 1165.
Weil die erste Bauphase bis zum 14. Jahrhundert andauerte, lassen sich hier sowohl romanische als auch gotische Elemente finden.
(*einem Erzbischof unterstellt)

Die Kathedrale de Santa Maria “hat es in sich” – im wahrsten Wortsinn.
Kurz: Ich war überwältigt von der Fülle der Details, die auf mich einstürmten. Lassen auch Sie sich überraschen!

Wie immer können meine Fotos mit einem Klick vergrößert werden.

Ciudad Rodrigo – wo sich über dem Eingang der Kathedrale
ein prachtvoller Fries mit Figuren aus dem Alten Testament befindet
– darunter die geheimnisvolle Königin von Saba
(3. von links)

Ciudad Rodrigo – wo Kunst historisch wertvoll ist:

… wo stattliche Säulen mit stattlichen Zypressen konkurrieren:

… und der Teufel manches Mal im Detail steckt:

… da sollten die Madonnen ein wachsames Auge auf den Teufel haben!

Mit einem letzten “augenzwinkernden” Blick auf eines der schönen Adelshäuser und
den Donjon des Alcázar bedanke ich mich für Ihr Interesse!

Mérida – vormals Emerita Augusta


Mérida, die Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura im Südwesten Spaniens, war im Römischen Reich unter dem Namen Emerita Augusta Hauptstadt der Provinz Lusitana. Sie wurde im Jahr 25 v. Chr. von Kaiser Augustus als Kolonie für Veteranen der römischen Legionen gegründet. Bis zum Untergang des Römischen Reiches war Mérida ein bedeutendes militärisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum.

Im Mittelalter machten die Westgoten Mérida zur Hauptstadt ihres Königreichs. Von hier aus wurde im 6. und 7. Jh ein Gebiet, das fast das gesamte heutige Spanien und Portugal umfasste, regiert.

Im Jahr 713 fielen die Mauren unter Musa ibn Nusair in Mérida ein und verwüsteten die Stadt. Die Rückeroberung erfolgte im Jahr 1230 unter Alfons IX. von León.


Der Tempel der Diana – wurde zwischen dem 1. und 2. Jh. n. Chr. gebaut. Er hat einen rechteckigen Grundriss und sechs Frontsäulen. Die Kapitelle sind korinthisch. Man huldigte hier dem “Gottgleichen” Kaiser Augustus.


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Das Amphitheater – wurde im Jahr 8 v. Chr. eingeweiht. Es bot bis zu 20 000 Zuschauern Platz. Hier fanden sowohl Kämpfe mit wilden Tieren als auch Gladiatorenkämpfe statt.

Kleiner Hinweis am Schluss:
In den Monaten Juli und August findet im Amphitheater das Internationale Festival für klassisches Theater statt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Besançon – das römische “Vesontio”

Julius Cäsar berichtet in “De bello Gallico”, dass er die Stadt Besançon – damals noch Vesontio genannt – aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage im Jahr 58 v. Chr. zum Stützpunkt im Kampf gegen die Germanen machte.

 

Cum tridui viam processisset, nuntiatum est ei Ariovistum cum suis omnibus copiis ad occupandum Vesontionem, quod est oppidum maximum Sequanorum, contendere triduique viam a suis finibus processisse …

 

Heute ist die malerische Stadt – an einer Schleife des Doubs gelegen – Universitätsstadt und das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region Franche-Comté.

Quai Vauban und Doubs

Altstadt

Besançon verdankt sein heutiges Aussehen dem umtriebigen Festungsarchitekten Ludwigs XIV., Vauban. Seine raffinierte Befestigungstechnik – eine Zitadelle und drei aufeinanderfolgende Wehrgänge – ist noch zu sehen. Der Quai, mit Umwallung und einer schier endlosen Reihe mit Arkaden versehenen Gebäuden, trägt Vaubans Namen.

Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban (auch Marquis de Vauban) - 1633 - 1707 - war ein französischer General, Festungsbaumeister Ludwigs XIV. und Marschall von Frankreich.

Die sehenswerte Altstadt besitzt aber auch noch zahlreiche Zeugnisse aus der Römerzeit – wie die Säulen des Square Castan (s. erstes Foto) und – in der Nähe der Kathedrale – die Porta Nigra (auch Porte de Mars genannt), die mit ihren Skulpturen und dem zweigeschossigen Aufbau an einen prachtvollen Triumphbogen erinnert – und das zu Recht:

Die Porta Nigra – geschmückt mit Pflanzenornamenten, Mythologie- und Kampfszenen – wurde einst dem römischen Kaiser Marc Aurel gewidmet.

Marc Aurel oder Marcus Aurelius, war von 161 bis 180 römischer Kaiser und als Philosoph der letzte bedeutende Vertreter der jüngeren Stoa.
Als Stoa (Στοά) wird eines der wirkungsmächtigsten philosophischen Lehrgebäude in der abendländischen Geschichte bezeichnet.

In Besançon, einer Stadt der Künste, lebt das Andenken an zwei berühmte Namen fort, Männer, die hier geboren wurden:
Die Brüder Lumière (1862 und 1864) – die “Erfinder des Cinématographen” (s. Foto rechts)
und der berühmte Schriftsteller Victor Hugo (1802), der den Franzosen (nach Voltaire) als ihr größter Autor gilt. Hugo schrieb u.a. “Der Glöckner von Notre-Dame” und “Die Elenden” (Les Miserables).

rechts das Geburtshaus von Victor Hugo

Blick auf den Turm der Kathedrale Saint Jean (12. Jh.)

Mein Urteil:
Besançon hat wesentlich mehr zu bieten als nur ein Hotelzimmer für die Nacht vor der Weiterreise in den Süden!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!